Im GesprächLisa Kloster und Elena Dominick geben Einblicke in ihr Leben als Freestyle-Damen

Julian Wiemar

 · 11.05.2025

Elena (links) und Lisa (rechts) sind beste Freundinnen, Trainingspartnerinnen und Konkurrentinnen.
Foto: Pauline Katz
Sie sind beste Freundinnen, ein erfolgreiches deutsches Duo im Damen-Freestyle und betiteln sich selbst als “Chaos Club”. Auch wenn oft viel Durcheinander im Leben der beiden Mitte zwanzigjährigen Studentinnen herrscht, die Master, Nebenjobs, Reisen und Contests unter einen Hut bekommen, könnten sie sich nichts besseres als das Leben als Windsurferinnen “on the road” vorstellen.

Elena studiert Fernsehjournalismus, lebt in ihrem Van in Deutschland und pendelt hauptsächlich zwischen Hannover, Kleve, Holland und Kiel. Bei der Freestyle Pro Tour letzte Saison stand sie neben Lisa auf dem Podium (3. Platz) und ist nun hungrig auf mehr. Auch die Wave-Disziplin hat es ihr letzten Sommer auf den Kanaren ganz schön angetan. Sie arbeitet an Powermoves und Wellenritten und möchte dieses Jahr auf jeden Fall wieder international antreten.
Lisa macht aktuell ihren Master in Sustainability dort, wo es windig ist und es Wellen gibt: in Cádiz (Spanien). Dass sie jemals wieder in Deutschland wohnen wird, bezweifelt sie. Besonders ihr Level im Freestyle konnte sie in den letzten Jahren konstant verbessern und kratzte letzten Sommer am World Cup Podium auf Fuerteventura. Ihr Traum ist es, weitere Sponsoren zu finden und das Podium zu knacken.

Wir haben uns mit den beiden munteren Windsurferinnen in einem lebhaften Gespräch über Einstieg, Hürden, Kiten, die Szene und ihre Pläne und Ziele unterhalten.

Ihr seid hartgesottene, draufgängerische Damen, kann man sagen, habt kein Problem damit, Neues auszuprobieren und euch Herausforderungen zu stellen. Würdet ihr sagen, das Windsurfen hat euch zu dem gemacht, wie ihr jetzt drauf seid?

Elena: Ich glaube eher, das hat uns zum Windsurfen gebracht, oder?
Lisa (lacht): Ich weiß gar nicht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich nicht windsurfen würde, was ich dann machen würde.
Elena: Also ich glaube, wir würden nicht so surfen und reisen, wie wir es tun, und zum Beispiel auch nicht den ganzen Winter durch im Van hausen oder so, wenn wir nicht den Charakterzug schon von Anfang an dabeigehabt hätten.

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Wie lange windsurft ihr denn schon?

Elena: Zwölf Jahre, also genau mein halbes Leben.
Lisa: Hey, ich auch.
Elena (lacht): Cool!
Lisa: Bei den Jungs hört man ja immer so: „Mit fünf hat der Papa mich aufs Brett gestellt.”... Mein Papa windsurft auch, aber es hat trotzdem etwas länger gedauert. Doch ab dann ging es ganz schön steil auf einmal. Und bei dir? Erst als du mit Freestyle angefangen hast, ging es so richtig steil, oder?
Elena: Joa, also meinen ersten Spock habe ich 2020 gemacht…
Lisa: Und ab dann hat sie so richtig Progress hingelegt, die Elena…

Ich esse lieber einen Monat lang Haferflocken mit Wasser und gebe nicht so viel Geld aus, habe aber viele geile Surf-Trips. (Lisa)

Was meint ihr, warum habt ihr nicht zum leichteren, handlichen Kite-Material gegriffen?

Elena: Boah, ich trau mich kaum, das jetzt zu sagen, aber wenn man mich vielleicht zuerst an den Kite gehängt hätte, hätte ich vielleicht auch das gemacht. Aber es war zu dieser Zeit halt Windsurfen und das hat mir Spaß gemacht.
Lisa: Und vor allem, dass das Windsurfen so schwierig ist, macht ja auch den Reiz aus. Ich gehe ab und zu kiten, aber nur wenn der Wind zum Windsurfen nicht reicht.

Habt ihr irgendwelche Tipps oder Anregungen für junge Frauen, die gerade mit dem Windsurfen anfangen?

Lisa: Lasst euch am Anfang nicht vom dem Stehsegelgefühl die Laune verderben. Ich weiß, dass ist nicht die Action, die man eigentlich will, aber da muss man halt durch und einfach dranbleiben. Bei mir war es dann nicht mal das Gleiten, sondern das erste Mal rückwärts-sliden bei Air Jibes, da dachte ich: oh mein Gott, wie geil ist das denn! Und wenn man die erste Air Jibe dann steht, das ist ein noch besseres Gefühl, das kann man gar nicht beschreiben. Man will direkt den nächsten und den nächsten Trick lernen.
Elena: Ich glaube, es hilft auch einfach, Menschen zu kennen, die schon besser surfen können, mit denen man reden kann. Ich bin damals immer... also am Anfang fast ein bisschen traurig… immer mit meinem Papa irgendwo hingefahren und kannte niemanden. Und habe mich kaum getraut, mein Segel aufzubauen, weil man irgendwie so... naja, es war nicht so schön. Und dann habe ich zum Glück irgendwann Lisa und Shanny kennengelernt. Und ab da ging es dann plötzlich voll vorwärts. Ich glaube, gerade wenn man jung ist, kann es schwierig sein offen auf Leute zuzugehen. Mein Tipp: einfach machen! Und vielleicht auch mal irgendwie den anderen Girls auf dem Wasser Hallo sagen. Am Ende des Tages freut sich doch jeder nur, wenn neue Surferinnen nachkommen.
Lisa: Stimmt! Das hast du finde ich gut auf den Punkt gebracht. Man kann auch echt einfach gerne auf uns zukommen oder uns bei Instagram schreiben oder so. Wir sind immer happy Tipps zu geben oder Leute mit auf eine Session zu nehmen. In der Community mit den Frauen noch stärker zu wachsen, das wäre Hammer.

Surft ihr lieber mit anderen Frauen oder Männern? Oder ist euch das egal?

Lisa: Ist mir egal, aber ich freue mich irgendwie immer, wenn mehr Frauen auf dem Wasser sind – das kommt ja wirklich ab und zu vor.
Elena: Mir ist das auch egal, ist beides nice. Hauptsache die Crew stimmt.

Ihr beide seid viel zusammen auf dem Wasser. Pusht ihr euch gegenseitig stark?

Elena: Also Lisa arbeitet gerade halt teilweise einfach an anderen Moves als ich, aber zum Beispiel haben wir am Anfang des Sommers Pinkie swear gemacht, dass wir Flaka auf die andere Seite lernen, und ich glaube, das motiviert dann schon sehr, gerade auch wenn es was ist, was wir beide nicht können.
Lisa: Ich denke, es ist nicht nur das reine Pushen wie mit dem Flaka letzten Sommer, das wichtig ist, sondern auch das „Cheeren“ füreinander. Man weiß ja welche Moves der andere kann oder gerade so übt und feuert ihn entsprechend an. Das macht einfach Spaß, motiviert und steigert den Lernfortschritt.

Ist die Stimmung innerhalb der Damenflotte insgesamt so gut und ausgelassen, beispielsweise beim World Cup auf Fuerte, wo ihr beide teilgenommen habt?

Elena: Ja, es ist kein Gegeneinander, sondern einfach ein starkes Miteinander! Alle sind sehr hilfsbereit und unterstützend. Da die Flotten meist eher klein sind, freut sich jeder über neue Gesichter.
Lisa: So ein richtiges Konkurrenzverhalten gibt es kaum, aber jeder hat natürlich schon seinen Ehrgeiz und man will zeigen, was man kann, und nimmt die Contests entsprechend ernst. Viele denken es würde sich ausschließen unterstützend und gleichzeitig kompetitiv untereinander zu sein, aber ich finde bei uns sieht man ganz gut, dass es sich nicht ausschließt.

Es ist kein Gegeneinander, sondern ein starkes Miteinander. (Elena)

Habt ihr Vorbilder?

Elena: Lass uns gegenseitig antworten und schauen, wie gut wir uns kennen, ok?
Lisa: Ok.
Elena: Ich sage, bei dir ist es Balz!
Lisa: Joa… Ich sage bei dir ist es Lina Erpenstein oder Maaike Huvermann.
Elena: Ja, vor allem wie Lina surfen und das Leben insgesamt handelt, das finde ich sehr beeindruckend.
Lisa: Und Maaike ist halt sportlich im Freestyle und auch menschlich einfach ein heftiger Typ.
Elena: Absolut.

Und sportliche Ziele?

Lisa: Mehr Powermoves lernen! Die, die ich kann, kann ich jetzt ziemlich sicher, auch in schwierigen Bedingungen – das ist gut für die Contests. Aber mir fehlen halt noch so zwei, drei Tricks, die nochmal so eine richtige Stufe nach oben wären. Das sind Burner und Culo, und am Kabi feile ich auch schon. Einen von den dreien zu stehen wäre schon geil. Und langfristiges Ziel wäre, irgendwann mal eine Podiumsplatzierung im World Cup zu holen.
Elena: Ich will jetzt auch endlich richtig mit Powermoves anfangen. Platzierungen weiß ich nicht, da setze ich mir keine Ziele, das ist ja immer abhängig von den anderen. Ich kann nur an mir selbst arbeiten.

Was steht nach dem Abschluss des Masters bei euch an? Was ist mit dem Traum vom Profi-Leben?

Lisa: Also so ein bisschen den Traum hat man ja irgendwie schon. Ich bin auf jeden Fall ehrgeizig, aber man sieht auf der anderen Seite auch die Realität, wie wenig Geld in dem Sport ist. Es ist sehr schwierig, wenn man keine reichen Eltern im Nacken hat. Aber man verliert nie die Hoffnung, vielleicht Sponsoren zu finden, die einen unterstützen. Die letzten Jahre waren immer sehr knapp kalkuliert bei mir. Ich muss halt gucken, wie ich alles unter einen Hut kriege. Aber irgendwie läuft’s ja dann doch immer.
Elena: Ich will auf jeden Fall weiterhin so viel wie möglich reisen und Windsurfen, und auch weiter Wettkämpfe mitfahren, das macht mir super viel Spaß. Ehrlich gesagt, brauche ich aber den Ausgleich und bin froh, mich gelegentlich auch mit anderen Dingen auseinanderzusetzen als dem Windsurfen. Ziel ist auf jeden Fall, mehr Tourstopps mitzufahren und trotzdem eine Karriere als Fernsehjournalistin einzuschlagen. Wie gut sich das verbinden lässt, kann ich euch dann in ein paar Jahren sagen. Ich glaube, meine Base wird dabei immer in Deutschland bleiben, weil ich ein ziemlicher Familienmensch bin. Aber ich glaube, es wird einfach bei viel Reisen und viel Vanlife in Europa bleiben.
Lisa: Deutschland wird es bei mir langfristig eher nicht, denke ich. Vielleicht bleibe ich nach dem Studium in Spanien, ich weiß es nicht. Im Regen in Deutschland zu sitzen und für ein bisschen Urlaub arbeiten, in dem man dann mal zwei Wochen surfen kann, das kann ich mir gerade nicht vorstellen. Da esse ich lieber einen Monat lang Haferflocken mit Wasser und gebe nicht so viel Geld aus, habe aber viele geile Surf-Trips (lacht).

Video: “Chaos Club Unleashed” von Lisa und Elena

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