Citroën Windsurf World Cup Sylt 2025Sol Degrieck gewinnt das Waveriding - nervenaufreibendes Wartespiel

Tobias Frauen

 · 04.10.2025

Waveriding beim World Cup Sylt - die besten Bilder
Foto: Finn Anjes Edling/MMP
Sensationeller Sieg für Sol Degrieck beim Waveriding auf Sylt. Die 15-Jährige verwies Lina Erpenstein auf Platz zwei. Bei den Herren etabliert sich Marc Paré als Favorit für das morgige Finale!

Was für ein Tag beim World Cup auf Sylt! Mit dem letzten Tageslicht holte sich Sol Degrieck den Sieg im Waveriding - eine veritable Sensation, denn die 15 Jahre alte Belgierin verwies damit Top-Favoritin Lina Erpenstein auf Rang zwei. Dabei sah es im Finale zunächst gut für Lina aus, die mit einem großartigen Frontloop den Heat eröffnete und den höchsten Sprung-Score des Tages erzielte. Doch das Finale war lange Zeit eng, neben Erpenstein und Degrieck waren auch Pauline Katz aus der Schweiz und Justyna Sniady dabei. Kurz vor Ende legte Degrieck dann die beste Wellenwertung des Tages hin und gab die Führung nicht mehr ab. Zitat Sol

Eigentlich hätte man fürs Finale auf Lina Erpenstein gesetzt, die nach dem überraschenden Halbfinal-Aus von Sarah-Quita Offringa die Favoritin war. Dass es nicht zum Sieg beim World Cup Sylt gereicht hat, ist für Lina jedoch kein Problem: „Ich bin super glücklich. Es war eine lange Woche und die Bedingungen hier auf Sylt sind hart. Ich bin einfach happy, dass ich nach der Verletzung zeigen konnte, dass ich noch aufs Podium fahren kann.”

Früher Start, langes Warten

Auch für die WM-Zweite Alexia Kiefer war im Halbfinale Schluss, sie hatte Probleme, gute Wellen-Wertungen einzufahren. Offringa wiederum fehlte in ihrem Halbfinale ein guter Sprung, um Justyna Sniady noch vom Rang zwei zu verdrängen. Das macht das WM-Rennen enorm spannend, zumal noch nicht ganz klar ist, wer aus der Weltspitze zum Finale nach Maui reist. Auch für die anderen deutschen Starterinnen Maria Behrens und Sybille Bode war im Halbfinale Schluss, die beiden hatten sich zuvor im einzigen Erstrunden-Heat gegen Newcomerin Nadja Jablonski durchgesetzt.

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Dieses hochspannende Damen-Finale bildete den fulminanten Schlusspunkt eines Tages, der mit großen Erwartungen gestartet war, aber zwischendurch die Geduld der Aktiven und der Zuschauenden arg strapazierte. Noch im Dunkeln wurde das Skippers Meeting abgehalten, mit dem ersten Licht sollte das Waveriding gestartet werden. Doch wegen technischen Problemen bei der PWA musste der Start aufgeschoben werden, bis der Wind wie im Forecast angekündigt instabil wurde. Schräg auflandiger Wind, flussartige Strömung und der bekannt fiese Shorebreak produzierten typische Sylt-Bedingungen. Ein Heat konnte durchgezogen werden - Liam Dunkerbeck und Robby Swift warfen Nick Spangenberg und Antony Ruenes raus - dann begann das Nervenspiel.

Immer wieder Abbrüche der Heats

Immer wieder mussten Heats abgebrochen und neu gestartet werden, weil mit jedem Regenschauer, der über Sylt zog, der Wind drehte und nahezu beliebig zu- und abnahm. “Ich glaube, wir haben heute einen Rekord an Heat-Abbrüchen”, schätzte Lina Erpenstein. In der ersten Runde verwies Anton Richter, der gerade erst die U21-Wertung beim Junioren-World-Cup in Cold Hawaii gewonnen hatte, in seinem Heat Antoine Martin auf Rang drei, während Philip Köster zwar ins Viertelfinale einzog, allerdings nur als Zweiter seines Heats hinter Takuma Sugi.

Mit dem Beginn der Viertelfinals begann der Nervenkrimi. Zwischenzeitlich war der PWA-Ticker deutlich unterhaltsamer als das Geschehen auf dem Wasser: das Wetter “properly miserable”, das Signal des Heat-Abbruchs “the most familiar sound of the day”. Als dann das erste Viertelfinale “for the umpteenth time” - zum x-ten Mal - gestartet wurde, war es schon später Nachmittag. Die Zeit wurde knapp, das Waveriding noch vor Einbruch der Dunkelheit zu beenden, und der morgige Sonntag war vom Veranstalter nicht für weitere Wettkämpfe vorgesehen.

Ab etwa halb fünf stabilisierte sich der Wind dann zusehends, so dass Heat für Heat durchgezogen werden konnte. Aus Zeitgründen auf 12 Minuten verkürzt, fuhren die Herren ihre ersten beidem Viertelfinals, dann die Damen ihre Halbfinals und dann wieder die Herren die verbliebenen zwei Heats. “Ich habe kurz meinen Neo gewechselt, weil mir kalt war, und als ich zurückkam dachte ich ‘Ist das noch der gleiche Spot?’” kommentierte Dieter van der Eyken die wechselhaften Bedingungen.

Dunkerbeck und Gil Gherardi fallen dem Shorebreak zum Opfer

Besonders ins Auge fielen dabei Moritz Mauch und Dieter van der Eyken, die beide mit extrem stylischen und radikalen Wellenritten punkteten. Da nur ein Sprung zählte, waren die Doppelloops von Köster und Co. eher selten zu sehen, dafür zeigten die Herren ein wahres Feuerwerk an Wave 360s. “Im Heat vorher, der abgebrochen wurde, hatte ich einen guten 360er, aber jetzt fing es mit einem Crash an und ich musste lange schwimmen”, berichtete Mauch anschließend. “Aber am Ende hat es echt Spaß gemacht, ich hatte zwei gute 360er und einen soliden Backloop.” Dieter van der Eyken war etwas überrascht: “Der 360 war gut, und dann hatte ich noch eine andere gute Welle, und das war dann offenbar entscheidend!” Neben Mauch und van der Eyken kamen auch Alessio Stillrich und Miguel Chapuis ins Halbfinale, Victor Fernandez gewann mit deutlichem Vorsprung vor Marcilio Browne.

Die Pechvögel im Viertelfinale hießen Liam Dunkerbeck und Marino Gil Gherardi. Beide ließen im gnadenlosen Sylter Shorebreak Federn, der bei ablaufendem Wasser besonders fies direkt auf die Sandbank klatschte. Nahezu synchron knickten die Masten der beiden Pozo-Locals, nach längerer Schwimm-Einlage und Material-Wechsel blieb nicht mehr genug Zeit für gute Wave-Scores

Die Top 3 der WM im gleichen Halbfinale

Top-Favorit bei den Herren ist nach dem schwierigen Tag auf jeden Fall Marc Paré. Der Spanier, der kurz vor dem World Cup sogar zum Training auf Sylt war, holte in seinem Viertelfinale sowohl den höchsten Wavescore als auch die beste Sprung-Wertung. Im Halbfinale trifft Paré dann direkt auf Brawzinho und Köster - die Top Drei im WM-Ranking in einem Heat!

Damit stehen noch drei Heats aus, um auch die Single Elimination der Herren zu beenden. Auch wenn eigentlich nicht vorgesehen, sollen die Halbfinals und das Finale doch noch am Sonntag morgen ausgefahren werden. Dann dürften die Bedingungen nicht unbedingt einfacher werden, denn die Vorhersagen versprechen einen starken Sturm mit bis zu 40 Knoten genau auflandig. Sylt macht es spannend bis zum Schluss.

Yentel Caers ist Freestyle-Weltmeister 2025!

Schon am morgen wurden die Freestyler offiziell “entlassen”, nach der Single Elimination gestern wird es keine weiteren Heats geben. Damit ist Yentel Caers der neue Freestyle-Weltmeister, Lennart Neubauer steht als Sylt-Sieger 2025 fest!


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