Die wechselhaften, teilweise ruppigen Bedingungen machten den Finaltag auf Maui besonders spannend. Von Dümpel-Bedingungen über angenehme 15 Knoten bis hin zu fliegender Gischt bei über 30 Knoten war an diesem Tag alles dabei, und somit auch alles möglich. Die einheimischen Gewinner Sarah Hauser und Bernd Roediger kennen das Lineup allerdings wie ihre Westentasche und passten sich dem rauen Wind und jeder Welle ideal an. Am Ende des Tages standen sie als verdiente Sieger ganz oben auf dem Podest, gefolgt von zwei frischgebackenen Wave-Weltmeistern.
Die Allrounder Sarah-Quita Offringa und Marcilio Browne bewiesen sich dieses Jahr nicht nur in Ho’okipa, sondern auch an vielen anderen Spots auf der Welt und sind somit die Gewinner der vereinigten IWT/PWA World Tour. Für Browne ist das der dritte Wave-Weltmeistertitel in Folge und insgesamt der Vierte. Sarah-Quita zählt nun insgesamt 25 Weltmeistertitel über alle Disziplinen verteilt. Der diesjährige Wave-Titel ist für das 33-jährige Multitalent aus Aruba neben Slalom-X und Freestyle nun der dritte Titel dieser Saison, der sie besonders glücklich macht: “Natürlich sind Freestyle und Slalom immer noch eine Herausforderung, aber die Wave-Disziplin ist für mich definitiv die größte Herausforderung und ich bin extrem motiviert, in dieser Disziplin noch besser zu werden”, berichtet die Weltmeisterin, die auf dem Flachwasser von Aruba aufgewachsen ist.
Lina Erpenstein aus Deutschland, die die Rangliste im Waveriding dieses Jahr lange Zeit anführte, schaffte es knapp nicht ins Finale. Mit weniger als einem Punkt Abstand hinter Coco Foveau, schied sie im Halbfinale des Aloha Classics aus und rutscht in der Jahresrangliste auf den zweiten Platz ab. Auch wenn es dieses Jahr nicht zum Weltmeistertitel gekommen ist, den Doktortitel wird die Medizinstudentin sich dieses Jahr auf jeden Fall noch holen – diesen als Vizeweltmeisterin in der Welle entgegenzunehmen, ist eine Leistung, die seinesgleichen sucht.
Coco Foveau aus Guadeloupe surfte im Finale mit viel Selbstvertrauen und Kontrolle auf den dritten Platz hinter Hauser und Offringa. Die 25-Jährige Newcomerin festigt damit ihren Ruf als bedeutendes Nachwuchstalent im Damen-Waveriding. Auf dem vierten Platz landete die Schweizerin Pauline Katz, die mit soliden Scores zeigte, dass ihr Umzug nach Gran Canaria und das viele Training sich bezahlt machen und auch sie in Zukunft eine Podiumsanwärterin sein wird.
Keiner reitet die Wellen von Ho’okipa so flüssig und locker ab wie Bernd Roediger. Mit einer kleinen, wasserdichten Umhängetasche mit Handy und Musikbox drin ausgestattet, startete er ins Finale und schien sofort seinen Rhythmus zu finden. Egal wie ruppig das Face der Welle an diesem Tag war, Bernd carvt reibungslos darüber hinweg und scheint immer genau zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle der Welle zu sein. In diesen mühelosen, aber keinesfalls kraftlose wirkenden Stil baute er dann immer wieder riskante Air-Manöver wie Goiters oder 360er ein: “Alle sagen immer, es sähe so mühelos und einfach aus... Ich kann nur sagen, dass ist es nicht. Es ist hart, Ho’okipa ist hart. Da steckt viel Arbeit drin”, sagt Roediger, dessen letzter Sieg beim Aloha Classic bereits zehn Jahre her ist. Mit zwei Wellen im exzellenten Punktebereich gewann er das Finale mit zwei Punkten Vorsprung vor Marcilio Browne.
Mit nur 0,10 Punkten dahinter steht kein anderer als Liam Dunkerbeck, der frischgekürte U21-Weltmeister, auf dem Herrenpodest des Aloha Classics 2024. Was für eine Leistung! Damit beweist der 20-Jährige, dass er nun kein Junior mehr ist und mittlerweile auch ganz oben bei den Großen mitspielt. Vater Björn wird stolz zugesehen haben. Auch wenn Liam durch seinen Hintergrund im Wellenreitsport seinen ganz eigenen Stil kreiert hat, ähnelt seine 360er-Technik stark der seines Vaters. Wave-Legende Jason Polakow traute als Kommentator im Livestream kaum seinen Augen, als Liam im Finale zu zwei perfekten 360ern ansetzte und er Björn in den Neunzigern vor sich sah.
Ben Proffitt spricht im Podcast mit dem Mann, der vor Ort für die Drohnenaufnahmen im Livestream verantwortlich war: Paul van Bellen. Zusammen analysieren sie das Geschehen auf Maui. Für diejenigen, die keine Nachtschicht eingelegt haben gibt es gute Nachrichten: Der Stream lässt sich auch problemlos zurückspulen.