Eigentlich könnte man Theresa – genannt Resi – Steinlein die gleichen Fragen stellen wie 2020 ihrer Zwillingsschwester Sophie (hier im Interview). Bis 2020 verlief die Segelkarriere der beiden parallel, Einstieg mit fünf Jahren in den Optimist, erste Erfolge, weiter im Jugendsegelboot 420er noch erfolgreicher, immer aber auch mal Windsurfen auf dem heimischen Wörthsee. Damals dann das gemeinsame Reinschnuppern in das olympische iQFOiL-Material. Während Sophie sich nach einem Testjahr wieder für das Segeln mit dem 49FX entschieden hat und inzwischen auch dem deutschen SailGP-Team angehört, strebte Resi seitdem gezielt eine Olympiateilnahme auf dem iQFOiL 2024 in Marseille an.
Mit dem sechsten Platz bei der Trofeo Princesa Sofia hat Theresa Steinlein diesen Traum wahr gemacht. Den dafür notwendigen Nationenstartplatz hatte sie bereits bei der WM Anfang des Jahres gesichert, nun hat sie die DSV-internen Kriterien für einen Olympia-Start erfüllt und fährt im Sommer nach Marseille.
Im Herbst 2023 berichtete Theresa Steinlein im surf-Interview über ihren Werdegang und das Training für Olympia. Wir zeigen euch das Gespräch hier noch einmal, um die deutsche Olympia-Starterin kennenzulernen!
Seit wir klein sind, segeln wir gegeneinander, aber wenn wir uns auf dem Race Course treffen, haben wir immer versucht, uns „nicht im Weg“ zu stehen. Im Training haben wir uns jedoch immer gebattelt und versucht, besser als die andere zu sein. Als wir in Silvaplana waren, habe ich zwei Wochen vorher richtig windsurfen gelernt. Sophie war schon ein bisschen länger dabei, deswegen war das schwer zu vergleichen.
Ja, genau das war für mich dann die zweite Windsurf-Regatta in meinem Leben und ehrlich gesagt hatte ich da noch nicht viel Ahnung vom Foil-Windsurfen. Wenn ich zurückdenke, war das echt heftig, gegen mehrere Olympioniken zu surfen, die schon jahrelang dabei waren.
Ich bin an den Gardasee gezogen und dort dann das erste Jahr alleine jeden Tag surfen gegangen. Manchmal durfte ich bei den Italienern im Circolo Surf Torbole mittrainieren.
Zuerst nur durch das Olympic-Team des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) in Hamburg, später ab 2022 durch den DSV, als ich mich für den Nachwuchskader (NK 1) qualifiziert habe. Seit 2023 bin ich im Perspektivkader (PK) und in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Diesen PK habe ich für 2024 bestätigt. Und mit Starboard/Severne (APM Marketing) habe ich einen sehr großzügigen Material-Sponsor. Auch das Surfcenter Lido Blue mit Petr Svoboda unterstützt mich finanziell nun schon in der dritten Saison.
Wenn man gut auf das Material aufpasst, sind trotzdem zwei bis drei Sets pro Saison das Minimum.
Mittlerweile wird bei jedem internationalen Race immer mehr und immer genauer kontrolliert. Auch die Vermesser sammeln Erfahrung. Die iQFOiL Class und Starboard setzen meines Erachtens wie keine andere olympische Klasse alles daran, faire Bedingungen für alle zu schaffen. Bald werden auch 3-D-Scans eingesetzt, was alles noch genauer und fairer machen wird. Natürlich spielt bei einem Board, das bis zu 25, 30 Knoten Speed fährt, jede kleinste Toleranz eine Rolle.
Ja, genau, ich habe seit Anfang 2023 Daniel als offiziellen DSV-Trainer, worüber ich sehr glücklich bin und mir keinen besseren Coach wünschen könnte. Der DSV hat für mich eine optimale Trainingsstruktur geschaffen und auch die finanzielle Unterstützung ist gut, ohne den Verband und die Bundeswehr wäre diese Olympia-Kampagne nicht möglich.
Am Anfang natürlich, sehr sogar, da ich ja wirklich sehr knapp wegen zwei Punkten die nationale Qualifikation nicht geschafft habe, und dann leider keine deutsche IQ-Foilerin auf die Pre Olympics geschickt wurde. Aber ich habe das eigentlich sehr schnell wieder positiv gesehen, da ich dann umso mehr Zeit hatte, mich für die Weltmeisterschaft in Den Haag/Scheveningen vorzubereiten.
Ich würde nicht sagen mit Wut, aber ich war auf jeden Fall sehr motiviert, mir selbst zu zeigen, dass ich vorne dabei sein kann. Ich wollte vor allem, dass sich Daniels und meine Arbeit von den letzten sechs Monaten auszahlt.
Schwer zu sagen, aber ich war mir einfach sicher, dass das meine Bedingungen sind und ich einen sehr guten Speed habe, was mir schon mal sehr viel Selbstsicherheit gegeben hat. Ich habe mich maximal auf den Start konzentriert, weil der besonders auf dem iQFOiL die wichtigste Grundlage für den Erfolg bei jeder Wettfahrt ist.
Vom Material oder meiner Kondition war ich sehr gut aufgestellt und hatte auch keine Probleme damit. Mir ging es am Abend davor schon gesundheitlich nicht mehr gut und ich habe die Nacht dann auch nicht gut geschlafen, am nächsten Tag hat mir dann einfach die Energie gefehlt.
Für alle europäischen Nationen wird es im Februar 2024 bei der nächsten iQFOiL-Weltmeisterschaft auf Lanzarote einen weiteren Startplatz geben und im Frühjahr dann fünf weitere im französischen Hyeres.
Anm. d. Red: Auf Lanzarote holte Steinlein dann wie erhofft den Startplatz für Deutschland
Für mich noch nicht ganz so streng, da ich ja im Perspektivkader bin. Kontrollen gibt es unangemeldet beim Training oder bei Wettkämpfen. Die DSV-Athleten im Olympiakader, das ist der höchste Kader, müssen sich täglich in eine App eintragen und dokumentieren, wo sie sich gerade befinden, sodass die NADA (Nationale Anti-Doping Agentur; die Red.) den Athleten jederzeit zu einer Kontrolle antreffen kann.
Ja, das ist schon cool, Papa ist sicher einer der Schnellsten am See, aber dieses Jahr habe ich ihn das erste Mal geschlagen. Mein Ziel war, ihm eine Runde abzunehmen, am Ende war es ein Schenkel.
Ich bin im Januar in die Bundeswehr eingetreten und in der Sportfördergruppe Hamburg stationiert. Soweit es möglich ist, studiere ich BWL in einem Fernstudium in Rom, abgeschlossen ist es noch nicht ganz, mir fehlen aber nur noch vier Prüfungen bis zum Bachelor. Das Studium kommt derzeit etwas zu kurz, ich arbeite aber bereits an meiner Bachelorarbeit.
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