Max Matissek war als Windsurf-Profi nicht nur für seine sportlichen Leistungen bekannt, sondern auch für seine kreativen Projekte abseits der Wettkampfzone. Mit "True Wind II" inszenierte er 2016 beispielsweise spektakuläre Windsurf-Aufnahmen hoch über den Dächern Wiens. "Man soll zweimal hinschauen müssen, bevor man es versteht", erklärte Matissek seine Motivation hinter solch ungewöhnlichen Bildideen. Dieser Ansatz sollte sich auch für seine spätere Karriere als wegweisend erweisen. Im Interview blickt der 37-Jährige auf seinen Werdegang zurück, gibt Einblicke in seine Arbeit als Fotograf und verrät Tipps und Tricks zum Thema Wasserfotografie.
Das Arbeiten mit Kameras hat mir schon immer extrem viel Spaß gemacht. So richtig klar wurde mir aber wahrscheinlich zum ersten Mal, dass ich weiter in diese Richtung gehen will, als ich mit Phil Soltysiak das erste Windsurfing into the Unknown-Projekt auf Vancouver Island dokumentiert habe. Ein Abenteuer-Trip, an den ich mich sehr gerne zurückerinnere – damals produziert für alle Windsurf-Printmagazine rund um den Globus, um uns die Boni unserer Sponsoren zu verdienen.
Mein bestes Jahr als Profi-Windsurfer hatte ich 2014, mit dem PWA Indoor in Warschau, wo ich Vierter wurde, und einem 17. Platz im Jahresranking der Weltrangliste. Im Jahr darauf zog ich mir eine Fußverletzung zu, und ich glaube, 2016 oder 2017 wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es auch vernünftig wäre, in eine Karriere nach dem Windsurfen zu investieren. Ich hatte dann ziemlich schnell das Glück, in Kapstadt bei der deutschen Modefotografin Lina Tesch mitarbeiten zu dürfen – und wenig später konnte ich über sie Paul Ripke in Kalifornien kennenlernen, für den ich danach in Europa arbeiten durfte. Den beiden habe ich auf jeden Fall sehr viel zu verdanken. Kurz darauf bot mir mein damaliger Sponsor Chiemsee an, alle visuellen Produktionen für sie zu übernehmen – das mache ich seitdem bis heute.
Definitiv, das Windsurfen – und vor allem die Projekte, die ich als Profi-Windsurfer umsetzen durfte – haben mir viele Türen geöffnet. Vor allem die Menschen, die ich auf diesem Weg kennengelernt habe, waren entscheidend. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass es geholfen hat, dass ich meinem Lebensstil immer treu geblieben bin. Ich habe mich nie verstellt und schon früh versucht, genau das zu fotografieren und zu filmen, was mich wirklich erfüllt – und das ist alles, was mit Wasser, Natur und Outdoor zu tun hat. Deshalb war es fast schon logisch, dass es mit Marken wie Chiemsee so gut gepasst hat – aber auch mit Volkswagen Nutzfahrzeuge, für deren Pro-Wassersport-Team ich mittlerweile viele Projekte realisieren durfte, oder mit Duotone, mit denen ich ebenfalls zusammenarbeitete. Einer meiner allerersten Fotojobs war übrigens für Red Bull – ein Kontakt, der direkt aus meiner aktiven Windsurf-Zeit entstand. Diese Verbindungen waren sehr viel wert, aber am Ende war es auch die Leidenschaft für das, was ich tue, so denke ich, die Türen geöffnet hat.
Das Windsurfen hat mir viele Türen geöffnet.
Ich hatte bis Ende letzten Jahres noch einige Social-Media-Deals mit verschiedenen Brands, die ich aber mittlerweile alle beendet habe – einfach, weil mir neben meiner eigentlichen Arbeit die Zeit und Energie dafür gefehlt haben. Trotzdem bin ich vielen dieser Marken, wie zum Beispiel Duotone, nach all den Jahren der Zusammenarbeit weiterhin auf eine gewisse Weise verbunden.
Da muss ich ehrlich sein: Nein, Freestyle macht mir nicht mehr den gleichen Spaß wie früher – und das ist eigentlich auch gut so. Ich war früher regelrecht fanatisch danach. Inzwischen bin ich sehr froh, dass ich das Windsurfen in der Welle für mich entdeckt habe. Das ist etwas, das mich heute viel mehr erfüllt – und wofür ich auch dankbar bin, weil ich es ein bis zwei Mal auf längeren Trips im Jahr machen kann.
Vielen Dank – das freut mich wirklich sehr zu hören, dass dir die Bilder gefallen! Ich glaube, der Grund, warum ich so gerne aus dem Wasser fotografiere, ist derselbe, warum wir alle Wassersport so lieben: die Nähe zur Natur, das Gefühl von Freiheit, das Element selbst, das Abenteuer – und natürlich auch die körperliche Herausforderung.
Ich habe mich nie verstellt und schon früh versucht, genau das zu fotografieren und zu filmen, was mich wirklich erfüllt.
Mittlerweile gibt es so viele Möglichkeiten, richtig gute Wassersportfotos zu machen – und das auch ohne riesiges Budget. Actioncams, Wassergehäuse fürs Smartphone oder günstige Unterwasser-Kompaktkameras: Es war noch nie so einfach, loszulegen. Mein Tipp: Begleitet die Sessions eurer Freunde mit der Kamera oder schreibt gezielt Athlet:innen an. Oft ergibt sich daraus eine echte Win-Win-Situation – ihr sammelt Erfahrung und Content, sie bekommen gute Bilder. Einfach machen. Just do it. Und wenn ihr das Ganze mehr fürs Herz machen wollt: Besorgt euch eine analoge Wasserkamera. Ich kann z. B. eine Nikonos empfehlen – die findet man manchmal auf Kleinanzeigen. Ich liebe es, damit zu fotografieren. Die Bilder haben eine ganz eigene Magie und zwingen dich, noch bewusster zu fotografieren.
Aktuell arbeite ich mit einer Canon R5 in einem Aquatech-Gehäuse, einer analogen Canon EOS 1V in einem Salty Surf Housing oder meiner geliebten Nikonos V. Es gibt aber mittlerweile viele gute und auch günstigere wasserfeste Gehäuse für unterschiedlichste Kameras. Wenn du allerdings planst, in anspruchsvollere Bedingungen wie höhere Wellen oder Shorebreak zu gehen, würde ich definitiv zu einem Surf-Housing eines renommierten Herstellers oder eines Custom-Shapers deines Vertrauens raten. Die günstigeren Kunststoff-Modelle stoßen da schnell an ihre Grenzen – und im Wasser willst du dich auf dein Gear verlassen können.
Wenn du mir weiter so nette Komplimente machst und mich zum lächeln bringst, dann könnte ich tatsächlich nochmal schwach werden (lacht). Ganz raus bin ich sicher nicht – vielleicht braucht’s einfach den richtigen Moment, die richtigen Leute und ein bisschen Rückenwind.
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