Wer in letzter Zeit mal im Norden Dänemarks auf dem Wasser war, hat Simon Thule vermutlich sofort wahrgenommen. Turmhohe Frontloops, radikale Wellenritte - der junge Däne fällt auf. An Land gehört er eher zu den ruhigeren Vertretern. Wir haben ihm trotzdem einige Worte für ein Interview entlockt.
Ja, wir hatten wirklich viele gute Tage hier oben. Der Herbst ist die beste Jahreszeit.
Ich habe tatsächlich erst 2016 überhaupt mit dem Windsurfen angefangen, da war ich 15. Bis dahin war eigentlich Skifahren meine Leidenschaft, aber als Däne ist es natürlich nicht ideal, dieses Hobby zu haben. Ich brauchte also einen Sport für die Sommermonate. Daher habe ich zuhause in Aarhus mit dem Segeln angefangen, aber, wie beim Fußball oder Handball, hat mir auch da irgendwie der Kick gefehlt. Der größte Spaß war für mich immer, wenn das Boot mal umgekippt ist (lacht). Irgendwann bin ich dann zum Windsurfen gekommen. Mein Vater hatte das vor 30 Jahren mal gelernt und wir haben 2016 nochmal gemeinsam angefangen.
Ich denke, es sind einfach die unzähligen Stunden auf dem Wasser. Am Anfang war ich viel mit Slalommaterial auf dem Wasser und auch im Leistungskader. Beim Racen sind es aber eher die Regatten, die den Spaß ausmachen. Das freie Surfen hat mir mit Wavematerial immer schon mehr Spaß gemacht. Schon ein Jahr nachdem ich angefangen hatte, war ich das erste Mal in Klitmøller draußen. Natürlich musste ich damals immer eine Mitfahrgelegenheit finden, um von Aarhus aus überhaupt in die Welle zu kommen. Zum Glück ist mein Dad auch wieder voll motiviert beim Windsurfen dabei und wir konnten öfter zusammen los. Im Sommer bin ich in den Folgejahren auch immer wieder längere Zeit auf die Kanaren geflüchtet, da bekommt man natürlich auch viel Wasserzeit und Routine.
In Dänemark gibt ein ein Förderprogramm für junge Sportler und Sportlerinnen im Leistungskader, das es erlaubt, mehr Fehlzeiten zu haben. Bei längeren Reisen kann man zudem Online-Unterrichtsangebote wahrnehmen, um den Stoff zu schaffen. Das hat mir am Anfang sehr geholfen. Was auch ein Faktor war, war die Corona-Pandemie. In Dänemark waren die Schulen über Monate dicht und es wurde auf Online-Unterricht gewechselt. Ab diesem Moment war es für mich egal, ob ich in Aarhus, Klitmøller oder in Kapstadt vor dem Rechner saß. Ich hab also vormittags meine Schulsachen vor dem Laptop erledigt und konnte am Nachmittag aufs Wasser.
Nein, das ist auf die Olympia-Disziplinen beschränkt. Das ist auch der Grund, dass ich da mittlerweile raus bin, seit ich die Race-Disziplinen an den Nagel gehängt habe.
Derzeit ist mein Leben rund ums Windsurfen aufgebaut. Wenn es windig ist, gehe ich aufs Wasser, bei Flaute trainiere ich im Fitnessstudio. Zusätzlich bin ich in die Materialentwicklung meines Sponsors Patrik eingebunden, arbeite in Aarhus in einer Surfschule oder organisiere Clinics und Camps. Ich lebe also derzeit komplett vom Windsurfen. 2025 will ich an allen World Cups teilnehmen, die für mich Sinn machen und finanziell machbar sind.
Es wie wie wahrscheinlich überall - ziemlich schwierig. Wichtig ist, Unterstützer außerhalb des Windsurfsports zu finden. Meist läuft das aber über persönliche Kontakte. Obwohl wir so tolle Bedingungen an unseren Küsten haben, ist Windsurfen eher eine Randsportart. Aber das olympische Windsurfen bringt gerade einen Schub, zumindest empfinde ich das so. Es kommen derzeit viele aus dem Segelsport zum iQFoiling und ich denke, dass das dafür sorgen kann, dass auch die anderen Windsurf-Disziplinen in Dänemark populärer werden.
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Ich war natürlich total nervös. Das war auch lange Zeit mein größtes Problem im Contest - die Nervosität.
Ich würde sagen, der Kopf ist wichtiger. Du kannst bei einem bestimmten Move eine Erfolgsquote von 97 Prozent im freien Surfen haben und es im Heat regelmäßig vermasseln. Das Wichtigste beim Contestsurfen ist, es zu schaffen, ruhig und geduldig zu bleiben, auf die richtigen Wellen zu warten statt hektisch jeden kleinen Hügel zu surfen, aus Angst, am Ende ohne Wertung dazustehen.
Die Nervosität war lange mein größtes Problem
Ich habe zu Beginn meiner Contest-Karriere oft richtig schlechte Wavescores bekommen, obwohl ich eigentlich auch damals schon ein guter Waverider war. Aber man muss eben auf die Setwellen warten, um Punkte zu bekommen. Indem man akzeptiert, dass es ohne eine gute Welle nichts wird, nimmt man sich den Druck und wird geduldiger. Abgesehen davon braucht man eine Taktik. Ich versuche zu Beginn des Heats immer, erstmal sichere Moves zu machen: Stalled Forward, Pushloop, Backloop - das sind Sprünge, da weiß ich, dass ich sie im Normalfall stehe. Das bringt den Puls runter und schafft ein positives Mindset für Wellenritte und alles, was da noch so kommt.
Der Kontakt kam 2023 zustande. Seitdem bin ich eingebunden in die Entwicklung von neuen Boards, Segeln und Finnen. Im letzten Winter habe ich ihn in Australien besucht und er hatte ziemlich viele Prototypen parat liegen, die wir getestet haben. Einige davon konnte ich mit nach Dänemark nehmen. Was mir persönlich wichtig ist, ist Material mit Power. Wenn du hoch springen und kraftvolle Turns carven möchtest, brauchst du Material, welches früh ins Gleiten kommt und dir genug Energie liefert.
Genau, ich hab’ in Klitti einen Wohnwagen stehen und immer wenn es windig ist, bin ich dort. Weil es aber so oft Wind hat, verbringe ich dort mittlerweile aber die meiste Zeit. Aber wenn es wirklich mal längere Zeit ruhig ist, bin ich auch nach wie vor gerne zuhause in Aarhus.
Australien bietet natürlich echte Traumwellen, aber um ehrlich zu sein: Wenn Hanstholm funktioniert, bin ich am liebsten dort. Es ist sicher nicht der beste Spot der Welt, aber andererseits gibt es auch nicht so viele Orte, wann man so gut Wellen abreiten und Springen kann. Das Gefühl zuhause zu surfen ist eben immer etwas Besonderes.