Der zweite Tag des 2023 Fuerteventura PWA Grand Slam hatte von allem etwas zu bieten, denn die Races begannen bei leichtem Wind - 14 bis 18 Knoten - und relativ flachem Wasser, bevor die Windmaschine von Sotavento im Laufe des Nachmittags allmählich zunahm und wieder Böen von über 30 Knoten brachte, während eine kleine Dünung einsetzte, mit der die weltbesten Racer zusätzlich zu kämpfen hatten. Das führte zu einigen extrem schweren Stürzen und jeder Menge kaputter Ausrüstung, aber glücklicherweise verletzte sich nieman schwerer. Am Ende dominierten zwei Surfer das Geschehen am zweiten Tag: Sarah-Quita Offringa und Nicolas Goyard holten sich beide den Hattrick.
Einen Aufreger gab es in der Elimintation fünf der Damen. Die derzeit in der Weltrangliste führende Spanierin Blanca Alabau ging etwas übermotiviert in die Halse und räumte Jenna Gibson heftig, aber zum Glück ohne schwere Folgen, ab. Die Jury wertete das das als gefährliches Manöver und disqualifizierte Albau in diesem Lauf und brummte ihr zusätzlich 250 Euro Strafe auf. Davon unbeeindruckt holte Alabau danach noch zwei zweite und zwei dritte Plätze. Auch Sarah Quita hatte in Lauf sechs einen Schreckmoment, kurz vor der Ziellinie bekam sie bei Highspeed einen Spinout und crashte heftig - leider auf der falschen Seite der Zielboje: Platz elf statt zwei. Doch die Ausnahmeathletin aus Aruba konnte den Ausrutsche verkraften - die drei folgenden Finals gewann sie und liegt souverän vor Marion Mortefon und Justine Lemeteyer in Führung.
Nach einem nicht ganz idealen Start gestern, schaltete Nicolas Goyard heute einen Gang höher und stürmte mit einem lupenreinen Hattrick an die Spitze des Rankings. Der Franzose war als Siebter in den Tag gestartet, doch nachdem er einen perfekten Tag erwischt hatte, hat er nun alle Trümpfe in der Hand. Goyard, der hier am Vortag einen neuen Foil-GPS-Rekord aufgestellt hatte - maximal 41 Knoten - war sichtlich schneller als der Rest des Feldes - offensichtlich ist sein Foil genau auf die Fuerte-Bedingungen abgestimmt.
Doch so gut Goyard heute auch war, entschieden ist noch nichts bei drei weiteren Slalom-Tagen. “The Beast” Johan Soe, der beim World Cup in Pozo wegen seines Studium nicht dabei sein konnte, liegt nur 0,9 Punkte hinter ihm. Der dänische Hüne machte seinem Spitznamen alle Ehre und beendete den zweiten Tag mit zwei vierten Plätzen und einem zweiten Platz. Damit klettert er um einen Platz auf den zweiten Rang und hat damit nicht nur die Chance auf sein erstes Podium, sondern auch auf den Sieg, falls Goyard einen Fehler macht.
Amado Vrieswijk startete als Zweiter in den Tag und übernahm mit einem zweiten und einem dritten Platz in den ersten beiden Eliminations die Initiative. Im Halbfinale der fünften Elimination scheiterte Vrieswijk jedoch und verpasste damit zum ersten Mal in dieser Woche den Einzug ins Winners' Final, wodurch er trotz eines Sieges im B-Finale auf den dritten Platz zurückfiel. Wie Soe bleibt auch Vrieswijk im Rennen, sollte Goyard einen Ausrutscher machen.
Michele Becker schied nach seinem zweiten Platz am Vortag direkt in seinem ersten Lauf aus. Doch der World Cup Rookie zeigt eine unglaubliche Nervenstärke und lässt sich von solchen Rückschlägen offensichtlich nicht beeindrucken. In den beiden nächsten Eliminations fuhr er wieder ins Finale und holte mit Platz zwei und fünf überragende Erfebnisse. In der Elimination Vier versuchte er mit einem spektakulären Manöver sogar, den führenden Nicolas Goyard anzugreifen, überholte ihn innen in der Halse und ging als Erster auf die Zielgerade, seinen ersten World Cup Sieg vor Augen. Doch mit überragendem Speed fing Goyard den Kieler noch ab. Aber Becker hat noch beste Chancen auf einen Platz ganz vorne, wenn der zweite Streicher ins Spiel kommt und er seinen 26. Platz eliminieren kann. Derzeit liegt Becker auf dem achten Platz
Auch für Nico Prien lief der zweite Tag besser, wenn auch nicht optimal. Etwas Pech und eigene kleine Fehler - die in der Spitzengruppe teuer sind - verhinderten eine noch bessere Platzierung. Immerhin kletterte der Schönberger mit zwei Finaleinzügen (Platz 6 und 8) auf den zehnten Gesamtrang.
Nach den Vorhersagen soll der Wind am heutigen Samstag mit etwa 20 Knoten etwas weniger sein, doch für Rennen reicht das allemal. Und wer weiß, die Düse von Sotavento hat manchmal ihre eigenen Regeln. Ab 12 Uhr wird wieder gestartet und dann ist auch der hervorragende Livestream wieder am Start.