Wer ist Tobias Bjørnaa? Interview mit dem PWA-Newcomer

Manuel Vogel

 · 09.07.2022

Wer ist Tobias Bjørnaa? Interview mit dem PWA-NewcomerFoto: John Carter/PWA World Tour

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – mit Tobias Bjørnaa steht ein junger dänischer Wavesurfer in den Startlöchern, der nicht nur die Fußstapfen seinen Vaters Mads ausfüllen, sondern eines Tages auch auf der PWA Tour durchstarten will.

Was soll schon aus einem jungen Kerl werden, der zu Fuß ans Muschelriff von Klitmøller laufen kann und dessen Vater zu den besten Wavesurfern Dänemarks gehört? Ohne Frage sind die Voraussetzungen für Tobias Bjørnaa ziemlich ideal – aber man muss eben auch was draus machen.

Tobias, du bist ein echter Klitmøller-Local, darum beneiden dich bestimmt viele, oder?

Ja, es gibt schlechtere Orte für einen Windsurfer. Dass ich hier aufwachsen kann, liegt daran, dass meine Eltern schon bevor ich geboren wurde, hierhin gezogen sind. Mein Dad (Mads Bjørnaa, die Red.) ist damals schon Contests gefahren und wollte unbedingt hier oben leben, um mehr aufs Wasser zu kommen. Jetzt sind wir natürlich viel zusammen draußen, ich hab’ ja noch keinen Führerschein. Vor allem in diesem Winter war es krass, ich hab’ noch nie so viel Wind erlebt wie zuletzt. Gefühlt hatte mein gesamter Winter den immer gleichen Rythmus: Schule, Mittagessen, Surfen, Schlafen. Ich habe aufgehört die Tage auf dem Wasser zu zählen.

Angesichts von so viel Wasserzeit, ist deine steile Lernkurve keine Überraschung, oder?

Ja, es wird besser. Ich war im Sommer vier Wochen lang in Pozo und hatte das Ziel, endlich den verzögerten Frontloop zu lernen – was am Ende, würde ich sagen, auch geklappt hat. Erst vor einigen Tagen habe ich meinen ersten Taka gestanden. Aber natürlich gibt’s noch viele Moves, die ich noch lernen möchte: Sichere Pushloops, Wave-360s und irgendwann mal den Doppelloop.

Oft pushen Eltern ihre Kinder, damit die das Gleiche machen wie sie. Manchmal geht das gut, manchmal ist das Resultat ein völlig anderer Weg. Wie war’s bei dir?

Mein Vater hat mich mit fünf Jahren mal aufs Brett gestellt, hier auf einem Fjord. Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Irgendwann bin ich dann an einem Tag mit kleinen Wellen auch auf der Nordsee raus. Seitdem ist Wavesurfen irgendwie mein Ding, und natürlich bin ich viel mit meinem Papa auf dem Wasser. Bei den Dänischen Meisterschaften waren wir mal zusammen in einem Heat. Natürlich hat er gewonnen, aber es wäre ein Spaß, ihn irgendwann mal zu besiegen. Er kann mir natürlich viele gute Tipps geben, nicht nur für Moves, sondern auch für Contests.

Von welchem Fahrer schaust du dir am meisten ab?

Ich liebe den Stil des Spaniers Marc Paré, der ja seit einiger Zeit hier oben lebt und den ich oft auf dem Wasser sehe. Auch Victor Fernandez gefällt mir unglaublich gut, der ist ein echtes Vorbild.

„Schule, Essen, Surfen, Schlafen. Dieser Winter war der Wahnsinn. Ich habe aufgehört die Tage auf dem  Wasser zu zählen.“
 - Tobias Bjørnaa
Foto: John Carter/PWA World Tour
„Schule, Essen, Surfen, Schlafen. Dieser Winter war der Wahnsinn. Ich habe aufgehört die Tage auf dem Wasser zu zählen.“ - Tobias Bjørnaa

Obwohl Dänemark unendlich viele gute Spots hat, scheint Windsurfen in Dänemark unter Jugendlichen nicht sonderlich populär zu sein. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Hmm, es gibt schon überall Windsurfer und auch hier ein paar junge Locals. Im Slalom- oder Foilbereich gibt’s in einigen Regionen recht viele Nachwuchsfahrer, aber wahrscheinlich liegt’s daran, dass Windsurfen nicht Fußball ist. Man braucht natürlich schon recht viel Material, Zeit und kann nicht mal einfach so loslegen wie bei anderen Sportarten. Hinzu kommt, dass es hier die Hälfte des Jahres düster und kalt ist. Das ist natürlich nicht jedermanns Sache. Cold Hawaii kann im Winterhalbjahr eine ziemlich ungemütliche Sache sein.

Seid ihr im Winter oft alleine auf der Nordsee unterwegs?

Kaum. In den letzten Jahren haben immer mehr Leute angefangen, auch im tiefsten Winter aufs Wasser zu gehen. Die Neos sind einfach immer besser geworden und die Kälte ist meist kein Problem mehr. Auch weil viele Leute nicht verreisen konnten, war hier immer ein bisschen was los.

Stichwort „verreisen“ – wie sieht das bei euch in der Familie aus, in der nicht alle die gleiche Leidenschaft teilen?

(Lacht) Das klappt ganz gut. Wir teilen uns auch manchmal auf. Manchmal beschwert sich meine Schwester, dass mein Dad und ich nur in die Welle wollen und sie will lieber ins Flachwasser.

Du hast mit Duotone und Fanatic bereits namenhafte Sponsoren...

Der erste Kontakt kam natürlich über meinen Papa zustande, und am Anfang hat er mir Material organisiert. Aber mittlerweile bin ich alt genug, um mich selbst darum zu kümmern.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Natürlich werde ich die Schule fertig machen, aber ich möchte danach schon versuchen, professioneller Windsurfer zu werden und die PWA World Tour zu fahren. Dafür muss ich natürlich noch besser werden und auch bei Wind von rechts mehr üben. Fürs erste will ich die Jugend-Worldcups mitfahren und weiterschauen.

Wie sehen deine Eltern diese Pläne?

Ich werd’ sicher irgendwas machen und studieren oder irgendwas in der Art. Aber insgesamt bekomme ich natürlich viel Unterstützung, weil mein Papa ja vieles auch so gemacht hat.

FACTS zu Tobias Bjørnaa

Alter: 15 Jahre

Geboren: 31. März 2006

Wohnort: Klitmøller/Dänemark

Beruf: Schüler

Größe/Gewicht: 187cm/65kg

Surft seit: 2011

Erfolge: 1. Platz Danish Wave Open Wave & Freestyle (2018); PWA World Champion Wave U13 (2018); PWA Vice World Champion Wave U15 (2019); Danish Junior Champ U20 (2019); 1. Platz Danish Open Junior Wave U20 (2021)

Lieblingsspots: Meine Homespots in

Cold Hawaii & Kanarische Inseln

Lieblingsmoves: Stalled Forward

Hobbies: Hauptsache aufs Wasser, zur Not mach’ ich auch mal Freestyle

Sponsoren: Fanatic, Duotone, ION, Noerstick, K4-Fins

Segelnummer: D-36

Social: Instagram und facebook