Wenn gestandene World Cup Pros 3,0er und 3,3er Segel ans Wasser zerren, weiß man, dass die Stunde geschlagen hat. Pozo Izquierdo feuerte zum Auftakt des PWA/IWT World Cup aus allen Rohren. Aufgrund der verheißungsvollen Windvorhersage wurde der Start kurzerhand nach vorne verlegt, pünktlich zur Mittagszeit schnellte die erste grüne Flagge nach oben. Obwohl die gesetzten Topfahrer erst in Runde zwei ins Geschehen eingreifen mussten, waren auch die Heats in Runde 1 absolut sehenswert: Doppelloops, turmhohe Forwards und Wave-360s gehören offensichtlich mittlerweile zum Standardrepertoire auch der zweiten Garde.
Mit Spannung erwartet wurde auch das Comeback von Ricardo Campello, der nach einjähriger Windsurf-Pause mit einer Wildcard und seinen eigenen Segeln auf die große Bühne zurückkehrte. Allerdings war das Comeback bereits in Runde 2 wieder beendet - trotz Double Forward und Pushloop-Forward zog er gegen Philip Köster und Takuma Sugi den Kürzeren - Campello fehlte einfach ein guter Wave-Score, um ins Viertelfinale einzuziehen und muss nun seine Hoffnungen auf die Rückrunde setzen.
Ungleich besser lief es bei Nachwuchsfahrer Anton Richter der zeigte, dass er das Potential besitzt, in naher Zukunft ein gehöriges Wörtchen mitreden zu können: Mit massiven einfüßigen Backloops, Doppelloops und Stalled Forwards überstand der junge Kieler zwei Runden - unter anderem besiegte er den Vorjahres-Zweiten Julian Salmonn und Antoine Martin. Erst im Viertelfinale war gegen die Spanier Victor Fernandez und Miguel Chapuis Schluss. Local Josep Pons beendete seinen Erstrunden-Heat hingegen im Krankenhaus, nachdem er schmerzhaften Kontakt mit seiner Finne hatte, er musste mit zahlreichen Stichen genäht werden.
Bei Böen mit über 50 Knoten hatten selbst die besten Fahrer zu kämpfen. Schleuderstürze, heftige Rückenklatscher und Ausflüge auf die Rocks - die Bedingungen in Pozo brachten alle ans Limit.
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Was die Elite allerdings sichtbar von anderen Fahrern unterschied, war ihre Fähigkeit, sich von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wohl wissen, dass ein einziger guter Run das Zwischenergebnis in den 14-minütigen Heats auf den Kopf stellen konnte - und so zogen die Topfavoriten erfolgreich die Köpfe aus der Schlinge.
Nach einer kurzen Pause kam es am späten Nachmittag zu den mit Spannung erwarteten Halbfinals: Mit dabei waren, wie zu erwarten, Marc Paré, Pozo-Veteran Victor Fernandez, Philip Köster und der Deutsch-Kanario Moritz Mauch, der mit unfassbaren Wave-360s und dem höchsten Goiter des Tages sein Halbfinalticket erkämpft hatte.
Nach einem wackligen Start kam Paré erst nach etwa fünf Minuten ins Rollen - dann aber richtig. Ein perfekter Stalled Double Forward brachte im die Höchstwertung 10.0 aufs Scoresheet, ein Polster, das er sich bis zum Ende des Heats nicht mehr nehmen ließ. Auch Philip Köster fand schnell seinen Flow - am Ende standen über 29,8 Punkte und ein Finalticket auf der Habenseite. Moritz Mauch versuchte auch diesmal wieder alles, letztlich zollte er aber seinen Schwächen in der Sprungwertung Tribut.
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Im zweiten Halbfinale standen sich Vorjahressieger Marino Gil Gherardi, Miguel Chapuis, Alessio Stillrich und Weltmeister Marcilio Browne gegenüber. Von Minute eins an ging es ans Eingemachte. Browne lag nach nicht mal drei Minuten mit Stalled Double Forward und Pushloop Forward nahezu uneinholbar vorne, im weiteren Verlauf pulverisierte er Backloop off the Lip und weiteren hohen Wellenwertungen sogar Kösters Highscore aus dem ersten Halbfinale. Das Gleiche gelang Minuten später auch Marino Gil Gherardi mit 31,7 Punkten - die Messlatte fürs Finale war gelegt.
Der Triple Forward Loop zu zeigen, diese Mission begleitet Philip Köster seit seinem ersten Versuch vor einigen Jahren. Aber auch für die übrigen Fahrer - Paré, Gil Gherardi und Browne - ist dieser Meilenstein absolut in Reichweite. Um es kurz zu machen - der Dreifache war diesmal nicht zu sehen. Dafür aber so ziemlich alles, was sonst im Bereich des Machbaren ist: Turmhohe verzögerte Doppelloops zeigten alle vier Fahrer, perfekte Pushloop Forwards und Goiter ebenso. Marino Gil gelang sogar ein Klei (Wave-360 into Taka), letztlich waren es aber Philip Köster und Marcilio Browne die den Sieg unter sich ausmachten - am Ende des 16-minütigen Heats trennten sie hauchdünne 0,06 Punkte.
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Auch morgen werden ähnliche Bedingungen erwartet, es wird also noch genügend Gelegenheiten für eine Revanche geben - und vielleicht auch für den Triple Forward.