PWA JapanAlles offen im Titelrennen, imposantes Debüt von Lina Eržen im Slalom World Cup

SURF Redaktion

 · 11.11.2023

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Foto: Carter/pwaworldtour.com
Was für ein Wettkampftag beim Slalom World Cup in Japan! Ein Tag mit vielen Überraschungen, Wendungen und neuen Gesichtern. Die Titelrennen der Männer und Frauen stehen auf der Kippe. Böiger Wind zwischen dreißig und sieben Knoten stellte heute den ultimativen Test dar.

Die Windvorhersage für den zweiten Tag des 2023 Fly! ANA Yokosuka, Miura Windsurf World Cup enttäuschte nicht, denn sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen konnten jeweils vier Eliminations ausgefahren werden. Der heutige Tag erwies sich als echter Test mit tückisch kabbeligem Wasser und zunächst sehr starkem Wind, der jedoch im Laufe des Tages langsam auf sieben bis fünfzehn Knoten abnahm. Die Dramatik nahm jedoch nicht ab, und gegen Ende des Tages kam es zu einigen bedeutenden Wendungen, die sich in den Rennen um die jeweiligen Weltmeistertitel noch als entscheidend erweisen könnten.

Der Däne Johan Søe führt bei den Herren

Am Ende des Tages führt Johan Søe sowohl in der Event-Wertung als auch im Kampf um den Weltmeistertitel, aber das sagt noch nicht alles. Der 20-Jährige legte einen spektakulären Start in das Event hin, indem er im Auftaktrennen einen hervorragenden zweiten Platz belegte, bevor er mit zwei weiteren Siegen das Event vollständig in den Griff bekam. In dieser Phase schien er die totale Kontrolle zu haben und fast unaufhaltsam zu sein.
Doch dann nahmen die Dinge eine möglicherweise entscheidende Wendung, als Søe im letzten Viertelfinale der vierten Elimination nach der ersten Halse einen Crash hinlegte - Viertelfinal-Aus für den jungen Däne. Das ist an sich kein Problem, da Søe dieses Ergebnis am Ende einfach streichen kann und derzeit mit 3,4 Punkten an der Spitze der Rangliste steht, mit einem gesunden Vorsprung von 5,6 Punkten. Allerdings wird dadurch sein Spielraum für Fehler in den folgenden Tagen stark eingeschränkt, denn ein weiteres schlechtes Ergebnis könnte ihn in der Rangliste nach unten fallen lassen und das Rennen um den Weltmeistertitel damit schnell in weite Ferne rücken lassen.

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Derzeitiger Gleichstand mit Matteo Iachino in der Weltrangliste

Der Mann, der im Moment am meisten zu gewinnen hat, ist Matteo Iachino. Der Italiener liegt derzeit mit 40.500 Punkten in der Weltrangliste gleichauf mit Søe, so dass jede Veränderung in der Event-Rangliste große Auswirkungen hat. Der Weltmeister von 2016 war der einzige Fahrer, der sich heute für jedes Finale qualifizieren konnte - mit einem zweiten, einem dritten und einem vierten Platz - während er einen siebten Platz strich, was ihn in eine ziemlich starke Position bringt, da er möglicherweise versuchen kann, in der nächsten Wettfahrt mehr zu riskieren. Selbst wenn er sich "nur" für ein weiteres Finale qualifizieren würde, hätte Iachino im Vergleich zu Søe etwas Luft zum Durchatmen - zumindest bis die siebte Elimination abgeschlossen ist, denn dann kommt der zweite Streicher ins Spiel.

So wie es aktuell aussieht, würde Amado Vrieswijk in der Weltrangliste auf Platz 3 vorrücken. Der Bonaire begann das Event mit einer klaren Ansage, als er die erste Eliminierung gewann, aber dann hatte er einige Rennzwischenfälle, als er in den Eliminierungen 2 und 4 gut platziert war, was ihn möglicherweise teuer zu stehen kam. Vrieswijk tat gut daran, den Schaden zu begrenzen, nachdem er das Finale der letzten Eliminierung verpasst hatte, muss aber enttäuscht sein, dass er aus dem unerwarteten frühen Ausscheiden von Søe kein Kapital schlagen konnte.

Amado Vrieswijk und Maciek Rutkowski auf den Plätzen drei und vier

So wie es aktuell aussieht, würde Amado Vrieswijk in der Weltrangliste auf Platz drei vorrücken. Der Mann aus Bonaire begann das Event mit einer klaren Ansage, als er die erste Elimination gewann. Anschließend hatte er jedoch einige Zwischenfälle. Vrieswijk konnte den Schaden am Ende zwar begrenzen, muss aber enttäuscht sein, dass er aus dem unerwarteten frühen Ausscheiden von Søe in der vierten Elimination kein großes Kapital schlagen konnte.

Maciek Rutkowski, ein weiterer Kandidat für den Weltmeistertitel, erlebte einen Tag, den er wahrscheinlich lieber vergessen würde: Der Titelverteidiger rutschte heute in der Gesamtwertung vom ersten auf den vierten Platz ab.. Der Pole schlug nach dem verpassten Finale der ersten Runde mit einem zweiten Platz glänzend zurück, hatte dann aber im Halbfinale der folgenden Elimination das Pech, im Vorlauf gegen untergetauchten Gegenstand zu rasen, wodurch er nicht nur den Start des Laufs verpasste, sondern auch sein Foil beschädigte und sich am Arm verletzte. Rutkowski beendete den Tag auf Platz sechs in der Event-Rangliste und rutscht dadurch zunächst auf den vierten Platz in der Weltrangliste ab. Es müssten nun einige für ihn nicht beeinflussbare Ergebnisse zu seinen Gunsten ausfallen, damit er sich zurück ins Rennen um den Weltmeistertitel kämpfen will. Es sind schon seltsamere Dinge passiert, also sag niemals nie.

Bruno Martini startet im falschen Heat

Bruno Martini beendet den Tag auf dem vierten Platz in der Event-Rangliste, wird aber wahrscheinlich frustriert sein, weil er versehentlich im falschen Viertelfinale an den Start gegangen ist. Was noch ärgerlicher für ihn ist: Er hat dieses sogar gewonnen, wurde aber später disqualifiziert. In der Zwischenzeit erlebte sein Landsmann Daniele Benedetti seinen bisher wohl besten Tag auf der World Tour - er liegt derzeit auf Platz fünf, nachdem er sich heute für drei von vier Finals qualifizieren konnte.

Will McMillan zurück auf der Tour

Will McMillan hatte seinen ersten Auftritt seit seinem Sieg beim Eröffnungsevent des Jahres am Gardasee und der 17-Jährige erlebte einen turbulenten Tag. McMillan verpasste das erste Rennen, nachdem er Probleme mit der Montage seines Foils hatte, und in der zweiten Elimination stürzte er noch vor der ersten Halse.
Doch in der letzten Elimination des Tages konnte der junge Thailänder schon bald die Form zeigen, die er am Gardasee gezeigt hatte, und setzte sich sowohl im Halbfinale als auch im Finale an die Spitze des Feldes, um eine entscheidenden Sieg einzufahren.

Aus deutscher Sicht

Die beiden deutschen Starter Nico Prien und Michele Becker liegen in Japan aktuell auf den Plätzen zehn und zwölf. Prien hat sich zu Beginn des Events eine Lebensmittelvergiftung eingefangen und ist erst gerade wieder fit. Den Umständen entsprechend hat er heute somit eine solide Leistung gebracht. Trotzdem wird er sich erhoffen, in den nächsten Tagen noch weiter nach vorne fahren zu können. Auch Landsmann Becker, der zu Beginn der Saison besonders stark gestartet ist, und aktuell auf einem beachtlichen siebten Platz in der Jahreswertung liegt, wird alles geben, um sein Ranking zu verbessern. Beim World Cup Sylt konnte er zuletzt sogar eine Elimination gewinnen. Wird er daran in den kommenden Tagen in Japan anknüpfen können?

Blanca Alabau führt stets das Titelrennen der Damen an

Doch da Justine Lemeteyer am Ende des ersten Renntages die Event-Rangliste vor Blanca Alabau anführt, ist das Rennen um den Weltmeistertitel noch sehr ausgeglichen. Im Moment führt Alabau mit 30.700 Punkten das Titelrennen an, während Lemeteyer heute mit einem Sieg, zwei zweiten Plätzen und einem sechsten Platz - den sie streichen kann - bis auf 100 Punkte an Alabau herankommt. Alabau erlebte einen äußerst soliden Tag - sie landete kein einziges Mal außerhalb der ersten drei Plätze - mit einem Sieg, zwei zweiten Plätzen und einem dritten Platz. Damit hält sie die Führung bei, zumindest vorläufig.

Imposantes Debüt von Lina Eržen im Slalom World Cup

Lina Eržen, die man vielleicht eher aus der Freestyle-Welt oder vom iQFoil kennt, gab heute ihr Debüt auf der PWA Slalom World Tour und hinterließ auch gleich einen starken Eindruck, indem sie in den Eliminations drei und vier direkt zwei Siege einfahren konnte. Dadurch könnte sie in den nächsten Tagen noch eine wichtige Rolle bei der Entscheidung um den Weltmeistertitel spielen: Die junge Slowenin ist nämlich nur 1,7 Punkte von der Event-Führung entfernt. Sollte sie also Alabau auf den zweiten Platz verdrängen, würde Lemeteyer die Führung im Weltmeisterschaftsrennen übernehmen - vorausgesetzt, Lemeteyer führt das Rennen weiterhin an. Sollte Eržen jedoch an die Spitze der Weltrangliste springen, würde dies das Rennen wieder zu Gunsten von Alabau drehen. Es wird die nächsten Tage also höchstspannend bleiben.

Eržen fuhr unterdessen äußerst beeindruckende Rennen, und es hätte sogar noch besser für sie laufen können, wenn sie bei bei der letzten Halse in der zweiten Elimination nicht gestürzt wäre. Wenn sie die Form, die sie heute gezeigt hat, beibehält, könnte sie nicht nur eine wichtige Rolle bei der Entscheidung um den Weltmeistertitel spielen, sondern auch eine ernsthafte Herausforderung für den Event-Titel darstellen.

Passable Windvorhersage für den morgigen Tag

Wie im letzten Jahr scheint der beste Wind in Yokosuka häufiger am Morgen zu wehen, und so sieht auch die Vorhersage für Sonntag wieder aus: bis etwa 13 Uhr Ortszeit werden mäßige nordöstliche Winde vorhergesagt. Vor diesem Hintergrund werden sich die Teilnehmenden morgen um 8 Uhr wieder zum Skippers Meeting treffen und ab 8:30 Uhr mit der Action beginnen. Das ist Mitternacht in Deutschland. Wer gerne lange wach bleibt: HIER geht’s zum Live Stream.

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