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· 30.08.2024
Wieder einmal ein erfolgreicher Absolvent aus Vincent Langers Talentschmiede. Jonne Heimanns Weg in den Regattasport führte von Epplesee bei Karlsruhe über die Kids Camps von Vincent in den iQFoiL-Landeskader von Baden-Württemberg. Doch die Hoffnung von der Teilnahme an Olympischen Spielen mit der neuen Foil-Klasse zerschlug sich schnell. Der Weg dorthin erwies sich als zu steinig und kostspielig. Deshalb sucht sich der 21-jährige Maschinenbaustudent jetzt neue Ziele, die nicht viel weniger ambitioniert sind. Er möchte in diesem Jahr die Foil- und die Overall-Wertung im Deutschen Windsurf Cup gewinnen – und das gegen seinen Lehrmeister Vincent Langer.
Ich komme ursprünglich aus der Nähe von Karlsruhe und habe dort auch noch das Abitur gemacht. Mit meinen Eltern hatte ich in Südfrankreich einen Windsurfkurs gemacht und wir sind jeden Tag im Urlaub aufs Wasser gegangen. Über drei Jahre hinweg ging das dann so und ich bin auch ein paarmal bei meiner Oma in Sankt Peter-Ording und da mit zum Windsurfen gewesen, wo immer viel Wind ist. Vom Konfirmationsgeld habe ich mir als 14-Jähriger ein Freewaveboard mit 115 Liter Volumen gekauft, was recht gut auf dem Epplesee, dem quasi einzigen See zum Surfen in Baden-Württemberg, geeignet war. Und so habe ich schon vor dem Abi viel gewindsurft. In meinem Abi-Jahr, also vor fünf Jahren, kam das iQFoiling auf, und ich kam recht schnell in den Kader Baden-Württembergs und dann in den DSV-Kader.
Ich hatte ein paarmal an den Vincent Langer Kids Camps in Grönwohld an der Ostsee teilgenommen und bin dadurch zu den Regatten gekommen. Meine erste Regatta war beim Dam-X-Festival in Brouwersdam, das war ein Fun-Slalom, und ich bin Vierter in meiner Altersklasse geworden. Das hat also gleich gut geklappt und war ein Schub für mich.
Ja, erst in 2020 fing ich mit dem Foilen an. Beim Racer of the Sea hat es auch gut mit Foil funktioniert. Dazu konnte ich auf dem Epplesee viel besser mit dem Foil unterwegs sein.
Recht bald kam ich in den Landeskader Baden-Württemberg und der Württembergische Yacht-Club stellte mir das iQFOiL-Material, und so konnte das Training beginnen.
Man braucht im iQFoil etwa vier Segel pro Jahr, weil neue Segel schneller sind.”
Ja, absolut. So ein Set kostet an die 10.000 Euro, und ab einem gewissen Level braucht man alle paar Regatten ein neues Segel, weil es „durch ist“, das heißt langsamer wird. So hat man etwa vier Segel pro Jahr, also für die wichtigen Regatten ein neues Segel, weil neue Segel schneller sind.
Genau, wenn man in Deutschland studieren und möglichst viel surfen will, führt an Kiel kaum ein Weg vorbei! Ich hatte in 2023 viele Trainingstage mit dem German Sailing Team, also neben den Teammitgliedern Fabi Wolf und Basti Kördel auch mit einem Trainer, dem Engländer Dom Tidey. Mit diesen Jungs war das ganze Jahr mit Trainingscamps und Regatten voll durchgetaktet, also etwa 100 Trainingstage auf dem iQFOiL auf dem Wasser. Slalom hatte ich im letzten Jahr wenig trainiert, also waren es „nur“ vielleicht 40, 50 Tage bei den Regatten. Und insgesamt war ich im letzten Jahr etwa 180 Tage auf dem Wasser. Vom Wintertraining ab Mitte Januar bis Oktober war hauptsächlich Windsurfen angesagt.
Es war kein einziger Trainingstag in Kiel, sondern Basti hat ja die Möglichkeit, mit den weltweit besten Leuten zu trainieren, und war deshalb gar nicht in Kiel. Wenn man Basti ist, dann ist das gut, aber für mich mit Uni war das kaum machbar.
Doch, ich bin Anfang des Jahres noch bei der WM auf Lanzarote gestartet, das war allerdings meine letzte Regatta auf iQ-Material. Zudem hatte ich 2023 die Kaderkriterien nicht mehr erfüllt und bin somit aus dem Bundeskader ausgeschieden. Außerdem hat das mit der Uni in Kiel und den ganzen Trainingstagen im Ausland nicht funktioniert.
Das Material habe ich vom Württembergischen Yacht-Club gestellt bekommen. Vom Landeskader habe ich hierfür keinerlei Unterstützung erhalten. Als ich im NK1-Kader des German Sailing Teams war, habe ich dann monatlich etwas Geld von der Sporthilfe bekommen, und dazu wurden noch die Reisekosten zu Trainingsmaßnahmen und Regatten bezahlt.
Einige, an die 60 Tage mit Basti und Fabi, denn im Winter sind wir auf Lanzarote gewesen, und dann die vor und während den Regatten. Alle Tage wurden vom Trainer begleitet.
Ich habe an vielen verschiedenen Orten ganz unterschiedliche Wasserbedingungen und Leute kennenlernen können.
Ja, stell dir dieses hohe Niveau bei den Trainings und Regatten vor. Alle haben das eine gleiche Foil, Board und Rigg, und wenn man einen Fehler macht, dann ist man sofort nahezu Letzter! Die IQ-Felder sind auf so einem hohen Niveau, dass sich auch nur ein einziger Fehler so auswirkt. Und 60 Tage mit Basti und Fabi sind zwar viel, aber mit den Jungs, die das hauptberuflich machen, ist das so wenig, sodass diese noch mal auf einem höheren Level fahren! Es war schon klasse, mit anderen Nationen Trainingsrennen zu fahren, aber national gesehen war Basti auf einem anderen Level. Ich war dafür in Deutschland in meiner Altersklasse immer Erster.
Das war bei uns schwierig. Basti gibt zwar Tipps, aber ich bekomme auch keine Tabellen mit Einstellungen von ihm. Das Training war auf Basti ausgelegt, weil er der Olympia-Kandidat war. Ich bin also mit Leuten gefahren, die meistens schneller waren als ich. Du kannst viele Erfahrungen mitnehmen, bekommst aber auch viel auf die Fresse, das heißt, sie fahren dann oft einfach an mir vorbei.
Genau. Dieses Jahr fahre ich kein iQ, sondern erfolgreich im Slalom im Deutschen Windsurf Cup, was besser mit meinem Studium zu kombinieren ist. Im iQFOiL kann ich bei einer WM parallel zum Studium nicht mal so eben in die Top Ten fahren.
Das iQFoil-Material ist in Sachen Entwicklung vor einigen Jahren stehen geblieben.”
Slalom! Denn das ist das schnellere Material. Man bekommt in der iQ-Klasse zwar neue Segel, aber es sind ja keine neu designten Segel. Das iQ-Material ist in Sachen der Entwicklung ja vor einigen Jahren praktisch stehen geblieben und „eingefroren“ worden.
Das iQ-Material ist ja hauptsächlich auf Kursrennen ausgelegt. Da ist es das 9er-Segel in Verbindung mit 900er Frontwing, und schon mit 15 Knoten Windspeed depowert man da mehr und mehr. Hingegen ist das Foilslalom-Material auf Halbwindkursen bei mehr Wind etwa sechs bis sieben Knoten schneller!
Das, was wir im Foilslalom benutzen, ist schon beängstigend schnell, und wenn man dann noch in Böen bereit ist, Gas zu geben, dann kann es recht schwierig werden, weil man dann „auf der letzten Rille“ – und damit kurz vor dem Schleudersturz – unterwegs ist. Zudem ist es auch bei den Halsen nicht so einfach, das Board im Fliegen zu halten, denn man braucht schon viel Speed, damit das Foil oben bleibt. Meine Frontwings sind 475 und 560 Quadratzentimeter groß, und damit machen diese noch nicht mal die Hälfte von dem aus, was ein Freeride-Foiler sich für gewöhnlich unters Board schraubt. Zudem ist bei den engagierten Regattawindsurfern meistens alles noch mal viel besser eingestellt und wir haben auch andere Segel, also Foil-Slalomsegel.
Ich möchte in diesem Jahr die Jahresranglisten Foilslalom und Overallrangliste (zwei gewertete Disziplinen aus der Wahl von Wave, Finne, Foil – die Red.) gewinnen.
Ja, das ist das Ziel! Denn ich fahre nun kein iQFOiL mehr, und nur wenn es eine iQ-Trainingsgruppe geben würde, die hier in Kiel trainieren würde, dann würde es ein Zurück in die olympische Klasse geben. Aber so nur noch Slalom!