iQFOiL-NachwuchsWer ist Max Körner?

Alois Mühlegger

 · 03.08.2025

Max Körner wagte den Umstieg vom Segeln auf das iQFOiL-Material und startete direkt bei internationalen Regatten wie hier auf Lanzarote.
Foto: Sailing Energy / iQfoil Class
​Es ist ein interessantes Phänomen – seit das iQFOiL-Material beim olympischen Windsurfen verwendet wird, wechseln immer mehr junge Segler und Seglerinnen vom klassischen Segeln zum Windsurfen. Auch Max Körner aus Starnberg hat den Schritt gewagt.

​Der Starnberger, der seit 2023 am Gardasee in Torbole wohnt, schien auf eine klassische Segelkarriere zuzusteuern. Mit sechs Jahren angefangen im Opti, als 14-Jähriger dann erste Erfolge auf dem 29er als Sieger bei der Kieler Woche und U17-Europameister. Danach segelte er weitere drei Jahre eine Olympiakampagne in der 49er-Klasse. Doch das Segeltalent wechselte Klasse und Gerät und will nun mit dem olympischen iQFOiL 2028 zu den Spielen in Los Angeles.

Nach Steinlein, Engelmann und nun Stuhlemmer sind bereits drei erfolgreiche Seglerinnen aufs iQFOiL umgestiegen. Du bist der einzige Mann, der dieses Wagnis bisher eingegangen ist. Was hat dich zum Wechsel motiviert?

Ich war auf der Suche nach einem neuen Partner. Bereits vorher hatte ich mit dem iQFOil sympathisiert, es dann ausprobiert und nach ein paar Tagen entschieden, es ist das Richtige.

Hast du vorher schon mal auf einem Windsurfsurfboard gestanden?

Gelegentlich, denn meine Eltern sind Windsurfer, da kommst du dann schon mal im Urlaub aufs Brett.

Du bist seglerisch am Starnberger See im Münchner Yacht Club aufgewachsen. Hat dich die dortige Ausbildung zu den schnellen Erfolgen geführt?

Kann man so sagen, die haben gute Förderung im Jugendbereich. Dann hat mich der BSV im Opti und 29er unterstützt, außerdem kam ich in den Nachwuchskader NK2 des DSV.

Dann Knall auf Fall der Umstieg. Kauf einer gebrauchten iQFOiL-Ausrüstung und Umzug an den Gardasee. Nicht ganz der einfache Weg, oder?

Bessere Trainingsbedingungen als am Gardasee findet man nirgends. Das hat die Entscheidung einfacher gemacht. Im April 2023 hab ich mir günstiges Material von einer Französin besorgt und damit am Gardasee do it yourself den Umstieg gewagt. Glücklicherweise findest du dort sofort Hilfe wie von den deutschen iQFOiLern Resi Steinlein, Jakob Ditzen, Sofia Meyer oder dem Team vom Circolo Surf Torbole. Auch Dani Slijk, der Trainer von Resi, gab mir viele Tipps.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Was sind Dinge oder Fähigkeiten, die du vom Segeln aufs Windsurfen übertragen kannst, beziehungsweise von denen du profitierst?

iQFOiL ist dem reinen Segelsport nahe, sprich Aspekte wie Strategie und Taktik sind sehr ähnlich. Logischerweise sind technische Fähigkeiten völlig anders und es braucht viel Training, um auf das hohe technische Niveau der IQ-Klasse zu kommen. Auch die rein körperlichen Anforderungen sind anders. Es dauert eine Weile, bis man sich an die hohen Intensitäten vom Windsurfen gewöhnt. Das waren und sind große Herausforderungen für mich, auch wenn das 49er-Segeln ebenfalls sehr anstrengend ist.

Nur Surfen, oder gibt es noch andere Dinge, die dich beschäftigen?

Natürlich, ich studiere Wirtschaftsingenieur, will dieses Jahr meinen Bachelor abschließen. Online, das erlaubt mehr Freiräume und eine bessere Abstimmung von Training, Wettkampf und Studium.

Du bist ja mangels nationaler Regatten in Deutschland gleich international bei den großen Events wie zum Beispiel den iQFOiL Games oder Europa- und Weltmeisterschaft angetreten. Da gab’s doch gleich richtig was auf die Schnauze?

Heftig, da braucht man nicht mit guten Ergebnissen zu rechnen. Da ging ich auch schon mal als Letzter nach Hause. Da musst du aber durch.

​Ich habe das Gefühl, dass der Umgang unter den Windsurfen und das Teilen von Informationen entspannter ist.”

Wie ist der Unterschied bei den internationalen Regatten zwischen iQFOiL und 49er-Segeln? Geht es beim Segeln professioneller zu? Wie lassen sich die Szenen vergleichen?

In allen olympischen Klassen ist viel Professionalität gegeben, da gibt es keine Unterschiede. Ich habe das Gefühl, dass der Umgang unter den Windsurfern und das Teilen von Informationen entspannter ist. Wie erwähnt haben mir die anderen Deutschen viel geholfen. Das hätte es in dem Umfang nicht im Segeln gegeben. 49er und iQFOiL sind beides schnelle Klassen, weswegen die Regatten ähnlich ablaufen. IQ ist etwas abwechslungsreicher, da abhängig vom Wind verschiedene Formate gefahren werden – Kursrennen, Sprint oder der Marathon.

Wie kamst du mit dem großen 9,0er-Segel zurecht?

Am Anfang war’s schon heftig, vor allem bei Starkwind, denn ich war auch zu leicht. Aber ab 2025 wurden ja die Segelgrößen geändert, wir Herren fahren jetzt nur noch 8,0 m2, das kommt mir schon entgegen. (Red.: die Damen nur noch 7,3 m2).

Trotzdem, ohne Krafttraining ist doch bei sechs Beaufort und mehr so ein Rigg kaum zu halten.

Ohne geht im olympischen Leistungssport gar nichts. Ich mach das ganze über Jahr Krafttraining und außerdem fahr ich zusätzlich noch viel Rennrad.

Und wie oft bist du auf dem Wasser?

Vier- bis fünfmal Training in der Woche sollten es schon sein, was hier am Gardasee auch fast immer möglich ist.

Du hast als dein Lieblingsmanöver die Foil-Wende angegeben. Hört sich unspektakulär an. Was ist daran so schwierig?

Das Timing, die Kombi aus Speed und Balance. Während der ganzen Wende muss Druck auf dem Foil sein, das heißt Gewicht hinten auf dem Brett haben, der vordere Fuß geht vor den Mast, das Segel wird mit dem Unterliek voll aufs Brett gelegt, dann folgt der schnelle Schritt um den Mast herum, man wechselt die Hände und geht auf der neuen Seite nach hinten, um gleich wieder Druck aufs Foil zu bekommen. Hört sich easy an, ist aber deutlich schwieriger als eine Foil-Halse.

Beim iQFOiL-Material gibt es zwei Anbieter, Starboard und Patrik. Du bist auf Patrik unterwegs. Gibt’s dafür einen Grund?

Das Material ist identisch und kommt vom gleichen Produzenten, aber ich erhalte über Patrik und den Shop Windlounge etwas günstigere Konditionen.

Wie viel Material brauchst du so im Jahr?

Bei 200 Tagen im Jahr auf dem Wasser plus Regatten braucht man so einiges. Top-Surfer nehmen für jede Regatta ein neues Segel, ich fahr damit zwei Wettbewerbe und benutze es dann als Trainingssegel. Bretter halten unfallfrei relativ lange, aber ein Ersatzbrett muss immer dabei sein. Bei den Foils ist der Verschleiß gering, aber du musst zuerst mal ein schnelles finden, denn es gibt Produktionsschwankungen. Wie bei den Segelmasten auch.

Thema Förderung. Wie finanzierst du alles?

Ich arbeite nach wie vor mit dem Münchner Yacht Club zusammen und gebe Trainerstunden für den 29er-Nachwuchs, wenn das Team am Gardasee segelt. Da kommt etwas rein. Allerdings ist der Sport ohne Unterstützung von Eltern und Familie nicht möglich.

Du startest für den Circolo Surf Torbole, gibt es von dieser Seite auch Unterstützung?

Keine monetäre, aber ich erhalte ganzjährig Training.

Bayerischer oder Deutscher Segler-Verband (DSV), kommt da was?

Für den BSV-Landeskader bin ich leider schon zu alt. Von DSV-Seite kann ich für den Kader nominiert werden, aber erst, wenn ich mit entsprechenden Top-Platzierungen bei internationalen Regatten punkte.

Wie sieht dein Plan für dieses Jahr und die Zukunft bis 2028 aus, um vom Deutschen Segler-Verband nominiert zu werden? Mit Resi Steinlein hast du ja ein Beispiel, wie man innerhalb von vier Jahren in die olympische Weltspitze aufsteigen kann.

Weiterhin viel und gut trainieren und beste Ergebnisse einfahren. That’s it! Mit Diederik Bakker habe ich einen Top-Trainer, das ist superviel wert.

Wie zum Beispiel aktuell bei der Kieler Woche: Wie lief’s?

Wir hatten einen Tag wenig Wind und drei Tage voll Ballermann. Bei Wind bis zu 30 Knoten und starken Drehern ist das IQ schon sehr anstrengend. Ich kam recht gut mit den Bedingungen zurecht und bin sehr zufrieden. Ich konnte meinen ersten Laufsieg im iQFOiL einfahren und war auch zum ersten Mal im Medal Race dabei. Am Schluss bin ich dann Siebter geworden. Generell hatten wir eine gute Woche aus deutscher Perspektive mit dem Sieg von Fabi Wolf und dem vierten Platz von Sophia Meyer.

Danke und weiterhin viel Erfolg!

Facts Max Körner

surf/fotoweb/100146532Foto: P. Hegge
  • ​Geboren: 3.5.2003
  • Wohnort: Starnberg und Torbole
  • Beruf: Student
  • Größe/Gewicht: 188 cm/86 kg
  • Segelnummer: GER 917
  • Segelt/Surft seit: 2009/2023
  • Regattadebut: 2010 auf dem Opti, 2023 auf dem iQFOiL
  • Erfolge Segeln: 2019: Bestes U17-Team 29er-EM am Gardasee; 2. Platz Jugend-DM U17 auf 29er am Ammersee; 2020: 1. Platz 29er Kieler Woche; 1. Platz 29er DM Flensburg; 2021: Jugend-WM 2. Platz 49er FX in Polen/Danzig
  • Erfolge Windsurfen iQFOiL: 2023: Platz 57 iQFOiL-U21 WM Silvaplaner See; 28. Platz iQFOiL International Games Torbole; 2024: 47. Platz U23 WM Silvaplaner See; Platz 54 iQFOiL-EM Cagliari/Italien; 49. Platz iQFOiL International Games Lanzarote; 2025: 7. PlatziQFOiL Games Kieler Woche
  • Lieblingsspot: Gardasee
  • Lieblingsdisziplin: iQFOiL-Racing
  • Lieblingsmove: Foil-Wende
  • Verein: Münchner Yacht Club (MYC), Circolo Surf Torbole (CST)
  • Hobbies: Windsurf und Rennrad
  • Instagram: @max.koer

Meistgelesen in der Rubrik Windsurfen