PWA Gran Canaria 2025World Cup als Familienausflug - Familie Gobisch in Pozo

Julian Wiemar

 · 22.08.2025

Von U15 bis Ü45 – beim World Cup in Pozo ist etwas für die ganze Familie Gobisch dabei.
Foto: Carter/pwaworldtour.com
​Während sich die Besten der Welt bei zehn Beaufort weit über den Horizont katapultierten, schaute die Familie Gobisch aus Kiel gespannt zu – allerdings nur bis sie selbst an der Reihe waren. Wir haben uns mit der talentierten Windsurf-Familie über ihren Trip nach Pozo unterhalten.

​Von U15 bis Ü45 taucht der Name Gobisch in den Ranglisten des Pozo World Cups auf. Die inspirierende sechsköpfige Windsurf-Familie aus Kiel lässt sich das große Kanaren-Event nicht entgehen. Auch wenn es durch schulische und berufliche Verpflichtungen logistisch nicht immer ganz unkompliziert ist, alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu versammeln, waren fünf der sechs Familienmitglieder mit dabei. Bloß der älteste Bruder Hannes, der derzeit ein Praktikum in Österreich absolviert, musste über den Livestream anfeuern. Während Mutter Jule die Bande nach ihren ausgiebigen Morgensessions am Strand koordinierte, belegte Trine (12) den ersten Platz bei den Mädchen U15, Anton (12) den fünften Platz bei Jungen U15, Peter (16) den zweiten Platz bei den Jungs U18 und Vater Lars zeigte mit einem zweiten Platz Ü45 den Masters, wo es langgeht. Leider mussten Lars und Anton früher abreisen und konnten ihre noch besseren Platzierungen aus der Single Elimination gar nicht verteidigen, weil Job und Schule dazwischenkamen. Das ist allerdings kein Weltuntergang, denn Pozo ist für sie viel mehr als Contest und Platzierungen, wie sie im Interview verraten.

Die ersten Tage sind bei 50 bis 60 Knoten ausschließlich die Pro Men und Woman gefahren. War das so spektakulär, dass ihr die ganze Zeit zugeschaut habt?

Peter: Ja, wir haben sehr viel zugeguckt, weil es so spannend war.
Jule: Und Trine ist dieses Jahr sogar auch bei den Damen mitgefahren, wir mussten also auf Standby sein. Aber der Contest geht immer erst gegen zehn, elf Uhr los. Das heißt, man kann locker vorher noch aufs Wasser gehen. Morgens ist auch oft ein bisschen weniger Wind.

Habt ihr direkt am Spot in Pozo gewohnt?

Lars: Ja, wir wohnen immer direkt in Pozo, sodass man sein Material aus dem Storage zu Fuß ans Wasser tragen kann. Jeder kriegt morgens sein Paket aus Gabel, Mast und Segel geschnürt, das Brett unter den anderen Arm, und dann geht es zu Fuß ans Wasser. Wir nennen es das Pozo-Paket (lacht).

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Teilt ihr euch untereinander Material oder hat jeder seine volle Palette dabei?

Lars: Ne, wir haben im Prinzip nur eine Segelpalette mit ein paar doppelten Größen. Das passt mit den Größen- und Gewichtsunterschieden aktuell ziemlich gut, sodass jeder die passende Segelgröße hat.
Hannes: Genau, Trine und Anton teilen sich die kleinen „NOW’s“ und wir anderen schaffen das mit den „Super Heros“ mit ein paar Back-up-Größen wie zum Beispiel dem beliebten 4,2er auch. Obwohl in Pozo die gefragtesten Größen eher 3,0 und 3,4 sind (lacht).

surf/fotoweb/100151168Foto: Carter/pwaworldtour.com

Mit wie vielen Boardbags reist ihr als Familie bei einem Event wie Pozo an?

Lars: Trotzdem mit mindestens sechs. Dass wir mit weniger als 200 Kilo Gepäck irgendwo anreisen, ist selten.

Trine und Anton, auf was für Segelgrößen setzt ihr bei solch starkem Wind wie dieses Jahr?

Trine: Also ich fahre meistens 2,4 Quadratmeter. Wenn der Wind etwas weniger wird, gehe ich auf 2,8. Und mein Board dazu hat 60 Liter.
Anton: Ich fahre auch das 2,4er und 2,8er, mit meinen 52-Liter-Board.
Lars: Das sind die kleinsten Segel in der Duotone-Range. Man wundert sich immer wieder, wie das funktioniert, wenn das Wasser fliegt und ich 3,4 fahre, dann fahren die jüngsten Kids, also nicht nur unsere, da mit nur einem Quadratmeter weniger rum.

Gefallen euch Events wie Pozo mit der großen Mischung aus Pros, Youth und Masters besser als die reinen Youth Events wie beispielsweise in Dänemark?

Anton: Also ich finde Dänemark cool, weil man nicht so lange warten muss und öfter dran ist. Aber in Pozo ist dafür super, dass man sich von den richtig Guten die ganze Zeit etwas abschauen kann.
Hannes: Ich würde sagen, bei den Youth World Cups ist für die jüngeren Altersklassen der Vorteil, dass sie auch in besseren Bedingungen drankommen. In Pozo werden natürlich die kleinen Altersgruppen immer an die Tage geschoben, an denen vielleicht gar keine guten Wellen sind, weil die besten Bedingungen für die Profis aufgehoben werden. Aber die Stimmung ist einfach eine ganz andere, es ist viel professioneller. Und wenn Profis vor Ort sind, die man zum Beispiel von früher aus den Magazinen kennt, dann ist das noch ein Grund mehr sich zu pushen. Deswegen würde ich schon sagen, finde ich „echte“ World Cups besser und sie motivieren mich mehr.
Lars: Bei großen World Cups wie in Pozo ist außerdem die Medienpräsenz höher, wovon auch die Jugend viel abbekommt. Und Pozo ist einfach eine wahre Talentschmiede – da gibt es ja sonst nichts. Du kannst zwischendurch vielleicht mal ins Lädchen ein Eis essen gehen und ansonsten bist du auf dem Wasser oder bereitest dich auf die nächste Session vor. Die Kids pushen sich auf dem Wasser, schauen sich Moves von den Pros ab. Alle sprechen ein bisschen Englisch, ein bisschen Spanisch … Das ist einfache eine super Community dort.

​Die Kids pushen sich auf dem Wasser, schauen sich Moves von den Pros ab. Alle sprechen ein bisschen Englisch, ein bisschen Spanisch … Das ist einfache eine super Community!” (Lars Gobisch)

Verabredet ihr euch abseits des Contests mit den anderen Jugendlichen für gemeinsame Sessions?

Anton: Ja, wir sprechen uns immer ab. Oft mit der Familie Gonzalez aus Cadiz.
Lars: Die haben drei super windsurfende Jungs, die auch auf dem Podium vertreten waren.
Anton: Und einer von denen fährt immer hinter mir her und schreit, dass ich einen Frontloop machen soll.

surf/fotoweb/100151150Foto: Carter/pwaworldtour.com

Jule, bist du die ganze Zeit als Caddy und Unterstützerin am Strand oder gehst du selbst aufs Wasser?

Jule: Ich bin gerne dabei und eine Mischung aus Caddy, Essensbeauftragte und muss auch hin und wieder mal trösten oder so. Surfen gehe ich morgens oder mal mit den Kindern in Vargas, wenn kein Contest ist.

​Ich bin gerne dabei und eine Mischung aus Caddy, Essensbeauftragte und muss auch hin und wieder mal trösten.” (Jule Gobisch)

Ihr habt ja alle mehr als solide abgeschnitten. Podiumsplätze in drei verschiedenen Kategorien …

Lars: Ja, aber wir fahren nicht wegen der Platzierungen dorthin. Es geht um das Drumherum, die Freundschaften mit den anderen Kindern und Familien und eine gute Zeit auf dem Wasser.
Peter: Bei mir war es im Superfinale der U18 zum Beispiel ziemlich knapp. Natürlich hätte ich da gerne gewonnen. Man ist dann für eine kurze Zeit enttäuscht, aber es ist für uns kein Weltuntergang.

Dreht sich in einer sechsköpfigen Windsurffamilie wie eurer den ganzen Tag alles nur ums Surfen?

Hannes: Im Urlaub schon, im Alltag zu Hause nicht unbedingt.
Jule: Ja, wenn kein Wind ist, dann werden auch schon mal Hausaufgaben gemacht (lacht).

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