PWA JapanSøe und Alabau auf WM-Kurs, Vrieswijk führt den Event an

Tobias Frauen

 · 13.11.2023

Immer wieder ein spektakuläres Bild: Der Fujijama als Kulisse für den Slalom-World Cup
Foto: Carter/pwaworldtour.com
Jeweils zwei weitere Eliminations konnten bei den Damen und Herren am vorletzten Tag des World Cups in Japan beendet werden. Während Lina Erzen und Amado Vrieswijk vorne liegen, haben Johan Søe und Blanca Alabau die besten WM-Chancen.

Nachdem gestern nur eine Handvoll Heats gefahren werden konnte, ging es heute nach einem frühen Skippers Meeting beim Fly ANA! Windsurf World Cup in Japan direkt aufs Wasser. Zweieinhalb bis drei Eliminations sollten gefahren werden, so der Plan der Wettfahrtleitung. Denn die Vorhersagen für den letzten Tag des Events, den morgigen Dienstag, sehen alles andere als gut aus. Es sprach also viel dafür, dass heute die Entscheidungen über den Sieg in Japan und auch die Weltmeistertitel 2023 fallen könnten.

Zu Beginn kachelte es dann gleich mit bis zu 28 Knoten, viele Fahrer hatten Kontroll-Probleme. Mit kleinen Segeln und großen Wings am Foil versuchen die meisten, ein kontrollierbares, aber auch stabiles Setup zusammenzustellen. Der Litauer Rytis Jasunias fabrizierte gleich im ersten Viertelfinale einen massiven Crash und holt dabei auch einen anderen Fahrer vom Brett, die Favoriten ließen aber in den ersten Viertelfinals nichts anbrennen. Auch Michele Becker und Nico Prien zogen ins Halbfinale ein. Dort dann der erste Aufreger: Matteo Iachino ging bei der zweiten Halse baden und kam somit nur ins kleine Finale, das könnte noch wichtig werden im WM-Rennen. Und auch Maciek Rutkowski musste sich mit einem Platz im B-Finale zufrieden geben, er unterlag in einem spannenden Fight auf der Zielgeraden dem Briten Scotty Stallman im Duell um Platz vier. Heftige Rückschläge also für zwei der WM-Kandidaten, und auch Pierre Mortefon lässt mit Rang acht im großen Finale wichtige Punkte liegen.

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Daniele Benedetti als Überraschungs-Sieger

Das gewinnt dann mit Daniele Benedetti ein Fahrer, den wohl nur wenige vorher auf dem Schirm hatten. Der Italiener legte zunächst einen perfekten Start hin, fiel dann aber hinter Amado Vrieswijk zurück. Der Mann von Bonaire fährt in Japan in Top-Form und ist auf dem Weg zu seinem zweiten Sieg - bis er ohne Bedrängnis bei der letzte Halse strauchelt und Benedetti vorbei lassen muss. Erster Sieg für Benedetti vor Johan Søe, der damit weiterhin auf WM-Kurs blieb. “Da hab ich nicht mit gerechnet! Ich war Zweiter und als ich sah, dass Amado gestürzt war, hab ich alles auf eine Karte gesetzt!” sagte Benedetti anschließend.

Bei den Damen setzt Lina Erzen aus Slowenien ihre beeindruckende Serie fort. Nach ihrem ersten beiden Siegen auf der Tour gestern legte sie heute nach und gewann beide Eliminations des Tages - was für ein Lauf! “Ich genieße das einfach hier, alles läuft rund. Ich habe den Speed und ich fühle mich gut!”

Hinter ihr gingen jeweils Marion Mortefon und Justine Lemeteyer über die Ziellinie. Mit Lemeteyer lieferte sich die Slowenin in der sechsten Elimination ein packendes Duell im Finale, das sie erst mit einer sicheren letzte Halse für sich entscheiden konnte. “Ich hab ihr nach dem Ziel gesagt, dass sie im nächsten Jahr auf jeden Fall auf der Tour dabei sein muss!” lachte Justine Lemeteyer anschließend

Søe patzt im Halbfinale

Die WM-Führende Blanca Alabau kam im ersten Rennen des Tages nicht über einen vierten Platz hinaus, und wollte dann in der sechsten Elimination diesen Patzer wieder ausbügeln. Doch gemeinsam mit Helle Oppedal fabrizierte Alabau einen Frühstart und war damit raus. Die Spanierin liegt jedoch noch immer auf Platz zwei in Japan und hat damit die besten WM-Chancen, doch der Abstand zu Justine Lemeteyer wird immer kleiner.

Wie angekündigt, ließ der Wind im Laufe des Vormittags immer weiter nach, nur noch 10 bis 18 Knoten wurden zu Beginn der sechsten Herren-Elimination gemessen. Alle Top-Fahrer überstanden dort die trubeligen Viertelfinals und kamen souverän in die Runde der besten 16. Dort zeigte Michele Becker wieder einmal, wie stark er ist und gewann sein Halbfinale - vor Vrieswijk und Iachino. Gleichzeitig schied Johan Søe völlig überraschend aus: Der Däne lag nach einer nassen Halse nur auf Platz sechs und musste auch Nico Prien noch vorbei lassen. Statt einer möglichen Vorentscheidung im WM-Rennen stand die Tür für Iachino und Vrieswijk nun also wieder etwas weiter auf.

Vor dem Finale wurde es dann hektisch: Zweimal wurde der Heat kurz nach dem Start abgebrochen, dann ging es für die Fahrer zurück an Land um das Material zu wechseln. “Manchmal sind es 30 Knoten, manchmal fast gar nichts - sehr wechselhaft und böig”, beschrieb Matteo Iachino die schwierigen Bedingungen. Nach einer Kurskorrektur konnte der Heat dann durchgezogen werden.

Maciek Rutkowski, der in der sechsten Elimination alle seine Heats gewinnen konnte, brannte auch noch auf etwas Ergebnis-Kosmetik. Der Traum von der Titelverteidigung ist jedoch nach den enttäuschenden Resultaten der letzten Tage ausgeträumt, doch mit Platz 2 gelang dem Polen noch einmal ein Top-Resultat. Ganz vorne landete Amado Vrieswijk, sein zweiter Sieg nach dem Auftakt-Rennen, der ihn an die Spitze der Event-Wertung schiebt. Doch mit Søe und Iachino direkt hinter ihm dürfte es auch für Vrieswijk nicht zum Titel reichen. Der Italiener seinerseits legte nach miesem Start eine beeindruckende Aufholjagd hin und konnte noch Dritter werden.

Johan Søe und Blanca Alabau mit einer Hand am WM-Pokal

Die siebte Elimination - die durch einen zweiten Streicher immense Bedeutung haben könnte - wurde noch gestartet, doch nach dem ersten Viertelfinale war Schluss, der Wind reichte nicht mehr aus.

Wer ist also nun auf WM-Kurs? In der Theorie ist noch viel drin, zumal mit einer weiteren Elimination ein zweiter Streicher ins Spiel käme und die Rankings noch einmal ordentlich durcheinander wirbeln könnte. Doch die Vorhersagen für den morgigen Abschluss-Tag sind alles andere als vielversprechend, bei nur vier bis sieben Knoten sind weitere Rennen eher unwahrscheinlich. Das bedeutet, dass Blanca Alabau und Johan Søe eine Hand am WM-Pokal haben! Für beide wäre es der erste Titel, Alabau krönt damit eine Saison, bei der sie durchgehend an der Spitze stand und in allen Bedingungen souverän fuhr. Der Titel für Johan Søe wäre eine Sensation - mit nur 20 Jahren bereits in der zweiten PWA-Saison einen Titel zu holen, das gelang vorher auch den ganz Großen noch nicht!

Zwischenstand Fly ANA! Windsurf World Cup Japan

Herren

  1. Amado Vrieswijk
  2. Johan Søe
  3. Matteo Iachino
  4. Daniele Benedetti
  5. Maciek Rutkowski
  6. Bruno Martini
  7. Michele Becker
  8. Cedric Bordes
  9. Nico Prien
  10. Pierre Mortefon

Damen

  1. Lina Eržen
  2. Blanca Alabau
  3. Justine Lemeteyer
  4. Marion Mortefon
  5. Helle Oppedal
  6. Sana Saeki
  7. Fujiko Onishi
  8. Mio Anayama
  9. Mae Davico
  10. Yuki Sunaga

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