Meine Geschichte des JahresWie ich unerwartet tief in die Windsurf-Historie eintauchte

Tobias Frauen

 · 27.12.2025

Meine Geschichte des Jahres: Wie ich unerwartet tief in die Windsurf-Historie eintauchte
Louie Hubbard hat ein packendes Buch geschrieben, in dem das legendäre Trans Atlantic Windsurf Race von 1998 eine große Rolle spielt.

Zum Jahresende schaut die surf-Redaktion zurück auf die Lieblings-Geschichten 2025. Tobi Frauen erinnert sich, wie ein Video-Interview unerwartete Wendungen nahm.

“Irgendwie kommt der mir bekannt vor...” schoss es mir durch den Kopf, als ich einen Interview-Part eines älteren Surf-Videos schaute. Aber woher? Rückblickend entwickelte sich aus diesem Gedanken eine der Geschichten, die mich 2025 am meisten beeindruckt haben. Und das, obwohl es “nur” ein Interview per Videocall war, also eine reine Büro-Arbeit.

Denn natürlich hatte das Jahr auch eine Reihe von weiteren Highlights, die auf den ersten Blick deutlich spektakulärer wirken: Drei Wochen Freeride-Test bei Traum-Bedingungen in der Karibik haben eindeutig den größten Neid-Faktor, und neben dem Surf-Festival und der boot ist der World Cup auf Sylt immer wieder voll von unfassbaren Momenten. Wenn dem kleinen Windsurf-Fan Tobi mal jemand erzählt hätte, dass er eines Tages mitten zwischen seinen Helden unterwegs sein würde...

Aber zurück zu dem irgendwie vertraut wirkenden Interview-Gast. In dem Clip ging es um das legendäre Windsurf-Rennen über den Atlantik von 1998, von dem ich mich in erster Linie an den Sprung von Robert Teriitehau von Bord des Begleitschiffes erinnerte. Eine Riesen-Aktion, über die damals natürlich berichtet wurde, ich aber nicht mehr so richtig auf dem Schirm hatte. Kurz gegoogelt, und siehe da: Louie Hubbard - so der Name des Mannes - hatte gerade ein Buch über das Rennen geschrieben, offenbar bislang unter dem Radar der Windsurf-Szene. Da bot sich doch ein Interview an, und auf meine Mail hin vereinbarten wir schnell ein digitales Treffen.

Als es soweit war, erschien ein netter britischer Herr auf meinem Bildschirm, der sich über das Interesse an seinem Buch freute und gerne über das Projekt erzählte (eine erfreuliche und entspannende Atmosphäre, die bei Weitem nicht in jedem Interview herrscht). Weit über die vereinbarte Zeit hinaus erzählte Louie - nicht nur von dem Trans Atlantic Windsurf Race, sondern auch über seine Wurzeln als Skipper eines Segelbootes und eine traumatische Havarie auf dem Atlantik, die aufwendige Planung des Rennens, die Hürden bei der Organisation, das abenteuerliche Rennen auf dem dem russischen Eisbrecher, der als Begleitschiff diente und vielem mehr.

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Und als er erzählte, wie er Mitte der Neunziger eher zufällig für einige Jahre Tour-Manager der PWA wurde und dort im Chaos nach dem Ende der PBA versuchte, den World Cup neu zu organisieren, fiel mir auch wieder ein, wo ich Louie zuvor gesehen hatte: Im legendären Video zum “Namotu Fiji Wave Classic”, das als VHS in meinem Jugendzimmer rauf- und runterlief, war er kurz dabei zu sehen, wie er mit Wickelrock bekleidet halbwegs verzweifelt versucht, beim Stammesältesten auf der abgelegenen Insel die Erlaubnis für den Contest am Riff zu bekommen. Damit schloss sich der Kreis, und irgendwann war die Zeit des Interviews viel zu schnell rum und damit auch ein unglaublich spannender Ausflug in die Windsurf-Welt der Neunziger!

Das Buch ist übrigens inzwischen erschienen und hier erhältlich: silentmayday.org


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