SURF Redaktion
· 30.10.2023
Geduld, Wellenauswahl und die richtige Positionierung im Line-up waren der Schlüssel zum Erfolg in der “Schachpartie” der Hinrunde, wie Windsurf-Legende Robby Naish sie im Live Stream betitelte. In soliden, logo- bis masthohen Wellen konnte am zweiten Tag des Aloha Classics die Single Elimination der Männer und Frauen ausgefahren werden. Aufgrund des schwachen Windes war einiges an Taktik gefragt – eine falsche Entscheidung konnte im Heat verheerende Folgen nach sich ziehen.
Jeweils vier Fahrer traten in den 27-minütigen Heats gegeneinander an, wobei die besten zwei Wellen pro Person in die Wertung einflossen. So wirklich ins Rutschen kamen die Waverider in den gegebenen Bedingungen nur auf der Welle, der Wind war nicht stark genug um hinauszugleiten, geschweige denn zu einem Sprung anzusetzen. Somit glich die Hinrunde eher einem Contest im Wellenreiten, als einem herkömmlichen Windsurf-Contest: Rausdümpeln, positionieren, aufs Set warten, die richtige Welle auswählen, anpumpen, und dann versuchen das meiste aus der gewählten Welle rauszuholen, bestenfalls mit ein bis zwei kraftvolle Turns an der Lippe und zum Abschluss einem Aerial oder Rotationsmanöver an der letzten Section der Welle – das wollten die Judges sehen.
Unglaubliche 23 Weltmeistertitel hat Sarah-Quita Offringa nun angesammelt. Mit ihrem neuesten Erfolg beim diesjährigen Aloha Classic, hält sie zudem seit 2019 die Krone im Waveriding fest. Im Finale war die Queen of Windsurfing in der Lage, die besten Wellen abzugreifen, während sie eine kraftvolle Vielfalt an Turns zeigte, um sich verdientermaßen den obersten Platz auf dem Podium zu sichern.
Maria Behrens aus Deutschland lieferte sich im Finale ein intensives Duell um den zweiten Platz mit Coco Foveau, wobei die beiden am Ende nur 0,04 Punkte voneinander trennten. Letztendlich hatte Foveau knapp die Nase vorn, während Maria Behrens sich freuen wird, bei ihrem ersten Aloha Classic auf Anhieb auf dem Podium zu stehen – zumindest vorläufig. Nach ihrem Erfolg beim World Cup auf Sylt bewegt sich die junge Deutsche aus Lübeck aktuell auf einem Höhenflug – das reine Abreiten von Wellen scheint ihr besonders gut zu liegen, womit sie – egal ob bei Wind von links oder rechts – bei den letzten beiden Events verdient punkten konnte.
Im Finale verknüpfte der 30-Jährige Antoine Martin zwei Wellen im exzellenten Bereich – 8,53 und 8,43 Punkte – um sich gegen Bernd Roediger (Platz 2), Marcilio Browne (3.) und Camille Juban (4.) durchzusetzen. Mit diesem Sieg in der Single Elimination hat er alles getan, um seinen Namen ins Gespräch um den Weltmeistertitel zu bringen, aber da Marcilio Browne durch seine Podiumsplatzierung in der Hinrunde nun mindestens den vierten Platz belegen wird, ist der Franzose aus dem Rennen. Martin ist zwar aus dem Rennen um den Weltmeistertitel, doch er ist auf dem besten Weg, seinen zweiten Aloha Classic zu gewinnen.
Mit dem Ausscheiden von Ricardo Campello im Halbfinale der Single Elimination stand die Tür für Marcilio Browne offen, um die Führung im Weltmeisterschaftsrennen zu übernehmen, und genau das tat er auch, als der amtierende Wave-Weltmeister im Finale Dritter wurde. Das bedeutet, dass Browne bei aktuellen Stand die Saison mit 27.429 Punkten beenden würde, während Campello mit 27.253 Punkten seinen ersten Wave-Weltmeistertitel knapp verpassen würde, nachdem er den größten Teil der Saison das Titelrennen angeführt hatte.
Doch es ist noch nicht vorbei und das Titelrennen steht weiterhin auf Messers Schneide!
Sollte es Campello gelingen, seinen derzeitigen fünften Platz in der Rückrunde zu verteidigen, würde der 38-Jährige wieder in die Pole-Position zurückkehren, da ein fünfter Platz in der Double Elimination mehr wert ist als in der Single. In diesem Szenario würde Campello die Saison mit 27.473 Punkten beenden, während Browne mit 27.429 Punkten das Ziel ganz knapp verfehlen würde. Wenn Campello also nach der Rückrunde Vierter oder Fünfter werden würde, müsste Browne sich in der anstehenden Elimination noch verbessern und mindestens Zweiter werden, um den Titel zu gewinnen. Sollte Campello sich bis auf den dritten Platz vorkämpfen, müsste Browne das Event gewinnen, um Campello den Titel streitig zu machen. Eine Platzierung vor Browne oder unter den ersten zwei würde Campello den Titel garantieren. Andernfalls steht es nicht in seiner Macht und es hängt davon ab, wo Marcilio Browne sich platzieren wird.
Es bleibt also hochspannend! Für den morgigen Tag sind wieder leichte bis mäßige Passatwinde vorhergesagt, und auch die Wellen sollen noch anhalten. Um 10:30 Uhr ist auf Hawaii (GMT-10) Skippers' Meeting, ab 11 Uhr kann es frühestens auf dem Wasser losgehen.
Wer aus Deutschland den Live Stream verfolgen möchte, muss leider lange wach bleiben, beziehungsweise die Nacht durchmachen.
HIER geht es zum Live Stream.
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