No Cam FreeracesegelNeilPryde Speedster Evo im Test - Thronfolger in Sicht?

Stephan Gölnitz

 · 29.11.2025

Auf den ersten Blick sieht das EVO aus wie ein Cambersegel, doch in der Halse zieht sich das Profil komplett flach und es rotiert leicht und weich.
Foto: Stephan Gölnitz
NeilPryde bringt als camberloses Segel für die Freerace-Klasse ein Speedster EVO – das dem klassischen Speedster die Krone streitig machen könnte.

Das Speedster ist bislang das leistungsstärkste No-Cam-Segel in der Pryde-Palette. Bekannt als fahrstabil und schnell auf der linken Spur – aber auch für das etwas wuchtige Gefühl beim Angleiten. Beim zusätzlichen Speedster EVO für die Saison 2026 hat Designer Robert Stroj nicht wie ein Schneider gearbeitet, der bei einem alten Anzug lediglich Bundweite und Beinlänge anpasst, sondern ein komplett neues Modell entworfen – mit dem Zeug dazu, mehr als nur einen Modetrend zu setzen.

Sportliche Optik & komfortabel zu trimmen

Das NeilPryde Speedster EVO liegt nach dem Aufbau bereits an Land komplett anders zu deinen Füßen als bisher. Die Latte über der Gabel endet nicht schon vor dem Mast, sondern schiebt sich leicht seitlich vorbei. Die Latten zeigen – nur unten und im vorderen Drittel – auch ohne Winddruck lediglich ein ganz leichtes Profil. Beim Aufriggen flutscht der Standardmast in die weite Masttasche wie ein RDM. „Die weite Masttasche“, erläutert uns Robert auf Nachfrage, „erleichtert das Aufriggen und wir können die sogenannte Component Mast Sleeve wie bei unseren Racesegeln einsetzen. Die Latten laufen dabei bis in die Masttasche hinein, als wäre es ein Cambersegel.“ In der mehrteiligen Masttasche kommt vorne robustes Dacron und seitlich eher leichtes X-Ply-Material zum Einsatz. Neben der Gewichtsreduzierung verspricht Robert „weniger Stretch und eine saubere Anströmkante mit den Nähten jetzt seitlich am Mast“.

Uns fällt beim Trimmen weiterhin das sehr harmonisch über das gesamte Achterliek verlaufende Loose Leech auf, der Schothorntampen wird locker eingehängt oder lediglich leicht gespannt. „Der neue Segelschnitt erlaubt eine größer Trimmrange und funktioniert auch mit wenig Vorliekspannung bei Leichtwind gut“, ergänzt Robert. Auffällig neu ist die breite, dreiteilige Vorlieksbahn, die optisch fast nahtlos in die Masttasche übergeht, was dem Segel eine beeindruckende Camber-Race-Optik verleiht. Aus der Racesegel-Ent wicklung stammen beim EVO auch die etwas längeren Vorlieks- und kürzeren Gabelmaße, denn „eine lange Gabel vermittelt zwar subjektiv ein gutes Power-Gefühl, lässt ein Segel aber auch etwas schwererer wirken“, erklärt Robert.

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Das NeilPryde Speedster EVO vereint das stabile Fahrgefühl eines Cambersegels mit den Vorzügen von leichten No-Cam-Segeln.

Druckvoll &besonders fahrstabil

Den finalen Prototyp des 7,5er Segels, noch mit handgekritzelten Maßangaben, konnten wir bereits bei besten Bedingungen am Gardasee surfen. Auf dem 100er SDM-Mast kommt es willig aus dem Wasser und liegt beim Dümpeln stabil in der Hand: „angenehm leicht, kein Wegdrehen, kein Zappeln“, wird ins Testprotokoll notiert. Dank lokalhafter Windeinschätzung sind wir auf den Punkt genau auf dem Wasser und das Speedster kann gleich in der ersten dahingehauchten Südwind-Brise seine Leichtwindqualitäten beweisen. Auf Pumpzüge reagiert es elastisch, leicht gedämpft, aber gefühlt sehr druckvoll. Die breite Masttasche bietet viel Tuch für ein sehr kraftvolles Profil im Bereich der Gabel, das so sauber geshapt im Wind steht wie von unsichtbaren Cambern fixiert. Mit nur leichter Spannung am Schothorn schiebt das EVO druckvoll nach vorne, lädt sich früh auf und steht immer sehr stabil auf dem Board.

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Auch ohne direkten Vergleich würden wir den Druckpunkt etwas weiter vorne im Segel markieren als beim „alten“ Speedster. Und der bleibt da auch unverrückbar, als das „Ora“-Gebläse im weiteren Testverlauf ordentlich aufdreht. Im gesamten Windbereich kannst du die Hände länger vom „Lenkrad“ nehmen als beim assistierten Autofahren. Kräftige Böen werden angenehm absorbiert, genauso wie Kabbelwellen – ohne zu stauchen oder auch nur leichteste Fältchen zu ziehen. Die Kontrollierbarkeit ist bereits im leistungsstarken Mittelwindtrimm sehr gut und bietet noch reichlich Potenzial nach oben raus. Erstaunlich gut rotieren auch die steifen Tube-Latten in der Halse um den Mast, und auch das Profil in den Latten schlägt beinahe unmerklich um.

surf-Fazit zum NeilPryde Speedster EVO

Das neue EVO überzeugt beim ersten Solo-Test durchweg. Es wirkt leicht, druckvoll und besonders fahrstabil und kontrollierbar.

Technische Daten NeilPryde Speedster EVO

GrößeVorliekGabelGewicht*Preis
5,04041703,30969,00
5,54171773,50999,00
6,04351843,701029,00
6,54521903,901059,00
7,04691974,101079,00
7,54862034,501099,00
8,05032104,701129,00

*Herstellerangabe


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