RückspiegelDas waren die Highlights in surf 09/1990

Tobias Frauen

 · 25.10.2025

Schneller, weiter, höher - Björn Dunkerbeck hebt auf dem Titel von surf 09/1990 ab! Fotografiert hat Darrell Wong
Foto: surf Archiv
Sind Custom Mades besser als Serien-Boards? Und wie wird eigentlich ein Surfbrett hergestellt? Im September 1990 gibt es spannende Einblicke in den Brettbau - und eine Annäherung an den Mythos Schweinebucht. Blättert mit uns durchs Heft!

​Das gesamte Heft gibt es oben in der Galerie zum Durchklicken!

Serienboards vs. Custom Mades

Das surf-Testteam geht der ewigen Frage nach: Sind Custom Mades besser als Serienboards? Während früher die Industrie die großen Zielgruppen versorgte und sich Freunde von kleinen Wave-Schnittchen bei den Custom-Schmieden umsahen, bringen die Marken immer neue, immer radikalere Bretter auf den Markt. “Hier wird Image gemacht”, so die Erkenntnis -und mit 3000-5000 Brettern ist im Custom-Markt einiges zu holen. In mehreren Einsatzbereichen lässt surf ausgewählte Customs gegen Großserien-Ware antreten: Radical Wave, Euro Wave und Slalom. Die Urteile kommen jeweils vom Freak, Krawatten-Träger und Yuppieh. Hingucker sind dabei das Surf Line Sylt-Boatd mit glänzend-schwarzem Unterwasserschiff, dass in der Sonne zur Bratpfanne wird, und der F2 Revolution aus der völlig zu Recht verdrängten Ära der Polit-Designs. Auf dem Horney-Slalomboard wird der Pilot vom “stechenden Blick eines glatzköpfigen Oberlehrers” begleitet, der Rest trifft einigermaßen sicher den Geschmack der späten Achtziger und frühen Neunziger. Apropos: “Nur mit Hilfe des Radikalenerlasses sind einzelne Testfahrer von diesem Wellenschlitzer zu trennen” versteht heute auch kaum noch jemand.

Ein Blick hinter die Kulissen des Surfboard-Baus

Anno 1990 war die Herstellung von Surfbrettern eine hochindustrialisierte Sache. “Nichts ist mehr übrig von den Kleister-Orgien der Windglider-Ära”, staunt surf-Autor Andreas Erbe bei einem Besuch in der Fanatic-Fabrik. Dort werden damals rund 35.000 Boards im Jahr gebaut, als Teil des Schütz-Konzerns kann die Windsurf-Sparte auf viele Synergie-Effekte zurückgreifen. Der Prototyp wird CAD-vermessen (”300 Megabyte an Informationen!”), eine Fräse schnitzt die Negativ-Form, in der dann der Schaumkern entsteht und später “wie ein altägyptischer Adliger” eingekleidet wird. Als letztes wird alles in einer großen Form in ASA-Haut eingepackt. Zudem werden alle Kunststoffteile per Spritzguss in Alu-Formen ebenfalls im Werk hergestellt. Mit sinkenden Stückzahl und steigenden Löhnen blieb diese industrielle fertigung jedoch nicht lange lukrativ: Heutzutage werden Surfboards wieder mit viel Handarbeit und fast ausschließlich in Fernost gebaut, wie surf-Redakteur Manuel Vogel kürzlich bei einem Besuch in der Cobra-Fabrik erleben durfte: Die Traumfabrik - Ein Blick hinter die Kulissen von Boardhersteller Cobra

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Die legendäre Schweinebucht

Schon viele Jahre vor dem letzten Besuch 2006 mischte sich surf unter die Surfer der legendären Schweinebucht am Gardasee. Genau bei Kilometer 108 der der Gardesana occidentale liegen die begehrtesten Parklücken des Landes direkt neben der Straße. Wer hier steht, gibt seinen Platz um keinen Preis der Welt wieder auf - trotz infernalischem Verkehrslärm und absolut keinem Freiraum ums Auto herum. Warum? Weil hier der Vento besonders stark weht, weil hier die besten Surfer des Gardasees zu finden sind. “Wer hier mit einem Brett größer als 250 ankommt, wird belächelt”, so ein Local. Wer nicht im Auto, sondern im Schlafsack am kargen und winzigen Steinstrand schläft, muss hingegen aufpassen, dass er am morgen nicht ins Wasser geweht wird. Immer wieder passieren Unfälle, “Vollbremsungen sind an der Tagesordnung, schließlich müssen Board und Rigg ja irgendwie über die Straßenmauer ins Wasser.” Offiziell ist kampieren sogar verboten, die Carabinieri schleppen fleißig ab. Die unwirtliche Gegend und die abgehärteten Schweinebucht-Locals haben den Mythos über viele Jahre immer weiter gesteigert - inzwischen ist dort jedoch totales Parkverbot.

Und sonst so?

  • Mike Eskimo designt ein spezielles Segel, um auf die Gefahr für Wale durch Jagden im großen Stil aufmerksam zu machen und loopt damit als “Hot Shot” im Heft
  • Björn Dunkerbeck gewinnt das Rennen über die Straße von Gibraltar mit neuer Rekordzeit von rund 44 Minuten. Mit dabei: Pascal Maka und ein paar Haie
  • Der “Fachverband Surfhandel” will alle Händler rauswerfen, die auf der boot vertreten sind, um den “ruinösen Wettbewerb” zu unterbinden.
  • Bewegung in der Branche: NeilPryde hat Tiga übernommen und will mit “sieben Brettern unter drei Metern” die “jungen Wilden” gewinnen. Fanatic hat Rechte und Maschinen von Alpha übernommen und will die Konkurs gegangene Marke im Billig-Segment platzieren.
  • Bereits kurz nach der Wende wurden die besten Spots der ostdeutschen Ostsee-Küste vorgestellt. Die zahlreichen Binnengewässer in den neuen Bundesländern müssen jedoch noch warten: Die Wasserqualität ist vielerorts einfach zu schlecht.
  • Direktversender GunSails hat neben den Segeln auch ein “Gun-Bike” im Angebot.
  • Beim Funboard-Cup vor Sylt siegt Bernd Flessner mit einer “Weltklasse”-Leistunmg vor Local Edsard Eicker - der jüngst als Wild Card beim World Cup 2025 dabei war.

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