Windsurf Round JapanZurück auf Honshu - Halbzeit für Jono Dunnett

SURF Redaktion

 · 27.11.2024

Jono Dunnett hat bei seiner Japan-Umrundung etwa die Hälfte geschafft
Foto: Jono Dunnett
Jono Dunnett kommt bei seiner Japan-Umrundung auf dem Windsurf-Board gut voran. Was ihm seit dem letzten Bericht widerfahren ist, erzählt er in seinem neuesten Update!

In Japan wird so gut wie nichts weggeworfen, und das, obwohl es nur selten Mülleimer an den Straßen gibt. Die kulturelle Norm ist, dass man seinen Müll mit nach Hause nimmt. Ich finde es gut, dass die Leute für ihren eigenen Müll verantwortlich sind, aber in meinem Fall, mit einem zerstörten 8,5-Quadratmeter-Segel, das es zu entsorgen galt, war das nicht praktisch. Der einzige Ort, an dem ich einen Mülleimer finden konnte, war ein Supermarkt, aber die Mülleimeröffnungen in den Konbinis sind absichtlich klein gehalten. Mit einem tiefen Schuldgefühl begann ich also, meinen treuen Begleiter zu zerstückeln...

Vielleicht erinnert ihr euch aus meinem letzten Update, dass das ursprüngliche Segel ein trauriges Ende an einem Stacheldrahtzaun in Shari (1) fand. Eine plötzliche Windböe hatte es dorthin geschleudert und dabei auch den Mast gebrochen und das Brett beschädigt. Unifiber und Loftsails haben mir so schnell wie möglich Ersatz besorgt, aber wegen der Feiertage war die Wartezeit frustrierend lang. Die Verzögerung ermöglichte es mir zumindest, das Brett zu reparieren, indem ich die Technik der Pre-Preg-Karbonreparatur mit handelsüblichem Schnell-Epoxid aus dem Baumarkt perfektionierte. Während dieser Zeit besuchte ich auch mehrmals täglich die Konbinis in der Nachbarschaft und entsorgte jedes Mal heimlich eine kleine Tüte Monofilm.

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Windsurf Round Japan - was bisher geschah:


Neuer Mut mit neuem Material

Als das Ersatzmaterial eintraf, war ich froh, dass ich den unteren Teil des Mastes behalten und mit dem neuen Oberteil verwenden konnte. Das neue Segel, ein 7,8-Quadratmeter-Switchblade von Loftsails, ließ sich wunderbar aufriggen und machte mir neuen Mut, um mich wieder auf den Weg zu machen

Die Küste des Ochotskischen Meeres in Hokkaido ist sehr abgelegen und im Winter von Packeis eingeschlossen. Ich wollte also nicht herumhängen und hatte das Glück, günstige Bedingungen zu erwischen und die nächste Landzunge in nur sechs Etappen zu erreichen, ohne einen Tag zu verlieren. Das Terrain auf dieser Etappe war sehr flach, was bedeutete, dass der Wind nur wenige Hindernisse hatte und ich nahe an der Küste segeln konnte, um die schlimmste Strömung Richtung Osten - also genau von vorne - zu vermeiden. Mein Ziel jeden Tag war jeweils ein Hafen mit einem Konbini, ich arbeitete hart, um diese Versorgungspunkte zu erreichen, und surfte an einigen Tagen rekordverdächtige 40 Seemeilen. Es war die meiste Zeit recht einsam, mit Ausnahme des Hafens Sarafutsu, wo der Beamte der Fischereigewerkschaft sehr kommunikativ und freundlich war und mir einige getrocknete Lachse schenkte.

Russland in Sichtweite

Kap Soya (2) ist der nördlichste Punkt von Hokkaido. Die Japaner lehnen es ab, es als den nördlichsten Punkt Japans zu bezeichnen, weil sie die von Russland kontrollierten Inseln der „nördlichen Gebiete“ als die ihren betrachten. Der Streit um die Inseln läuft seit dem Zweiten Weltkrieg und hat Russland und Japan daran gehindert, einen Vertrag zu unterzeichnen.

Als ich das Kap umrundete, kam ich nah an die russische Insel Sachalin und konnte sie gut sehen. Da ich Angst hatte, von der starken Strömung dorthin nach Nordosten gezogen zu werden, blieb ich dicht am Ufer. Westlich des Kaps fand ich mich auf einer ausgedehnten Riffplatte wieder, wo das Wasser zu flach war, um normal zu windsurfen. Reiher fischten und Robben faulenzten, während ich auf der Nose des Boards stand, um die Finne anzuheben und tieferes Wasser anzusteuern. Trotz zahlreicher Felsen-Treffer und der Fahrt über Riffe hat meine G10 Select-Finne gehalten.

Für Küstenfahrten in Japan ist sie allerdings zu gerade, weil sie zu leicht in den vielen Fischernetzen hängenbleibt. Ich habe Hunderte von Umwegen um die Netze gemacht und mich über Hunderte von Netzen hinübergearbeitet. Die Netze haben mich - oft abrupt - ausgebremst und ich muss sie ständig im Hinterkopf haben, wenn ich unterwegs bin. Die meisten Fischernetze gab es in der Nemuro Strait, aber es gibt immer noch sehr wenige Tage, die als „netzfrei“ in das Logbuch eingehen. Eine Seegrasfinne würde über viele der Netze rutschen, aber wie sollte ich eine bekommen, die so robust ist wie meine vorhandene Finne? Ich rief Select an, die sich sofort an die Arbeit machten, eine Finne extra für Expeditionen wie meine entwarfen und sie aus Carbonplatten in Militärqualität frästen. Vielen Dank, Select!

Eine neue Finne für die FischernetzeFoto: Jono DunnettEine neue Finne für die Fischernetze

Eine Wand aus Treibholz und Müll am Strand

Jetzt ging es nach Süden, auf der Westseite von Hokkaido. Das Gelände war niedrig, und das Wasser war deutlich wärmer. Ich konnte am Strand entlangsurfen und die angeschwemmten Baumstämme und Fischereigeräte beobachten: eine Barrikade, hoch aufgetürmt und kilometerlang, wie eine Grenzmauer. Ich versuchte mir vorzustellen, wie diese Küste für unsere Vorfahren oder für das indigene Volk der Ainu ausgesehen hat, das lange vor den modernen Japanern hier lebte. Das Holz wäre zweifellos eine willkommene Beute gewesen. Vielleicht hätten sie es gesammelt, und die Strände wären ziemlich leer gewesen? Heute reinigt niemand mehr die Strände. Das Plastik baut sich langsam ab und wird zu unserem Erbe, dass wir dem Planeten hinterlassen.

Ich konnte die angeschwemmten Baumstämme und Fischereigeräte beobachten: eine Barrikade, hoch aufgetürmt und kilometerlang, wie eine Grenzmauer.

Als das schöne Wetter aufkam, machte ich mich sofort auf den Weg, war aber bald gezwungen, umzuplanen: Zuerst gingen meine Crocs auf See verloren, weggefegt während eines windigen Amwind-Kurses. Dann - beim schnellen Gleiten zwischen großen Wellen - wurde ich von einer unsichtbaren, unmarkierten schwimmenden Leine gebremst. Das Brett wurde beschädigt, aber glücklicherweise überlebte das Rigg den Sturz, so dass ich in einen Hafen fahren konnte, anstatt in Lee an ein Ufer gespült zu werden, wo die Wellen gegen Betonblöcke prallten.

Überwältigende Gastfreundschaft der Japaner

Für japanische Verhältnisse war der Hafen Shosambetsu (3) klein und gemütlich: Er mitten zwischen den Wohnhäusern der örtlichen Fischerfamilien, anstatt abgelegen und abgeschieden zu sein. Ich lernte die freundlichsten Menschen kennen. Sie rollten im Zwischengeschoss ihrer Holzgarage Bettwäsche für mich aus, setzten Kaffee auf, wuschen meine Wäsche und luden mich später zu sich nach Hause zu Essen, Bier und Sake ein. Für diese Menschen war Gastfreundschaft eine Selbstverständlichkeit. Auch hier konnte ich den Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie die Menschen leben, und dem Ort, an dem sie leben, beobachten. Wo die Infrastruktur Verbindung und Gemeinschaft fördert, gedeihen Verbindung und Gemeinschaft.

Ich musste mir jede Seemeile hart erkämpfen, als das Terrain wieder bergig wurde. Die wilden, unzugänglichen, mit Felsbrocken übersäten Küstenlinien erinnerten mich an Shiretoko, und oft stellte ich mir vor, dass die dunkleren Steine Bären waren, die an der Küste umherwanderten. Die Bedingungen zum Surfen waren sehr unterschiedlich. Im Laufe eines Tages erlebte ich regelmäßig Winde, die zwischen null und 25 Knoten oder sogar mehr schwankten. Ich musste mein ganzes Können einsetzen, aber es waren immer große Erfolgserlebnisse, wenn ich Meilen „gegen den Strom“ machen konnte, etwa Beispiel bei starkem Gegenwind, unruhiger See oder gar keinem Wind.

Die Windsurfing-Szene unterstützt

Sapporo (4) ist die größte Stadt auf Hokkaido, und hier traf ich mich mit meinem Kontaktmann Rob, der den Guinness-Rekord für die längste Skateboard-Reise hält. Rob überreichte mir die extra für mich angefertigte Finne, die Select an seine Adresse geschickt hatte, und ein paar Crocs.

Fischer auf Abalonen-JagdFoto: Jono DunnettFischer auf Abalonen-Jagd

Als nächstes kamen die Berge der Halbinsel Shakotan. Dank eines perfekten Downwinders war ich an einem Tag am Ziel, und in drei weiteren Tagen war ich herum. An windstillen Morgenden sah ich in der Nähe der Häfen Fischer, die sich über die Bordwände ihrer kanuartigen Boote beugten. Sie benutzen eine Maske (oder eine „Lookbox“), um unter Wasser zu sehen, und stechen mit einem langen Stock Abalonen von den Felsen, eine Art großer Seeschnecken. Meine erste Abalone - die ich von einem freundlichen Fischer erhielt, an dem ich vorbeipaddelte - wird als kulinarischer Höhepunkt der Reise in die Geschichte eingehen.

Meine erste Abalone wird als kulinarischer Höhepunkt der Reise in die Geschichte eingehen.

Die Hochstimmung und das anspruchsvollen Bedingungen setzten sich bis zur südwestlichen Ecke von Hokkaido fort. Eine wilde Etappe bei starkem ablandigem Wind endete mit einer zufälligen Begegnung mit einheimischen Windsurfern in der Stadt Setana (5). Mr. Shino und seine Freunde beschlossen zunächst, mich auf den nächsten Etappen bis nach Esashi zu unterstützen. Doch sie organisierten, dass bis nach Matsumae Unterstützung von Land aus erhielt, von wo aus ich schließlich die Tsugaru-Straße (6) zurück nach Honshu überqueren würde. Diese Unterstützung erinnerte mich an meine Erfahrungen in Europa und zeigt, dass die Windsurfing-Community wirklich keine Grenzen kennt.

Wiedersehen mit Yumiko und Zwangspause in Südkorea

Wir warteten drei Tage auf eine günstige Gelegenheit zur Überfahrt, und dann konnte ich ohne Zwischenfälle hinüberfahren. Noch in der Nähe von Hokkaido sah ich gefräßige Thunfische, und in der Mitte der Meerenge hatte ich ausgezeichnete Gleitbedingungen. Es war viel einfacher, zwischen den Inseln zu surfen als entlang des Hochlands davor und danach.

Es war viel einfacher, zwischen den Inseln zu Windsurfen als entlang des Hochlands davor und danach.

Die Belohnung für das Erreichen von Honshu war ein Wiedersehen mit Yumiko. Sie ist mir seitdem mit ihrem kleinen roten Auto gefolgt, und wir schlafen in einem Zelt, wo immer ich an Land gehe. Es fühlt sich nicht so an, als wäre ich im Moment ohne Unterstützung oder gar auf mich selbst gestellt, aber damit kann ich leben. Ich habe kein Problem damit, dass die Reise verschiedene Phasen hat. Zwischen einigen heftigen und kalten Stürmen sind wir gemeinsam ein gutes Stück nach Süden vorgedrungen, bis mein bald ablaufendes Visum uns dazu zwang, die erste Runde abzubrechen.

Der Tracker befindet sich derzeit etwa 40 Seemeilen nördlich von Niigata. Nach einer sehr groben Schätzung habe ich also halb Japan umsegelt. Die Select-Finne hat mühelos Dutzende von Fischernetzen übersprungen, und das 7,8er Segel erweist sich als ideale Größe für diese Jahreszeit. Da mein Visum abgelaufen ist, kommt dieses Update aus Südkorea, aber ich hoffe, bald wieder in Japan zu sein und - wenn das Wetter es zulässt - noch vor dem Winter weiterzufahren!

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