Lisa’s life (Part 2)Windsurfen, Panigiri, gutes Essen und ein Tow-In-Sieg auf Naxos

SURF Redaktion

 · 09.11.2025

Lisa’s life (Part 2)
Foto: PROtography Official
​Von den staubigen Kanaren bis zu den goldenen Kykladen – Lisa ist endlich in Griechenland angekommen. Zwischen türkisblauem Wasser, Dorffesten und neuen Freestyle-Tricks erlebt sie auf Paros und Naxos einen Spätsommer voller Wind, Sonne und unvergesslicher Momente.

​Nach einer langen Van-Reise von den Kanaren bis in die Ägäis erreicht Lisa endlich ihr Ziel: die Kykladen. In ihrem zweiten Teil von „Lisa’s life“ nimmt sie uns mit nach Paros und Naxos – zwei Inseln, die nicht nur durch türkisblaues Wasser und griechische Lebensfreude glänzen, sondern auch perfekte Bedingungen zum Erlernen neuer Freestyle-Tricks bieten. Zwischen Panigiri, hausgemachter Fava und Sessions in der Lagune erlebt Lisa einen Sommer voller Bewegung, Begegnungen und kleiner Abenteuer – inklusive Tow-In-Sieg, Strafzettel-Drama und jeder Menge guter Vibes.

Text: Lisa Kloster

Endlich in Griechenland angekommen

​Nachdem ich nach der langen Reise mit dem Van von den Kanaren bis auf die Kykladen in Griechenland endlich angekommen war, brauchte ich erstmal ein paar Tage zum Runterkommen. Nach dem staubigen, windigen Kanaren-Sommer war Paros irgendwie sanfter: weißgekalkte Häuser, kleine Dörfer zwischen Olivenhainen und Feigenbäumen, Ziegen am Straßenrand und dazu das typisch griechische Licht, das die Landschaft golden färbt, während das Meer türkis leuchtet.

​​Du wachst auf, öffnest die Schiebetür und stehst mit den Zehen im Sand.

Mein Van stand einige Tage direkt am Strand von Punta. Für viele Windsurfer ist New Golden Beach vielleicht der bekanntere Spot, aber Punta hat mich sofort gekriegt. Ja, es sind viele Kiter da, aber man steht mit dem Van quasi auf dem Strand. Du wachst auf, öffnest die Schiebetür und stehst mit den Zehen im Sand. Außerdem kommt der Wind hier von rechts, was perfekt ist, wenn man (wie ich) Shakas auf Steuerbord macht. Der Chop ist klein und bei leichterem Wind überhaupt nicht nervig. In New Golden Beach kommt der Wind dagegen von links und der Chop ist größer. Dafür hat man einen Blick auf Naxos, und der Wind ist eine Ecke stärker. Deshalb bin ich je nach angesagter Windstärke zwischen diesen zwei Spots hin- und hergependelt (ca. 30 min). Die Tage liefen schnell in einen Rhythmus: Vormittags (bevor es zu heiß wurde) Laptop-Kram erledigen, nachmittags windsurfen und schwimmen gehen und abends was Griechisches kochen. Kleine Empfehlung an der Stelle: Fava - ein Dip aus Platterbsen getoppt mit Kapern und Zwiebeln. Die griechische Küche ist nicht umsonst eine der besten weltweit. Und dann gab’s da noch dieses Highlight: ein Panigiri.

Angekommen: Eine glückliche Lisa auf ihrem Van.Angekommen: Eine glückliche Lisa auf ihrem Van.

Ganz viel Tanzen und: „Du kannst nichts falsch machen!“

Ein paar Freunde hatten gesagt, dass im Dorf Marpissa eins der besten Panigiria stattfindet. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht genau, was mich erwartet und stand plötzlich mitten auf einem Platz voller Tische, Musik und Menschen, die in einem Kreis tanzten. Ein Dorffest, irgendwo zwischen Tradition und ausgelassener Lebensfreude. Ich hatte anfangs richtig Angst, beim Tanz die Schritte zu verhauen, aber alle meinten nur lachend: „Das fällt keinem auf! Du kannst nichts falsch machen!“ Und sie hatten recht. Nach ein paar Runden hatte ich den Rhythmus drauf, stolperte zwar immer wieder über die eigenen Füße, aber niemanden störte es. Von diesem Volksfest mit griechischer Musik unter freiem Himmel war ich sehr positiv überrascht: niemand war übermäßig betrunken oder hat sich komisch verhalten, alle Altersklassen (ja, auch Kinder) waren einfach da, um zusammen Spaß zu haben. Die Lebensfreude der Griechen ist einfach unschlagbar!

​Ein Dorffest, irgendwo zwischen Tradition und ausgelassener Lebensfreude.

Von Paros nach Naxos – neue Insel, neues Kapitel

Nach etwa zwei Wochen kündigte sich eine richtig gute Vorhersage für Naxos an – und da die Überfahrt nur 45 Minuten dauert, war klar: rüber da! Perfekt getimt für die kleine Mini-Competition „Cash for Tricks“ im Laguna Beach Park. Locker, familiär, aber mit richtig guter Stimmung. Jeder durfte fahren, und für jeden gelungenen Move gab’s ein bisschen Preisgeld Cash auf die Hand. Danke an Stam Promponas (Top-Freestyler und Besitzer der Surfschule) für dieses Format. Es war so cool, so viele motivierte Kids auf dem Wasser zu sehen!

Die ersten Wochen auf Naxos waren einfach super windig! So viel, dass man sich irgendwann sogar über einen Tag Pause gefreut hat. Ich war total stoked! In der Lagune lernt man wirklich dreimal so schnell neue Tricks wie an anderen, kabbeligeren Spots. Und dann ist es einfach passiert: Ich habe meine ersten Kabikuchis gelandet! Das ist ein ziemlich technischer Trick und, wenn ihr mich fragt, einer der stylischsten überhaupt. Die Kieler Freestyle-Truppe um Shorty (aka Leon Struppek), Foivos, Cynthia und Alina waren zu der Zeit auf der Insel. Endlich Verstärkung aus Deutschland, nachdem ich mir wochenlang Griechisch anhören durfte. Shorty meinte vor der Session: „Beim Kabi, zieh das Segel nicht nur dicht, sondern auch nach hinten und unten!“ (vorgemacht versteht man’s natürlich besser als in Worten). Ich bin raus aufs Wasser und keine fünf Minuten später hab ich den ersten gestanden. Ich hab so laut geschrien, dass Shorty nur meinte: „Hä, war das dein erster? Hast du den noch nie vorher gemacht?“ Nein - hatte ich nicht! In derselben Session hab ich direkt zwei gelandet.

Naxos abseits vom Windsurfen

Aber jetzt genug Windsurf-Tech-Talk. Wenn mal kein Wind war, haben wir trotzdem einiges erlebt: Skaten in Stams kleinem hauseigenem Mini-Skatepark im Sonnenuntergang, Oliven pflücken, Klippenspringen, oder eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall.

Sehr zu empfehlen ist diese kleine Wanderung: Sie startet in Keramoti, einem winzigen Dorf, das wahrscheinlich das schönste ist, das ich je gesehen habe: weiße Häuser, enge Gassen, Weinreben über den Dächern und ein Mini-Ölmuseum. Von dort aus führte ein kleiner Pfad vorbei an Ziegen und mit Blick runter ins Tal, in dem die Olivenbäume stehen, zum Wasserfall. Zugegeben: Es fiel nicht besonders viel Wasser (es hatte kaum geregnet), aber im kleinen Becken darunter konnte man trotzdem baden. Am Wasserfall angekommen wollten wir eigentlich direkt ins Wasser hüpfen. Aber genau als wir ankamen, ist eine 1,5 m lange Schlange quer durchs Becken geschwommen. Erstmal haben wir natürlich panisch einen Schritt rückwärts gemacht und etwas Schiss gehabt. Aber ein paar Minuten später war ich überzeugt, dass sie wahrscheinlich mehr Angst vor unseren Arschbomben haben wird als wir vor ihr. Also: rein da! Beim ersten Sprung ins Wasser waren wir nach 3 Sekunden wieder draußen. Da die Schlange bei diesem Manöver nicht wieder rauskam, waren wir sicher, dass die Schlange nicht mehr auftauchen wird. Zum Glück war es auch so - wir haben sie danach nicht mehr gesehen, obwohl das Becken höchstens vier mal drei Meter groß war.

Skaten im hauseigenen Park von Stationsbesitzer Stam.Skaten im hauseigenen Park von Stationsbesitzer Stam.

Spotguide Naxos

Wer selbst mal nach Naxos will: Der Laguna Beach Park ist perfekt für Freestyle, Freerider und Anfänger, vor allem bei Nordwind. Meist fährt man dort Segelgrößen zwischen 4.0 und 4.4. Das Wasser ist schön glatt, und fast täglich kann man einen dieser Sonnenuntergänge bestaunen, bei denen das Licht orange auf der Lagune und der gesamten Landschaft liegt und die Boards glitzernde Bahnen im Wasser ziehen.

Wenn in der Lagune mal kein Wind war, ging’s für uns auch mal an die Ostküste - über Azalas, bei der kleinen Church of Agios Dimitrios (einfach in Maps eingeben). Dort hat man oft deutlich mehr Wind, meist für um die 4.4er Segel, aber Achtung: Die letzten 15 Minuten der Anfahrt sind nur schmale Schotterwege. Tipp für alle Naschkatzen: Auf dem Rückweg unbedingt im kleinen Dorf Chalkio anhalten, in dem laut Alina (Freundin von Foivos) der beste Orangenkuchen der Insel verkauft wird: Portokalopita heißt das Meisterstück.

Beim FPT-Event auf Naxos sicherte sich Lisa den ersten Platz im Tow-In.Foto: PROtography OfficialBeim FPT-Event auf Naxos sicherte sich Lisa den ersten Platz im Tow-In.

Fast den gesamten August und September über war in der Lagune eigentlich täglich starker Nordwind, dann im Oktober leider weniger. Local Lennart Neubauer hatte schon öfters gesagt, dass der Oktober eigentlich der beste Monat ist. Ich stelle fest, dass ab Oktober der Wind in Wintermodus wechseln kann. Statt konstantem Meltemi aus Nord gibt’s dann abwechselnd Nord- und Südwind. Für Südwind waren wir einmal in Agiassos, mit onshore- bis side-on Wellen, richtig cool. Und auch Plaka (näher an der Lagune) kann bei Süd und Südwest gut funktionieren. In der Lagune selbst ist der Südwind eher böig, aber dafür ist das Wasser superflach. Leider war der Südwind in meiner Zeit nie so stark wie der Nordwind. Es waren viele 4.8er-Tage dabei, während im letzten Jahr im Oktober wohl fast jeden Tag die 4.0er aufgeriggt wurden – wir hatten wohl einfach etwas Pech.

Der Strafzettel-Schreck

Natürlich wäre es kein echter Windsurf-Sommer ohne mindestens ein kleines Chaos. Bei mir war’s ein Strafzettel … und was für einer. Eines Abends, nach der Session, standen wir noch vor der Surfschule am Laguna Beach Park, als es plötzlich an der Tür klopfte: Polizei. Anscheinend hatte sie jemand angerufen. Es wurden nicht nur unsere Personalien aufgenommen, sondern gleich Strafzettel über 300 Euro pro Auto verteilt (wir waren zu dritt, jeweils mit eigenem Van). Der Vorwurf: „Parken im Naturschutzgebiet“. Diesen komplett auf Griechisch verfassten Strafzettel mussten wir dann auch noch dort direkt unterschreiben. Aber zum Glück hatten wir einen Griechen unter uns, der mit den Beamten redete und uns dann erklärte, dass wir innerhalb der nächsten 3 Tagen auf der Polizeistation Einspruch einlegen können.

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Strafzettel-Alarm: Anfang des Jahres wurden in Griechenland neue Regeln eingeführt, die das freie Übernachten mit Wohnmobilen auf öffentlichen Flächen stark einschränken.Strafzettel-Alarm: Anfang des Jahres wurden in Griechenland neue Regeln eingeführt, die das freie Übernachten mit Wohnmobilen auf öffentlichen Flächen stark einschränken.

Am nächsten Tag war Sonntag und wir informierten uns erstmal. Laut der Einheimischen war das aber gar kein Naturschutzgebiet, was wir auch auf Karten nachvollziehen konnten – das eigentliche Schutzgebiet betrifft nur die große Lagune. Die Locals meinten allerdings: „Geht bloß nicht hin und sagt, dass das kein Schutzgebiet ist. Sonst erfinden sie einfach einen neuen Grund, um ihren Polizisten zu schützen.“ Also schrieben wir auf Griechisch einen höflichen Einspruch: dass wir nur für die Competition hier sind, kein Schild gesehen haben und nichts Verbotenes beabsichtigten (natürlich etwas länger formuliert). Zwei Wochen Bangen später kam die Erleichterung: Die Strafe wurde fallengelassen. Puh!

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Und wer sich jetzt fragt, wie es mit dem Freistehen in Griechenland aussieht: Anfang des Jahres wurden neue Regeln eingeführt, die das freie Übernachten mit Wohnmobilen auf öffentlichen Flächen stark einschränken. Besonders in Stränden, Wäldern oder bewohnten Gebieten gibt es klare Grenzen (oft darf man nur maximal 24 Stunden parken). In der Praxis habe ich aber gehört, dass es stark von der Region abhängt, wie streng kontrolliert wird. Zum Glück sind kleine Campingplätze in der Nebensaison wirklich günstig. Wer also Stress vermeiden will, kann dort easy parken.

​Es ist kein echter Windsurf-Sommer ohne mindestens ein kleines Chaos.

Das Freestyle Pro Tour (FPT) Event auf Naxos

Kaum war das Strafzettel-Drama vorbei, stand auch schon das nächste Highlight an: der FPT-Contest auf Naxos. Ich habe mich riesig gefreut, endlich alle Freunde wiederzusehen und auch zeigen zu können, was ich gelernt hatte! Mit den anderen Freestyle Girls Zeit zu verbringen ist jedes Mal wieder ein Highlight. Am Start waren Maaike Huvermann, Elena Dominick, Ziva Batis, Bianca Sottile, Holly Halm und Linda Mankova.

Leider spielten Wind und Wetter während des Events auf Naxos nicht ganz mit. Lisa war trotzdem sehr froh, ihr Freestyle-Kolleginnen wiederzusehen.Foto: PROtography OfficialLeider spielten Wind und Wetter während des Events auf Naxos nicht ganz mit. Lisa war trotzdem sehr froh, ihr Freestyle-Kolleginnen wiederzusehen.

Leider spielte das Wetter nicht ganz mit – viel Regen, kaum Wind. Dafür gab’s eine kleine Tow-In Competition. Das Prinzip: Ein Jetski zieht dich mit einem Seil an, ein Boot fährt quer, erzeugt eine kleine Welle und du performst deine Tricks. Das ist ein komplett anderes Gefühl als normales Windsurfen. Man hat keinen echten Winddruck im Segel, sondern nur den Fahrtwind. Der Winkel ist anders, die Balance auch: man muss alles perfekt timen. Tow-In kann man kaum üben, man lernt sozusagen mitten im Wettkampf. Und obwohl es beim ersten Mal echt schwierig und auch nicht ganz ungefährlich ist, haben es viele super gemacht! Ich hab mich auch an ein paar neue Tricks getraut und konnte am Ende meinen ersten Tow-In-Sieg feiern! Das war ein Mega-Gefühl, gerade weil ich sonst ja eher der Starkwindtyp bin. Aber solch eine Tow-in Action ist mir natürlich immer lieber als gar keine Action.

Die restlichen Tage bestanden aus viel Quality Time, gemeinsamen Restaurantbesuchen und natürlich der After-Prize-Giving-Party, die schon um sechs Uhr abends startete. Nach drei Stunden Tanzen war ich um halb zehn im Bett - klingt nach Omi-Move, aber hey: Ich bin einfach Frühschläferin.

​Ich hab mich an ein paar neue Tricks getraut und konnte am Ende meinen ersten Tow-In-Sieg feiern.

Ausblick

Auf Naxos wird’s im Winter richtig einsam. Im Sommer gehen alle auf die Inseln aber im Winter ist wirklich keiner außer ein paar Einheimische da. Ich hätte nie gedacht, dass es so leer wird und alles schließt. Am Tag als dann sogar die Eisdielen geschlossen waren, bin ich dann zurück aufs Festland. Der Winterneo ist bestellt und die Winterstürme können kommen. Einen genauen Plan habe ich noch nicht, aber Hauptsache Wind, gute Freunde und ein funktionierender Van - der Rest ergibt sich dann.

Wenn ihr mal Trick-Tipps oder einfach Reisetipps braucht, schreibt mir gerne auf Instagram! Ich freue mich immer über neue Gesichter auf dem Wasser - besonders über motivierte Freestyler*innen und natürlich die Girls-Crew.

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