Auch ohne Wind und ohne Rennen gab es am letzten Tag der Saison jede Menge Gesprächsstoff. Blanca Alabau und Johan Søe hatten ihr ersten WM-Titel so gut wie sicher - doch dann gab es Aufregung rund um den 20 Jahre alten Dänen. Seine Segel von Point-7 sollen nicht der Serie entsprochen haben, damit droht eine Disqualifikation. Nach einer Hängepartie, während der es weder per Ticker noch über die Social Media-Plattformen neue Informationen gab, kam dann am frühen Nachmittag Ortszeit die Bestätigung: Søe ist für den kompletten Event disqualifiziert!
Das hat massive Auswirkungen auf das Jahres-Ranking, denn damit hat Søe nicht nur eine Null-Wertung, die er als Streicher nehmen kann (in Pozo war er nicht dabei), sondern zwei - und rutscht auf Platz 13 in der Jahres-Rangliste herunter. Nutznießer ist Matteo Iachino, der auf den zweiten Platz hinter Amado Vrieswijk nach vorne rutscht und damit Slalom-Weltmeister 2023 ist! Für den Italiener ist es der zweite Titel nach 2016 und die verdiente Krönung einer starken und vor allem konstanten Saison. Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern zeigte er über das gesamte Jahr hinweg keine Schwäche-Phasen, und obwohl er keinen Event gewinnen konnte, war er nie schlechter als Rang sechs.
Die tragische Gestalt des Tages war Johan Søe. Der Däne konnte sich angesichts des windlosen Abschlusstages fast schon sicher sein, mit gerade einmal 20 Jahren seinen ersten Weltmeister-Titel zu holen. Doch im Zuge einer Vermessung der Segel der Top-Fahrer stellte sich heraus, dass mindestens ein Segel von Søe nicht der Serie entsprach. Gerüchten zufolge soll eine Latte an Søes 7,8er nicht der Serien-Version entsprochen haben.
Die PWA schreibt in einem Statement: “Bei den Kontrollen der Topfahrer wurde leider festgestellt, dass Johan Søe ein Segel benutzte, das gegenüber der ursprünglichen Werksspezifikation modifiziert worden war und nicht der registrierten Spezifikation für das Segel entsprach, einschließlich der Toleranzen für alle Messungen.
Daher hatte das Protestkomitee keine andere Wahl, als Johan gemäß den Regeln für Serienmaterial auf der PWA Slalom Tour vom Finale in Japan zu disqualifizieren.”
Es bricht mir das Herz für Johan, aber wir können es nicht ändern.”
Weiter heißt es: “Wir haben zwar Mitgefühl mit Johan, dass er den Weltmeistertitel unter diesen Umständen verloren hat, aber die Regeln sind klar und die Fakten rund um die Modifikation der Segel und der Diskrepanz zwischen den registrierten Spezifikationen der Segel und den Segeln, die Johan benutzte, stehen nicht in Frage.
Die PWA nimmt die Regeln für Produktionsausrüstung ernst und respektiert die Bemühungen der großen Mehrheit der Marken und Fahrer, sich an die Regeln zu halten und einen fairen Wettbewerb zu führen. Daher wäre es im Hinblick auf die grundlegenden Prinzipien der Regeln inakzeptabel gewesen, die Verwendung von Material zu ignorieren, das physisch modifiziert wurde und nicht der registrierten Spezifikation entsprach.”
Tour-Direktor Rich Page ergänzte gegenüber surf noch ein paar persönliche Worte: “Es bricht mir das Herz für Johan, aber wir können es nicht ändern”, so Page.
In einem Statement bei Instagram äußerte sich inzwischen auch Søes Segelsponsor Point-7 zu der Disqualifikation: “Wir haben hart mit Johan Søe und mit einem kompletten Team gearbeitet, um ihn auf den ersten Platz der PWA-Tour zu bringen. Wir haben es geschafft, indem wir bei der Entwicklung um jede mögliche Ecke gedacht haben. Leider wurden wir wegen einer Segelgröße disqualifiziert, die nicht perfekt den Spezifikationen entsprach und in Japan praktisch gar nicht verwendet wurde.” In einem späteren Kommentar wird ergänzt, dass Søe das Segel nur in einem der letzten Heats am Montag gefahren habe, der dann abgebrochen worden sei.
“Johan hatte es geschafft, den ersten Platz in der Rangliste zu belegen, ohne an allen Veranstaltungen teilgenommen zu haben, da er die Schule beenden musste, also hat er so oder so eine tolle Leistung erbracht”, schreibt Point-7 weiter und kündigt an: “Wir werden Johan als größtes Talent im Rennsport weiterhin mit Stolz für seine harte Arbeit belohnen. Wir werden dafür sorgen, dass er in der nächsten Saison wieder ganz oben steht.”
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Im Schatten des Segel-Krimis um Johan Søe konnte Blanca Alabau wie erwartet ihren ersten-WM-Titelk feiern. Sie beendet den Event in Japan auf Platz zwei und behauptet damit die Spitze in der Jahreswertung, die sie bereits die gesamte Saison über belegte. Gewinnerin in Japan ist sensationell die erst 19 Jahre alte Lina Erzen aus Slowenien, sonst auf dem iQFoil unterwegs. Justine Lemeteyer holt Platz drei in Japan und ist damit Vizeweltmeisterin vor Marion Mortefon.
Nicht zu vergessen Amado Vrieswijk, der nach dem Ende seiner iQFoil-Ambitionen voll im Slalom-World Cup angreift und die Saison mit zwei Event-Siegen in Folge beendet. Dass der Mann von Bonaire schnell ist, hat er schon öfter bewiesen. Das Training in der Olympia-Klasse hat ihn jedoch taktisch bereichert und weiter nach vorne gebracht, wie er im Laufe der Woche berichtete.
Michele Becker beendet den World Cup in Japan auf einem starken sechsten Platz und ist damit im Jahres-Ranking starker Fünfter, während Nico Prien mit Platz acht in Japan auch in der Jahreswertung auf dieser Position liegt.