Interview mit Finn Noer“Ziel ist, dass die European Pro Windsurfing Tour im TV läuft”

Manuel Vogel

 · 29.08.2024

Die Bucht von Ebeltoft war auch bei Sturm ideal zum Foilen.
Foto: Veranstalter
Der Auftakt der neuen European Pro Windsurfing Tour in Ebeltoft ist geglückt, doch Organisator Finn Noer blickt bereits voraus - 2025 soll es eine komplette Tour geben.

Es war ein Start nach Maß für die neu gegründete European Pro Windsurfing Tour im dänischen Ebeltoft - starker Wind, viele Zuschauer und mit Johan Soe ein Lokalmatador ganz oben auf dem Treppchen. Beeindruckt hat der Event aber auch abseits des Wassers. Wir haben mit Organisator Finn Noer gesprochen, eine erste Bilanz gezogen und voraus geblickt auf das, was da ab 2025 noch kommen soll.

Finn Noer (links) hat die EPWT ins Leben gerufenFoto: VeranstalterFinn Noer (links) hat die EPWT ins Leben gerufen

Finn, die erste Veranstaltung der European Pro Windsurfing Tour ist eingetütet. Wie fällt dein Resumé aus?

Puh, ich bin natürlich erleichtert, dass es so gut gelaufen ist, wir viel Wind hatten und gutes Feedback bekommen von Teilnehmern und Sponsoren bekommen haben. Dass jetzt der erste Event über die Bühne gehen konnte, war das Ergebnis eines langen Prozesses. Die Grundidee ist, dass wir viele Dinge anders machen wollten als bei etablierten Wettkampf-Konzepten der Fall.

Was genau?

Wir haben von Anfang an versucht, den Event aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu denken und die Hürden möglichst niedrig zu halten und gleichzeitig interessant für Zuschauende und Sponsoren zu machen. Es gibt ein breites Windfenster, in dem Rennen gefahren werden können und damit einhergehend auch keinerlei Materialbeschränkungen, solange es sich um Serienmaterial handelt. Auch Gewichtswesten durften benutzt werden, dadurch haben auch leichtere Fahrer eine Chance, vorne mitzufahren, die Rennen werden spannender. Man braucht nur eine registrierte Segelnummer.

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Du hast das Organisations-Team prominent besetzt!

Das war für mich extrem wichtig, es muss sofort über alle Zweifel erhaben sein und professionell rüberkommen bei Teilnehmenden und Außenstehenden. Wir haben mit Ben Proffitt und Alfie Hart DIE Stimmen des Windsurfens engagiert für die Live-Berichterstattung, dazu mit John Carter (langjähriger Fotograf im World Cup, die Red.) einen Medienprofi. Race-Direktor war Guille, der auf Teneriffa seit Jahren die TWS Slalom-Trainings leitet und bei den Teilnehmenden ein hohes Ansehen genießt. Der ist sehr kompetent und fair, da gibt’s bei Entscheidungen keine Diskussionen. Wir wollten die Besten ihres Bereichs für den Event haben.

Die Besten ihres Fachs gibt’s meistens nicht umsonst? War es von Anfang an dein Plan, es so professionell aufzuziehen?

Eigentlich hätte ich es gerne noch größer und besser gehabt, als es am Ende war. Aber natürlich war das Budget auch irgendwo limitiert und wir mussten mache Sachen reduzieren oder weglassen. Es ist schwierig, Sponsoren und anderen Verantwortlichen den Glauben an ein neues Projekt einzutrichtern, wenn du komplett bei null startest. Die Kommune Ebeltoft hat uns aber toll unterstützt und auch einige andere Sponsoren kamen ins Boot, sodass wir am Ende auch Preisgeld und ein hochwertiges F4-Foil in einer Verlosung ausschütten konnten. Auch wenn wir einige Dinge weglassen mussten, gab es Bereiche, die wir nie angetastet hätten: Es war immer klar - wir brauchen einen guten Livestream mit Kommentator, ein gutes Medienteam mit Drohnen und auch eine Videowall am Strand, damit Leute von außerhalb des Windsurfens die Action verfolgen können. Das ist in meinen Augen auch eines der größten Probleme des Windsurfsports - die Berichterstattung erfolgt für die Windsurf-Szene, nur wenig dringt nach draußen.

Racing kann jeder verstehen. Wer zuerst ins Ziel kommt, hat gewonnen. Das macht die Sache auch außerhalb der Surf-Szene interessant

Mal ehrlich - wer stellt sich bei 35 Knoten Wind und trübem Wetter vor eine Videowall, um Windsurf-Action zu verfolgen?

Das waren erstaunlich viele. Der Vorteil am Racing ist ja, dass jeder es sofort versteht - im Gegensatz zum Waveriding oder Freestyle. Wer zuerst ins Ziel kommt, hat gewonnen. Es ist wichtig, dass wir Menschen von außerhalb der Szene zeigen, wie großartig Windsurfen ist. Aus diesem Grund haben wir auch Sponsoren-Vertreter und Leute von der Kommune, die das Projekt unterstützt haben, mit auf die Boote genommen. Die waren total überrascht, wie spektakulär unser Sport ist. Zusätzlich arbeiten wir daran, die Action auch in Form von Berichten ins Fernsehen zu bringen.

Am großen Rad zu drehen, das haben andere auch schon versucht...

Es gibt genügend Geschichten, die zu erzählen sind, abseits der reinen Ergebnisse auf dem Wasser - Dinge, die Windsurfen über die Szene hinaus interessant machen. Unser Vorteil ist, dass wir unabhängig entscheiden können, was wir für richtig halten, ohne, dass uns die Industrie oder Fahrer reinreden und bestimmte Vorgaben machen, die eigentlich nur die eigenen Interessen stärken sollen.

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Das Event in Ebeltoft soll nur der Startschuss für eine richtige Tour 2025 sein. Was plant ihr da?

Es geht um Stopps an guten Spots, die aber mit relativ geringen Reiseaufwand zu erreichen sind. Es gab schon Interesse von Gemeinden, die aber nicht für einen solchen Event geeignet waren. Da haben wir dann abgesagt, weil es für die Teilnehmenden nicht ideal ist. Man muss ein gutes Setup haben, wo du als Fahrerin oder Fahrer schnell Material wechseln kannst. Am Wittensee bei Kiel gibt’s ein überraschend gutes Setup und eine Szene, die voll dahinter steht. Auch am Gardasee oder dem Brouwersdam wäre es ideal und wir hoffen, dass wir dort im kommenden Jahr Events veranstalten können. Wir wollen im kommenden Jahr mindestens vier Events auf die Beine stellen, die zwischen April und Oktober stattfinden können.

Wir haben Gäste von außerhalb der Surfszene mit auf die Boote genommen. Die waren total begeistert und überrascht, wie spektakulär Windsurfen ist

Auch andere Regattaserien präsentieren zu Jahresbeginn oft beeindruckende Tourpläne mit zahlreichen Stopps, im Laufe des Jahres schmelzen diese aber teilweise wieder dahin. Für die Teilnehmenden ist die Planung dadurch sehr schwierig...

Die typische Fußnote mit “to be confirmed” wird es bei uns nicht geben. Alle Stopps, die auf den Tourplan wollen, müssen zuvor, je nach Veranstaltung, zwischen 12.500 und 15.000 Euro hinterlegt haben, den Rest dann einen Monat vor dem Beginn der Veranstaltung. Kann das fehlende Budget nicht bereitgestellt werden, geht ein kleiner Teil der Anzahlung als Aufwandsentschädigung ans uns, den Löwenanteil bekommen alle Teilnehmer, die sich bis dahin registriert hatten, ausgezahlt. In Summe würde ich aber behaupten, dass die EPWT-Events deutlich günstiger sind als zum Beispiel ein PWA World Cup. Und einer der Hauptvorteile ist, wie bereits erwähnt, dass man mit jedem Serienmaterial mitfahren kann und nicht nur, wenn das Material für eine Serie registriert wurde. Unser Ziel ist es, das Budget von außerhalb der Windsurf-Industrie zu bekommen. Wir wollen nicht, dass die Windsurfindustrie bei unseren Entscheidungen mitredet.

Du bringst den Vergleich mit der PWA World Tour selbst auf den Tisch - ist die EPWT nicht eine Konkurrenz-Tour?

Nein, überhaupt nicht. Wir achten sehr darauf, dass wir keine Terminüberschneidungen mit anderen professionellen Veranstaltungen von PWA, IFCA oder iQFoiling haben. Ich habe großen Respekt vor den Leuten, die diese Events auf die Beine stellen und es ist nicht sinnvoll, hier eine Konkurrenzveranstaltung zu machen.

Wir wollen nicht, dass die Windsurfindustrie bei unseren Entscheidungen mitredet

Werden in Zukunft auch Frauen dabei sein?

Das hoffe ich! Sobald wir acht Starterinnen hätten, würden wir ein Damen-Feld auf jeden Fall integrieren.

Finn, danke für das Gespräch!

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