iQFOil-TalentWer ist Lenny Friemel?

Alois Mühlegger

 · 18.11.2024

Dank der Foilboards kann Lenny Friemel sogar am Wolfgangsee in Österreich oder am heimischen Chiemsee gute Trainingseinheiten absolvieren.
Foto: privat
Er gehört zur Generation Foil – für den 18-Jährigen Lenny Friemel aus dem oberbayerischen Burghausen ist Foil-Windsurfen der Schlüssel zu einer erfolgreichen Regatta-Karriere. Was er als Jugendlicher schon alles erreicht hat und was seine Ziele sind, verrät er im Interview.

Eins vorab, sein Vorname hat nichts mit dem Nachnamen des berühmten Waterman Kai Lenny aus Hawaii zu tun. Doch das 18-jährige Nachwuchstalent aus dem bayerischen Burghausen ist durchaus gewillt, auf der Karriereleiter ebenfalls nach oben zu klettern. Für die Youth Sailing World Championships des Weltsegelverbandes setzte sich Lenny nach harter Qualifikation nun bereits zum zweiten Mal durch und wurde, wie 2023, wieder vom DSV nominiert. Im Sommer 2024 trat er auf dem iQFOiL Youth-Board am Gardasee in der olympischen Nachwuchsklasse gegen knapp 40 Gegner aus der ganzen Welt an.

Burghausen liegt zwar an der Salzach, aber ein See ist nicht unmittelbar in Sichtweite. Statt Kanute doch Windsurfer, wie kommt’s?

Mein Vater war schon immer begeisterter Windsurfer und Segler. Durch meine Familie bin ich oft am Wolfgangsee und dort über eine Anfängerwoche zum Opti-Segeln und zum Windsurfen gekommen.

Du bist dann relativ bald schon die ersten Regatten im Opti gesegelt?

Ja, unbedeutende Regatten ohne Ambitionen. War aber eine echt gute Zeit.

Beim Windsurfen hat es etwas gedauert bis zum ersten Wettkampfeinsatz. Weißt du noch, wie es da losging?

Nach der Zeit im Opti habe ich ein paar andere Bootsklassen ausprobiert. Da mir Windsurfen aber schon immer sehr gefallen hat, habe ich mich gefragt, wieso ich nicht mit etwas Schnellerem und Aufregenderem um die Tonnen heize. 2020 bin ich auch die ersten Male auf einem Foilboard unterwegs gewesen, das war ein echtes Schlüsselerlebnis.

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Wie für viele andere auch bot sich das Jugendbrett Techno 293 für den Einstieg an. Fandest du das geeignet?

Am Anfang wären Foil-Regatten für mich zu viel gewesen, also habe ich auf dem Techno Erfahrung gesammelt, da ging alles etwas langsamer. Zudem gab es eine super Techno293-Jugendgruppe beim RSC Chiemsee.

Mit der Jugendgruppe vom RSCC bist du dann bald auch auf internationale Wettbewerbe? Gleich zu EM und WM? Oder vorher noch zur deutschen Jugendmeisterschaft?

Das war eine super Gruppendynamik. Jede Meisterschaft bin ich einmal in der Altersgruppe U17 mitgefahren und habe echt viel gelernt, vor allem zu pumpen.

Vor zwei Jahren kam das Jugend-Foilboard Techno WindFoil. Du hast investiert, bist aber nicht dabei geblieben.

Ja, das war eine echte Fehlinvestition. Ich bin keine Regatta damit gefahren, und auch insgesamt habe ich es nur wenig benutzt.

Kurz danach kam das iQFOiL Youth-Board auf den Markt. Warum hat sich das durchgesetzt?

Das iQFOiL Youth and Junior Equipment ist einfacher zu fahren und näher am großen Olympiamaterial dran. Außerdem war das Marketing besser, und World Sailing hat es für die Youth Sailing Worlds ausgewählt.


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Immer mehr Jugendliche wollen gleich mit 13, 14 oder 15 Jahren aufs iQFOiL Youth-Board umsteigen. Werden die mit den großen Segeln – aktuell sind dieses Jahr noch Acht-Nuller zugelassen – bei richtig Wind nicht überfordert?

Nein, das geht. In diesem Alter würde man in der U15 oder U17 fahren. Beide Altersklassen starten gemeinsam in einem Feld mit Juniormaterial. Dort foilt man mit einem sehr leichten Siebener-Segel mit RDM-Mast. Falls man damit überfordert sein sollte, kann man auch mit einem 5er- oder 6er-Rigg derselben Bauweise starten. Erst später in der U19 auf dem Youth-Equipment gibt es ein schweres und performanceorientiertes Rigg mit acht Quadratmeter für alle bei jedem Wind. Zudem lassen sich die iQ-Segel für eine große Windrange trimmen, bei viel Wind kann man die Segel flach wie ein Brett ziehen.

Nach deinen ersten Erfolgen bei den Youth-Regatten wurde auch der Bayerische Seglerverband auf dich aufmerksam und nahm dich in den Nachwuchs-Kader auf. Wie sieht aktuell die Förderung aus?

Die Trainerkosten werden zu einem Teil übernommen.

Training, Trainer, Material, alles kostet ’ne Menge. Wer finanziert dies?

Wie schon gesagt, ein bisschen der Bayerische Seglerverband. Im Moment größtenteils meine Eltern. Auch mein Verein, der SV Wacker Burghausen, übernimmt schon echt viel, wie zum Beispiel Materialkosten und Startgebühren und Lagerkosten. Die sind eine große Hilfe. Außerdem bin ich auf Sponsorensuche für zukünftige Investitionen.

Du startest für den SV Wacker Burghausen. Hört sich eher nach Fußball-und nicht nach Surfclub an.

Der Sportverein ist sehr breit aufgestellt und hat unter anderem auch eine Windsurfabteilung. Aber klar, Fußball gibt es auch.

Zum Studium ziehe ich nach Kiel – da gibt’s mehr Wind, um sehr, sehr viel zu surfen!”

Im letzten Jahr wurde auch der Deutsche Segler-Verband (DSV) auf dich aufmerksam und hat dich nach Buzios (Brasilien) zur Jugend-WM des Weltsegel-Verbandes geschickt. Deine Eindrücke?

Es war ein echt großartiges Event, vor allem die Location war super. Wir hatten 35 Grad und eine ganze Bandbreite an Bedingungen. Das Equipment wurde gestellt, also hatte man brandneues Zeug. Das Auspacken war eins der Highlights. Da es nur einen Starter pro Nation gab, war das Level sehr hoch und das Feld sehr klein. Insgesamt also ein spezielles Event. Außerdem hat der DSV alle Kosten übernommen. Neben dem Racing konnte man auch die Stadt Buzios erkunden und Wellenreiten gehen. Mir hat es sehr gut gefallen, und gerade mit meinen ersten Regatta-tagen war ich zufrieden. Am Ende wurde es ein 16. Platz, da ich mit dem Starkwind an den letzten beiden Tagen Probleme hatte.

Du warst kürzlich bei den Youth Sailing World Championships am Gardasee. Du wolltest in die Top-Ten. Hat nicht ganz geklappt. Woran lag‘s?

Eigentlich sollte es wieder, wie in Brasilien, gestelltes Equipment geben, was aber nicht in Torbole ankam. Das wurde erst wenige Tage vorher mitgeteilt, sodass ich auf nicht eingefahrenem Material starten musste. Davon habe ich mich etwas aus dem Konzept bringen lassen. Konkret lag es leider an den Starts und am Speed. Die Strategie und Taktik waren okay, wirklich zufrieden bin ich aber nur mit meinen Manövern. Am letzten Tag konnte ich die Regatta noch versöhnlich abschließen mit den Einzelplatzierungen 5, 9, 9 und 5. Ärgerlich ist der 14. Platz als Endergebnis mit nur sechs Punkten Rückstand zum Elften.

Dafür lief es jetzt aber bei der iQFOiL Jugend-DM am Bodensee prächtig. Acht Wettfahrten, acht Siege für dich. Woher die Leistungssteigerung?

Das Level ist national niedriger. Zusätzlich kam ich sehr gut mit dem böigen Leichtwind zurecht, den wir in Überlingen hatten.

Wie sehen die sportlichen Ziele für die nächsten Jahre aus?

Wenn ich so viel Fortschritt mache wie die letzte Zeit, bin ich zufrieden. Langsam soll es auch daran gehen, das Gelernte umzusetzen. Ich werde in den U23und Senioren-Bereich einsteigen und versuche mich dort zu etablieren, was denkbar schwierig wird. Noch bin ich zu leicht, konnte aber trotzdem bei der U23-WM auf dem Silvaplanersee Erfahrung sammeln. Meine übergeordneten Fernziele sind Olympia 2028 in Los Angeles/USA oder 2032 in Brisbane/Australien.

Im Juni hast du das Abitur geschafft. Denkst du neben dem Sport schon an Beruf und Studium?

Ich ziehe wahrscheinlich nach Kiel um, ich will dort Maschinenbau studieren. Zudem habe ich an der Ostsee bessere Trainingsmöglichkeiten, aber vor allem mehr Wind, um sehr, sehr viel zu surfen.

Fact zu Lenny Friemel

surf/100080275_1ae6c3ea9d7679290f93452443f88053Foto: privat
  • Geboren: 19.5.2006
  • Wohnort: Burghausen
  • Beruf: Abiturient/ angehender Maschinenbau-Student
  • Größe/Gewicht: 186 cm/ 79 Kilo
  • Surft/segelt seit: 2012
  • Regattadebüt: 2012 auf dem Opti, 2021 auf dem Techno 293
  • Disziplin: iQFOiL-Racing
  • Erfolge Techno 293: Deutscher Meister U17 2021
  • Erfolge iQFOiL: Youth 7. Platz iQFOiL International Games Torbole U17 2022, 15. Platz iQFOiL EM U17 Brest 2022, 1. Platz Intern. Deutsche Bestenermittlung U19 Open Windfoil Youth 2023, 16. Platz Youth Sailing World Championships, Brasilien 2023, 5. Platz iQFOiL International Games U19 Campione 2024, 14. Platz Youth Sailing World Championships, Gardasee 2024 1. Platz Intern. Deutsche Meisterschaft iQFOiL Youth & Junior Bodensee 2024
  • Lieblingsspots: Lanzarote, Wolfgangsee, Gardasee
  • Lieblingsmoves: Foil 360er, Foiling Tack
  • Verein: SV Wacker Burghausen
  • Hobbys: Skifahren
  • Sponsoren: Mein Vater, SV Wacker Burghausen, Bayerischer Seglerverband

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