RückspiegelDas waren die Highlights in surf 1/1980

Tobias Frauen

 · 20.12.2025

"Dramatische Szene: Larry Stanley in der Brandung von Hawaii", so die Beschribung des surf-Titels. Das Foto stammt von Steve Wilkings.
Foto: surf-Archiv
Neben dem unsäglichen Patent gab es Anfang 1980 auch Tiefsinniges zum Thema Geschwindigkeit, einen Test der besten Surfer-Autos und viele spannende Geschichten aus der Windsurf-Welt!

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Das Patent-Urteil

Kaum eine surf-Ausgabe der frühen Achtziger ohne Neuigkeiten rund um Hoyle Schweitzers Patent: “Hoch gezockt, hoch verloren” schreibt surf über den Prozess in München, der die Vorherrschaft des eisernen Mit-Erfinders für die nächsten Jahre zementieren sollte. Mit einem beachtlichen Aufgebot an Juristen aller Lager und wildem Geschacher hinter den Kulissen blickt die Szene gespannt auf den Entscheidung über die Beschwerde einiger Patent-Gegner. Seit über zehn Jahren wurde schon gestritten, Schweitzer und seine Lizenznehmer hatten im Vorfeld sogar immer größere Geldsummen geboten, damit die Gegner ihre Beschwerden zurückzögen. Doch das Gericht entschied auch so im Sinne des US-Amerikaners. Nur noch Lizenznehmer dürfen ein Rigg mit einem Gabelbaum in der bekannten Form und flexiblem Mastfuß bauen. Diese Kombination sei hinreichend “erfinderisch”, um von einem Patent geschützt zu werden, so die Richter. Ein Rigg mit festem Mastfuß oder aber nur einseitigem Gabelbaum (”Spreizgaffel” im Richter-Sprech) hingegen sei frei. Kurioser Moment in dieser Schlacht der juristischen Spitzfindigkeiten: Ein Anwalt legt ein Hühner-Brustbein auf den Tisch, um die Herkunft eines “Wishbone” zu demonstrieren. Nach dem Urteil kündigten mehrere Hersteller an, dennoch lizenzfreies Material anbieten zu wollen. Noch bis 1987 war das Patent gültig, mit der Funboard-Welle schwand jedoch die Bedeutung zusehends.

Psychologisches zum Rausch der Geschwindigkeit

1980 lagen die Speed-Rekorde im Windsurfen knapp über 40 km/h - heute sind es fast 100 km/h, doch damals waren noch 50 die magische, kaum zu erreichende Grenze. Der Psychologe und Windsurfer Allen Parducci versuchte in einem Essay für die surf, den Reiz der Geschwindigkeit zu ergründen. Und auch wenn heute jeder Freerider schneller surft als die damaligen Spitzenreiter, lassen sich einige Aspekte durchaus übertragen. So schreibt Parducci etwa, die gleiche Geschwindigkeit fühle sich auf seinem Katamaran wesentlich unspektakulärer an als beim Windsurfen - klar, man ist näher am Wasser und fühlt die Elemente auf dem Board viel intensiver als auf einem großen Schiff. Ein weiterer Punkt: “Windsurfing kommt einem wahrscheinlich dann am schnellsten vor, wenn man gerade seine ersten Starkwind-Erfahrungen macht und permanent in der Gefahr schwebt, bei einem Schleudersturz hinauskatapultiert zu werden.” Auch das ist ohne Weiteres auf jede einzelne Surf-Karriere übertragbar. Außerdem beschreibt Parducci noch ein Paradoxon: Wenn das Achterliek flattere oder das Schwert brumme, dann kämen sich viele Surfer besonders schnell vor. Tatsächlich bremsen diese Erscheinungen jedoch eher, so dass die tatsächliche Geschwindigkeit ohne Verwirbelungen deutlich höher sein könne. Und: Wer immer schneller werde, könne die bisherigen Speeds nicht mehr genießen, so der Psychologe. “In dieser Hinsicht unterscheidet sich Hochgeschwindigkeitssurfen nicht sehr vom Rest des Lebens.”

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Die besten Kombis für Surfer

Heute sind Bullis der Standard, 1980 waren noch Kombis das Auto der Wahl, wenn Brett und Zubehör transportiert werden mussten. “Die Autos, die hinten abgeschnitten sind wie die Wurst vom Stück” haben für viele Stufenheck-Spießer noch immer ein Handwerker-Image. Gemeinsam mit dem ADAC hat surf sieben Kombis auf ihre Windsurf-Tauglichkeit getestet. Mit dabei sind schmucklose Lastesel wie Ford Granada, Opel Rekord oder Passat Variant, aber auch der Mercedes 123 T als Edel-Option. Echte Hingucker sind der Volvo 245 und die Exoten Talbot Matra und Mazda 929. Letzterer “kommt daher wie ein Brauereigaul, [...] die modernen Erkenntnisse der Aerodynamik souverän mißachtend”, nörgeln die Tester. Japan-typisch lässt die üppige Ausstattung “”das grobschlächtige Frankenstein-Face” vorübergehend vergessen. Beim Fahren allerdings “mußten die Fahrer rudern wie ein Rheinschiffer bei Begegnungsverkehr am Binger Loch”. Auch der Talbot Rancho im Prä-SUV-Look kommt nicht gut an, was weniger am Geschmack der Tester liegt als an konstruktiven Grenzen: Der mit Stahlbügeln verstärkte GFK-Aufbau verträgt nur eine Dachlast von 30 kg, die Träger stehen zudem gerade mal 90 Zentimeter auseinander. Eine mehr als 20 kg schwere Vier-Meter-Planke da draufzuschnallen, wird also zum Balance-Akt.

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Und sonst so?

  • Perlen der Werbung I: HiFly wirbt mit einer In & Out-Liste direkt. Out sind demnach unter anderem Partyhasen, Yachten, Offene Klassen, Bootswerften, Der grosse Brockhaus und Stehgeiger, In sind wiederum Blastechnik, Aquarien, Haie, Clubausweise, Polyäthylen sowie diverse HiFly-Modelle.
  • “Windsurfing im Jahr 2000” ist das Motto der surf-Faschingsparty “Schleudersturz”
  • “Alles, was in der Branche Rang und Namen hat, dazu noch mancher interessante Newcomer und Außenseiter” in vier Hallen: die boot 1980 kann aus dem Vollen schöpfen. Am surf-Stand wird mehrfach täglich der “beste Windsurfing-Film, den es je gab” gezeigt. surf wird auch 2026 natürlich wieder in Düsseldorf dabei sein, der Rest sieht inzwischen leider ganz anders aus.
  • Ein Hamburger Gericht musste sich über ein Jahr lang mit einem Zusammenstoß zweier Surfer auf der Ostsee beschäftigen. Geklagte hatte derjenige, der sich laut der Regel “Backbordbug vor Steuerbordbug” im Recht wähnte. Das Urteil lautete jedoch auf einer Teilschuld beider Kontrahenten, denn die Seeschifffahrtsordnung gelte nicht für Surfbretter. Ein “in seiner Absurdität einmaliges Urteil”, schäumt surf.
  • “Ich wette, daß 90 Prozent der Leser die Ansicht vertreten, diese Bretter seien allenfalls für die Bewohner der Inseln Sylt und Hawaii brauchbar und im Übrigen nur was für Angeber”, schimpft ein Leserbrief-Schreiber gegen die Berichte über Custom Mades. Sein Name: Peter Brockhaus.
  • Der Uropa des WindSUP: Mit “Pesked und “Windair” brint eine französische Firma zwei aufblasbare Surfbretter auf den Markt. Optisch aber noch eher an der Luftmatratze als an einem iSUP
  • Windsurfen wird 1984 olympisch, vorher ist unter anderem noch das “Frauenproblem” zu lösen: Sollen Männer und Frauen gemeinsam starten? Und wird es Gewichtsklassen geben? Die Hintergründe erklärt Funktionär Hajo Fritze, einer der Köpfe hinter der Aufnahme des Windsurfens in den olympischen Kreis.
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  • Eiertanz: Bei der WM der offenen Klasse dominieren die Verdränger mit rundem Unterwasserschiff. Eklat im Finale: Ein Fahrer ließ sich absichtlich ins Wasser fallen und sorgte für Chaos an der Tonne, um seinen Team-Kollegen einen Vorteil zu verschaffen - Disqualifikation!
  • Eissurfen: surf zeigte ein paar der wildesten Konstruktionen, mit denen im Winter über zugefrorene Seen gerast wird. Darunter “der mit Karnickeldraht bespannte ‘Starfighter’ oder die ‘Jaffa Queen’ aus Orangekisten”.
  • Ein Mann, der immer wieder ins kalte Wasser springt: surf stellt Klaus Gahmig vor, der als junger Mann aus der DDR flüchtet, vom Windsurf-Virus gepackt wird und eine Schule in Scharbeutz eröffnet. Die schlägt ein, dennoch zieht es ihn immer wieder weg, unter anderem nach Fuerteventura und auf die Bahamas. Schließlich sollte der passionierte Windsurf-Didakt auf Teneriffa landen.
  • Perlen der Werbung II: Rennfahrer Jochen Maß, 2025 verstorben, schwärmt in der Sailboard-Anzeige vom Sondermodell “Porsche-Design”: “Für mich fängt Surfen erst bei 3 Windstärken so richtig an. [...] Und was mir auf der Straße recht ist, kann mir auf dem Wasser nur billig sein!”

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