Wer ist Michel Gutbier?

Manuel Vogel

 · 31.07.2021

Wer ist Michel Gutbier?Foto: Privat

Der 17-jährige Hesse taucht in den letzten Jahren regelmäßig in der Spitze der Jugendwertungen des German Speed King und der Speed-DM auf, trotz Homespot Edersee.

Michel, es ist Lockdown und du wohnst weit ab der Küsten. Wie ist bei dir die Lage an der Windsurffront?

Während des ersten Lockdowns bin ich wesentlich mehr aufs Wasser gekommen. Da war ich noch auf einer anderen Schule, es gab Aufgaben zum Selbereinteilen, keine Videokonferenzen wie jetzt. Ich bin jedes Mal, wenn Wind war, aufs Wasser gegangen und ansonsten hab ich meine Hausaufgaben gemacht. Jetzt läuft alles nach Stundenplan, deswegen komme ich aktuell nur an den Tagen mit wenig Schule aufs Wasser.

Wie sieht normalerweise dein Windsurf-Alltag aus?

Durch das Foilen komme ich seit etwa einem Jahr echt viel aufs Wasser. Wir haben hier am Edersee sehr oft drei bis fünf Windstärken, das ist zu wenig für Speed oder Slalom, aber zum Foilen ist das perfekt. An guten Tagen mit mehr Wind schnappe ich mir dann aber gerne ein Slalombrett.

Du kommst aus einer Windsurf-Familie, dein Vater betreibt das Surfcenter am Edersee. War das für dich die Eintrittskarte in den Sport?

Ja, würde ich schon sagen. Ich wurde aufs Brett gestellt, als ich noch nicht mal denken konnte. Sobald ich stehen konnte, hab ich angefangen mit Surfen und so ging das dann immer weiter. Zwischen acht und zehn gab es mal eine Phase, wo ich nicht mehr so heiß war. Da hab ich keinen Fortschritt mehr gespürt, da hat es mir dann nicht mehr so viel Spaß gemacht. Aber dann bin ich mit meinem Vater mal Tandem gefahren und es wurde richtig schnell, das war der Wendepunkt. Seit dem war ich dann jeden Tag auf dem Wasser, wenn genug Wind war.

Als du dann wieder angefixt warst, hattest du da schon eine Disziplin für dich entdeckt? Gab es Vorbilder, denen du nachgeeifert hast?

Vorbilder waren schon Philip Köster und Björn Dunkerbeck, aber Disziplinen wie Wave oder Freestyle gehen hier einfach nicht so gut. Slalom und Speed funktionieren wesentlich öfter, dafür sind die Seen hier wirklich ganz gut. Und seit es Foilsurfen gibt, ist alles anders.

Wie viel mehr kommst du aufs Wasser, seit du das Foilen für dich entdeckt hast?

Im Frühjahr gibt es immer mal windige Tage, aber im Sommer ist es meistens relativ mau. Das waren dann früher vielleicht vier bis fünf Tage mit Gleitwind im Monat. Durchs Foilen sind es jetzt schon 17 bis 18 Tage. Vor allem im Sommer hat sich die Quote extrem gesteigert!

Zuerst die Schule fertig machen, dann vielleicht ein Jahr Pause  und viel surfen, anschließend soll das Studium  folgen – Michel Gutbier  hat einen klaren Plan für die nächsten Jahre.Foto: Privat
Zuerst die Schule fertig machen, dann vielleicht ein Jahr Pause und viel surfen, anschließend soll das Studium folgen – Michel Gutbier hat einen klaren Plan für die nächsten Jahre.

Was für ein Typ Foiler bist du? Cruist du entspannt mit einem kleinen Segel über den See oder stehst du eher auf Race-Foils?

Ich fahr schon eher Race-Foils, aber wenn man eine Woche lang darauf unterwegs war, will man auch mal andere Sachen ausprobieren. Dann schnappe ich mir ein kleineres Segel und fahre Foil-360er und Duck Jibes und so weiter!

Wie ist das bei euch am Spot – haben in den letzten Jahren mehr Jugendliche durchs Foilen wieder Lust aufs Windsurfen bekommen?

Man merkt schon, dass viele cool finden, wie das aussieht. Aber man muss auch sagen, dass es recht lange dauert, bis man als Anfänger dahin kommt. Das ist bisher noch das Problem. Wenn man es schaffen würde, schneller ins Fliegen zu kommen, dann würden das viel mehr Leute machen. Aber dadurch, dass es auch eine teure und zeitintensive Sache ist, ist die Szene hier überschaubar.

Bist du das ganze Jahr zuhause am Edersee oder auch mal an anderen Spots?

Meistens bin ich am Edersee oder am Singliser See, einmal im Jahr auch bei der Speed-DM auf Fehmarn. In den Herbstferien geht es dann meistens nach Herkingen am Grevelinger Meer zum Speedfahren. Es ist auch mal ganz schön, konstanten Wind zu haben.

Du bist beim German Speed King sehr erfolgreich, da kann ja jeder an einem beliebigen Spot fahren und seine Zeiten dann im Internet hochladen. Wie schaffst du es an einem Binnensee so gute Zeiten zu fahren?

Es gibt natürlich wesentlich bessere Spots, aber man kann sich nicht beschweren, wenn man so oft aufs Wasser kommt. Wenn man an der Nordsee wohnt und schneller mal zu einem echten Speedrevier fahren kann, dann hat man natürlich wesentlich bessere Chancen. In Zukunft werde ich auch mehr zu Wettkämpfen in andere Reviere fahren!Zuerst die Schule fertig machen, dann vielleicht ein Jahr Pause und viel surfen, anschließend soll das Studium folgen – Michel Gutbier hat einen klaren Plan für die nächsten Jahre.

„Seit es Windfoilen gibt, hat sich meine Wasserzeit während der Sommermonate locker verdreifacht.“ Michel GutbierFoto: Privat
„Seit es Windfoilen gibt, hat sich meine Wasserzeit während der Sommermonate locker verdreifacht.“ Michel Gutbier

Was hindert dich aktuell daran, mehr an Wettkämpfen teilzunehmen?

Mein Papa ist ja den Sommer über sehr an der Surfstation eingespannt und ich habe noch keinen Führerschein. Die meisten Slalom-Wettkämpfe sind an der Küste, wo ich auch mal gerne hinfahren würde. Deswegen ist es gut, wenn ich bald auch den Führerschein habe, dann bin ich unabhängiger.

Willst du dann im DWC mitsurfen, oder wohin soll die Reise gehen?

Da bin ich mir noch nicht so sicher, aber über längere Sicht möchte ich schon in den Slalom-Bereich. Vielleicht auch mal im Winter nach Teneriffa zum TWS-Training, um zu sehen, ob man Chancen hätte. Ich überlege auch, ob ich mit dem iQFOiL versuche, zu Olympia zu kommen. Aber da gibt es jetzt schon einige extrem gute Fahrer in Deutschland, das könnte schwer werden. Ich will erst mal meinen Abschluss machen, das dauert noch zwei Jahre. Eigentlich will ich nach der Schule studieren, aber mein Masterplan wäre natürlich, erst mal ein Jahr Pause zu machen, so viel wie möglich aufs Wasser zu kommen und Wettkampferfahrung zu sammeln.

FAKTEN

  • Geboren: 12.12.2003
  • Wohnort: Edertal
  • Beruf: Schüler
  • Größe/Gewicht: 185 cm/77 Kilo
  • Surft seit... ich stehen kann
  • Regattadebüt: Mehrere kleine Ragatten am Edersee und dann die deutsche Speed-Meisterschaft auf Fehmarn (2017)
  • Erfolge: 2020: 1. Platz U20 German Speed King; 1. U20 Foil German Speed King, 5. Overall Foil German Speed King
  • Lieblingsspots: Herkingen, Fehmarn, Hvide Sande, Edersee, Singliser See
  • Lieblingsmoves: Powerhalse, Foil-360er, Speed
  • Sponsoren: Starboard, Severne, ProLimit, Windsurfing Edersee, Novanet Netzfabrik, Glinicke British Cars, Nordswell, Caravan Conrad, Autohaus Marc, Bootswerkstatt Edersee, König Sails, Bänfer, Glas Menzel, Elektro Laske