RückspiegelDas waren die Highlights in surf 09/1977

Tobias Frauen

 · 27.09.2025

Windsurf-Pionier Ernstfried Prade setzt auf dem surf-Titel zur "Sprungwende" an, fotografiert hat Michael Garff
Foto: surf Archiv
​Von der knallharten Speed-Messung über skurrile Anzeigen bis hin zu den ersten Windsurf-Versuchen von Otto Waalkes: 1977 steckte der Sport noch in den Kinderschuhen - und lernte gemeinsam mit surf das Laufen!

Das fünfte Heft in der Geschichte von surf ist die Geburtsstunde des legendären Stickers: Im Umschlag liegt ein Aufkleber im Ur-Design bei, auf der folgenden Seite ist er - als Beispiel - auf einem weiblichen Hinterteil platziert. Im Laufe der Jahre gab es zwei Updates bei dem stilisierten Windsurfer, zuletzt 1992. insgesamt sollen mehr als 2 Millionen surf-Sticker in den Umlauf gebracht worden sein!

​Das gesamte Heft gibt es oben in der Galerie zum Durchklicken!

Profi oder Amateur?

Werden die besten Windsurfer bald Profis? surf-Autor Jochen Halbe schreibt in seinem Kommentar von “Verlockungen der Hersteller”, die Teams aufstellen (und bezahlen) möchten, dem Versuch, einen mit Preisgeld dotierten Europa-Cup ins Leben zu rufen und dem Aufgeben des Amateur-Status. Die Hersteller versprechen sich vor allem eine große Werbewirkung, wenn die besten Fahrer die eigenen Produkte auf gute Platzierungen surfen. Solche Kommerzialisierung war im Vereins-, Verbands- und Bürokratieverliebten Anfangszeiten noch skeptisch beäugt, wenige Jahre später riefen die Hersteller selber dann die Urform des heutigen Worldcups ins Leben - der sich dank Stars und Action bis heute an der Spitze gehalten hat.

Robby Waalkes oder Otto Naish?

Windsurfen ist voll im Trend, auch Otto Waalkes will auf Brett. Seinen Surf-Kurs auf Sylt hat er für surf zusammengefasst. Er berichtet, wie er “gischtumhüllt in rasender Fahrt (120 bis 140 km/h) knapp über die Wasseroberfläche” saust, beschreibt das Sportgerät (”ein Brett mit einem bunten Tuch obendrauf. Um dieses Tuch herum befindet sich ein Haltering, die sogenannte Halse. Sie hat ihren Namen daher, weil man sich beim Sprung von Luv nach Lee leicht den Hals verrenken kann.”) und gibt Fahrtechnik-Tipps. “Versäumen Sie nicht, beim Knieschub das Segel anzureißen, um dann auf Halbwindkurs den leicht nach vorn geneigten Oberkörper in starker Luv-Position zu halten”, rät der ostfriesische Komiker. Vielleicht ist die damalige Ähnlichkeit zu Robby Naish doch kein Zufalll?

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Für Könner: Surfen ohne Schwert

Die Krone der Fahrtechnik ist anno 1977 das Surfen ohne Schwert. Auf Raumschot - oder Vorwindkurs mutiert der Spurhalter zum bockigen Gegner des Piloten, weil das Board bei höheren Geschwindigkeiten ständig zum Aufkentern neigt. Die Lösung: Das Schwert einfach rausziehen. Diesen “Trick” haben amerikanische Regattafahrer entdeckt: “Die US-Boys hatten das Schwert ganz lässig überm Arm hängen, während die Europäer sich nur von Kentersturz zu Kentersturz retten konnten”. Klappschwerter sind damals noch nicht erfunden, genauso wenig wie Dichtlippen: “Dabei spritzt aus dem Schwertkasten eine hohe Wasserfontäne - ein herrliches Gefühl, das Schönste, das es beim Surfen gibt!” schwärmt der Autor.

Und sonst so?

  • Perlen der Werbung I: “Im Land der Blinden ist der Einäugige König! Wer ist dieser Einäugige? Jack O’Neill!” Die Kult-Marke wirb mit dem inzwischen verstorbenen, ikonischen Gründer auf leicht makabre Weise. Was genau mit “Nassbiber” gemeint ist, bleibt dabei aber unklar.
  • Tauschware: Am Chiemsee möchte ein Segler seine Zehn-Meter-Yacht gegen zwei Ten Cate-Boards tauschen. Es sollen sich schon mehrere Interessenten gemeldet haben.
  • Windsurfen genieße im Bundesverkehrsministerium “die Sympathie aller Beteiligten”. Deswegen wurde eine drohende Verordnung noch einmal überarbeitet und vom Wasserskifahren differenziert. Dazu war noch nicht mal das angebotene “Demonstrationsfahren” notwendig.
  • Perlen der Werbung II: “Wenn dir auch die härteste Droge zu weich ist” - bei “Surf Sailer” hat man offenbar beim Design der vollgepropften Anzeigen-Seite zu dicht an den Harz-Töpfen gesessen. Auf DIN A4 wird die Belegschaft vom Lagermeister bis zum Werkschutz ebenso vorgestellt wie die Teamfahrer und die Test-Urteile der Fachpresse. Ganz unten gibt es dann noch Zubehör wie den Trapezgurt und eine Jacke (”Das Statussymbol: Die heiße Jacke für den knackigen Typen.”)
  • “Die Surfkarre ist im Kommen”, “Trapezgurtboom geht weiter” - viel Erfindergeist und Innovation an allen Ecken!
  • surf misst mit der Radar-Pistole, wie schnell Windsurfer wirklich sind. Bei sechs Windstärken werden demnach 28 km/h erreicht - weniger als eine Segeljolle. “Die Segelbretter sind nicht gefährlich schnelle Flitzer, die unsere Gewässer verunsichern!”
  • Mast nach Luv! Was Surfschüler über den Schlüsselmoment denken, was Surflehrer dazu sagen
  • “Surfing und Windsurfing, Wellenreiten und Brettsegeln, das eine ist zwar aus dem anderen geboren, doch plötzlich weit voneinander getrennt, beginnen jetzt langsam wieder zu fusionieren.” - passend dazu zeigt surf einige gute Wellenreit-Spots.
  • Nie war man Unschärfe dankbarer als beim surf-Poster. Wären nicht jede Menge Gischt und Wassertropen in der Bildmitte, hätte das Bild einen gynäkologischen Touch.

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