Auf der griechischen Kykladen-Insel Naxos reift ein riesiges Freestyle-Talent heran. Der junge Deutsche dominiert bei Freestyle-Wettbewerben die Junioren und macht auch bei den Profis keine schlechte Figur.
Bei der Freestyle-Europameisterschaft in Kroatien im August 2016 hatte Ex-Weltmeister Steven van Broeckhoven, mittlerweile 30 Jahre alt, eine Begegnung der besonderen Art. Ein junger "Pimpf" sprang und rotierte unbekümmert auf dem Wasser herum – beinahe wie ein Profi. Den Typ wolle er sich merken, sagte van Broeckhoven zu Freunden, als beim Skippers Meeting vor dem Race der junge Deutsche Lennart Neubauer als einer von zwei Rookies vorgestellt wurde, die auch im Hauptfeld der Profis teilnehmen.
Der extrem talentierte Lennart surft gerade einmal drei Jahre, hat aber wohl schon mehr Zeit auf dem Surfbrett zugebracht als so mancher langjährige Surftourist. Denn Lennart wohnt auf der vom Wind verwöhnten griechischen Kykladen- Insel Naxos. Unter den Fittichen seiner alleinerziehenden Mutter entwickelt sich der ausgesprochen freundliche und fröhliche Junge vielleicht zum nächsten Star der Surfszene. Das Zeug dazu hat er allemal. Nicht nur auf dem Wasser glänzt Lennart bereits außergewöhnlich, sondern auch in seinem gesamten Auftreten und seinen Zielen. Auf der letzten boot in Düsseldorf gab er bereits locker und entspannt ein Interview auf der Bühne mit Björn Dunkerbeck und Bernd Flessner.
Mit straffer Hand wird Lennart von seiner Mutter gemanagt. Sie beklagt allerdings den hohen finanziellen Aufwand der Reisen zu Events und zum Wintertraining. Die Sponsoren lassen sich zunächst nur zur Materialunterstützung überreden. Wenn Lennart aber in der Erfolgsspur bleibt, könnte sich das bald ändern.
Bei der Meisterschaft in Kroatien sah sich übrigens van Broeckhoven in Runde zwei mit dem "Pimpf" Lennart konfrontiert. Das Ergebnis war klar, und Lennart hat sich brav für die Lehrstunde bedankt.
Von meinem Schlafzimmerfenster habe ich einen guten Blick runter zur Lagune und zur dortigen Surfstation. Was da abging mit all den bunten Segeln hatte mich schon immer interessiert. Die hatten mich aber immer abgelehnt, ich sei zu leicht. und zu jung. Dann bekam ich vor drei Jahren von meiner Mama einen Surfkurs geschenkt.
Ich wurde in Deutschland geboren, habe aber immer auf Naxos gelebt.
Also, ich fahre da so einmal im Jahr hin, um meine Cousinen und meine Verwandten zu besuchen.
Meine Mama lebt schon seit mehr als 20 Jahren hier.
Es ist so schön warm hier, und man muss beim Surfen nicht immer einen Neopren-Anzug anziehen.
Das sind Switch Kono, Shaka, Funnel und Puneta.
Ich guck mir die auf Video an. Dann versuche ich mir vorzustellen, dass ich es bin, der gerade diesen Trick macht. Wenn ich allein zu Hause bin, dann übe ich ein wenig. Ich springe dann auch manchmal ab, damit ich mir das richtig im Kopf vorstellen kann. Bevor es aufs Wasser geht, muss man den neuen Move mental draufhaben.
Noch nichts Ernsthaftes. Aber beim Frontloop-Training bin ich schon ein paarmal heftig auf den Rücken geknallt. Das war kein Spaß.
Air Funnel. Stehen tue ich ihn noch nicht so ganz. Aber es geht vorwärts.
Manchmal sind hier auf Naxos ein paar gute Freestyler. Mit denen gehe ich gerne noch für eine Abendsession raus, wenn kaum noch Leute auf dem Wasser sind.
Manchmal sind es pro Tag so sechs bis acht Stunden. Ich mach so lange wie ich will. Und zwischendrin eine Portion Spaghetti von Mama.
Die große Freiheit auf dem Wasser. Und es ist schön, auf sich allein gestellt zu sein. Man ist nicht abhängig und keiner schreibt einem etwas vor.
Manchmal gehe ich joggen. Oder ich mache Leichtathletik. Und ich gehe auch bei wenig Wind aufs Wasser zum Surfen.
Ich möchte sehr viel reisen und auf jeden Fall mal Weltmeister werden.
Ich war letzten Winter auf Bonaire, und von dort auch kurz auf Curacao. Bei Freestyle-Wettbewerben war ich auch in Kroatien und auf dem Peloponnes.
Ich möchte mal nach Lanzarote, Gran Canaria und Fuerteventura.
Ich möchte nicht abhängig sein vom Surfen, ich möchte auch mal was anderes machen. Ich will studieren und dann was im Sport-Management machen. Vielleicht bei einer Surfmarke.
Auf jeden Fall. Da hat man die meisten Freunde. Ich mag gern Physik und Mathe.
Ich mag Religion nicht so sehr, und...äh, ja eigentlich Religion.
(Lacht) Ich würde mal gucken und ganz viel überlegen. Vielleicht ein Boot kaufen, das wäre toll. Und auf jeden Fall würde ich sehr viel reisen, zu allen meinen Traumspots.
Ich frage mich, ob ich es schaffe, den Titel zu holen. Also Freestyle-Weltmeister zu werden. Dafür gebe ich mein Bestes, dafür trainiere ich.