Lennart Neubauer fühlt sich auf jeder Bühne wohl – mit dem Rampen-Park, den der 17-Jährige zusammen mit Freunden und Sponsoren auf seiner Heimatinsel Naxos gebaut hat, macht er sich endgültig zur Rampensau. Wir zeigen die besten Bilder und Lennart erzählt, wie der Skate-Park auf dem Wasser entstanden ist.
Stam (mein Coach Stamatis Promponas) und ich hatten vor drei Jahren die Idee, eine Windsurf-Rampe zu bauen. Damals noch aus Treibholz und gebrauchten Wasserrohren gebaut, war das ganze sehr schnell zusammengeschraubt. Wir haben die Rampe dann das erste Mal im Oktober vor drei Jahren ins Wasser gelassen und waren erstaunt, wie gut die funktioniert hat. Nach ein paar Rampen-Sessions damals im Oktober haben wir das Projekt wieder etwas aus den Augen verloren. Als ich dann in das Red-Bull-Team gekommen bin, hatten wir dann die Idee für ein Projekt, nämlich einen kompletten Rampen-Park zu bauen, so wie einen Skate-Park, nur im Wasser.
Wir haben dann, gemeinsam mit Stam und meinem Boardshaper und Reparateur, Yiannis Maritsis aus Patras, fünf Rampen konstruiert und gemeinsam gebaut. Wieder aus Holz und wieder mit Gummirohren oben drauf. Die Rampen sind unterschiedlich hoch, die höchste Schanze misst 2,10 Meter an Land. Der Abstand zwischen den einzelnen Gummirohren beträgt 2,5 Zentimeter, damit die Finne beim Absprung genug Platz hat, in der Rille zwischen den Rohren zu gleiten. Starboard hat mir extra ein Rampenboard (Ignite mit 93 Liter) zur Verfügung gestellt. Maui Ultra Fins baute mir speziell eine Rampenfinne, so ähnlich wie eine Seegrasfinne. Leider passte diese dann nicht in die Finnenbox. Letztendlich hat Stam dann gemeinsam mit Yiannis Maritsis eine passende Finne produziert.
Alles war schon relativ lange geplant, die Rampen wurden bereits im Dezember 2020 fertig. Wir wollten aber auf wärmeres Wetter warten, da das angenehmer für den Körper ist, wenn man lange Zeit im Wasser ist. Mit dem ersten guten Forecast nach Ostern haben wir dann die Rampen zum ersten Mal zu Wasser gelassen und so aufgestellt wie ich sie gerne springen wollte. Am Anfang hatte ich doch echt Respekt vor der Höhe der Rampen, speziell vor der höchsten. Aber auch vor den beiden Rails, die wie Boxen aussehen. Nach den ersten Versuchen war die Angst aber weg. Dabei half aber wohl auch eine ordentliche Portion Adrenalin. Nun war ich auch sicher, dass ich Sprünge und Freestyle-Moves über die Rampen landen kann.
Der Red-Bull-Projektmanager hat sich dann eine Geschichte für einen kleinen Film ausgedacht, in dem nicht nur die spektakulären Sprünge über die Rampen zu sehen sind, sondern auch etwas von der Insel gezeigt wird. Den ganzen Clip kann man auf der Red Bull Homepage sehen, aber auch in dem Link in meiner Bio auf meinem Instagram Account. (Und natürlich in der Digitalausgabe des surf Magazins.) Ich finde den dreiminütigen Film echt gelungen, er beschreibt die gesamte Idee vom Rampen-Park ebenso wie die griechische Insel Naxos sehr gut.
Als wir dann mit dem Projekt anfingen, haben wir fünf Tage lang, jeweils sechs bis acht Stunden, gefilmt. Das Kamerateam von Red Bull bestand aus sieben Personen – das war echt krass. Es hat mir echt super viel Spaß gemacht, auch, weil ich mehrere Male meine Angst überwinden musste. Ich bin mir sicher, dass mir das beim normalen Windsurfen auch helfen wird. Es ist wichtig, sich seinen Ängsten zu stellen und diese dann zu überwinden. Das Gefühl ist unbeschreiblich, wenn man das erst mal geschafft hat.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Windsurfer das mal ausprobieren wollen, es wäre so cool, wenn solch ein Ramp-Park zum Beispiel auch mal bei einem EFPT-Wettbewerb zum Einsatz kommen könnte. Adam Sims, der Tourchef der EFPT, ist auch ganz begeistert von dieser Idee. Allerdings hatten wir die Genehmigung, den Park zu installieren, von der Hafenpolizei nur für den Zeitraum des Drehs, danach mussten wir die Rampen natürlich wieder aus dem Wasser holen. Diese Genehmigung, die Rampen für einen abgesprochenen Zeitraum, etwa für einen Wettbewerb wieder ins Wasser zu stellen, können wir uns aber wieder holen.
Ich glaube, dass dieses Projekt rekordverdächtig ist, da meines Wissens noch kein Windsurfer bislang diese Freestyle-Tricks auf solch hohen Rampen gesprungen ist.Aber selbst ohne Freestyle-Action, also einfach nur springen oder loopen über die Rampen, macht mega Spaß, nach dem Motto „keine Welle, kein Problem” – die Rampe machts möglich.