World Cup SyltGeduldsspiel für Freestyler und Slalom-Fahrer

Tobias Frauen

 · 03.10.2024

Wo ist er, der Wind? Balz Müller war mit dem Foil deutlich im Vorteil gegenüber den anderen
Zu wenig Wind für Freestyle, später dann auch zu wenig Wind für Foil-Slalom. Der Tag beim Windsurf World Cup Sylt war ein etwas frustrierendes Wartespiel.

Amado Vrieswijk war der wohl größte Pechvogel des Tages beim Citroën Windsurf World Cup auf Sylt. Erst schied er in seinem Erstrunden-Heat im Freestyle aus - der Wind war einfach zu schwach, der Brocken aus Bonaire war kaum im Gleiten. Am Nachmittag dann, als zum Foil-Slalom gewechselt wurde, schied Vrieswijk nach einem Frühstart wieder in der ersten Runde der Double Elimination aus, auch hier war der Wind am absolut unteren Limit.

Dass die Wettfahrtleitung trotz der mehr als mäßigen Verhältnisse lange Zeit versuchte, doch noch Freestyle zu fahren, ist in der Vorhersage für die nächsten Tage begründet: Zwei Tage fast gar kein Wind, erst am Sonntag im Laufe des Tages soll er wieder etwas zunehmen. Vermutlich zu wenig Zeit, um noch ein Ergebnis im Freestyle in den Kasten zu kriegen.

Langes Warten auf den Wechsel zum Slalom

Also wurde in der Hoffnung auf eine kleine Thermik lange am Freestyle festgehalten. Antony Ruenes und Takumi Moriya gewannen ihre Heats, anschließen flogen mit dem schon erwähnten Amado Vrieswijk und Sam Esteve zwei Fahrer aus, die man durchaus in den Top Ten erwartet hätte. Während der Italiener Eugenio Marconi gegen Esteve mehr als 28 Punkte sammeln konnte, kam Vrieswijk im Parallel-Heat gerade mal auf fünf Punkte. Doch schon der folgende Heat mit Takumi Sugi, Nicolas Akgazciyan, Adrien Bosson und - wieder auf dem Foil - Balz Müller wurde mehrfach abgebrochen.

Nach langem Warten waren dann endlich die Slalom-Piloten dran, die sich schon vorbereitet hatten. Schön vor allem für die Zuschauer, die zum Feiertag massenhaft an den Brandenburger Strand geströmt waren und bei strahlendem Sonnenschein natürlich Windsurf-Action sehen wollten. Doch der Wechsel kam zu spät, der Wind schlief immer weiter ein. Nur drei Vorrunden-Heats konnten gefahren werden, durch Fehlstarts gab es auch hier immer wieder Verzögerungen. Nach einer Pause zum Material-Wechsel ging dann gar nichts mehr und die Flotte wurde wieder an den Strand geschickt.

Becker von Algen und Rückenproblemen gebremst

“Das war absehbar”, sagte Nico Prien anschließend, “die Böenfelder sind sehr klein, da entscheidet mehr der Zufall als das Können, ob man eine gute Halse fährt.” Während Nicos Lauf abgebrochen wurde und er in der siebten Elimination noch im Rennen ist, war für Michele Becker abermals nach der ersten Runde Schluss. “Ich weiß noch nicht genau, woran es liegt”, sagte er auf der Event-Bühne. Ein Hauptgrund seien aus seiner Sicht die Algen, die immer noch in der Nordsee schwimmen (siehe Bericht vom Dienstag “Wie durch Pudding”). Eine Woche vor dem Wettkampf habe er Rückenschmerzen bekommen, deswegen sei er vor den Rennen möglichst wenig aufs Wasser gegangen und konnte sein Material nicht optimal einstellen.

Der Führende hier auf Sylt, Johan Søe, dominierte seinen Vorrundenlauf bis zum Abbruch wieder einmal in beeindruckender Weise. Der Event-Sieg ist ihm kaum noch zu nehmen, aber dahinter wird es interessant. Wegen seiner Olympia-Teilnahme hat Søe keine WM-Chancen mehr, doch mit seinem vorerst zweiten Platz hier auf Sylt wird Pierre Mortefon zum Top-Favoriten. Der Franzose ist auf Fuerteventura bereits Weltmeister im Slalom X geworden und hat Chancen auf das Doppelpack, die Entscheidung fällt allerdings erst in Japan.

Lennart Neubauer in Sichtweite des WM-Titels

Das WM-Rennen im Freestyle hingegen ist aufgrund der wenig aussichtsreichen Windvorhersage hier auf Sylt beinahe schon entschieden. Fuerte-Sieger Lennart Neubauer kann schon mal eine Feier planen, um seinen ersten WM-Titel zu feiern. Doch Neubauer war es, der heute immer wieder rausging und zeigen wollte, dass man zwischenzeitlich hätte fahren können: “Ich würde gerne mit zwei Events gewinnen, nicht nur mit einem”, sagte er.


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