Lange waren Naish-Segel recht weich, doch das hat sich seit der Saison 2023 geändert. Mit höheren Trimmkräften will das Naish Force 4 nun in Form gebracht werden, das Loose Leech bildet sich oben weniger stark aus, läuft aber recht weit runter in Richtung Schothorn. An der Gabel reicht moderater Zug, um einen großen Windbereich abzudecken – dazu später mehr.
Geschmacksache ist seit jeher der offene Rollenblock am Segelhals, den Tampen legt man ohne Fummeln einfach auf die Rollen, allerdings fällt dieser in lockerem Zustand auch schnell mal wieder runter. Die Ausstattung selbst ist auf einem hohen Niveau, über die Wahl der Schothorn-Öse lässt sich die Segelcharakteristik noch leicht verändern (oben = mehr Power, unten = mehr Kontrolle). Das Force 4 gehört nicht zu den absoluten Kraftpaketen, lädt sich aber vor allem dann gut auf, wenn man es an der Trimmschot nicht zu flach zieht.
Derartige Trimmexzesse hat das Segel auch gar nicht nötig, denn schon moderate Spannung reicht aus, um dem Konzept einen großen Windbereich zu entlocken – Druckpunktwanderungen muss man auch in stärkeren Böen kaum fürchten. Das Naish-Segel beschleunigt druckvoll, liegt angepowert gut ausbalanciert und eigenstabil in der Hand und stellt somit keine hohen Anforderungen an den Piloten. Ausgewogen präsentiert sich das Segel auch in Manövern: Es gehört im direkten Vergleich nicht zu den absoluten Federgewichten, bietet aber dennoch ein tadelloses Handling, agil und leicht lässt es sich durch sämtliche Manöver von der Powerhalse bis hin zum Frontloop dirigieren.
Nahtlos daran anknüpfen kann auch die Performance auf der Welle, denn egal, ob man eher kraftvolle oder neutrale Segel präferiert, das Naish Force 4 bietet eine gute Mischung aus beidem. Auf der Segelhand spürt man stets etwas Grundzug, um den Speed gut mit hoch zur Wellenlippe zu bringen und in krachende Cutbacks umzumünzen, trotzdem kann man das Segel auch kraftlos im Bottom Turn ablegen, ohne das Gefühl zu haben, von diesem hinterhergezogen zu werden.
Egal, ob man auf Pro-Level in druckvoller Ozeanwelle surft oder ein kontrollierbares Wavesegel für die Ostsee sucht, das sehr allroundtaugliche Force 4 hat keine Schwächen und kann es nahezu jedem recht machen. Liegt der Schwerpunkt in erster Linie auf Flachwasser und Bump & Jump, kann ein Blick zum Force 5 trotzdem sinnvoll sein.
Windrange, Ausgewogenheit
Offene Trimmrolle
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*surf-Messung