FinnendesignMFC+FCS=great success? Designer Pio Marasco im Interview

Pio Marasco ist der Mann hinter den Designs bei MFC
Foto: Fishbowl diaries
Die Maui Fin Company (MFC) ist jetzt Teil des weltgrößten Finnenherstellers FCS. Was der Zusammenschluss bringen soll, erklärt MFC-Designer Pio Marasco im Interview.

In vielen Serienboards unterschiedlicher Marken stecken die Finnen der Maui Fin Company. Fast 40 Jahre lang war MFC ein eigenständiges Unternehmen, jetzt erfolgte die Übernahme durch FCS, deren Finnen in fast jedem Wellenreitboard weltweit stecken. Was die Idee dahinter ist und warum Finnendesign auch nach Jahrzehnten nicht aufhört, verrät Designer Pio Marasco.

​Pio, du kamst 1990 nach Maui und bist vielen Jahren der Kopf hinter den Designs von MFC – Finnen, die aktuell in Boards vieler Hersteller stecken. Beschreibe mal kurz den langen Weg, den du bis hierhin gemacht hast.

Ich bin Italiener und kam 1990 nach Maui. 1994 habe ich mein Erspartes bei MFC reingebuttert und die Hälfte der Anteile von Scott Dickinson übernommen, der die Firma 1986 mit gegründet hatte. Angefangen habe ich dort als sein Assistent. Ich habe den Boden im Shaperaum gefegt und Finnen in Folie eingepackt. Wir haben schon 1992 angefangen mit einer CNC-Fräse Finnen zu bauen. Damit waren wir damals der Zeit einfach voraus, weshalb wir die Finnen für Björn Dunkerbeck, Anders Bringdal, Robby Seeger und das West Team Germany bauen konnten. 1999 begann die Zusammenarbeit mit dem thailändischen Hersteller Cobra, die bis heute anhält. Ich hatte nie einen spezifischen technischen Background, aber über die Jahre lernt man einfach unheimlich viel über Finnendesigns, Materialien, oder verschiedene Bauweisen – Dinge, die mir heute weiterhelfen.

Wenn du zurückblickst und den Bau von Finnen damals und heute vergleichst – was waren die wichtigsten Meilensteine?

Wie gesagt, der erste große Schritt war es, diese mit einer CNC-Fräse zu bauen, die Fräse liefert einfach ein größeres Maß an Präzision. Ein weiterer Meilenstein war der Aufbau einer Prepreg-Produktionsreihe bei Cobra. Das bedeutet, dass die einzelnen Lagen der Finnen vorgetränkt werden, was viel Harz und damit Gewicht einsparen kann. Außerdem können wir die Anordnung der Lagen in der Form verändern, was sich direkt auf Flex und Torsion auswirkt. Bereits seit 2002 verwenden wir diese Technologie. Natürlich haben wir im Laufe der Jahre auch Fehler gemacht und Dinge die nicht funktioniert haben. Aber das gehört zum Lernprozess dazu (lacht).

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Teamfahrer Kai Lenny bringt auch Input aus anderen Sportarten mitFoto: John CarterTeamfahrer Kai Lenny bringt auch Input aus anderen Sportarten mit

Windsurf-Finnen gibt es schon seit über 50 Jahren. Siehst du auch heute noch Raum für Verbesserungen oder ist das Thema Finnenentwicklung eigentlich auserzählt?

Wir haben Teamfahrer wie Marcilio Browne oder Kai Lenny, die andauernd neue Ideen haben, es gibt immer neuen Input. Lange haben Designer von Windsurffinnen ihr eigenes Süppchen gekocht, aber vor allem aus dem Wellenreitbereich kommen aktuell neue Impulse, die ins Windsurfen einfließen. Wir arbeiten gerade an komplett neuen Profilen, die von Surfboard-Finnen inspiriert wurden. Umgekehrt existiert viel Knowhow, was aus dem Windsurfbereich in die Finnenentwicklung von Surfboards fließen kann. Die Wellenreit-Pros wollen zunehmend schnelle Finnen, um Speed auf der Welle generieren zu können. In diesem Bereich haben wir viel Erfahrung durch unsere Windsurffinnen aus dem Bereich Slalom oder Speed.

Hört sich so an, als spielt die Musik bezüglich Entwicklung vor allem im Wavebereich. Wie kommst du an Feedback für Freeride- oder Freeracefinnen, die ja mengenmäßig einen größeren Anteil ausmachen dürften als der Wavebereich?

Feedback holen wir uns immer auf zweierlei Art: Wir testen selbst, denn auch auf Maui gibt es Flachwasserspots mit leichtem Wind. Zusätzlich haben wir Teamrider, etwa in Tarifa oder an Gardasee. Und natürlich kommt ein Großteil des Feedbacks auch über die Markenvertreter, die ja ihre Boards mit unseren Finnen ausstatten und genaue Vorstellungen haben. Auch im Freeridebereich entstehen also noch neue Profile und Designs.

Pio at workFoto: Fishbowl diariesPio at work

Welche Vor- und Nachteile ergeben sich, mit MFC jetzt Teil eines großen Konzerns wie FCS zu sein?

Durch die Übernahme durch FCS, dem weltgrößten Hersteller von Finnen für Surfboards, sind wir jetzt Teil einer Multisport-Firma. Neben Finnen für Surf- und Windsurfboards gibt es auch Produkte für SUPs und natürlich Foils. Es gibt aus allen Bereichen Wissen, was für die eigenen Produkte wieder angezapft werden kann. Umgekehrt erhält FCS über uns natürlich Zugang zum Windsport-Markt. Es ist also eine Kooperation, von der beide Seiten profitieren. Natürlich dauern in einem großen Unternehmen manche Dinge etwas länger. Aber wir haben einen gemeinsamen Plan und dieser war für mich auch ausschlaggebend, MFC an FCS zu verkaufen.

Der Markt für Surfboards ist weltweit riesig und dürfte doch um ein Vielfaches größer sein als das Thema Windsport. Warum hat ein Unternehmen wie FCS, die ja sogar börsennotiert sind, Interesse daran?

Die Markt für Surfboards ist riesig, aber es ist nicht richtig, dass Windsport bezüglich der Umsätze klein ist. Wenn man Windsurfen, Kiten, Foilen und SUP, was im weitesten Sinne auch aus diesen Sportarten kreiiert wurde, zusammen als „Windsport“ definiert, hat dieser Markt großes Gewicht. Genau genommen ist der Windsport-Markt sogar etwas größer als der Wellenreitmarkt. Natürlich ist Windsurfen davon nur ein Teil. Dass ein Unternehmen wie FCS da Interesse hat, ist also nachvollziehbar.

Pio, danke für das Gespräch!

Meistgelesen in der Rubrik Windsurfen