Der große Test führte das surf-Team nach Hurghada, um allerlei Flachwasser-Material über Rote Meer zu prügeln. Noch relativ zart zeichnet sich der No Nose-Trend ab, Platzhirsche sind nach wie vor die Klassiker F2 Sunset und Mistral Screamer. “Er wird wahrscheinlich noch alle überleben”, schreibt das Testteam zum Sunset, “wahrscheinlich raucht und trinkt er nicht.” Der Screamer stand sogar schon auf der Abschussliste und wurde im letzten Moment begnadigt. Hausintern sorgen F2 Axxis und Mistral Energy für frischen Wind, folgen aber laut der Testeindrücke schon spürbar dem Hang zu zickigen Zappelkisten, die damals so manchen zur Verzweiflung getrieben haben. “Sehr nervös und mit Kontrollproblemen belastet” sei der Energy, der Axxis verlange ein “höheres Fahrkönnen” als der Sunset. Auch bei Fanatic ist der neue Ray eine ganz andere Liga als die in Rente geschickte Rat. In der Parallelgruppe muss der erst ein Jahr alte F2 Sputnik 280 den frischen 275er vorbeiziehen lassen. Bei den Race-Pro-Segeln - die mit ihrem hohen Anteil an transparentem Monofilm an Frischhaltefolie erinnern - droht ein “Hexenschuss” wie im Aufmacher. Denn die Profi-Tücher verlangen teils “indiskutable” Trimmkräfte von 100 kg, teilweise sogar zu viel für die Tampen. Deutlich massentauglicher sind hingegen die entschärften Slalom-Segel, darunter Klassiker wie das North Infinity oder das NeilPryde V6.
Zugegeben, Spaß und tolle Tage auf dem Wasser und die Analyse der Marktzahlen sind ziemlich verschiedene Dinge. Akribisch wertet surf die Verkaufszahlen der Hersteller aus. Ein guter Sommer gab Schub, der Hersteller-Verband sieht den Markt stabil - rund 44.000 Boards sollen in zwölf Monaten verkauft worden sein. Dabei ist von den ganz goldenen Zeiten schon ein Stück entfernt. Dabei spielen auch vermeintliche Kleinigkeiten eine Rolle. Den “Tier-Pflegern” von Fanatic fehlte ein Renner, während der 257er von Nischen-Marke Tiga “an der Küste schon als Image-Teil” gilt. Mistrals neues, dezentes Design (”Yuppie-Outfit”) gab ebenso einen Schub wie die Worldcup-Erfolge der F2-Bretter. Bei den Segeln ist North der deutliche Marktführer, gefolgt von ART und erstmals der damals noch jungen Marke GunSails. Deren Direktvertriebs-Konzept mit attraktiven Preisen kommt bei den Kunden offenbar super an - bei Surfshops hingegen weniger: “Früher habe ich alle drei Jahre den Porsche gewechselt”, wird ein Shop-Besitzer zitiert. “Jetzt fahre ich schon sechs Jahre das gleiche Auto.”
Love is in the air: Robby Seeger war 1992 bester Deutscher im Worldcup, daran hatte seine neue Flamme Sascha einen nicht unwesentlichen Anteil - Grund genug für ein leicht kitschiges Partner-Porträt. Die Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln hat dem Dauer-Talent Konstanz und mentale Stärke beigebracht, um auf dem Wasser nicht immer wieder Konzentration und Motivation zu verlieren. Statt - wie offenbar viele Profis - bei wenig Wind Teil der “Rumjammer-Szene” zu werden, sieht Robby die Welt nun positiv. Das wirkt, nie war Seeger besser. Dennoch warf sein früherer Sponsor den Wahl-Hawaiianer raus, “mit der Begründung, er sähe einfach nicht mehr deutsch genug aus” (seinen Platz im Team nahm dann “Surf-Germane” Bernd Flessner ein). Während er auf Maui heimlich Mark Angulo filmt und analysiert, um dem Style-Master nachzueifern, ist in Sachen Familienplanung Jürgen Hönscheid das Vorbild: “Er führt ein bescheidenes, glückliches Leben, ganz ohne Ego-Trips”, schwärmt Robby. Auch er will seine Sascha bald heiraten - getraut von Ex-Profi und Prediger Craig Maisonville und mit einem Rudel Delphine, das beim Ja-Wort über das Paar springen soll.
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