Tobias Frauen
· 23.09.2023
“Es ist ein Kindheitstraum, hier auf Sylt ein Rennen zu gewinnen vor all den Zuschauern, das ist unglaublich“, sagte Michele Becker unter Tränen nach seinem ersten Sieg auf der PWA-Tour. Der Kieler setzt gewann die erste Elimination beim schauinsland-reisen Windsurf World Cup Sylt by got2be und setzte damit nach den bisherigen beeindruckenden Resultaten in seiner Debüt-Saison noch einen drauf.
Im Finale fuhr Becker vom Start an vorne weg - eigentlich sei ihm da schon klar gewesen, dass er das Ding nach Hause fahren könne, erzählte er anschließend. Mit rund 20 Metern Vorsprung auf seinen Verfolger Matteo Iachino konnte er über die gesamte Strecke einen soliden Vorsprung bewahren. “Zwischendurch war ich mir gar nicht sicher, ob das hier wirklich ein World Cup-Finale ist”, so Becker überwältigt. Am Ende des Tages liegt er nach den Plätzen zehn und 14 in den weiteren Durchgängen nun auf Rang sieben.
Bei Bedingungen nahe am Windlimit waren die Fahrer extrem gefordert, das Foil am Fliegen zu halten. Zudem waren viele Algen im Wasser, die zusätzlich bremsten. Gerade der Start war entscheidend, viele Frühstarts die Folge. Erst gegen Mittag konnte gestartet werden, die Ziellinie lag dabei direkt am Strand, so dass alle Zuschauer die Rennen bestens verfolgen konnten. Im Laufe des Nachmittags nahm der Wind dann weiter zu, war bei durchziehenden Regenfeldern aber schwer einzuschätzen. Vor dem dritten Durchgang musste wegen eines Winddrehers der Kurs umgelegt werden, der Wind weht nun platt auflandig.
Einen kleinen Schreck gab es gleich zu Beginn des Renn-Tages: Nico Prien kam nach einem Sturz in der ersten Halse verletzt an Land und musste medizinisch versorgt werden. Das Foil eines anderen Fahrers hatte ihn am Schienbein getroffen. “Board wechseln, Bein wechseln, weitermachen”, so Nico locker. In der zweiten Elimination konnte er dann wieder dabei sein und gewann seinen ersten Heat, in der dritten Elimination gewann er dann das kleine Finale. Am Ende des Tages stand der Schönberger auf Platz 16.
Einen gebrauchten Tag hatte zunächst Maciek Rutkowski erwischt, der als amtierender Weltmeister und Führender des Rankings nach Sylt kam. Ein gutes Ergebnis hier könnte eine WM-Vorentscheidung bedeuten. Zunächst lief alles nach Plan, der Pole fuhr unauffällig ins Finale. Doch gleich an der ersten Halse legte er sich in die Nordsee, mehr als Platz acht war nicht mehr drin. Das wollte er in der zweiten Elimination wieder gut machen, doch nach einem Fehlstart stand nur ein weiterer achter Platz in Scoresheet. Mit viel Druck ging Rutkowski also in die dritte Elimination und fand dabei dann seinen Rhythmus. Mit einem Sieg endet der Tag versöhnlich, dennoch muss er auf mindestens sieben Eliminations und zwei Streicher hoffen und darf sich keinen Patzer mehr erlauben.
Matteo Iachino, Zweiter im ersten Durchgang und Sieger der zweiten Elimination, hätte der Gewinner des Tages sein können. Doch in der dritten Runde ging beim Italiener gar nichts zusammen. Pech nach der ersten Halse im Halbfinale, im B-Finale dann ebenfalls ein Sturz - Platz drei im zwischenzeitlichen Ranking.
Ganz vorne liegt nach dem ersten Tag der erst 19 Jahre alte Däne Johan Søe. Im letzten Jahr hatte er auf Sylt seine erste Elimination gewonnen, jetzt fuhr er mit den Plätzen vier, fünf und drei immer in der Spitzengruppe mit. Hinter ihm Mateus Isaac aus Brasilien, der mit zwei zweiten Plätzen und einem zehnten Platz ebenfalls bärenstark gefahren ist.
Einen Tag mit Höhen und Tiefen hatte auch Sebastian Kördel. Die deutsche Olympia-Hoffnung im iQFoil hatte sich im Vorfeld gefreut, “endlich mal wieder schnelles Material” fahren zu können. Der Speed auf der Geraden war auch gut, nur an den Halsen hat es noch gehapert. Mehrfach ging Kördel in aussichtsreichen Positionen an der Tonne baden, doch “ich bin hier um Spaß zu haben”, wie er lachend sagte. In der zweiten Elimination fuhr er gar zur falschen Tonne und fiel so vom ersten auf den letzten Platz seines Heats zurück.
Für morgen sieht es nach Bedingungen für weitere Slalom-Eliminations aus, eventuell könnten sogar die Freestyler zu Zug kommen. Stay tuned!