Lars Poggemann ist einer der Hot Shots der jungen deutschen Regattaszene und damit in den kommenden Jahren nicht nur ein Mann fürs Podium im Deutschen Windsurfcup, sondern hat auch die Möglichkeiten, ganz nach oben zu fahren. Zudem hat er Ambitionen, an Worldcups teilzunehmen, um viele Erfahrungen für die nationalen Rennen zu sammeln.
Ich bin 24 Jahre alt, wohne seit fünf Jahren in Kiel und komme ursprünglich vom Chiemsee. Meine Familie windsurft und meine Geschwister genauso, und deswegen bin ich ganz automatisch dazugekommen. Und um intensiver windsurfen zu können, bin ich zum Studieren nach Kiel gegangen. Bevor ich nach Kiel kam, habe ich für ein Jahr Pause gemacht, um viel Windsurfen gehen zu können. Hier in Kiel bin ich oft in Grönwohld, Strande und – wenn wieder einmal zu viel Seegras in der Ostsee ist – auf dem Wittensee und Selenter See draußen.
Ich gebe vermutlich die Standardantwort, die viele Windsurfer an dieser Stelle parat haben: Kiel bietet einfach die optimale Kombination aus Studium und Windsurfen. In Kiel komme ich im Sommerhalbjahr etwa dreimal pro Woche aufs Wasser, und on top sind es meine starken Trainingspartner, die das Training hier so wertvoll machen. Fabi Wolf und Jonne Heimann gehören zu den besten deutschen Fahrern auf dem Foil, und dazu kommen ab und zu noch Michele Becker und Vincent Langer. Im Winterhalbjahr versuche ich, für mehrere Monate nach Teneriffa zum TWS Slalomtraining zu kommen. Dort kann ich mit vielen Profis zusammen trainieren.
Ja gelegentlich schon. Also der Fokus liegt klar auf dem Foil. Vorletzte Saison bin ich noch Finne mitgefahren, aber im vergangenen Jahr habe ich mich entschieden nur noch Foil Slalom zu fahren um dort das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Zum Spaß gehe ich aber gerne mal Waven oder auch Slalom fahren.
Es ist ein Gefühl von großer Freiheit, man kommt hoch, und plötzlich wird alles still. Und in den Rennen ist das Foilen noch viel spannender, weil es viele Battles gibt!
Next Level ist das! Man kann dann auch mal schnell stürzen. Und es ist extrem anstrengend für den Kopf!
Im Prinzip muss man durchgehend voll fokussiert bleiben. Beim Foilen kann es schnell passieren, dass die Flügel aus dem Wasser kommen, und dann crasht man. Deshalb muss man jederzeit für die Böen bereit sein und auch auf das Umfeld aktiv achten.
Klar, auf dem Wittensee bei 15 bis 20 Knoten ist es ein entspanntes Fahren. Auf Fuerteventura ist man nicht nur mit sich allein beschäftigt, sondern muss auch auf die anderen Teilnehmer achten und natürlich auf diese heftigen Bedingungen. Man hat sich dort zu 100 Prozent darauf zu konzentrieren und muss einfach fit sein.
Beim DWC haben wir die besondere Regelung, dass wir nur bis 20 Knoten Foilen, weshalb der Materialaufwand dort nicht so hoch ist. Ich habe in der letzten Saison zwei Foilbretter und drei Foilsegel in den Größen 8,8, 7,8 und 6,8 Quadratmetern benutzt. Beim Foil braucht man zwei Frontwings, also einen großen und einen medium, und zwei Backwings, um vorne mitzufahren. Da ich aber auch an internationalen Regatten teilnehme, habe ich dazu Foilsegel in den Größen von 5,0 und 6,0. Daneben gibt es von S2 Maui noch ein 4,2er, was ich mir bislang nicht geholt hatte, aber für die kommende Saison wahrscheinlich doch.
Jedes Jahr kommen neue Boards und Segel raus, aber beim Foil tut sich derzeit noch am meisten. Wenn man wirklich vorne mitfahren will, ist es wichtig, ein schnelles Foil zu haben. Was jetzt neu ist, ist immer unterschiedlich von Marke zu Marke. Aber in der Regel sind die neuen Foilmasten dünner und steifer, was mehr Speed und Kontrolle gibt. Bei den Wings kommt es immer auch auf das Profil an und welches Konzept dahintersteckt. Die Segel und Boards werden auch von Jahr zu Jahr besser, aber beim Foil ist die Entwicklung noch mal viel schneller.
Konkurrenzfähiges Material habe ich auf jeden Fall. Beim Windsurfcup ist mein Ziel, immer das Podium zu erreichen und in den nächsten Jahren ein paar Tourstopps zu gewinnen. Beim Worldcup habe ich mir persönlich die Top 20 als Ziel gesetzt. Das Racing dort ist aber ganz anders, weshalb auch erst mal Erfahrungen zu sammeln ein Ziel ist.
Schon einiges, du musst fehlerfrei fahren und dein Material muss perfekt eingestellt sein, da bei den hochrangigen Regatten immer ein gutes Feld mitfährt.
Im Windsurfcup ist mein Ziel, immer das Podium zu erreichen und in den nächsten Jahren Tourstopps zu gewinnen.”
Dazu braucht man noch viel Erfahrung, und alles muss perfekt sein, man muss viel testen und braucht mehrere Masten pro Segelgröße. Die Topfahrer verbringen extrem viel Zeit auf dem Wasser, um das perfekte Setting beim Material zu finden. Das Segel kann sich ganz anders bei zwei verschiedenen Masten verhalten. Zudem gibt es beim Foil noch sehr viele unterschiedliche Settings, also wie man den Backwing anstellt, wie der Mast im Brett ist und so weiter. Das muss alles vor den Wettkämpfen getestet werden und das richtige Set-up gefunden werden. Zusätzlich haben die Pros oft Wettkampf- und Trainingssegel, da die sich auch abnutzen.
Er hat auch schon im Vorfeld extrem viel Zeit ins Training investiert und hat sein Ding dann beim Worldcup konsequent durchgezogen. Er hatte immer gute Starts und hat wenig Fehler gemacht.
Es war ein gutes Gefühl, weil es für mich auch eine Bestätigung gewesen ist, dass ich schon recht weit gekommen bin.
Ja, unbewusst ist das wohl so, denn Fuerte war erst mein zweiter Worldcup, und da mache ich dann an der Halsentonne schon eher auf. Wenn man die Top Rider neben sich hat, dann ist auch der Respekt denjenigen gegenüber größer, als wenn ich mit Fabi Wolf und Jonne Heimann auf dem Wittensee um die Bojen jage. Also, ja, das ist eine mentale Geschichte. Aber ich glaube, es wird mit immer mehr internationalen Rennen immer „normaler“ für mich und dass ich mich in Zukunft mehr und mehr behaupten werde.
Erst mal habe ich schöne Erfahrungen mitgenommen, aber durch die schlechten Rennen war ich auch häufiger schlecht gelaunt. Ich habe dann aber schnell damit abgeschlossen und an das nächste Rennen gedacht. Man lernt aus jedem Rennen. Außerdem muss man viel mehr auf Angriff fahren und in jeder Runde alles geben. Ich hatte mich da teilweise ein bisschen schüchtern zurückgehalten bei den Starts, weil auch Namen neben dir stehen, vor denen man schon Respekt hat. Das wurde aber auch immer besser mit den Rennen.
Ja, das sieht erst mal so einfach aus!
Die Wellenbedingungen auf Fuerte sind zum Beispiel anders als auf Teneriffa, wo wir im Winter das TWS-Slalomtraining mit vielen, vielen Starts und mit einigen Top Ridern aus dem Worldcup trainieren. Die Wellen laufen auf Teneriffa anders als auf Fuerteventura. An einem Tag mit hereinlaufendem Swell auf Fuerte bin ich auch mal fast eingeparkt, und es gibt einige Details, die von Spot zu Spot unterschiedlich sind. So ist jeder Start anders, sodass erfahrenere Fahrer mehr Routine haben und mit mehr Situationen umgehen können.
Ein großer Unterschied sind die No-Rules (es gelten keine klassischen Vorfahrtsregeln, Anm. d. Red, mehr dazu hier) in den Worldcups. Weiterhin kann man sich im Worldcup gar keine Fehler erlauben, weil noch mehr auf dem Niveau sind. Und national kann man sich doch schon mal einen Fehler erlauben und kommt in den Slalomheats trotzdem eine Runde weiter.
Wir machen verschiedene Trainings. Wenn ich Material testen möchte, dann brauche ich nur einen Sparringspartner. Wir fahren nebeneinanderher, und ich verändere danach am Strand etwas an meinem Set-up. Danach fahren wir wieder auf dem Wasser nebeneinanderher, wobei es wichtig ist, dass mein Trainingspartner sein Equipment nicht verändert. Oder wir suchen uns auf dem Wasser eine Boje und simulieren Halsensituationen.
Wir brauchen dazu eine Boje und jemanden auf einem Boot, der die Starts filmt und pfeift. Dazu gibt es auch ein Fun-Regattaangebot wie den Racer of the Sea, was uns optimale Übungsbedingungen gibt.
Wenn man im Norden wohnt, dann gelingt ein einfacher Einstieg mit den Racer-of-the Sea-Regatten oder direkt im DWC, wo man auch nur mit wenig Material auskommen kann. Wenn man im Süden wohnt, dann gibt es die Schweizer Slalom Tour, und die Österreicher machen auch was. Zusätzlich gibt es oft Regatten am Gardasee, der für die meisten Süddeutschen näher ist als Nord- und Ostsee.
Hmm (lächelt, überlegt), die Starts von Daniele Benedetti! Bei null mit Fullspeed! Meistens eher in der Mitte der Startlinie. Er hat auf Fuerte die besten Starts gehabt.
Ich bin dabei, die Halsen von Mortefon, ja!
Eine schwierige Frage. Ich bin groß und habe ein gutes Körpergewicht. Aber ja, dann der Speed!
Im Wettkampf war es von ihm nicht übertrieben, aber Thomas Goyard war im Training vor dem Worldcup auf Fuerteventura schon sauschnell, und ich dachte, dass er den Worldcup mindestens auf dem Podium abschließen würde.
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