Legende im InterviewRobby Naish über seine Firma, seine Gesundheit, seine Autos und mehr

John Carter

 · 20.10.2024

Robby Naish hat wieder Spaß auf dem Wasser! Im großen Interview erzählt er über die Hintergründe zum Verkauf seiner Firma, seine gesundheitlichen Probleme und seine Motivation!
Foto: Julia Deutsch
Es ist eigentlich eine beruhigende Nachricht für uns normalsterbliche Windsurfer: Robby Naish ist auch nur ein Mensch! Selbst eine Legende wird älter, kämpft mit Herzproblemen, Stressbewältigung, der Zukunft seiner Firma und hat den Wunsch, einfach irgendwo unerkannt zum Spaß windsurfen zu gehen. Mit diesem außergewöhnlich offenen Interview rückt der König ein Stück näher an sein Volk heran.

Wenn’s ums Timing und die richtige Wellenauswahl in Ho‘okipa geht, macht dem Meister auch heute kaum jemand etwas vor. Am 23. April dieses Jahres ist Robby Naish 61 Jahre alt geworden. Sieht man aktuelle Actionbilder von ihm wie die auf diesen Seiten, dann mag man diese Zahl nicht glauben. Noch immer rockt Opa Naish die Wellen von Ho‘okipa auf Maui, und wer möchte schon glauben, dass er seinen ersten Weltmeistertitel bereits 1976 als 13-jähriger Blondschopf gewann. Viele weitere Titel folgten und erst ein gewisser Bjørn Dunkerbeck setzte der Siegesserie von Robby ein Ende. Es folgte die Gründung seiner Firma, mit der er im Windsurfen, Kiten, Stand-up-Paddeln, Foilen und Wingen immer neue Trends setzte und ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Anfang 2023 verkaufte Robby die Firma an den Europa-Importeur Kubus Sports in den Niederlanden. Zur Ruhe gesetzt hat sich der Meister deshalb trotzdem nicht.

Robby Naish über den Verkauf seiner Firma

Ich habe die Betriebsgesellschaften von Naish, also die, die für den Vertrieb und die Produktion verantwortlich sind, verkauft. Ich besitze immer noch die weltweiten Naish-Marken und bin der Lizenzgeber. Die Jungs, die es gekauft haben – Kubus Sports in den Niederlanden –, sind der Lizenznehmer, und sie waren mein größter europäischer Vertriebspartner. Es machte sehr viel Sinn, es so zu machen. Sie hatten eine Investmentgesellschaft, die sie im Grunde genommen kurz danach gekauft hat. Es ist ein bisschen kompliziert, alle Beteiligten auf den neuesten Stand zu bringen, aber ich habe versucht, mit meinem Team hier zusammenzuarbeiten, um die Kooperation mit den Jungs in Europa in den Griff zu bekommen und ihnen die Art des Geschäfts zu vermitteln. Die Stimmung in unserer Branche und in der Outdoorsport-Industrie ist wahrscheinlich so schlecht wie noch nie, es sind also schwierige Zeiten. Der Markt nach Covid ist ziemlich im Eimer. Er hat geboomt, weil alle zu Hause saßen und Freizeit und Geld zur Verfügung hatten. Also kauften die Leute Spielzeug. Es war eine Art Boom. Aber natürlich ist dieser Boom jetzt vorbei und viele Marken sitzen auf ihren Lagerbeständen. Leider ist es eine gute Zeit, um nicht in der Branche zu sein. Für mich ist es toll, weil ich immer noch in die Entwicklung involviert bin, also fahre ich mit Michi [Schweiger] und teste mit den Kite-Jungs. Ich bin auch bei den Foil-Tests mit dabei. Es macht mir Spaß, denn ich habe keinen Stress mehr mit der geschäftlichen Seite der Sache. Ich bin so gut wie jeden Tag am Strand.

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Zu viel Stress, zu wenig Spaß

Der Stress im Geschäft wurde mir einfach zu viel. Der Grund, warum ich alles immer gemacht habe, war, dass es mir Spaß gemacht hat. Der finanzielle Aspekt war nie wirklich wichtig – Hauptsache, wir haben genug Geld verdient, um das Geschäft am Laufen zu halten. Letztendlich hat Naish immer noch Geld eingebracht, aber es hat keinen Spaß mehr gemacht.

Ich war mit der geschäftlichen Seite der Dinge überfordert. Sosehr ich mein Team und meine Mitarbeiter auch liebe, die damit verbundene Verantwortung und die drohenden Haftungsrisiken wurden mir zu viel. Wenn man älter wird, sieht man das Leben mit anderen Augen. Ich bin über 60. In meinem Kopf bin ich vielleicht nicht der durchschnittliche 60-jährige Mann, aber man kann nicht Dinge wie Risiken und die Auswirkungen von Stress einfach außer Acht lassen. Ich habe schrecklich lange gearbeitet, um dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin, und ich möchte nicht alles wegen einer falschen Geschäftsentscheidung verlieren.

Ich möchte nicht alles, was ich erreicht habe, wegen einer falschen Geschäftsentscheidung verlieren.

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Robby Naish über sein neues Leben als Privatier

Es kam der Punkt, an dem ich den Absprung brauchte. Aber es ging nicht nur darum, einen möglichst großen Scheck zu kassieren, dann hätte ich mich an eine Risikokapitalgesellschaft wenden können, da gab es viele verschiedene Möglichkeiten. Aber dies war die Option, die mir am nahtlosesten erschien. Die Marke konnte so weitergeführt werden, wie sie bisher lief, aber mit Potenzial nach oben, da sie jetzt in Europa angesiedelt ist, wo sich der größte Teil des Marktes befindet. Es hat mir eine große Last von den Schultern genommen, und das war das Wichtigste, denn der Stress war nicht gesund. Ich bin immer noch Eigentümer von Naish, und es ist mir immer noch wichtig, dass es dem Unternehmen gut geht. Ich habe lange gearbeitet und hatte dabei eine Menge Spaß. Es ist ja nicht so, dass ich von Bord gegangen bin und jetzt Golf spielen gehe! Ich bin heute viel mehr auf dem Wasser als früher, weil ich nicht jeden Tag in der E ‐Mail-Hölle gefangen bin. Die geschäftliche Seite der Dinge hat mir den Spaß an dem genommen, warum ich überhaupt angefangen habe. Wenn ich jetzt windsurfen gehen will, dann tue ich das. Dabei spielt es keine Rolle, dass vielleicht gerade ein Foil getestet werden muss. Ich teste das Foil, wenn ich Lust dazu habe. Früher gab es so viele Dinge, dass es immer irgendeinen Notfall gab. Jetzt habe ich den Spaß am Sport zurück, was mein Hauptziel war.

“Ich surfe besser als vor einem Jahr!”

Das Ziel ist jetzt das Leben! Eigentlich gibt es überhaupt kein Ziel mehr. Ich genieße es einfach, jeden Tag zu leben und zu versuchen, ein guter Vater zu sein, ein guter Großvater, ein guter Freund und ein guter Surfer zu bleiben. Ich glaube, ich surfe jetzt viel besser als noch vor einem Jahr! Das liegt zum Teil einfach an meiner Herangehensweise und daran, dass ich mehr Zeit auf dem Wasser verbringen kann. Ein gesünderer Geist trägt wirklich viel dazu bei, dass alles andere besser wird. Ich bin einfach nicht gut mit diesem Stress umgegangen. Ich war in finanzieller Hinsicht schon immer sehr konservativ, und allein die Last dieser verschiedenen Geschäfte war nicht gesund für mich. Jetzt kann ich tun, was ich will, und dazu gehört glücklicherweise auch viel Zeit auf dem Wasser, was genau das ist, was ich immer noch will. Wenn die Bedingungen gut sind, bin ich auf dem Wasser. Ich gehe viel windsurfen und kite wieder mehr. Ich mache mir keine Sorgen mehr, mich zu verletzen. Ich spiele auch wieder mehr mit meinen Autos, arbeite im Haus und im Garten und versuche ein ausgeglichenes Leben zu führen und es zu genießen, dass ich ungebunden bin.

Robby Naish über eine neue Art zu Reisen

Ich habe Japan immer schon geliebt. Ich habe kein Material mitgenommen und keine Shops besucht, aber ich habe dort meinen Importeur getroffen, mit dem ich seit 40 Jahren zusammenarbeite. Wir fuhren einfach durch Tokio, besuchten Tempel, aßen wundervolles japanisches Essen, wohnten in einem schönen Hotel, und es war buchstäblich das erste Mal in meinem Leben, dass ich einfach nur ein Tourist war. Ich sagte, ich fahre nur nach Japan, um gut zu essen – alles andere ließ ich meine Freundin planen. Das war cool, weil ich so etwas noch nie gemacht habe. Früher wollte ich Tourist sein, aber ich war immer zu sehr mit Windsurfen beschäftigt. Ich bin in ein Land gefahren, habe mich auf die Veranstaltung konzentriert, meine Sachen gepackt und bin dann sofort wieder abgereist. Ein anderes Mal bin ich für eine PR-Aktion nach Europa gefahren, aber ich war nur 24 Stunden dort und bin dann abgereist. Das habe ich die ganze Zeit gemacht.

Robby Naish über Spontan-Sessions mit Locals

Für Red Bull bin ich ständig auf Reisen und mache Präsentationen, halte Vorträge und andere Dinge. Natürlich habe ich alle Orte, an denen ich war, genossen, und ich habe Freunde auf der ganzen Welt, aber ich war noch nie einfach nur shoppen oder habe einfach nur abgehangen. Ich würde gerne mit meinem VW-Bus nach Europa fahren und mit meinem Material herumfahren und einfach unangemeldet an irgendwelchen Orten auftauchen und mit anderen Leuten surfen.

Wir sind an einen kleinen See in Österreich gefahren und auf dem Parkplatz aufgetaucht. Es war so cool, einfach mit den Leuten an ihrem Local Spot zu fahren.

Letztes Jahr war ich mit Red Bull in Österreich und habe meine Wing-Foils mitgenommen, wir sind zu einem kleinen See gefahren und haben niemandem gesagt, dass wir dort sein würden. Wir sind an einem Samstag auf dem Parkplatz aufgetaucht und haben aufgebaut. Es war so cool, die Reaktion zu sehen und einfach mit den Leuten an ihrem Local Spot zu fahren. Das haben wir auch mal in Kalifornien gemacht, in der Nähe der Bay Area. Keine Kameras, keine Werbung, einfach mit einheimischen Surfern abhängen, und die Leute waren begeistert. Ich würde gerne mehr in den Sportarten machen, die ich liebe, aber auf eine andere Art und Weise, als ich es früher getan habe.

Robby Naish über seine Gesundheit

Irgendetwas sagte mir, dass es an der Zeit war, aus dem Geschäft auszusteigen. Im Moment fühle ich mich wirklich gut. Ich habe immer noch ein paar Herzprobleme, die ich im Auge behalten muss, aber ansonsten geht es mir gut. Ich muss nur aufpassen, weil ich gelegentlich Vorhofflimmern habe. Ich bin fest davon überzeugt, dass das vom Covid-Impfstoff kommt, den sie uns verabreicht haben. Bei mir ist es nicht schlimm und es passiert nur, wenn ich einen extrem hohen Adrenalinspiegel habe, also normalerweise beim Stand-up-Paddling in großen Wellen oder beim Surfen. Das Herz gerät aus dem Rhythmus und mein Blutdruck sinkt in den Keller. Es kann einem wirklich schwindelig werden, und ich muss einfach aufpassen, dass mir das nicht passiert, wenn ich surfe, damit ich nicht ohnmächtig werde und ertrinke! Ich kann mich auf ein Laufband stellen und versuchen, das zu verhindern, aber das klappt nicht. Ich liebe es, bei etwa 40 Knoten einen Slalomrun von Ho‘okipa nach Kanaha zu machen, und das mache ich jetzt sehr oft. Aber wenn ich in Kanaha ankomme, wird mir schwindelig, weil ich die ganze Zeit nicht im Trapez surfe. Das ist mir im letzten Jahr viermal passiert. Es ist keine große Sache, und ich habe das Gefühl, dass ich es irgendwie in den Griff bekommen kann. Abgesehen davon geht es mir gut. Ich habe auch eine Smartwatch, nur für den Fall, aber seitdem ich die habe, ist es noch nicht passiert, also wer weiß. Ich glaube, dass Stress auch ein großer Faktor war, denn Stress wirkt sich natürlich auf alles aus, auf den Verstand, den Körper, den Geist, und wenn man weniger Stress hat, geht es einem auch besser.

Bei den älteren Autos gibt es immer etwas zu reparieren. Das ist Teil des Spaßes mit den Oldtimern.”

Robby Naish über sein Material

Ich fahre einfach das, was wir im Moment bei Naish haben. Ich mache mir keine Custom-Mades mehr. Ich nehme das, was wir produzieren. Ich lasse sie mit den Boards machen, was sie wollen. Ich kann mit allem surfen! Im Laufe der Jahre haben sich einige Boards als besser für meinen Fahrstil erwiesen als andere, aber ich komme damit klar. Ich glaube, ich fahre so gut wie seit Langem nicht mehr. Ich benutze den Ho‘okipa Quad in der 88er-Größe. Ich habe nur ein Slalomboard und ein Waveboard. Es ist so verdammt geil, weil ich immer das richtige Material habe. Es spielt keine Rolle, wie die Bedingungen sind. Ich genieße es wirklich, wie sich meine Boards fahren. Ich habe das Gefühl, dass ich machen kann, was ich will, wann ich will und wie ich will.

Ein radikaler Top Turn wird einfach nie langweilig – da macht der Altmeister an seinem Homespot vielen Jungstars immer noch was vor.Foto: John CarterEin radikaler Top Turn wird einfach nie langweilig – da macht der Altmeister an seinem Homespot vielen Jungstars immer noch was vor.

Früher bin ich ein 8’3” x 23” (252 cm x 58,4 cm) gefahren, und das immer und immer wieder. Das war jahrelang mein Wettkampfbrett. Ich konnte damit einfach alles machen. Vor allem bei den Bedingungen, unter denen wir normalerweise gefahren sind. Heute gibt es Leute, die mit sechs Brettern herumlaufen und ständig wechseln. Ich wollte die meiste Zeit auf einem Brett trainieren und ein Brett haben, das ich bei allen Bedingungen einsetzen konnte, weil ich es dann perfekt eingestellt hatte. Für mich war das ein besserer Ansatz, als tonnenweise Material mitzunehmen.

Robby Naish über Shape-Trends

Ich war nie wie die anderen Jungs, die ständig neue Shapes testen, anstatt sich aufs Surfen zu konzentrieren. Diese Leute fühlen sich manchmal nicht wohl, weil sie immer mit einem anderen Brett, einem anderen Satz Finnen und alldem klarkommen müssen. Ich hab immer zu mir gesagt: „Ich werde das schon hinkriegen, und ich trete sowieso nur gegen mich selbst an. Wenn ich gut drauf bin, die richtigen Wellen erwische, dann könnte ich gewinnen.“ Ein großer Teil des Spiels besteht darin, draußen mobil zu sein. Ich beobachte die Jungs in Ho‘okipa und denke: „Ist das wirklich die größte Ausrüstung, die du hast?“ Sie sind mit einem 4,8er und einem winzigen Brett bei sechs Knoten unterwegs. Normalerweise folgt jeder dem aktuellen Trend. Ich glaube, dass viele der Jungs von heute mit ihrem neuen Zeug all das auch auf einem Brett von vor zwanzig Jahren machen könnten. Und vielleicht sogar besser, weil sie mehr „Druck auf der Kette“ hätten. Dass alles so kurz, gedrungen und kompakt ist, hilft ihnen in bestimmten Situationen nicht. Manche Typen sehen irgendwie festgeklebt aus. Man kann sich Videos ansehen, die vor langer Zeit bei ähnlichen Bedingungen in Ho‘okipa gedreht wurden, da gab es viel mehr Spray, viel mehr Speed und die Aerials waren größer. Die Jungs waren tatsächlich auf dem Weg nach draußen im Gleiten. Heute ist das anders. Die Materialentwicklung dreht sich in großen Kreisen. Wer weiß, vielleicht fahren die Jungs in ein paar Jahren wieder mit Single Fins.

Robby Naish als Kommentator des Aloha Classic

Letztes Jahr war ich zum ersten Mal als Kommentator beim Aloha Classic dabei. Ich mag es nicht wirklich, anderen Leuten beim Windsurfen zuzuschauen oder einen Sport zu kommentieren, den ich selbst ausübe. Ich schaue mir ein Formel ‐1-Rennen an, aber bei einem Windsurfing-Wettbewerb bin ich, um es mal so auszudrücken, kein guter Zuschauer. Ich will da draußen sein und fahren. Ich habe mir einige der Heats online angesehen, den Live ‐Stream gecheckt und Kommentator Kai (Katchadourian) zugehört, damit ich weiß, wer was macht. Dann beschloss ich, nach Ho‘okipa hinunterzufahren, und schaute mir alle Viertelfinalrennen aus einer Ecke auf dem Hügel an. Ich wollte nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Ich bin runtergegangen und habe mit Ricardo (Campello) gesprochen und ihn motiviert. Diesmal habe ich es sogar genossen, zuzuschauen. Es war ziemlich nervenaufreibend. Ich habe analysiert, wer was gemacht hat. Sie waren alle gut drauf. Ich persönlich wäre bei diesen Bedingungen anders gesurft. Ich war versucht, in Lanes mit dem Wing ‐Foil rauszugehen, aber ich dachte mir, dass ich das während des World-Cup-Finales nicht tun kann, das wäre politisch nicht korrekt. Also habe ich das Finale mit Kai kommentiert, und das hat Spaß gemacht. Ich habe Kai schon seit Tagen zugehört – er ist so gut und einfach unermüdlich, ich weiß nicht, wie er das macht. Außerdem hat er ein jahrzehntelanges Wissen und Fakten im Kopf. Er kennt den Sport in- und auswendig, was seine Kommentare interessant macht. Wenn er mich reden ließ, sagten die Leute, es habe ihnen gefallen.

Robby Naish über seine Auto-Sammlung

Normalerweise sind sie alle noch kaputt, aber ich arbeite daran, mir mehr Zeit zu nehmen, um mit ihnen zu spielen. Wenn man alte Autos hat, gibt es immer etwas, woran man arbeiten muss. Wenn ich Zeit habe und nicht mit anderen Dingen beschäftigt bin, gibt es immer eine Kleinigkeit, an der ich basteln kann. Inzwischen gibt es so viele, dass ich gar nicht mehr hinterherkomme. Ich würde nicht sagen, dass ich ein Mechaniker bin – ich bin nur ein Enthusiast. Es gibt eine Grenze für das, was ich tun kann. Im Moment stehen die verschiedenen Autos in einem netten kleinen Stall. Da steht auch immer noch mein riesiger Monstertruck, den ich fast nie fahre. Ich habe einen 1949er Studebaker-Pick ‐up-Truck, ein klassischer amerikanischer Hot Rod. Ich besitze auch zwei Volkswagen, einen ’57er Käfer und einen ’67er Bus, beide sind inzwischen ziemlich aufgemotzt! Ich habe immer noch meinen alten Porsche 911, den blauen, den ich schon seit vierzig Jahren habe. Er hat schon den vierten Motor. Dazu kommt auch noch das Rennauto – der Evans-Prototyp von 1991 –, das leuchtend gelb ist.

Für einen Autofreak wie Robby ist Maui nicht unbedingt der ideale Ort. Ihm reicht es, wenn er seinen Fuhrpark ab und zu gemütlich ausführen kann.Foto: John CarterFür einen Autofreak wie Robby ist Maui nicht unbedingt der ideale Ort. Ihm reicht es, wenn er seinen Fuhrpark ab und zu gemütlich ausführen kann.

Die meisten meiner Autos werden nur um den Block gefahren. Ich fahre jedes Auto systematisch die Straße hinunter und stelle es dann wieder in die Garage. Ab und zu fahren wir mit einem von ihnen zu den Maui-Classic-Cruisers-Treffen. Der 911er wird nicht so oft gefahren und der Evans fast nie. Ich bin nicht so ein Typ. Ich wünschte, es gäbe hier gute Straßen ohne Menschen, aber das ist nicht der Fall. Ich bin kein Angeber, der mit offenem Fenster durch die Stadt fahren will. Bei älteren Autos gibt es immer etwas, das repariert werden muss. Das ist ein Teil der Schönheit und des Spaßes an älteren Autos.

Robby Naish über Flachwasser-Heizen

Ganz allein die Küste hinunterzuheizen und Slalom zu fahren, das liebe ich. Mit vollem Speed, mit aller Kraft, einfach downwind heizen und sehen, ob ich meinen Pick ‐up schlagen kann, der von Ho‘okipa nach Kanaha an der Küste entlanggefahren wird. Ich liebe Windsurfen einfach. Die soziale Seite des Windsurfens ist bei mir nicht so sehr ausgeprägt. Es ist nicht so, dass ich den ganzen Tag in Ho‘okipa abhängen würde. Ich fahre da runter, rigge auf und fahre, bis ich anfange, schlecht zu fahren, weil ich müde werde. Ich schaffe in der Regel nicht mehr als eine Stunde. Die 20 ‐Jährigen können locker drei Stunden fahren, aber in meinem Alter kann man nach der ersten Stunde nicht mehr viel machen. Schau dir Liam Dunkerbeck an, der ist den ganzen Tag unterwegs! Ich fahre nicht weiter, wenn ich schwächer werde.

Von Ho‘okipa raum­schots nach Kanaha heizen, auch das macht Robby Spaß. Die Challenge: auf dem Wasser schneller sein als der Abholdienst auf der Straße.Foto: Julia DeutschVon Ho‘okipa raum­schots nach Kanaha heizen, auch das macht Robby Spaß. Die Challenge: auf dem Wasser schneller sein als der Abholdienst auf der Straße.

Robby Naish über Wingfoiling

Ich bin kein großer Windsurf-Foiler mehr. Aber ich liebe Foils. Wenn ich windsurfen gehe, dann auf der Finne, aber ich liebe das Wing-Foilen. Wenn die Bedingungen so sind, dass man mit dem Windsurfer kaum vorwärtskommt, dann fliegt und springt man mit dem Foil. Vor allem bei schlechten Bedingungen wird die Zeit auf dem Wasser durch das Wing-Foiling deutlich verlängert. Es macht Spaß. Ich mache da draußen aber keine Freestyle-Tricks, ich fahre einfach nur schnell durch die Gegend, reite Wellen und mache große Sprünge – einfach nur Booster oder gute Oldschool-Rocket-Airs! In den Wellen carve ich einfach, man könnte sagen, im Longboarding-Stil, mit dem ganzen großen Bottom-Turn und kraftvollen Cutbacks.

Wir haben das Glück, alles nutzen zu können, was der Wind und die Wellen uns bieten. Zwischen SUP, Wing, Kite- und Windsurfen vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht auf dem Wasser unterwegs ist. Da bleibt kaum Zeit, den Rasen zu mähen!

Robby Naish über Foil-Racing

Was auch immer sich am schnellsten fahren lässt, ist das, was man im Racing braucht, und das ist heutzutage ein Foil. Es ist, wie es ist. Man kann die Leute nicht zwingen, etwas Langsameres zu surfen, nur um des Marktes willen. Die Leute, die da draußen mit Finnen fahren, verfolgen die PWA sowieso nicht. Es ist ihnen egal. Das macht das Foil-Racing elitärer, aber ich glaube, es macht Racing selbst kleiner. Foils sind leistungsfähiger als Finnen, was erstaunlich ist, aber es ist schwierig zu sagen, wie viele Leute es anspricht. Wohin wird sich Foiling in Zukunft entwickeln? Ich weiß es nicht. Hoffentlich werden einige der iQFOiLer nach den Olympischen Spielen zur PWA wechseln, denn davon gibt es viele. Aber die Schwierigkeit und die Kosten auf der PWA-Tour werden viele Leute davon abhalten – man muss schon reich sein, um das zu tun! Als junger Surfer würde ich es mir nicht leisten können. Dinge wachsen, wenn sie zugänglich und relativ preiswert sind.

Ich hoffe, es wächst. Es wäre schön zu sehen, wie diese Jungs viel Geld verdienen und um die Welt zu vielen hervorragenden Veranstaltungen reisen. Ich weiß nicht, wie das klappen soll, aber ich hoffe es. Windsurfen ist immer noch der großartigste Sport der Welt, aber es ist heutzutage sehr schwer, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Viele Leute zahlen drauf, um eine Zeit lang auf der Tour dabei sein zu können. Ich bin kein großer Visionär, wenn es darum geht, wie sich die Dinge in Zukunft entwickeln werden. Die Fahrer werden vermutlich zurückblicken und sagen, dass sie nicht viel Geld verdient haben, aber es waren trotzdem die besten Jahre ihres Lebens. Wenigstens das haben sie!

Die Fahrer werden sagen, dass sie nicht viel Geld verdient haben, trotzdem waren es die besten Jahre ihres Lebens.

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