Der Herausforderer kommt im pinkfarbenen Dress direkt aus dem Wellenbad. Das NeilPryde Atlas ist kein braves Freemove-, sondern ein waschechtes Power-Wavesegel. Der Vergleich ist also spannend. Dabei schlägt es sich vor allem in zwei Wertungen brillant bis erstaunlich gut. Das flache und eher soft wirkende Profil schiftet in Manövern blitzschnell und lässt sich am leichtesten dirigieren, Back surfen oder untertauchen. Die Segel- und Lattenrotation um den Mast bleibt dabei nahezu unspürbar. Dabei wirkt es immer agil, liegt aber im Gegenzug nie richtig ruhig in der Hand.
Beim Angleiten bildet sich ein Profil, das überraschend viel Vortrieb erzeugt, womit dich das NeilPryde Atlas in schwierigen Wellenbedingungen aus verzwickter Lage retten kann, und auf Flachwasser bekommst du die nötigen PS, um auch bei mittlerem Gleitwind schnell Speed für den nächsten Move zu erreichen. Das gelingt mit etwas mehr Segelgefühl besser, denn auf zu viel Zug einer Hand reagiert das Segel sehr direkt – wer noch wenig oder keine Gleiterfahrung hat, bremst sich damit eventuell aus.
Wird das NeilPryde Atlas aber sauber hingestellt, zieht es auf den ersten Metern fast früher los als ein Severne Convert – dann ist das Speedduell aber auch schnell beendet und das Atlas gleitet zwar gut weiter, aber eben nicht auf dem Speed-Niveau von Segeln aus der Freerideklasse. Als Wavesegel ist es naturgemäß nicht auf Topspeed optimiert, sondern auf Handling und Manöver. Doch weil es gut angleitet und bei starkem Wind den Druckpunkt sicher zwischen den Händen hält, können Surfer, die dem Aufsteiger-Stadium entwachsen sind, es problemlos auch auf Freemoveboards verwenden.
Die geringfügig weniger hoch ragende Gabelaussparung deutet auch bereits an, dass das Segel nicht auf breiten Freerideboards gesurft werden sollte. Wer aber ein Segel für richtige Wellen und obendrein regelmäßige Flachwasser-Session sucht, bekommt mit dem NeilPryde Atlas ein Tuch, das bestes Handling mit genügend Gleitpower und Kontrolle vereint. In der Variante HD ist es durchgehend mit X-Ply ausgestattet und auch sämtliche weiteren Features sind auf gehobenem Niveau.
Für Surfer ohne Speedambitionen, die mit zwei oder drei km/h weniger Topspeed leben können, bietet das NeilPryde Atlas eine gute Alternative mit genügend Gleitpower, bestem Handling und echter Welleneignung. Weil es leichthändig und agil, aber weniger fahrstabil in der Hand liegt, würden wir Aufsteigern innerhalb der NeilPryde-Palette zum Fusion raten.
Super handlich in Manövern, voll Wave-tauglich
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Agil statt fahrstabil, weniger Top-Speed
*surf-Messung