Liam Dunkerbeck im Interview“Ich spüre, dass ich jeden Tag besser werde!”

Tobias Frauen

 · 22.01.2025

Liam Dunkerbeck will 2025 mit Duotone-Material noch weiter nach vorne kommen
Foto: Duotone
Nicht mehr nur “der Sohn von...”: Liam Dunkerbeck hat in der vergangenen Saison viele überrascht, jetzt will er mit neuem Sponsor noch weiter nach vorne. Ein Gespräch über den Wechsel zu Duotone, seinen bislang größten Erfolg beim Aloha Classic und die Suche nach dem eigenen Style.

Liam, dein Wechsel zu Duotone war die große Neuigkeit der vergangenen Woche. Was ist dein erster Eindruck vom Material?

Ich hab das Equipment schon ausprobiert, ich bin gerade von den Kapverden zurückgekommen. Wir hatten einen fantastischen Trip mit Victor Fernandez. Die Wellen sind unglaublich, das Material fühlt sich wirklich gut an. Ich muss mich noch daran gewöhnen, aber ich mag die Ausrüstung wirklich. Sieht so aus, als würde es ein wirklich aufregendes Jahr werden!

Wie kam es zu dem Wechsel? Sind sie auf dich zugekommen oder hast du nach einem anderen Partner gesucht?

Ich würde sagen, es war eine Mischung aus beidem. Ich bin wirklich dankbar für all die Jahre, die ich von meinen bisherigen Marken unterstützt wurde, da war alles super! Aber jetzt ist es an der Zeit, Teil der Duotone-Familie zu werden, und ich freue mich, die nächsten Jahre mit ihnen Vollgas zu geben!

War es eine kurzfristige Entscheidung oder hat sie sich über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt?

Es war eine schnelle Entscheidung, und ich habe sie getroffen, und jetzt sind wir hier.

Wirst du auch an der Entwicklung beteiligt sein?

Ja, ich werde auch im R&D aktiv sein, weil ich so viel Zeit auf Maui verbringe und das Duotone-Material dort entworfen wird. Ich werde dort zusammen mit Kai Hopf, Marco Lang und Victor, wenn er dort ist, Boards und Segel entwerfen.

Wie sieht es mit dem Team aus? Führt Victor dich ein bisschen an?

Nun, Victor ist natürlich schon sein ganzes Leben im Team. Der Respekt, den Victor in der Marke hat, ist unglaublich. In Spanien ist er der Held des Waveridings, er ist einer der Besten. Ich bewundere die Art, wie er surft. Er kann bei allen Bedingungen mit allem fahren und für mich ist er immer noch einer der wirklich besten Jungs da draußen.

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Am Ende der Reise wollte ich gar nicht mehr weg, ich wollte diese Bedingungen nicht aufgeben.”

Und dein Ziel ist es, auch Weltmeister zu werden, nehme ich an...?

Dieses Jahr bin ich kein Junior mehr, und letztes Jahr wurde ich Neunter im Gesamtranking. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Tag besser werde. Natürlich ist es jetzt mein größter Traum und mein Ziel, irgendwann mal Weltmeister zu werden, und dafür werde ich alles geben.

Du bist gerade von den Kapverden zurückgekommen. Wie waren die Bedingungen? Wie wurdest du in das Team eingeführt?

Adrien Bosson war dort mit einem Freund unterwegs und Victor verbringt natürlich den ganzen Winter mit seiner Familie auf den Kapverden. Ich hab den Swell im Forecast gesehen und hab mir einen Flug gebucht, von Gran Canaria aus gibt es jetzt eine Direktverbindung und man ist in zwei Stunden dort. Ich kenne Victor und Bosson schon, es war schön, jeden Tag mit ihnen auf dem Wasser zu sein. Die Bedingungen waren unglaublich. Ich war an sieben von sieben Tagen auf dem Wasser. Am Ende der Reise wollte ich gar nicht mehr weg, ich wollte diese Bedingungen nicht aufgeben. Es war also eine unglaubliche Reise für mich!

Überraschung und Durchbruch beim Aloha Classic

Was hat dir in der letzten Saison mehr bedeutet, der dritte Platz beim Aloha Classic bei den Profis oder der Junioren-Weltmeistertitel?

Nun, ich muss sagen, dass der dritte Platz beim Aloha Classic im Moment mein größter Erfolg in meiner Karriere ist! Ich war schon vier Mal auf Maui, und jeder sagt, dass man sich an das Surfen dort gewöhnen muss, es ist kein einfaches Revier. Und seit ich das erste Mal dort war, hat mir die Insel wirklich gut gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass es einer meiner Lieblingsspots werden würde. Beim Aloha Classic habe ich einfach jeden Heat so gut wie möglich genossen. Und plötzlich war ich im Halbfinale, es war wirklich knapp, aber ich habe es ins Finale geschafft. Ich konnte es nicht fassen. Also sagte ich mir, geh da raus, genieß es und gib alles! Es war großartig, dass ich am Ende auf dem Podium stehen konnte!

War es für dich und andere eine Überraschung, dass du dein erstes Profi-Podium in Hookipa und nicht in Pozo erreicht hast?

Ich glaube, es war für alle eine Überraschung. Alle kamen zu mir und sagten, niemand hätte auf mich gesetzt. Hätte ich auch nicht, denn Pozo ist mein Homespot und ich fahre dort jeden Tag. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich auch in Hookipa richtig gut surfen kann. Ich habe dort viel trainiert, habe viel Material in den Felsen zerstört. Ich habe immer gehofft, dass Hookipa es mir irgendwann zurückgeben wird. So war es dann auch.

Hat es dir etwas bedeutet, dass es ein Ort ist, an dem es dein Vater als Europäer schwer hatte, und jetzt hast du dein erstes Profi-Podium an diesem Spot?

Natürlich ist es sehr schwer, die Jungs in Hookipa zu schlagen, die Maui-Locals wie Kai Lenny, Levi Siver und Bernd Roediger, denn sie sind dort wahrscheinlich 300 Tage von 365 Tagen im Jahr draußen. Es ist ein Spot, an dem man immer besser wird, je öfter man dort rausgeht. Von Pozo direkt nach Hookipa zu kommen und einen Podiumsplatz zu erreichen, war unglaublich.

Wir haben alle den 360er bei der Aloha Classic im Vergleich zu dem deines Vaters gesehen. War dir bewusst, dass euer Stil so ähnlich ist?

Nein, die Leute dachten, ich würde jeden Tag die 360er meines Vaters zu Hause sehen. Ich muss ehrlich sein, natürlich habe ich ein paar gesehen, aber ich wusste nicht, dass es so ähnlich ist. Ich habe die 360er im letzten Jahr einfach viel mit Marino trainiert, und dabei hat es sich so entwickelt. Es ist nicht so, dass ich meinen Vater gesehen hätte und versucht hätte, ihn zu kopieren. Aber irgendwann habe ich dann eine exakte Kopie seiner 360er gemacht. Es ist also ziemlich lustig.

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Gibt es noch andere Dinge, in denen du eine Ähnlichkeit erkennst?

Die Leute sagen, dass mein Stil im Allgemeinen meinem Vater ähnlich ist. Wenn man sich also meinen Stil und den meines Vaters anschaut, kann man viele Ähnlichkeiten feststellen. Ich möchte aber auch meinen eigenen Stil finden und ihn auf meine eigene Art und Weise umsetzen.

Du surfst sehr viel. Wie beeinflusst das dein Windsurfen?

Ich denke, dass es sehr hilft, zum Beispiel die Welle zu verstehen. Ich verbringe auch viel Zeit beim Wellenreiten in Hookipa, so lerne ich die Welle kennen. Ich liebe das Surfen, und in meiner Anfangszeit habe ich mich voll da drauf konzentriert. Aber irgendwann wollte ich auch beim Windsurfen Events mitfahren, und ich habe gute Ergebnisse erzielt. Also habe ich das Surfen zu meinem Hobby gemacht, weil ich das Surfen wirklich liebe und ich wollte dem nicht überdrüssig werden. Auf den Kapverden war ich auch jeden Tag ein paar Stunden wellenreiten.

Ich möchte meinen eigenen Stil finden und ihn auf meine eigene Art und Weise umsetzen.”

Du hast auch einige Wettkämpfe im Wingfoiling und SUP gemacht...

Ich liebe Wassersport, ich mache SUP, Wingfoiling, Kite, ich mache alles. Es geht darum, mit allem, was ich kann, Zeit auf dem Wasser zu verbringen. Wenn ich die Zeit habe und ich in der Nähe bin, dann werde ich sicher auch immer mal wieder an Contests teilnehmen. Aber mein Hauptaugenmerk im Wettkampfbereich liegt im Moment auf dem Windsurfen in der Welle.

Sehen wir dich 2025 wieder auf einem Podium?

Ein Podium ist jetzt bei jedem Event möglich, denn das Niveau ist da. Ich werde vom ersten Event in Chile an alles geben und ich hoffe, dass dies eine gute Saison für mich wird.

Welche Events magst du mehr, die großen Wellen und down-the-line oder das Springen bei starkem Wind wie in Pozo?

Ich mag Starkwind und hohe Sprünge, so hoch es das Board und das Material zulassen. Aber ich mag es auch, unter die Wellenlippe zu kommen und so radikal wie möglich auf der Welle zu surfen. Ich glaube, ich liebe das Windsurfen einfach.

Wie sieht ein typischer Tag zu Hause auf Gran Canaria für dich aus? Hast du einen Zeitplan, wann du trainierst und wann du auf dem Wasser bist?

Wenn ich aufwache, trinke ich normalerweise einen Kaffee mit meinem Vater, bevor er meinen Bruder und meine Schwester zur Schule fährt. Dann gehe ich in unser kleines Fitnessstudio zu Hause und mache ein bisschen Spinning, um mich für den Tag aufzuwärmen. Dann fahre ich direkt nach Pozo, surfe ein paar Stunden am Morgen, wenn noch nicht so viele Touristen unterwegs sind, und dann warte ich normalerweise auf die passenden Gezeiten, guten Wind und gute Wellen. Dann gehe ich nochmal raus und dann noch einmal, bevor es dunkel wird. Normalerweise versuchen wir, mit so vielen Freunden wie möglich auf dem Wasser zu sein. Ich bin hauptsächlich mit Marino unterwegs, aber auch mit Mike Friedl, Alessio ist auch dabei, jetzt wo er sich von seiner Fußverletzung erholt. Aber jetzt im Winter ist auch viel Wellenreiten angesagt. Dann versuche ich, früh aufzuwachen, in den Norden zu fahren, zu surfen und wenn ich wieder zu Hause bin, zu essen und dann Windsurfen zu gehen. Wir haben so viele gute Bedingungen auf Gran Canaria, da verbringe ich einfach gerne Zeit auf dem Wasser.

Hast du auch Ambitionen in anderen Disziplinen wie Slalom, Freestyle oder Foiling?

Im Moment konzentriere ich mich auf die Welle. Aber natürlich werde ich vielleicht eines Tages, wenn ich ein bisschen mehr Masse habe, eine andere Disziplin ausprobieren. Aber im Moment ist das nicht in meinen Plänen.

Eigene Anerkennung, zusätzliche Motivation

Und versucht Björn immer noch, dich zu trainieren?

Ja, auf jeden Fall! Mein Vater ist das perfekte Beispiel, weil er alles will. Er kennt also eine Menge Tricks und versucht, sie mir immer wieder zu erklären. Letztendlich habe ich viele Dinge von ihm gelernt und setze sie in die Praxis um. Aber es gibt auch viele Dinge, die ich versuche, auf meine eigene Weise zu machen, und ich denke, das funktioniert.

Wir sehen manchmal die Aufnahmen deines jüngeren Bruders Daniel, der auch Windsurfen mag. Bringst du ihm etwas bei oder gibst du ihm ein paar Tipps?

Jetzt fängt er an, viel mehr zu windsurfen. Und jetzt hört er auch mehr zu. Ich kann tatsächlich mit ihm rausgehen und er versucht, das zu tun, was ich ihm sage. Denn vorher hat er versucht, alles alleine zu machen. Es macht Spaß mit ihm, er muss nur noch ein bisschen wachsen.

Der nächste Dunkerbeck kommt bestimmt!”

Ist er so ehrgeizig wie du?

Ja, er mag es nicht zu verlieren. Der nächste Dunkerbeck kommt bestimmt!

Im Film deines Vaters haben wir gesehen, dass du einige Zeit bei Red Bull in Salzburg im medizinischen Zentrum verbracht hast. Ist das etwas, was du regelmäßig machst?

Perfekte Frage, denn ich fliege morgen dorthin. Ich werde ein paar Tage dort verbringen, um meinen Körper vor dem Saisonstart durchchecken zu lassen. Wenn irgendwas nicht stimmt, kann ich es behandeln lassen und einfach ein bisschen trainieren und den Red Bull-Chef treffen. Ich denke, die Unterstützung von Red Bull ist ein perfektes Beispiel dafür, was ein Sportler von jeder Marke bekommen sollte. Sie versuchen, die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Und sie sind immer da, um zu helfen.

Ein Interview, das wir vor ein paar Jahren mit dir geführt haben, trug die Überschrift „Aus dem Schatten“. Hast du das Gefühl, dass du aus dem Schatten deines Vaters herauskommst, oder stört dich das überhaupt nicht?

Es macht mir nichts aus, im Schatten meines Vaters zu stehen, denn ich denke, dass absolut jeder Windsurfer im Schatten meines Vaters steht. Aber ich bekomme langsam meinen eigenen Namen und fange an, als Liam anerkannt zu werden, nicht nur als „der Sohn von...“. Das gibt mir natürlich auch zusätzliche Motivation. Aber mein Vater ist das perfekte Vorbild, und ich bin froh, ihn als Coach zu haben!

Vielen Dank, Liam!


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