Föhnsturm am AlpenrandSurfer lassen das Naturschauspiel Revue passieren

SURF Redaktion

 · 18.04.2024

Wasserburg am Bodensee verwandelte sich am Karfreitag in einen kleinen Onshore-Wavespot. Local Simon Hils packte das 3.7er aus.
Foto: Bernd Neuschütz
An Ostern tobte im Süden der Föhn, mit gewaltigen Rekordböen von bis zu 130km/h. Dies bescherte den Surfern am Alpenrand einzigartige Wave-Bedingungen auf Süßwasser. Bernd Neuschütz berichtet von einer Session am Bodensee und Balz Müller vom Urnersee.

Bodensee

Bernd Neuschütz & Simon Hils: Das Osterwochenende nahte und die Aufregung stieg am Bodensee. Die Wettervorhersagen waren sich einig, dass der selten vorkommende Südföhn mit Sturmstärke durchdringen sollte. Also wurden die kleinen Segel und vor allem auch das Waveboard in den Bulli gepackt und es ging voller Vorfreude nach Wasserburg bei Lindau.
Zum Südföhn sei gesagt, dass meteorologisch viele Voraussetzungen gegeben sein müssen, dass der Fallwind von den Alpen bis über den Bodensee an die dortigen Spots vordringt. So wurden wir auch an diesem Tag auf die Geduldsprobe gestellt, da der Föhnwind erst gegen zwölf Uhr durchbrach. Die Messwerte der bekannten Föhnspots, wie z.B. der Vierwaldstättersee zeigte in den frühen Morgenstunden schon Rekordböen von 65 Knoten an.
Der Föhn legte schnell zu, dass Segel zwischen 3.7 und 4.2 gesurft werden konnten. Die Wellen wurden schnell höher und Wasserburg verwandelte sich in einen kleinen Onshore-Wavespot mit guten Sprungrampen. Bei immer wieder wechselnder Windstärke ist der Spot allerdings sehr anspruchsvoll zu surfen und raubte uns schon nach kurzer Zeit die Kraft.
Durchgehalten haben wir an diesem Tag trotzdem bis in die Abendstunden und erlebten am Nachmittag, wie sich die Sahara-Staubwolke vor die Sonne legte und alles in eine divus-gelbliche Farbe taucht. Die andere Seeseite konnten wir zwischenzeitlich nicht mehr sehen, was den Eindruck verstärkte sich am Meer zu befinden. Die Sahara-Staubwolke sollte sich am Samstag noch weit über Deutschland ausbreiten, wie wir aus den Medien erfahren.

Die andere Seeseite konnten wir zwischenzeitlich durch die Sahara-Staubwolke nicht mehr sehen, was den Eindruck verstärkte sich am Meer zu befinden.

Obwohl die Südströmung erhalten blieb, schaffte es der Wind am nächsten Tag nicht mehr bis nach Wasserburg. Körperlich komplett erschöpft waren wir aber auch nicht böse und hatten Zeit, die Erinnerungen, unterstützt von den Bildern des Vortages mit einem fetten Grinsen Revue passieren zu lassen.

  • Seid gespannt auf den HOT SHOT dieser besonderen Session in der kommenden surf-Ausgabe (05-2024).

Urnersee

Wer winkt denn da aus der Gischt?Foto: Bruno ZieglerWer winkt denn da aus der Gischt?

Balz Müller: Der absolute Stillstand! Der Sturm fegte auf dem Urnersee dermaßen um mein Segel, ich hatte den Eindruck es ging weder vor- noch rückwärts. 130kmh! Ich dachte immer, es gäbe nicht zu viel Wind zum Windsurfen. Doch daran zweifle ich seit dem vergangenen Föhnsturm, denn in diesen Böen war das Limit der funktionalen Anströmwirkung meines 3.3er Segels definitiv erreicht.

Der wilde, schöne Föhnsturm!

Och, wie ich dieses schöne Spiel mit der wilden Naturgewalt liebe. In der Partie gegen den altbekannten Alpen Einwohner namens Föhn, ist und bleibt der Surfer jedoch chancenlos. So musste ich nach zwei intensiven Stunden mit Unterarmkrämpfen den Kürzeren ziehen.
Es ist immer ein Abenteuer, wenn Yentel Caers, auf dem Weg in seine Wahlheimat am Comersee, eine kleine „Pause“ bei uns einlegt! Für mich gibt es nichts besseres als mit guten, testosterongeladenen Kumpels die Komfortzone zu verschieben. Und so kommt es manchmal vor, dass wir über einander springen.

Das Limit der funktionalen Anströmwirkung meines 3.3er Segels war definitiv erreicht.

Schon länger beschäftigte mich der Gedanke, ob bei starkem Wind der Sauerstoff aus der Luft geblasen wird, vor allem in Kombination mit der konstant fliegenden Gischt. So fand ich mich nach einem üblen Schleudersturz mitten im Urnersee und um mich herum ergab sich dieser weiße Wasserschleier. Glücklicherweise hatte sich meine Sorgen nicht erwiesen und ich konnte problemlos atmen.

Aber ich habe nun doch lieber mal bei ChatGPT nachgefragt:
In extremen Fällen kann die Gischt bei starkem Wind und in Verbindung mit anderen Faktoren wie hoher Luftfeuchtigkeit und allergischen Reaktionen zu Atemproblemen führen, insbesondere bei Personen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma. Die feinen Wassertröpfchen in der Gischt können die Atemwege reizen und zu Beschwerden wie Husten oder Atemnot führen. Es ist ratsam, sich bei starkem Wind und Gischt in sicherere Bereiche zu begeben, insbesondere für Personen mit Atemwegsproblemen.

Booooooaaaa!! Was für ein turbulenter Frühling, gerne darf es weiter so durchs Jahr blasen.

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