RückspiegelDas waren die Highlights in surf 01-02/1993

Tobias Frauen

 · 13.09.2025

Dave Osborn rotiert auf dem Cover, fotografiert hat Alfonso Bresciani.
Foto: surf Archiv
Generationen-Wechsel beim Material, unerwünschte Störungen und Helikopter-Crashes auf Maui und die große Liebe von Robby Seeger. Das waren einige Themen in der prall gefüllten Januar-Ausgabe 1993!

Der große Test führte das surf-Team nach Hurghada, um allerlei Flachwasser-Material über Rote Meer zu prügeln. Noch relativ zart zeichnet sich der No Nose-Trend ab, Platzhirsche sind nach wie vor die Klassiker F2 Sunset und Mistral Screamer. “Er wird wahrscheinlich noch alle überleben”, schreibt das Testteam zum Sunset, “wahrscheinlich raucht und trinkt er nicht.” Der Screamer stand sogar schon auf der Abschussliste und wurde im letzten Moment begnadigt. Hausintern sorgen F2 Axxis und Mistral Energy für frischen Wind, folgen aber laut der Testeindrücke schon spürbar dem Hang zu zickigen Zappelkisten, die damals so manchen zur Verzweiflung getrieben haben. “Sehr nervös und mit Kontrollproblemen belastet” sei der Energy, der Axxis verlange ein “höheres Fahrkönnen” als der Sunset. Auch bei Fanatic ist der neue Ray eine ganz andere Liga als die in Rente geschickte Rat. In der Parallelgruppe muss der erst ein Jahr alte F2 Sputnik 280 den frischen 275er vorbeiziehen lassen. Bei den Race-Pro-Segeln - die mit ihrem hohen Anteil an transparentem Monofilm an Frischhaltefolie erinnern - droht ein “Hexenschuss” wie im Aufmacher. Denn die Profi-Tücher verlangen teils “indiskutable” Trimmkräfte von 100 kg, teilweise sogar zu viel für die Tampen. Deutlich massentauglicher sind hingegen die entschärften Slalom-Segel, darunter Klassiker wie das North Infinity oder das NeilPryde V6.

Die Windsurf-Branche zieht Bilanz

Zugegeben, Spaß und tolle Tage auf dem Wasser und die Analyse der Marktzahlen sind ziemlich verschiedene Dinge. Akribisch wertet surf die Verkaufszahlen der Hersteller aus. Ein guter Sommer gab Schub, der Hersteller-Verband sieht den Markt stabil - rund 44.000 Boards sollen in zwölf Monaten verkauft worden sein. Dabei ist von den ganz goldenen Zeiten schon ein Stück entfernt. Dabei spielen auch vermeintliche Kleinigkeiten eine Rolle. Den “Tier-Pflegern” von Fanatic fehlte ein Renner, während der 257er von Nischen-Marke Tiga “an der Küste schon als Image-Teil” gilt. Mistrals neues, dezentes Design (”Yuppie-Outfit”) gab ebenso einen Schub wie die Worldcup-Erfolge der F2-Bretter. Bei den Segeln ist North der deutliche Marktführer, gefolgt von ART und erstmals der damals noch jungen Marke GunSails. Deren Direktvertriebs-Konzept mit attraktiven Preisen kommt bei den Kunden offenbar super an - bei Surfshops hingegen weniger: “Früher habe ich alle drei Jahre den Porsche gewechselt”, wird ein Shop-Besitzer zitiert. “Jetzt fahre ich schon sechs Jahre das gleiche Auto.”

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Robby Seeger im Sinneswandel

Love is in the air: Robby Seeger war 1992 bester Deutscher im Worldcup, daran hatte seine neue Flamme Sascha einen nicht unwesentlichen Anteil - Grund genug für ein leicht kitschiges Partner-Porträt. Die Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln hat dem Dauer-Talent Konstanz und mentale Stärke beigebracht, um auf dem Wasser nicht immer wieder Konzentration und Motivation zu verlieren. Statt - wie offenbar viele Profis - bei wenig Wind Teil der “Rumjammer-Szene” zu werden, sieht Robby die Welt nun positiv. Das wirkt, nie war Seeger besser. Dennoch warf sein früherer Sponsor den Wahl-Hawaiianer raus, “mit der Begründung, er sähe einfach nicht mehr deutsch genug aus” (seinen Platz im Team nahm dann “Surf-Germane” Bernd Flessner ein). Während er auf Maui heimlich Mark Angulo filmt und analysiert, um dem Style-Master nachzueifern, ist in Sachen Familienplanung Jürgen Hönscheid das Vorbild: “Er führt ein bescheidenes, glückliches Leben, ganz ohne Ego-Trips”, schwärmt Robby. Auch er will seine Sascha bald heiraten - getraut von Ex-Profi und Prediger Craig Maisonville und mit einem Rudel Delphine, das beim Ja-Wort über das Paar springen soll.

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Und sonst so?

  • Perlen der Werbung: “In Deutschland geht der Sekt aus!” verkündet West Fashion direkt auf dem Umschlag - das vom Tabak-Klamotten-Label gesponsorte Team Germany hatte im Vorjahr die damals noch etablierte Mannschafts-WM gewonnen. Angeblich zwei Millionen Mark zahlt das Label für die deutschen Profis
  • Heli-Crash auf Maui: Fotograf Jonathan Weston stürzte beim Fotoshooting vor Spreckelsville aufs Riff. Maschine Totalschaden, Pilot und Fotograf unverletzt, Kamera klatschnass. Im surf-Interview hat Jonathan vor einigen Jahren ausführlich über den Crash berichtet
  • Comeback für “Tommys tolle Typen”: Weil die surf-Leser die Kult-Glosse von Tommy Brandner besser finden als das Wimmelbild-artige “Tommys Tohuwabohu”, kehrt der spaßige Rausschmeißer zurück - übrigens bis heute!
  • Bei den Olympischen Spielen 1996 können die Athleten in der Windsurf-Wertung nicht nur Medaillen gewinnen, “sie haben jetzt auch die Chance, ins Gleiten zu kommen”, frotzelt surf. Statt dem Lechner-Verdränger wird in den USA auf Mistral One Design gesurft.
  • surf integriert “Surfen”: Das Magazin, dass zuvor “in der zweiten Marktposition” über Windsurfen berichtet hatte, geht aufgrund finanzieller Schieflage in surf auf.
  • Wie man NeilPryde-Segel optimal aufbaut, erklärt Björn Dunkerbeck in einem Video - für 29 Mark auf VHS!
  • “Mit Dunkerbeck frühstücken, mit Naish am Strand stehen”: Für die komplette 93er-PBA-Tour gibt surf Tipps für Fans, die hinterherreisen möchten
  • Flaute beim Worldcup-Finale auf Maui, nur ein paar hingewürgte Kursrennen konnten gefahren werden. Bei den wenigen Wave-Heats vor Hookipa funkten Pete Cabrinha, Laird Hamilton und Mike Eskimo dazwischen: Weil sie keinen Startplatz erhalten hatten, fuhren sie in der Wettkampfzone herum. “Einige Fahrer nahmen das Problem selbst in die Hand und fuhren die Störenfriede in ihren Heats einfach über den Haufen.”

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