50 Jahre VDWS“Es liegt an uns, die Begeisterung lebendig zu halten” - Dirk Muschenich im Interview

SURF Redaktion

 · 26.11.2024

50 Jahre VDWS: “Es liegt an uns, die Begeisterung lebendig zu halten” - Dirk Muschenich im InterviewFoto: VDWS
Dirk Muschenich ist seit fünf Jahren Geschäftsführer des VDWS
Der VDWS wird 50 Jahre alt, seit fünf Jahren lenkt Dirk Muschenich den Verband. Im Interview erzählt er über seine Anfänge, die Herausforderungen im Verband und seine Sicht auf die Trends der Szene.

Dirk, als Vollblut-Wassersportler warst und bist du in verschiedenen beruflichen Bereichen rund um den Wassersport aktiv und mit deiner langjährigen Erfahrung seit fünf Jahren als Geschäftsführer für den VDWS tätig. Wie sah dein erster Kontakt mit dem VDWS aus?

Man könnte jetzt behaupten, dass mir der Wassersport und das Unterrichten von meinem Vater in die Wiege gelegt wurde, da mein Vater Anfang der 70er einer der ersten Windsurfer in Deutschland war und im weiteren Verlauf diverse Wassersportschulen betrieben hat. Tatsächlich ist darüber mein Kontakt zum Wassersportunterricht entstanden, auch wenn ich gerne zugebe, dass ich zu Beginn nicht etwa als Windsurf- sondern als Segellehrer gearbeitet habe. Als der VDWS dann 1988 einen Windsurf-Sonderlehrgang (Neusiedler See) für Wettkampf-Windsurfer angeboten hat, wollte ich Nägel mit Köpfen machen und eine ordentliche Ausbildung abschließen. Ich habe dann ziemlich schnell realisiert, dass der VDWS kein typischer Verein ist, sondern progressiv die Herausforderungen in unseren jungen Wassersportarten angeht. Es hat und macht auch aktuell Spaß, in einer Gruppe kompetenter und hochmotivierter Schulungsexperten zu arbeiten.

Was macht für dich den VDWS aus?

Ich glaube es ist die Diversität, die einerseits einen hohen Reiz ausmacht, andererseits aber auch viel Energieeinsatz fordert. Man muss sich vorstellen, dass beim VDWS Menschen arbei­ten, die alle aus dem Wassersport kommen und mit ihm groß geworden sind. Jeder hat auf seinem Weg eigene Erfahrungen gesammelt und wie der Mensch nun mal ist, geht man schnell und gerne davon aus, dass die eigenen Erfahrungen die einzig Richtigen sind. Wenn man dann in einer Expertenrunde zusammensitzt, in der lauter Menschen sind, die mindestens genauso viel Erfahrung haben wie man selber, geraten schon mal gegensätzliche Überzeugungen aneinander. Die Heraus­forderung besteht dann darin, für unsere Mitglieder (lnstructoren und Schulen) und deren Kunden (Wassersporteinstei­ger) einen Weg zu finden, der (leicht) vermittelbar, sicher und mit einem größtmöglichen Erfolgserleben verbunden ist. Man kann sich sicherlich vorstellen, dass in einem solchen Setting unterschiedliche Überzeugungen aufeinanderprallen und irgendwie jeder Recht hat. Umso spannender ist es dann zu beobachten, wie gut und professionell der Umgang miteinan­der ist und wie hervorragend die Ergebnisse ausfallen.

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Der Moment, wenn der Groschen fällt und der Schüler oder die Schülerin einfach nur noch glücklich ist - das sind die Momente, auf die es für mich als Wassersportlehrer ankommt.”

An welche Momente denkst du noch heute?

Puhh, das ist schwierig zu beantworten, weil es so viele, positive Erinnerungen gibt, die ich gar nicht gegeneinander gewichten kann und möchte. Für mich hat der große Reiz unseres Berufes schon immer darin bestanden, meinen Schü­lern Erfolg zu vermitteln. Der Moment, wenn der Groschen fällt und der Schüler oder die Schülerin einfach nur noch glücklich ist - das sind die Momente, auf die es für mich als Wassersportlehrer ankommt.

Wie hat sich die Szene über die letzten Jahrzehnte deiner Meinung nach entwickelt?

In meiner Wahrnehmung sind die Startphasen unserer Sport­arten (Windsurfen, Kiten, SUP, Segeln und Wingfoiling) mas­siv von extrem schnellen und radikalen Entwicklungsschritten geprägt. Das erinnert mich immer wieder ein bisschen an den Wilden Westen. Es gibt keine Tabus, keine Limits und viele extreme Entwicklungssprünge. Als es zu Beginn der 70er nur Windsurfen als Trendsport gab, ist unsere Kundschaft aus Mangel an Alternativen ausgespro­chen leidensbereit gewesen und lange am Ball geblieben, auch wenn der ein oder andere Move für den Breitensportler alles andere als vorteilhaft war. Inzwischen haben sich die Trendsportangebote inflationär entwickelt und die Leidensbe­reitschaft ist stark eingeschränkt - die Leute orientieren sich schnell um, wenn es nicht so klappt, wie sie sich das vielleicht vorgestellt haben. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Produzent - der Her­steller - bemüht ist immer wieder Neuerungen auf den Markt zu bringen um das Geschäft anzukurbeln. Da lobe ich mir einige Lenker und Denker der Szene, die es ein bisschen ruhi­ger, ein bisschen konservativer und professioneller angehen lassen und ähnlich wie der VDWS darauf bedacht sind und bleiben, den Spaß und die Faszination unserer Sportarten zu vermitteln, indem sie Material und Techniken entwickeln, die das Erfolgserleben einfacher machen, anstatt nur an „höher, schneller, weiter" zu denken.

Was wünschst du dir für den Sport, die Szene und den Verband für die Zukunft?

Dass es uns gelingt die Faszination für unsere Sportarten lebendig zu halten. Das würde bedeuten, dass es viele Menschen gibt, die unsere Sportarten ausprobieren. Es liegt dann an uns, der Szene im Allgemeinen, diese Menschen zu ermutigen, zu motivieren, zu unterstützen um deren Begeis­terung für den Wassersport (mittel- und langfristig) lebendig zu halten.

Interview: VDWS


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