Landesmeisterschaft NiedersachsenSpannende Rennen auf dem Windsurfer LT

SURF Redaktion

 · 05.10.2023

In Wilhelmshaven gingen am Wochenende rund 30 Windsurfer LT zur Landesmeisterschaft aufs Wasser
Foto: Surfcompany
Spannend wie ein Krimi, wahnsinnig schmerzvoll und total fantastisch. So könnte wohl der Titel der offenen niedersächsischen Landesmeisterschaft in der Windsurfer LT Klasse am vergangenen Wochenende in Wilhelmshaven heißen. Lasse Brudek berichtet.

Insgesamt waren 36 Teilnehmer gemeldet, nach ein paar krankheitsbedingten oder berufsbedingten Ausfällen waren 28 Surfer/innen am Start. Bereits am Freitag war große Anreisewelle, mit von der Partie Starter/innen aus Berlin, Hamburg, Oldenburg und insgesamt 10 Holländer/innen.

Freitag fand bereits ein kleines Training statt, um die Konkurrenz einzuschätzen und natürlich einfach um Spaß zu haben. Außerdem wurde der Kurs/ die Bojen bereits gelegt und beim abendlichen gemeinsamen Grillen fleißig über die Windvorhersage für die nächsten Tage spekuliert.

Samstag ging es dann los. Ich war dieses Mal zu Hause wieder nicht nur in der Rolle des Teilnehmers - und des Heimfavoriten bei dem starken auswärtigen Teilnehmerfeld - sondern auch in der Rolle des Organisators, zwischenzeitlichen Bootsführers, Tonnenlegers, sowie Regattaleitung und Mädchen für alles…

Also kurzes Frühstück, Orga, Orga, Orga und um 11:30 Uhr das Skippersmeeting für den pünktlichen ersten Start um 13:00 Uhr. Mäßiger Wind aus West, was für den Kurs ähnliche Bedingungen brachte wie im letzten Jahr bei der Deutschen Meisterschaft. Nach einem guten Start lag ich nach der ersten Runde vorn, ließ mir jedoch in der zweiten Runde durch eine kleine Behinderung durch Sam van Diepen die Führung wegschnappen und kam auf Platz 2 ins Ziel. Beste Dame in dem Rennen wurde Muriel Sudhoff auf Gesamtrang 12.

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Ständige Wechsel an der Spitze

Die folgenden vier Rennen wurden vorne an der Spitze von ständigen Führungswechseln geprägt. Im letzten Rennen konnte ich auf Platz drei liegend in Runde zwei noch 100 m Rückstand aufholen und mich an der letzten Tonne bis auf einen Meter an den Führenden „ranarbeiten”. Auf der Zielkreuz blieb der Holländer Ron Hartog jedoch mit dem Messer zwischen den Zähnen 2 Meter vor mir und ich beendete das Rennen wieder auf Platz 2. Und ich kann vorwegnehmen, das Rennen hat mir wirklich alles abverlangt…

Spannender hätte es im Zwischenergebnis nach Tag 1 nicht sein können: Auf Platz 1 Ron Hartog mit 6 Punkten, punktgleich mit mir auf Platz 2 - ebenfalls 6 Punkte (es zählt für die Platzierung das bessere Ergebnis in der letzten Wettfahrt) – und auf Platz 3 Sam van Diepen mit 13 Punkten. In der Damenwertung nach Tag 1: 1. Muriel Sudhoff (4 P.), 2. Anna Bach (8 P.), 3. Ingrid van Overbek (9 P.)

Fighten statt Schonung

Nach einem von Bauchmuskelkrämpfen geprägten Abend wollte ich mich eigentlich schonen. Der erste Strich der mir dabei durch die Rechnung gemacht wurde, als – nach einem grandiosen Frühstücksbuffet – als Tagesprogramm keine normalen Rennen, sondern Marathonrennen festgelegt wurden, also längere Strecke und natürlich mehr Möglichkeit zu pumpen.

Die Kreuz zur Tonne 1 meisterte ich jedoch gut und kam als erster rum, zwar musste ich pumpen um vor zu bleiben aber noch ging mein Plan den Bauch zu „schonen“ einigermaßen auf und ich konnte das Rennen für mich entscheiden, zweiter wurde natürlich Ron Hartog mein nächster Konkurrent. Muriel Sudhoff wieder beste Dame in dem Rennen und im Gesamtfeld mit einer fantastischen Platzierung auf Rang 6.

Den zweiten Strich durch meinen Plan der Schonung machte mir das zweite und somit letzte Rennen der Veranstaltung. Ich wusste, ich liege einen Punkt vor Ron Hartog in der Gesamtwertung. Jedoch musste ich wieder vor ihm ins Ziel kommen, denn im umgekehrten Fall hätten wir wieder gleiche Punktzahl gehabt, das bessere letzte Rennen hätte entscheiden und Ron hätte gewonnen…

Frühstart: Lieber umkehren oder DSQ riskieren?

Plan beim Start also: Alles geben und so früh wie möglich über die Linie. Nur den Plan hatten die anderen auch und es wurde die Flagge des Einzelrückrufs gezogen, ein Krimi! Denn man weiß: Es hat mindestens ein Surfer einen Frühstart fabriziert, man weiß jedoch nicht wer. Es liegt im eigenen Ermessen, das Risiko einer Disqualifikation und somit 34 Punkten einzugehen oder die Chancen auf den Sieg zu minimieren und erneut zur Startlinie zurückzufahren und neu zu starten. Ich entschied mich für Letzteres, ein DSQ wäre die Katastrophe und der Sieg passe.

Also Neustart als Letzter im Feld. Dafür erwischte ich jedoch einen fantastischen Winddreher und war an Boje 1 bereits wieder auf Rang 8. Nun hieß es den Bauch schonen und den Sieg den Sieg sein lassen oder alles geben und unfassbare Schmerzen riskieren…

Herzschlag-Finale auf dem Windsurfer LT

Natürlich riss ich an meinem Segel wie ein Irrer und kämpfte mich Stück für Stück weiter vor, immer mit dem Ziel an der letzten Tonne vor Ron zu sein, denn ich wusste, auf der Kreuz ins Ziel wird ein Überholmanöver fast unmöglich. Meter für Meter und Schmerz für Schmerz kämpfte ich mich bis auf 2 Meter ran. Wo Ron natürlich anfing, mir den Weg abzuschneiden um mich hinter sich zu halten, doch ich schaffte es, ihn kurz vor der Boje zu überholen.

Doch damit fing das Verteidigen erst an, Ron packte alle Tricks aus, angetäuschte Wenden, schnelle Pumpschläge, langsame lange Pumpschläge, unzählige Wenden, doch mit zwei Metern Vorsprung rettete ich mich – lauthals von einem Jubelschrei begleitet - über die Ziellinie und konnte den Titel des Landesmeisters einfahren.

Es folgte eine tolle Siegerehrung mit super begeisterten Teilnehmern - die im nächsten Jahr wiederkommen und zudem noch alle ihre weiteren Freunde mitbringen wollen - und der Abschluss des Events.

Da fiel das Aufräumen nach der Veranstaltung auch gar nicht mehr so schwer, was eine geile Veranstaltung bei uns zu Hause in Wilhelmshaven und alleine für den Anblick der Regatta mit 30 ambitionierten Sportlern, die über den See heizen, einfach fantastisch! Nächstes Jahr wieder und vor Allem noch größer!

Text: Lasse Brudek


Ergebnisse Landesmeisterschaften Windsurfer LT Niedersachsen

Herren/Overall

  • 1. Lasse Brudek
  • 2. Ron Hartog
  • 3. Sam van Diepen

Ergebnisse Damen

  • 1. Muriel Sudfhoff
  • 2. Anna Bach
  • 3. Ingrid van Overbek

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