Diese Freeracesegel sind im Test dabei:
Freeracesegel bieten den vermutlich besten Kompromiss, um sich an den persönlich möglichen Topspeed heranzutasten, ohne dabei die Nachteile von meist schweren Racesegeln zu erleiden. Die Segel bieten auch mit etwas schmalerer Masttasche und etwas weniger Loose Leech (locker flatterndes Achterliek) bereits eine so gute Kontrollierbarkeit und ein so großes Speedpotenzial, dass für die meisten Surfer vorerst nur das eigene Können die Schallmauer definiert. Racesegel sind dagegen nicht nur deutlich teurer, sondern obendrein unhandlicher beim Aufbau sowie kraftraubender beim Wasserstart und in Manövern. Vor dem endgültigen Griff zum reinen Racesegel empfiehlt sich zuvor lieber noch eine schnellere Finne oder ein Slalom-Raceboard – Tuningmaßnahmen, die mehr Speed ermöglichen, ohne zwingend Nachteile mitzubringen, denn eine schnelle Carbon-Finne und ein gutes Slalom-Raceboard können sogar leichter zu beherrschen sein als ein schlecht getrimmtes Freeraceboard.
Die getesteten Freeracesegel zählen ausnahmslos zu den hochwertigen Modell-Linien der Marken und geizen daher auch nicht mit Features. Dazu überzeugen die Testsegel durchweg mit solide dimensioniertem Monofilm. Zwischenzeitliche Versuche einzelner Marken, mit hauchdünner Knisterfolie Gewicht zu sparen, wurden offensichtlich aufgegeben. Die Toppkappen sind entweder aus robustem Kunststoff oder entsprechend verstärkt, die Lattenenden beidseitig geschützt. Außer bei Neil-Pryde haben die Designer einen Scheuerschutz auf der Diagonallatte vorgesehen. Das V8 liegt aber im normalen Trimm auch nicht an.
Ein Severne Moto dagegen wird sicherlich häufiger auch mal mit ganz locker eingehängtem Schothorn und entsprechend an der Gabel anliegendem Profil gesurft. Was dem Moto fehlt, ist eine optische Trimmmarkierung. Bei den anderen Segeln findet man Trimmpunkte im Segel und bei Duotone zusätzlich ein kleines Sichtfenster in der Masttasche, durch welches man sehen kann, wie weit das Segel über die Mastunterkante getrimmt wurde – Ezzy-Surfer kennen ein ähnliches Prinzip. Eine mit Klettverschluss verstellbare Markierung „speichert“ sogar deinen Lieblingstrimm. Das NeilPryde-Segel sollte nur bei Sturm komplett bis auf den letzten Trimmpunkt gezogen werden, beim GA hat sich der Max-Trimm beim Test dagegen als Standard-Setup etabliert. Das Duotone-Segel bietet mit großer Trimmrange besonders viele Optionen und verändert sich auch je nach Windstärke am stärksten spürbar.
Zahlreiche weitere Detailfotos zeigen wir in einem separaten Artikel sowie in den Einzelbewertungen der getesteten Modelle!
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Segel mit 460er RDM-Mast so straff wirken kann.” (Nicholas Slijk, surf-Tester)
Wer die richtige Reihenfolge einmal verinnerlicht hat, baut sein Camber-Segel beinahe so schnell auf wie ein NoCam:
Zum Anklappen der Profilstützen drückt man idealerweise auf die ins Segel gedruckten Markierungen oder in die Masttasche direkt auf den Camber. Bei den meisten Segeln lässt sich der Camberdruck gegen den Mast durch Distanzringe („Spacer“) einstellen, bei Duotone durch eine ausgetüftelte Schraubmechanik sogar bei angeklapptem Camber. Der Verstellweg dieser Mechanik dürfte beim oberen Camber für einen maximal straffen Sitz noch etwas länger ausfallen. Beim S_Pace muss die passende Vorliekskraft deshalb beim Aufbau etwas genauer gezogen werden, damit dieser Camber, bei zu wenig Vorliekzug, vor dem Durchtrimmen nicht wieder abspringt. Fertig getrimmt und auf dem Wasser ist das aber nicht mehr passiert. Die NeilPryde-Camber sind nicht verstellbar, sitzen im Neuzustand noch sehr stramm am Mast und rotierten nicht auf Anhieb komplett durch. „Das gibt sich aber auf jeden Fall mit der Zeit“, weiß surf-Tester Nicholas aus Erfahrung.
Severne liefert das Moto mit kleinen RDM-Cambern, denn das Konzept des Segels beinhaltet, dass alle Größen auf RDM-Masten und auf einer Gabel (160–220) geriggt werden können. Die Trimmkräfte unterscheiden sich gewaltig. Das NeilPryde V8 erfordert schon richtig viel Muskelkraft – oder besser gleich eine Verlängerung wie die Duotone Power.XT mit Ratsche. Die 75 bis 90 Kilo Zug bei Duotone, GA-Sails und Severne lassen sich dagegen noch gut herkömmlich ziehen. Bei allen Segeln haben wir die mit einer Zugwaage gemessene maximale Trimmkraft in Kilo angegeben.
Alle Camber funktionieren nahezu tadellos. Sowohl beim Auf- und Abriggen wie auch in der Halse. (Stephan Gölnitz, surf-Tester)
Weil die Leistungsunterschiede tatsächlich recht klein ausfallen, könnte das subjektive Empfinden den Kauf für manchen Surfer deutlich stärker entscheiden. Gedämpft oder direkt? Eher sehr kraftvoll und mit Power auf der hinteren Hand? Oder doch lieber ausgewogen neutral mit weniger Beschleunigungsoption durch Zug mit der Segelhand? Beim NeilPryde V8 und auch beim Duotone liegt der Druckpunkt beispielsweise gefühlt etwas weiter hinten und oben. Das lässt diese Segel etwas größer wirken, bietet aber umgekehrt viel Potenzial für maximale Leistung, besonders bei Leichtwind und auf Amwindkursen. Bei Severne und GA dagegen könnte manchem Surfer, der gerne mit deutlichem Zug der hinteren Hand die Segelpower kontrolliert, beim Angleiten und Beschleunigen etwas „Response“ fehlen. Hier spielen die persönlichen Vorlieben ebenso eine Rolle wie auch die Körperstatur. So fühlen sich kleinere Surfer vermutlich mit einem Severne oder GA besonders wohl, größere Surfer bekommen mit einem V8 oder S_Pace den nötigen Hubraum. Eine Sonderstellung nimmt das GunSails Vector ein, das durch die extrem ruhige, stabile Position auf dem Board sehr kontrollierbar wirkt – allerdings zum Manövrieren spürbar mehr Kraft erfordert.
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