SpeedsurfenHeidi Ulrich bricht uralt Open Ocean Speedrekord

Der neue Open Ocean Speedrekord über 500 Meter geht in die Schweiz.
Foto: Aurelien Toulan
Die Schweizer Speed-Windsurferin Heidi Ulrich hat beim Prince of Speed Farrel Cup in Südfrankreich Geschichte geschrieben: Sie stellte einen neuen Open-Ocean-Rekord auf – und brach damit eine seit 1993 bestehende Bestmarke.

„Ich bin beim Prince of Speed Farrel Cup den Open-Ocean-Rekord gefahren, der seit 1993 von der Französin Babette Coquelle gehalten wurde“, erzählte Ulrich. Dabei habe es zunächst gar nicht nach Rekordbedingungen ausgesehen. Beim ersten Heat sei der Wind mit 25 bis 30 Knoten eher schwach gewesen, in den Böen habe er kurzzeitig 35 Knoten erreicht. „Für Speed-Windsurfing ist das recht leichter Wind“, erklärte sie. Mit verschiedenen Segeln – zunächst einem 5.8er, später einem 5.2er – und einem 43er Patrik Speedboard sei sie an den Start gegangen. „Wir hatten alle so durschnittlichen Speed gefahren, also ganz okay. Es war super Square Wind (90 Grad zur Küstenlinie), das heißt super flaches Wasser.“

Zu leicht für Top-Speed bei den Bedingungen

​Für sie persönlich seien diese Bedingungen nicht optimal gewesen: „Ich bin mit meinen 70 Kilo und 1,72 Metern jetzt aber nicht unbedingt der Square-Wind-Spezialist - viel zu klein und viel zu leicht.“ Zwar habe sie zusätzlich Gewichte von bis zu zwölf Kilogramm getragen, doch sei es schwer gewesen, den nötigen Hebel für maximalen Speed aufzubauen.


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Nach der Pause fiel die Rekordmarke

Nach einer Pause frischte der Wind schließlich auf. Heidi berichtete, dass mit dem Startsignal die Bedingungen plötzlich perfekt wurden: „Wir hatten wirklich solide 40 bis 45 Knoten, zum Teil in den Böen sogar noch mehr.“ Das Wasser sei spiegelglatt geblieben – eigentlich traumhafte Verhältnisse für Rekorde. Dennoch habe sie selbst vor allem „Square-Wind-Böen“ erwischt, die sie eher seitlich als nach vorne gedrückt hätten. „Darum bin ich dann auf 4,6 gewechselt und damit hatte ich dann auch gleich meine drei schnellsten Runs. Die waren alle auf dem GPS deutlich über 40 Knoten.“
Damit übertraf Ulrich den bisherigen Rekord von 40,05 Knoten, der seit 1993 von der Französin Babette Coquelle gehalten wurde. Schon zuvor war die Schweizerin an diesem Spot über 42 Knoten gefahren, doch ein offizieller Rekord ist nur gültig, wenn die Geschwindigkeit zwischen den vorgegebenen Gates erzielt wird. „Es ist halt immer noch etwas ganz anderes, wenn du wirklich zwischen den Gates fahren musst und dir nicht die Böe aussuchen kannst.“

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Die Schweizerin vom Vierwaldstättersee betonte, dass sie den Rekord während des Rennens gar nicht im Kopf gehabt habe. Das Team habe sich vielmehr auf Materialtests konzentriert, um für die Rekordjagd auf dem Speedkanal von Lüderitz in Namibia im Herbst optimal vorbereitet zu sein. „Wir sind alle Prototypen gefahren, weil wir jetzt wirklich vor Lüderitz noch jeden Wind mitnehmen möchten, um zu testen.“ Erst zwei Tage später habe der Veranstalter sie offiziell informiert, dass ihre Zeiten für den Rekord ausgereicht hätten.

Rekord oder nicht?

Auch wenn es sich nicht um den klassischen Weltrekord über 500 Meter handelt, ist die Leistung offiziell anerkannt. „Es ist ein World Sailing anerkannter Rekord, der ist im WSSRC eingetragen“, betonte sie.

Blick nach Lüderitz

Ulrich plant, in vier Wochen erneut in Lüderitz (Namibia) an den Start zu gehen – obwohl sie das Kapitel eigentlich schon abgeschlossen hatte. „Weil es grundsätzlich halt auch super, super gefährlich auf dem schmalen Kanal ist“, räumte sie ein. Doch nach intensiver mentaler Vorbereitung freue sie sich nun auf das erneute Kräftemessen mit Konkurrentin Jenna Gibson, die ihr im vergangenen Jahr den Damen-Weltrekord weggeschnappt hatte. Auch die Duelle zwischen Vincent Valkenaers und Antoine Albeau könnten spannend werden. „Ich freue mich auf jeden Fall riesig drauf. Alles ist soweit vorbereitet.“ Zurzeit befindet sich Heidinoch im Urlaub in Österreich, um optimal regeneriert in das Projekt starten zu können.

Keine Lust auf Foil

Auf die Frage, ob sie sich auch Rennen im Slalom vorstellen könne, antwortete Ulrich entschieden: „Ganz ehrlich gesagt macht mir das absolut keinen Spaß. Für mich ist das eine andere Sportart, nicht Windsurfen.“ Sie brauche den direkten Wasserkontakt und das Gefühl der Finne – gerade bei schwierigen Bedingungen blühe sie auf. Slalom X könne vielleicht eine Option sein, doch aktuell liege ihr Fokus klar auf Speed. „Speed macht mir Spaß. Fahren in rauen Konditionen macht mir Spaß. Sollte das mal nicht mehr stattfinden, dann reise ich lieber umher mit unserem Van und schaue mir viele andere schöne Orte dieser Welt an.“

Nachwuchsförderung und Speed-Kliniken

Neben ihren eigenen Erfolgen engagiert sich Ulrich auch für die nächste Generation. So habe sie in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal eine Patrick-Speed-Klinik in Holland organisiert – mit über 40 Teilnehmern. Einige von ihnen hätten sich sogar für den Speed-Event in Principe qualifiziert. Für 2026 seien bereits Speed-Tage auf Gran Canaria geplant. „Es macht super viel Spaß“, betonte sie.

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