iQFoIL-NachwuchsWer ist Emma Schleicher?

Alois Mühlegger

 · 03.03.2025

Emma Schleicher hat in der iQFoIL-Youth-Klasse erste Erfolge verbuchen können
Foto: Sailing Energy
Die 17-Jährige Emma Schleicher aus Erding mischt mit ihrem kleinen Bruder Moritz aktuell erfolgreich die olympischen Jugendklassen auf. Ihren ersten großen internationalen Erfolg verhinderte nur ein spektakulärer Crash bei der WM auf Mallorca. Wie geht es jetzt weiter?

Der Name Schleicher hat bei Regatta-Insidern schon seit drei Jahren einen guten Ruf. Moritz, der jüngere Bruder von Emma, sorgte vor seinem Umstieg auf iQFOiL Youth in der Klasse Techno 293 mit U13-Titelgewinnen bei EM und WM für Aufmerksamkeit. Nun startet auch Emma richtig durch und das gleich bei der Weltmeisterschaft der vorolympischen iQFOiL-Youth-Klasse. Auf Mallorca lag sie lang auf Rang sieben, wurde dann aber von einer niederländischen Konkurrentin abgeräumt und musste verletzt aufgeben. Für Rang acht reichte es aber noch.

Emma, alles wieder gut? Oder tut’s nach dem gewaltigen Crash bei der WM noch weh?

Ja, der Schulter geht es zum Glück wieder deutlich besser.

Was war denn exakt passiert?

Wir waren auf der Kreuz im ersten Rennen des vierten Tages. Ich war auf Starbord und eine Konkurrentin, die auf Port kam, hat mich übersehen. Ich habe noch versucht anzuluven, um die Kollision zu vermeiden, aber leider war es zu spät und es ist zu dem Crash gekommen.

Neben dem körperlichen Schaden wurde auch das teure Equipment ramponiert. War viel kaputt?

Mein Board und der Foilmast sind leider bei dem Crash kaputtgegangen und waren nicht mehr regattatauglich.

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Wenn der Crash statt auf Amwind auf dem schnellen Raumschotkurs passiert wäre, undenkbar die Folgen. Wie hast du das mental verarbeitet?

Zugegebenermaßen war es am Anfang schon ein großer Schockmoment und natürlich auch sehr ärgerlich in Hinsicht auf den restlichen Verlauf der Regatta. Aber rückblickend bin ich froh, dass nichts Ernsteres passiert ist, da wir uns bei diesen Geschwindigkeiten schwer verletzen hätten können.

Gab es danach Hilfestellung von Trainer, Eltern, Freunden, Mitkonkurrentinnen?

Meine Teamkollegen und mein Coach waren superhilfsbereit und haben mir an Land sofort das Equipment abgenommen und erst mal noch versucht, Ersatzmaterial für die weiteren Rennen zu organisieren. Meine Eltern haben sogar noch neues Equipment gekauft, da zunächst nicht klar war, ob ich weitere Wettfahrten bestreiten kann. Speziell nach der Entscheidung am nächsten Tag, dass ich nicht mehr weitermachen darf, haben alle versucht, mich wieder aufzumuntern. Außerdem haben viele nette Nachrichten und Anrufe von Freunden und Bekannten geholfen.

Du hast für die nächsten drei Wettfahrten, wo du nicht mehr antreten konntest, Wiedergutmachung erhalten. Wie sieht so was aus?

Zunächst findet eine normale Protestverhandlung über den Vorfall statt. Nachdem die abgeschlossen war und ich recht bekommen hatte, habe ich einen Antrag auf Wiedergutmachung gestellt. Da wir in der Regatta insgesamt nur wenige Wettfahrten segeln konnten, habe ich nur für drei der fünf verpassten Wettfahrten den Durchschnitt des vorherigen Tages und zwei DNCs (die Red.: DNC = did not compete) bekommen.

Damit wäre dir ein Platz in den Medal Race Series sicher gewesen. Dazu kam’s aber dann nicht. Weshalb?

Während der ganzen Woche waren die Windverhältnisse nicht sonderlich gut und da auch am letzten Tag der Wind nicht kam, konnten die Medal Race Series für keine der Altersklassen durchgeführt werden. So habe ich meinen achten Platz behalten.

Nach der Jugend-WM von World Sailing im Sommer 2024 am Gardasee, wo du vom Deutschen Segler-Verband nominiert wurdest, war die Weltmeisterschaft auf Mallorca die nächste große internationale Regatta. Wie hattest du dich vorbereitet?

Wir hatten den Sommer über ein Trainingslager vom BSV (Bayerischer Seglerverband) mit unserem Coach Diederik Bakker in Athen. Abgesehen davon trainiere ich in meinem Club in Griechenland, dem Athens Nautical Club, zusammen mit meinem Bruder.

Du lebst mit deiner Familie in Athen, dein Vater arbeitet dort an der Deutschen Botschaft. Du trainierst dort bei idealen Bedingungen zusammen mit deinem Bruder Moritz und anderen Clubmitgliedern im Athens Nautical Club. Wie oft kommst du aufs Wasser?

Normalerweise sind wir drei- bis viermal pro Woche auf dem Wasser. Im Winter etwas weniger, im Sommer dafür mehr.

Auf dem iQFOiL-Board wird nicht nur Kraft gefordert, auch Gewicht. Was muss man wiegen, um konkurrenzfähig zu sein?

Also in der Youth-Klasse, würde ich sagen, liegt das Idealgewicht bei circa 67 Kilogramm, abhängig auch vom Revier. Ab 2025 wird sich jedoch die Segelgröße ändern, somit wird sich dies wahrscheinlich ein kleines bisschen nach unten verschieben.

Wie sieht dein Krafttraining aus?

Wir haben hier in unserem Club einen extra Performance-Coach, Elias Rokkas. Er macht mit uns mehrmals pro Woche Kraft- und Ausdauertraining. Da gibt es verschiedene Abläufe, je nachdem, in welcher Phase der Saison wir uns befinden.

Seit einiger Zeit fällt auf, dass in den Ergebnislisten bei einigen Jugendlichen, auch bei dir, SV Wacker Burghausen steht. Gibt es dort eine neue Talentschmiede?

Dieser Sportverein ist sehr breit aufgestellt und hat unter anderem auch eine Windsurfabteilung. Die Verantwortlichen dort fördern uns, also mich und meinen Bruder Moritz, Lenny Friemel und Eddie Burger zusammen mit dem Bayerischen Seglerverband (BSV), um uns international vorwärtszubringen.

Einmal im Worldcup zu starten wäre sicher spannend – momentan aber nicht in meinem Fokus.”

Von welcher Seite kommt noch Unterstützung? Das iQFOiL-Material ist ja doch sehr kostenintensiv, man spricht von bis zu 8000 Euro für eine komplette Ausstattung.

Eigentlich übernehmen meine Eltern bisher fast alle Kosten. Daher sind wir auch auf der Suche nach Sponsoren, da dies auf Dauer so nicht durchführbar ist.

Jetzt hat die iQFOiL-Klasse beschlossen, ab 2025 die Segel zu verkleinern. Bei Männern von 9 auf 8 m2, bei Damen und Jugendlichen von 8 auf 7,3 m2. Wie siehst du diese Entscheidung?

Ich sehe das relativ neutral, da ich weder bei viel Wind noch bei wenig Wind Probleme mit dem Segel hatte. Aber ich freue mich auf die Challenge mit dem neuen Segel, da es technologisch viel weiter entwickelt und schneller als das alte ist.

Emma Schleicher wünscht sich mehr weibliche Konkurrenz im eigenen Land. Das würde alle anspornen, meint sie.Foto: Sailing EnergyEmma Schleicher wünscht sich mehr weibliche Konkurrenz im eigenen Land. Das würde alle anspornen, meint sie.

Über Weihnachten hat BSV-Trainer Diederik Bakker mit euch ein Camp in Athen abgehalten. Erzähl doch mal, was in so einem Trainingslager alles abläuft. Du warst ja schon öfter dabei.

Normalerweise machen wir bei den Trainingslagern zwei Trainingssessions pro Tag. Da arbeiten wir an verschiedenen Dingen wie Manöver, Starts und Speed. Wenn das Wetter nicht mitspielt, gibt es Theorieunterricht und wir arbeiten an unserem Material und den Einstellungen.

Nach dem sechsten Platz von Ex-Seglerin Resi Steinlein bei den Olympischen Spielen 2024 hat der DSV gesehen, dass im iQFOiL viel Potenzial liegt. Es sollen in Zukunft mehr Seglerinnen umsteigen. Neue Konkurrenz?

Hoffentlich! Deutschland ist leider vor allem im Juniorenbereich bei uns Mädchen noch sehr dünn aufgestellt. Ich fände es super, wenn sich mehr Jugendliche für unseren Sport interessieren würden und wir nationale Trainingsgruppen auf gutem Level bilden könnten.

Hin und wieder starten iQFOiL-Surferinnen auch im PWA-Slalom-Worldcup, teilweise mit beachtlichen Ergebnissen. Könnte das auch für dich ein Thema sein?

Im Moment fokussiere ich mich nur auf das iQ-Foilen und mein Abitur im Frühjahr 2025. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich in der Zukunft mal eine Chance, im Worldcup zu starten. Das wäre sicher ein spannendes Erlebnis, momentan jedoch nicht in meinem Fokus.

Wie sehen die schulischen und die sportlichen Ziele für die nächsten Jahre aus?

Erst mal bereite ich mich jetzt auf meine Abiturprüfungen vor und dann werde ich voraussichtlich studieren. Für das Surfen ist mein Ziel, weiterhin viel zu lernen, Spaß zu haben und in meinem letzten U19-Jahr international gute Ergebnisse einzufahren. Ich werde 2025 auch erstmals bei Regatten im Senior-Bereich starten.

Familienintern hat ja dein Bruder Moritz dir einige Titel voraus. Wann schnappst du ihn?

Moritz hat in der Techno-293-Klasse und auf dem iQFOiL schon Welt- und Europameistertitel holen können, wie auch im letzten Jahr. Ich freue mich natürlich sehr für ihn, aber wir sehen das beide nicht als Battle. Deswegen ist es nicht mein Ziel, ihn zu schnappen, sondern weiterhin mit ihm zu trainieren und besser zu werden.

Danke und weiterhin viel Erfolg!

Facts Emma Schleicher

  • Geboren: 16.10.2007
  • Wohnort: Athen und Erding
  • Beruf: Schülerin (12. Klasse Deutsche Schule in Athen)
  • Größe/Gewicht: 172 cm/67 kg
  • Segelnummer: GER-1610
  • Surft seit: 2018
  • Regattadebut: 2018 auf dem Techno 293
  • Erfolge Techno 293: 33. Platz U17 Techno 293 WM Torbole/ Gardasee 2021, 21. Platz U17 Techno 293 WM Limassol/Zypern 2022, 13. Platz U17 Techno 293 EM Cagliari/Sardinien 2022
  • Erfolge Windsurfen iQFOiL Youth: 2. Platz iQFOiL U19 Intern. Deutsche Bestenermittlung Wittensee 2023, 19. Platz iQFOiL Youth & Junior World Championships, Cadiz/Spanien 2023, 8. Platz Youth Sailing World Sailing Championships, Torbole/Gardasee 2024, 3. Platz (1. Dame) iQFOiL Deutsche Jugendmeisterschaft Überlingen/Bodensee 2024, 8. Platz iQFOiL Youth & Junior World Championships, Sa Rapita/Mallorca 2024
  • Lieblingsspots: Athen/Loutsa
  • Lieblingsdisziplin: iQFOiL Racing, Wing Foiling
  • Vereine: SV Wacker Burghausen, Athens Nautical Club
  • Hobbys: Gitarre spielen, Singen
  • Unterstützer: Mein Vater, SV Wacker Burghausen, Bayerischer Seglerverband
  • Instagram: _emma.schl

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