Windsurf Round JapanHitze, Haie und ein Ultimatum - Jono Dunnett hat das Ziel vor Augen

SURF Redaktion

 · 04.07.2025

Jono Dunnett kommt bei seiner Japan-Umrundung gut vorwärts
Foto: Jono Dunnett
Von der winterlichen Ostküste rund um gefährliche Kaps und Meerengen bis zur tropischen Westseite: Jono Dunnett ist bei seinem “Windsurf Round Japan”-Projekt auf der Zielgeraden. Unterwegs wird er mit Naturgewalten, unerwünschten Tieren und grimmigen Grenzbeamten konfrontiert.

Was bisher geschah:

Mein letztes Update für das surf Magazin habe ich am 17. März von Niigata-ken an der japanischen Westküste aus geschrieben. Das war eine Zeit, in der das Meer kalt, nie flach und immer wenig einladend war. Damals hatte ich grob geschätzt die Hälfte meiner Japan-Umrundung geschafft. Ich hatte meine Freundin Yumiko als Landunterstützung, was die Logistik erleichterte: Ich konnte mit leichtem Gepäck aufs Wasser und musste meine Zwischenstopps nicht so planen, dass sie in Laufdistanz zu einem Konbini (kleiner japanischer Supermarkt, Anm d. Red.) lagen. Außerdem war unser Teamgeist fantastisch für die Moral, wenn das Wetter manchmal trüb war.

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Erdbeben haben die Küstenlinie von Grund auf verändert

Ein besonders denkwürdiger Abschnitt an dieser Küste war die Noto-Halbinsel (1). Schon seit Wochen freute ich mich auf den Schutz, den dieser Felsvorsprung bot. Als ich auf der ruhigen Seite der Landzunge segelte, fiel mir auf, dass nichts gerade stand: Häuser, Bäume und Pfosten für Stromleitungen standen alle in einem krummen Winkel. Nach ein paar Tagen befand ich mich wieder an einer exponierten Küste mit einer felsigen Uferlinie und steilem Gelände. Auf meiner Navigations-App hatte ich mehrere kleine Häfen als mögliche Anlandestellen markiert, aber als ich mich jedem dieser Häfen näherte, sah ich nur Wildwasser und keine sichere Möglichkeit, das Ufer zu erreichen. Glücklicherweise hatte ich genügend Wind und Tageslicht, um bis zu einem viel größeren Hafen weiterzufahren. Dort fand ich zwar eine brauchbare Anlegestelle, aber nicht die tiefe Hafeneinfahrt, die ich erwartet hatte. Tatsächlich war der gesamte Hafen trocken. Zunächst dachte ich, dass der Hafen durch einen Erdrutsch verschlammt war. Es dauerte eine Weile und einige Nachforschungen, bis ich verstand, dass sich die gesamte Küstenlinie bei einem Erdbeben am 1. Januar 2024 um etwa 4 Meter angehoben hatte.

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Die gesamte Küstenlinie hatte sich bei einem Erdbeben um etwa 4 Meter angehoben.

In diesem Gebiet sind überall eingestürzte Gebäude und zerstörte Infrastruktur zu sehen. Die alte Küstenstraße ist kaputt und nicht mehr befahrbar, und eine neue Straße wurde eilig auf dem angehobenen Meeresboden gebaut. Kleinere Straßen, bei denen der Asphalt aufgebrochen ist, sind einfach aufgegeben worden. Würde man den Routen folgen, die Google Maps immer noch berechnet, würde man an vielen Stellen in eine Schlucht stürzen. Das Erdbeben forderte über 600 Todesopfer, Tausende weitere wurden obdachlos. Die trockenen Fischereihäfen werden natürlich nie wieder einen Fisch anlanden. Noto wird in unseren Gedanken und Erinnerungen bleiben.

Kreuzen gegen Wind und Strömung

Ein anderer Abschnitt - die Wakasa-Bucht (2) - bestand aus einer Reihe von Pseudofjorden - tiefen Buchten, die von steilen und wilden Halbinseln begrenzt werden. Von meinem Standpunkt aus gesehen, eine Meile von der Küste entfernt, ist Japan ein von dichtem Wald bedecktes Land. Jeden Tag fahre ich an einer unüberschaubaren Anzahl von Bäumen vorbei. Ab hier war es für Yumiko an der Zeit, mich für eine Weile allein gehen zu lassen. Sie hat einen Job in einem Ryokan (Gästehaus) angenommen, wird aber später wieder zu mir stoßen. Ihre Unterstützung hat mir in dieser Saison bereits einen Vorsprung verschafft.

Wie die Orte heißen, an denen ich Halt mache, kann ich oft nicht sagen.”

Wie die Orte heißen, an denen ich Halt mache, kann ich oft nicht sagen, aber ich versuche, zumindest die Präfektur (das Gebiet oder den Bezirk) zu kennen. Einige der besten Surf-Bedingungen der Reise hatte ich in der Präfektur Shimane (3) statt, die sich bis zur Südwestspitze von Honshu erstreckt. Ich musste zwar immer gegen Wind und Strömung kreuzen, aber bei einer steifen Brise konnte das Brett seinen Speed zeigen. Gelegentlich kam ein wirklich starker Wind auf, und es wurde ein echter Kampf, um wieder an Land zu kommen.

Kreuzen gegen Wind und Strömung, aber mit gutem WindFoto: Jono DunnettKreuzen gegen Wind und Strömung, aber mit gutem Wind

Nur noch 90 Tage Zeit - die Uhr tickt

Die Überfahrt von Honshu nach Kyushu (4) - der drittgrößten Insel Japans - passierte quasi nebenbei, da ich von einem sehr guten Wind profitierte und die enge und stark industrialisierte Meerenge umgehen konnte. Ein Großteil des nordwestlichen Kyushu ist relativ flach, was die Bedingungen hier zu einer Art Urlaub machte. Hier gab es viel mehr Inseln, durch die man sich hindurchwinden musste, und viel mehr Gezeitenströmungen als im übrigen Japan. Außerdem wurde das Wasser wärmer, und die Wälder bekamen ein tropischeres Aussehen. Ich wurde misstrauisch gegenüber Schlangen und sah sogar einen Affen. Die Hitze und der Regen wurden immer unerträglicher, und obwohl ich meine Schlafmöglichkeiten im Biwaksack verbessert hatte, litt ich unter Schlafentzug.

Die Hitze und der Regen wurden immer unerträglicher, außerdem litt ich unter Schlafentzug.

Mein Touristenvisum für Japan musste erneuert werden, und so stieg ich Ende Mai in den Hochgeschwindigkeitszug nach Fukuoka und nahm einen kurzen Flug nach Seoul. Zwei Tage später kehrte ich nach Japan zurück und wurde von Einwanderungsbeamten zur Seite genommen. Sie waren nicht glücklich über meine wiederholten Visumsanträge und verlangten von mir, eine Erklärung zu unterschreiben, dass dies meine letzten 90 Tage in Japan waren. Die Tinte war noch feucht, und so machte ich mich auf den Weg zurück zum Boarding, wo Amazon Prime ein Zelt geliefert hatte. In dieser Nacht schlief ich gut, und die Uhr tickte nun, um den Rest von Japan zu erkunden.

Insel Nummer vier, ein persönlicher Meilenstein

Es war jetzt offiziell Regenzeit. Gelegentliche sintflutartige Regengüsse wichen tagelangen Nebelschwaden, die sich über die Hügel legten und den Wind in Küstennähe blockierten. Die Ostseite von Kyushu hat ebenfalls eine Küstenlinie mit vielen Ein- und Ausbuchtungen, und auf dem Weg zum Kap Tsurumisaki (5), von dem aus ich nach Shikoku übersetzte - Insel Nummer vier des Quartetts, das es zu umrunden galt -, gab es einige besonders unangenehme Paddelschläge auf einer kabbeligen, aber windstillen See.

Die Überquerung nach Shikoku war eine emotionale Sache, da sie einen persönlichen Meilenstein darstellte und ein Indikator dafür war, wie weit ich es schon geschafft hatte. Ich feierte sie mit einem irischen Auswanderer, der sich als „Local Contact“ bei mir gemeldet hatte. Eine Reise wird durch die Begegnung mit Menschen kulturell bereichert. Es kann eine einsame Erfahrung sein, wenn man allein reist.

Tropisches Klima und Windstille machen längere Paddel-Abschnitte erforderlichFoto: Jono DunnettTropisches Klima und Windstille machen längere Paddel-Abschnitte erforderlich

Windstille, Hitze und kreisende Haie

Auf Shikoku herrschte mit Ausnahme eines Tages fast immer Windstille. Kein Tag verging ohne Paddeln, und viele Tage wurden von Anfang bis Ende gepaddelt. Der Regen kam seltener als befürchtet, und die sengende Hitze wurde zu einer neuen Herausforderung. Yumiko beendete ihre Arbeit im Ryokan und kam direkt zu mir rüber. Ihre Unterstützung war unter diesen Bedingungen eine große Hilfe. Kap Muroto (6) war eine besonders nervenaufreibende Landspitze, mit starken Strömungen und vielen kreisenden Hammerhaien nur wenige Meter vom Brett entfernt.

Gestern habe ich die Überfahrt von Shikoku nach Honshu gemacht, die ersten sieben Meilen davon auf spiegelglatter See gepaddelt. Dann kam glücklicherweise etwas Wind auf, so dass ich die stark befahrenen Schifffahrtswege überqueren und die andere Seite bei Tageslicht erreichen konnte. Als Nächstes steht die Taifun-Saison an, also muss ich weitermachen, wenn die Bedingungen es zulassen, aber es sieht so aus, als würden wir den Kreis der Reise in der mir verbleibenden Zeit schließen können!

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