SURF Redaktion
· 31.03.2025
Was bisher geschah:
Die letzte Aktualisierung meiner Reise erfolgte im November 2024 aus Südkorea, wo meine Freundin Yumiko und ich einen kurzen Aufenthalt einlegten, um meine Aufenthaltsgenehmigung für Japan zu erneuern. Glücklicherweise gab es bei der Wiedereinreise keine Probleme, sodass ich zunächst weitere 90 Tage und später sogar 180 Tage beim örtlichen Einwanderungsamt erhielt. In meiner naiven Vorplanung hatte ich angenommen, dass die Küste des Japanischen Meeres in den Wintermonaten freundlicher sein würde als die Pazifikküste. Tatsächlich verhält es sich genau umgekehrt. Von Dezember bis Februar ist das Surfen und Segeln an der dem Japanischen Meer zugewandten Küste aufgrund des aus Sibirien kommenden Wetters, das von Meteorologen als “Schneekanone” bezeichnet wird, praktisch unmöglich. Die Pazifikseite hingegen präsentiert sich trocken und angenehm. In dieser Saison fror die Westküste ein, während die Ostküste unter Dürre und Waldbränden litt.
Yumiko und ich versuchten, ein kurzes Tauwetter im Januar zu nutzen, und ich schaffte es, drei Tage auf dem Wasser zu verbringen. Es war jedoch von vornherein klar, dass es nur ein symbolischer Versuch zwischen den Schneefällen sein würde. Den Großteil des Winters verbrachten wir daher in Yumikos Wohnung am Stadtrand von Tokio. Das Problem: Mein Material musste dort rein, und japanische Wohnungen sind meistens ziemlich klein. Die Folge war, dass das Board durch das Fenster ein- und ausgeladen werden musste – die extra langen Gepäckgurte erwiesen sich hier als äußerst nützlich. Ich kümmerte mich während der langen Winterzeit um Reparaturen an Yumiko’s Wohnung und am Material, Yumiko gab mir eine Einführung in die japanische Küche. Wir erkundeten die lokalen Izakayas, die für mich eine großartige Entdeckung darstellten und an Tapas-Bars erinnern. Weihnachten feierten wir mit gebratenem Hühnchen und Erdbeertorte – beides gilt in Japan als “traditionell” im modernen Sinne.
Wir besuchten Tokio und trafen dort meinen Freund Paul, dessen Haus in Chiba der Ausgangspunkt dieser Reise gewesen war. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihm die Dose Bärenspray zurückzugeben, die er mir geliehen hatte und für die ich beim Umrunden der Shiretoko-Halbinsel sehr dankbar gewesen war. Wir wurden krank und erholten uns wieder. Skifahren zogen wir in Erwägung, entschieden uns aber dagegen, da es uns als schneller Weg erschien, Geld auszugeben und sich zu verletzen. Gelegentlich fuhren wir in Yumikos Heimatstadt Oma an der nördlichsten Spitze von Honshu. Oma verbringt den Winter in einem Schneesturm und ist die Definition von Trostlosigkeit, aber es gibt ein gutes Onsen, und Yumikos Fischer-Verwandte versorgten uns mit dem feinsten Maguro (Thunfisch-Sushi) in ganz Japan.
Anfang März zeigte die Wettervorhersage endlich vielversprechende Anzeichen. Yumiko übergab ihre Wohnung einer Vermietungsagentur und händigte ihnen die Schlüssel aus. Dann luden wir das Board auf das Auto, verstauten Fass und Zelt im Kofferraum und fuhren in Richtung Nordwesten zu meinem vorherigen “letzten Landepunkt” nördlich von Niigata. Seitdem bin ich fünf Tage in Folge gesurft und habe meinen 51. Geburtstag gefeiert – markiert durch das erste Hören meines alten Freundes, des Uguisu-Vogels, in diesem Jahr. Wie eigentlich fast immer gab es entlang der Küste einige einschüchternde Hindernisse wie Häfen und Kraftwerke zu passierent. Delfine machten kurze Umwege, um Hallo zu sagen, und auch das Meer zeigte sich größtenteils freundlich.
Die Nächte sind kühl, aber gemütlich im Zelt mit Gesellschaft. Yumikos Begleitung macht das Leben so viel einfacher, weit weniger einsam und ehrlich gesagt um einiges angenehmer. Sie wird bis April bei mir sein, bevor sie eine neue Arbeit beginnt. Nach fünf Tagen Windsurfen am Stück schmerzen meine Arme und Beine, die Füße tun weh, und ich habe eine Mütze verloren, aber die Stimmung ist hervorragend! Ich blicke optimistisch nach vorne, auf das, was kommt!
Während ich diese Zeilen hier schreibe, hat das Wetter einen Einbruch erlitten: Heulende Onshore-Winde, vier Meter hohe Wellen, Regen und Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Keine Chance zu surfen. Das war zu erwarten. Wäre der Winter bereits eine ferne Erinnerung, hätte es bedeutet, dass ich zu spät neu gestartet wäre. Aber wir haben schon wieder 100 Seemeilen gut gemacht – ein guter Start, denn wie immer gilt: Es ist ein Marathon, kein Sprint.
Bis bald!
Euer Jono
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