Ralf Bauers Surf-Film "SEM DHUL" - "Gegen den Wind" reloaded

Ralf Bauers Surf-Film "SEM DHUL" - "Gegen den Wind" reloadedFoto: Ralle Films
Ralf Bauers Surf-Film "SEM DHUL" - "Gegen den Wind" reloaded

Der „König der Löwen“ und „Forrest Gump“ waren 1994 die Blockbuster in deutschen Kinos. In deutschen Wohnzimmern startete die ARD Surfer-Soap „Gegen den Wind“ mit Ralf Bauer und Hardy Krüger Junior. 53 Folgen später verabschiedete sich die Surferclique 1999 vom Strand von St. Peter-Ording und deutschen Bildschirmen. Jetzt schreibt Ralf Bauer mit seinem Film „Sem Dhul – Die Wiederkehr“ die Geschichte in St. Peter weiter.

Mitte der 90er-Jahre brachte Ralf Bauer als Beau mit der ARD-TV-Serie „Gegen den Wind“ Surfen in Millionen deutsche Wohnzimmer. Die Damen waren entzückt, die Surfergemeinschaft geteilter Meinung. Und die Surfschulen erlebten einen „Bauer-Boom“. Nicht wenige, die heute auf dem Wasser sind, haben damals mit Surfen angefangen.

Jetzt kehrt Bauer nach St. Peter-Ording zurück mit seinem ersten eigenen Film „Die Wiederkehr – SEM DHUL“, der bereits online zu sehen ist (www.vimeo.com/ondemand/diewiederkehr) und ab Herbst/Winter 2021 auf Autokino-Tour in Deutschland gehen soll (www.ralfbauer.info). Christian Kohl, der den Schauspieler in „Gegen den Wind“ gedoubelt hatte, traf Bauer nach mehr als 20 Jahren wieder. Warum das Projekt ein Neustart ist, was in der Zwischenzeit passierte und welche Rolle dabei Surfen spielt, verrät Ralf Bauer seinem ehemaligen Double in einem sehr persönlichen Interview.

Moin! Schön, dich wieder zu sehen, wenn auch nur per Video-Stream. Ich bin gespannt: Worum geht es in deinem Film?

Ralf: Es ist die Geschichte von Ralf, der als Fluchthelfer für Tibeter in Indien gegen das chinesische Regime kämpft und seines Jugendfreundes Tonio, der ihn motivieren will, zurück in die deutsche Heimat nach St. Peter-Ording zu reisen, um einen gemeinsamen Jugendfreund zu retten. Vor der beeindruckenden Kulisse der Bergwelt des Himalajas und der Nordsee geht es dabei auch um einen Investor contra Surfer-Paradies, Windsurfer gegen Kiter, Ego gegen Mitgefühl und jung gegen alt.

"Wenn durch den Film Leute zum Surfen inspiriert werden, wäre das das Schönste."
Foto: Ralle Films

Das ist weit jenseits von einem reinen Spaßthema, sondern klingt auch sehr politisch. Wie bist du darauf gekommen?

Vor der Corona-Pandemie habe ich mehrmals zusammen mit einem befreundeten tibetischen Mönch Spenden in Deutschland gesammelt und in Flüchtlingslager nach Indien gebracht. Wenn du Tibeter kennst und siehst, was für friedfertige, wunderbare Menschen das sind und was ihnen in ihrem Heimatland angetan wird, dann ist das schon erschreckend. Ich war in Dharamslala, dem Ort, wo der Dalei Lama lebt, zu einer Veranstaltung eingeladen und habe kein Wort verstanden. Aber dort hatte ich eine Idee und ein Bild im Kopf, wie Antonio Putignano auf dem Rücken eines Esels hockt und in dieser kargen Bergwelt Tibets nach oben reitet, im Hintergrund sieht man ein tibetisches Kloster – darum habe ich eine Geschichte gesponnen. Spannend war für mich dabei auch, dass das Gedankengut tibetischer Mönche – diese Verbundenheit mit der Natur und das „In-sich-Ruhen“ – im Grunde sehr viel ähnliches mit der Philosophie vieler Surfer hat.

Schauspielerkollege Antonio Putignano dürfte einigen noch als „Rocky“ aus „Gegen den Wind“ bekannt sein. Gibt es in „Die Wiederkehr“ weitere Wiedersehen mit Kollegen von damals?

Eigentlich nur mit Antonio Putignano und mir – wir sind immer in Kontakt geblieben. Er ist so was wie ein italienischer Bruder für mich, den werde ich auch nicht mehr los.

  Antonio PutignanoFoto: Ralle Films
Antonio Putignano

Und was ist mit deinem früheren Serien-Partner Hardy Krüger jr.?

Das war eher ein Nebeneinanderher, wir haben uns manchmal getroffen, paarmal auch telefoniert, aber mehr und mehr aus den Augen verloren als dass man zusammen weiter den Weg gegangen ist. Für Surfer vielleicht interessant: Ich hatte damals auch mit „echten“ Surf-Größen Kontakt, wie mit Robby Naish, den ich auch zwischendurch immer mal wieder getroffen habe und der sich auch noch an mich erinnern konnte. Den wollte ich eigentlich für einen kleinen Gastauftritt in „Die Wiederkehr“ gewinnen. Das hat nicht geklappt, dafür konnte ich Weltmeister Vincent Langer überzeugen – und er hat seine Szene grandios als ein „One Taker“, also im ersten Versuch, gemeistert.

Nordseeweite und Himalaja-Hochgebirge, klingt bildlich sehr reizvoll. Habt ihr tatsächlich an beiden Orten gedreht?

Ja, wir haben in Nordindien gedreht in Ladakh. Das hat früher mal zu Tibet gehört. Regisseur Jean-Jacques Annaud wollte dort „Sieben Jahre in Tibet“ mit Brad Pitt drehen, er durfte nicht. Und Martin Scorsese wollte dort „Kundun“ drehen und durfte auch nicht. Du kannst dir vorstellen, wenn die beiden riesengroßen Regisseure dort drehen wollten, ist das schon ein phänomenales Ambiente. Und ich hatte eben das Glück durch den Kontakt zu den Tibetern, dass die Mönche alles für uns dort organisiert haben und wir eben dort drehen durften.

Du hast bei der Produktion viel selbst gesteuert. Und dich neben dem Schauspiel von der Tonmischung bis zum Colorgrading stark mit in dein Team eingebracht. Warum?

In so einem kreativen Prozess hat jeder so seine besondere Vorstellung und was ich nicht machen wollte, ist einen typisch deutschen Film. Ich wollte etwas anders machen. Ich weiß nicht, ob mir das gelungen ist, aber ich hoffe es. Dabei spielt natürlich auch das begrenzte Budget eine Rolle. Wir mussten kreativ sein, um alles umsetzen zu können. Glücklicherweise haben wir VW als Unterstützer gewinnen können, die nicht nur Fahrzeuge für den Dreh, sondern auch ein „Hotel California“ mit Bullies gestellt haben, in denen ein Teil der Filmcrew in St. Peter schlafen konnte.

Foto: Ralle Films

Wer hat dich bei den Surfaufnahmen unterstützt?

Wieso unterstützt? (lacht).

Ich nehme nicht an, dass du die Surfaufnahmen inzwischen alleine gemacht hast, auch wenn ich weiß, dass du für „Gegen den Wind“ surfen gelernt hast und Spaß dabei hattest.

Den habe ich immer noch. Aber das ist quasi unaufholbar, was ihr damals schon konntet, für einen, der spät mit Surfen anfängt... Worldcupper Nico Prien hat mich diesmal gedoubelt und Niclas Nebelung. Kiteprofi Marian Hund hat die Kitesurfaufnahmen gemacht. Der Flessi (Anmerkung der Redaktion: Bernd Flessner) hat alles etwas koordiniert in seinem sonstigen Chaos – der ist ja auch immer unterwegs. Nico, Niclas und Marian haben sich da wirklich durchgekämpft. Wir haben in St. Peter-Ording erst Mitte September angefangen und bis Mitte Oktober gedreht. Mit der Second Unit, dem Kamerateam für Surfaufnahmen, ist das ja immer etwas schwierig, weil – das weißt du – wir natürlich immer von Wind und Wellen abhängig sind. Beispielsweise sollte der Wind aus der selben Richtung kommen, damit die Szenen-Anschlüsse stimmen. Und wenn du eben an drei unterschiedlichen Tagen drehst, ist das extrem kompliziert. Torsten Schulze von Tonix Pictures aus Kiel, Turtle genannt, hat sich für die Wasseraufnahmen in die Fluten geschmissen.

Ich erinnere mich sehr gut wie schwierig das ist und dass die Surfszenen aus „Gegen den Wind“ damals in Surferkreisen auch zum Teil für viel Erheiterung gesorgt haben: Wenn du bei Flaute und Sonnenschein mit Wasser bespritzt in die platte Nordsee liefst und das mit einer Surfaufnahme bei Sturm zusammengeschnitten wurde...aber insgesamt hat die Serie viele zum Surfen gebracht. Du wirst sicher auch jetzt noch immer wieder mit der Serie in Verbindung gebracht – nervt das oder sind das eher schöne Erinnerungen ?

Das sind nur schöne Erinnerungen. Weißt du, ich glaube, wenn du am Ende des Lebens zurückschaust und hast Sachen gemacht, die andere Leute dazu inspiriert haben, etwas Gutes zu machen, dann ist das eine sehr schöne Erinnerung. Wenn ich dazu beigetragen habe, dass andere Surfen gelernt haben, dann ist das was Gutes. Weil ich glaube, durchs Windsurfen lernst du auch viel über dich selber kennen. Du lernst viel über die Natur kennen und das ist so ein elementarer wichtiger Bestandteil des Lebens eines jeden Menschen oder sollte es sein. Deswegen ist das im Grunde genommen eine der besten Erinnerungen, die ich überhaupt habe.

  Bei „Gegen den Wind“ doubelten Jungs wie Christian Kohl von der „Surf-Akademie“ die Schauspieler. Im neuen Film waren Nico Prien und Kiter Marian Hund vor St. Peter unterwegs.Foto: Ralle Films
Bei „Gegen den Wind“ doubelten Jungs wie Christian Kohl von der „Surf-Akademie“ die Schauspieler. Im neuen Film waren Nico Prien und Kiter Marian Hund vor St. Peter unterwegs.

Wir waren ja beide damals in einer Startphase des Erwachsenen-Lebens Anfang oder Mitte 20 mit großen Zielen – was du gespielt hast, habe ich in echt verfolgt, nämlich das Ziel, Surfprofi zu werden. Und du hattest natürlich auch große Ziele in deinem Business, also beim Film. Wie sieht deine bisherige Bilanz aus?

Das war irgendwann merkwürdig, nachdem „Gegen den Wind“ zu Ende gewesen ist, waren eigentlich die Ziele schon erreicht...(denkt nach). Das war etwas ganz Komisches. Ich wollte moderieren, ich wollte schauspielern, ich wollte Bühne, ich wollte Film, Fernsehen machen und das war alles bis Ende der 90er-Jahre schon erreicht. Und dann stand im Grunde genommen etwas Neues an, worauf ich aber erst viel später darauf zurückgegriffen habe: Dass ich selber produzieren wollte. Das ist erst jetzt mit diesem Film eingetreten, aber das lag eigentlich schon seit 2000/2001 in der Luft und es hat nur der richtige Schub gefehlt.

Was war in der Zwischenzeit?

Im Grunde genommen lief das für mich immer sehr gut. Ich bin jetzt seit all den Jahren in diesem Business und es war nur einmal, dass ich aufs Arbeitsamt angewiesen war für zwei Monate. Und das war noch vor „Gegen den Wind“. Die beiden Monate Leerlauf zwischen dem Drehbeginn der Serie und meiner damaligen Disney-Club-Moderation, die ich übrigens gut genutzt habe: In Venezuela, Isla de Coche, um den Wasserstart zu üben. Der Trainer, Wolfhart Smidt, sagte mir damals, wenn du den kannst, dann kann dir nichts passieren... Also, es lief eigentlich beruflich immer gut, tot, toi, toi. Allerdings muss ich auch sagen, dass mich die gemachte Schauspielausbildung natürlich viel getragen hat. Weil ich 1999 auch schon anfing, Theater zu spielen – das lag mir einfach. Ich habe damals den Faust gespielt in Frankfurt, im Goethe-Jahr. Eine ganze Reihe von Filmen und Theater folgten, mehr als 50 Produktionen insgesamt. Zu einer Feier zu meinem 22-jährigen Bühnenjubiläum vor acht Jahren hatte der Casting-Direktor vom Disney-Club mir die alte Pressemappe mitgebracht und da stand in einer Vita, die ich mit Anfang 20 ausgefüllt hatte, als Berufswunsch: professioneller Theaterschauspieler.

Es ist im Moment sicherlich auch Corona-bedingt nicht leicht, einen Film selbst zu produzieren.

Ich bin ganz lange mit dieser Idee schwanger rumgelaufen. Und 2018 habe ich dann gesagt, okay, wenn ich jetzt nicht anfange zu drehen, dann wird das nichts mehr. Jetzt im Nachhinein kann ich nur sagen, es hat mir recht gegeben...nach Indien reisen ist Corona-bedingt einfach unmöglich, geschweige denn unter normalen Bedingungen zu drehen.

Und mit deinem ersten eigenen Film hast du wieder aufs Surfen gesetzt. Welche guten und welche schlechten Erinnerungen verbindest du damit?

Also, Neopren anziehen gehörte bei „Gegen den Wind“ nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung, weil ich einfach zu lange im Hochsommer diesen orangefarbenen Neo am Strand anhaben musste. Und manchmal auch frustriert war, weil bei Strandszenen wirklich geiler Wind gewesen ist und ich nicht aufs Wasser durfte. Eine meiner schönsten Erinnerungen ist ein Surfurlaub später auf Kos, im Robinson Club. Da war sensationeller Wind, da konnte ich pirschen, das war... wenn du zum ersten Mal so ins Gleiten kommst und du hast das Gefühl, du fliegst über die Wellen... hmm...das ist etwas total Berauschendes. Das ist auch schwer erklärbar für Menschen, die nie Windsurfen waren oder nicht über ein gewisses Level hinaus gekommen sind. Aber das ist faszinierend. Ja, es ist ein Gefühl, was süchtig macht. Und wenn man das mal erlebt hat – dann vergesse ich auch, dass ich dabei einen Neopren anhabe (lacht).

Das kann ich 100% unterschreiben. Ich erinnere mich noch an mein erstes Mal im Gleiten, so mit 12 oder 13 Jahren. Und seitdem bin ich dabei, nur als unsere Kinder klein waren, hatte ich ein bisschen zurückgeschraubt. Und jetzt sind sie mit mir zusammen auf dem Wasser... Nachwuchs war bei dir nie Thema?

Ich habe keine Kinder. Weil ich halt extrem viel unterwegs gewesen bin, war das nie so richtig das Thema. Wobei, ich liebe Kinder. Ich sag jetzt einfach mal so: was nicht ist, kann ja noch werden. Weißt du, wenn du Schauspieler bist, bist du von so vielen Faktoren abhängig, du bist halt immer auf Abruf irgendwie. Das ist natürlich mit Familie dann immer ein bisserl schwierig. Das ist ein bisserl wie bei dir: Du gehst Windsurfen, wenn der Wind da ist. Und ich muss halt arbeiten, wenn Jobs da sind. Hmm... und dann muss man natürlich auch eine Frau finden, die das alles mitmacht – das Chaos (lacht).

Du machst auch Yoga und gibst darin sogar Unterricht. Wie bist du darauf gekommen und warum?

Ich hatte schon früh, mit Ende 20, auch beim Dreh in St. Peter, Rückenprobleme, die oft nur mit einer Spritze gelindert werden konnten. Und ich habe immer eine Lösung und Sportart gesucht, die ich unabhängig von Raum, Zeit und Ort machen kann. Und irgendwann bei einem Dreh auf Tahiti war eine deutsche Yogalehrerin, die hat mir eine Übungsabfolge gezeigt. Nachdem ich das wochenlang praktiziert hatte, habe ich gemerkt, dass meine Rückenschmerzen ausblieben. Und deswegen bin ich dem Yoga treu geblieben.

Du hast sinngemäß mal gesagt, dass Yoga auch dazu beiträgt, dass man weiß, wo man herkommt und wo man hinwill. Wo willst du hin?

Mehr selber produzieren. Und wenn es gut läuft, mit den Ergebnissen als Inspirationsquelle für Heranwachsende dienen.

Dabei greifst du auch Umweltthemen auf. Du erwähntest, dass es in „Die Wiederkehr“ auch um ein Investment geht, das offenbar dem Surferparadies entgegen-steht. In St. Peter-Ording ist das Thema „Tourismus-Wachstum contra Natur“ ja realistischer denn je – es gab eine Petition gegen ein Hotelprojekt in den Dünen.

Ich wusste das gar nicht bei den Arbeiten am Drehbuch. Was ich inspiriert von der Realität im Film genutzt habe, war der Brand der Surfschule in St. Peter vor einiger Zeit. Aber diesen Streitfall um den Hotelkomplex habe ich erst beim Drehen da oben mitbekommen. Manchmal ist es erschreckend, was aus Geldgründen alles gemacht wird, einfach, um noch mehr zu steigern oder damit die Aktien noch besser dastehen. Es gibt einen Surfer-Spruch, den ich einfach mag: Lieber mit dem Fahrrad an den Strand, als mit dem Porsche ins Büro. Gerade jetzt in der Pandemiezeit hat dieses Motto an Bedeutung gewonnen, wo die jungen Leute nicht ausgehen konnten wie wir früher – einfach tanzen, sich treffen, ohne Probleme, weil du fürchten musst, dieses Corona-Virus mit nach Hause zu bringen und deine Eltern oder Großeltern zu infizieren. Das sind Entwicklungen, wo man das Elementare, das wirklich Schöne, was die Welt zu bieten hat, wieder mehr zu sehen und zu schätzen lernt. Zusammensitzen mit Freunden, paradiesisch mit Lagerfeuer am Strand, das sind solche grundlegenden Sachen.... und zwar ohne, dass man den Müll anschließend ins Meer schmeißt. Ich war mal in Thailand zum Schnorcheln und sah diesen Plastikmüll, den ich da hochgeholt habe, das war gruselig. Wenn du siehst, bei welchen Nahrungsketten – von den Walen bis zum Menschen – inzwischen Mikroplastik nachgewiesen wird, dann ist das erschreckend. Und diese Entwicklung fängt eben manchmal beim liegengelassenen Müll am Strand an und geht mit dem Bau eines Hotelkomplexes in den Dünen weiter. Wenn du das weiterspinnst, wird leider manchmal das, was von der Natur gegeben ist, einfach weggewischt. Beispielsweise für schnöden Mammon, den man nicht essen kann. Es fällt uns offenbar häufig schwer, Maß zu halten. Ich hoffe, dass das Bewusstsein, wie wichtig die Umwelt, eine saubere Luft oder dass wir gesundes Essen haben, auch trotz Pandemie weiter wächst.

Unter anderem Corona-bedingt musstest du kreativ sein, damit „Die Wiederkehr“ zu den Menschen kommt.

Weil wir nicht genau wussten, wie und wann das mit den Kinos weitergeht, haben wir uns entschieden, den Film online zu präsentieren. Wenn die geplante zusätzliche Autokino-Tournee klappt, freue ich mich sehr. Denn ich glaube, „Die Wiederkehr“ ruft danach, direkt in die Kommunikation mit den Leuten zu gehen und ich kann mir gut vorstellen, vor Live-Publikum dazu Rede und Antwort zu stehen. Weil der Film neben der Leichtigkeit des Surfens, des Strandlebens, des „sich Austobens auf dem Wasser“ und des Spürens dieser Naturgesetzmäßigkeiten am eigenen Körper in einer angenehmen Art und Weise eben auch eine andere Welt thematisiert: Das politische, das Schwere, wenn mit Menschen schlecht umgegangen wird, beispielsweise um Naturressourcen abzugreifen. Es ist eine Grundidee des Films, dass du wie in jedem normalen Leben – wie zum Beispiel in meinem – neben der Leichtigkeit auch mal die Schwere haben kannst. Aber auch in dieser Schwere versuchst, eine Leichtigkeit zu behalten.

Danke dir, Ralf, viel Erfolg!

Weißt du, das, was du vorhin gesagt hast, dass durch die Serie oder eben durch einen Surf-Film Leute inspiriert werden zum Surfen, das ist quasi das Schönste, was passieren kann. Das wäre ein Erfolg.

Wie es damals wirklich war

St. Peter-Ording als Surferparadies ist bereits Mitte der 90er-Jahre einem Millionenpublikum als Vorabend-Serie „Gegen den Wind“ mit Ralf Bauer in die Wohnzimmer geflimmert. Das Konzept lautete vereinfacht: Junge Surferclique geht durch dick und dünn auf dem Weg zum Traumberuf Surfprofi. Und das hatte reale Vorbilder: Die damals in St. Peter angesiedelte gemeinsame Trainings-Gruppe der „Surf-Akademie“ verfolgte genau dieses Ziel. Christian Kohl war mit 16 Jahren einer der ersten „Akademiker“, wohnte im Friesenhaus Frisia, das im Pilotfilm auch die Heimat von Ralf Bauers Filmfigur Nik war, hatte die Segelnummer 660, die Nik ebenfalls im Pilotfilm fuhr.

  Die junge Surferclique aus den 90ern ist auch in die Jahre gekommen und der Fokus liegt eher in tibetischen Bergen als am Nordseestrand. Doch irgendwie kommt im Film „Die Wiederkehr“ alles wieder zusammen. 1993 widmete das surf Magazin „Gegen den Wind“ eine große Story.Foto: SURF Magazin
Die junge Surferclique aus den 90ern ist auch in die Jahre gekommen und der Fokus liegt eher in tibetischen Bergen als am Nordseestrand. Doch irgendwie kommt im Film „Die Wiederkehr“ alles wieder zusammen. 1993 widmete das surf Magazin „Gegen den Wind“ eine große Story.

Der Strand und die Film-Surfschule waren praktisch das „Wohnzimmer“ der echten St. Peteraner Clique. „Eigentlich hat Ralf mich gedoubelt, habe ich mir damals immer gedacht“, so Kohl. „Wir waren ja die Echten“. Kohl konnte als größten Wettkampf-Erfolg den Deutschen Meistertitel im Slalom 1996 verbuchen und fuhr drei Jahre im Worldcup. „Natürlich war die Handlung in der Serie maßlos übertrieben, aber in manchen Teilen haben wir uns schon wiedererkannt. Der Wille, es als Surfprofi zu schaffen, war der rote Faden in echt und im Film“, sagt Kohl. Hingegen sei es natürlich nur der Serien-Dramaturgie geschuldet, dass die TV-Surfer gefühlt alle zwei Wochen neue Freundinnen hatten. „Pure Fiktion“, so Kohl. Die echte Liebe zum Surfen konnte man aber in der Serie nachvollziehen. Bei Kohl hält diese Liebe zum Surfen weiterhin an und er geht bei Sturm – sofern es sein seriöser Beruf als langjähriger Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Gesundheits- und Familienministeriums von Schleswig-Holstein zulässt – auf der Nord- und Ostsee dieser Passion nach.

  Die junge Surferclique aus den 90ern ist auch in die Jahre gekommen und der Fokus liegt eher in tibetischen Bergen als am Nordseestrand. Doch irgendwie kommt im Film „Die Wiederkehr“ alles wieder zusammen. 1993 widmete  das surf Magazin „Gegen den Wind“ eine große Story.Foto: Ralle Films
Die junge Surferclique aus den 90ern ist auch in die Jahre gekommen und der Fokus liegt eher in tibetischen Bergen als am Nordseestrand. Doch irgendwie kommt im Film „Die Wiederkehr“ alles wieder zusammen. 1993 widmete das surf Magazin „Gegen den Wind“ eine große Story.