Nick Spangenberg
· 05.05.2025
Moulay Bouzerktoun, der legendäre Spot an Marokkos Atlantik-Küste, zeigte sich zum Auftakt der Moulay Wave Classics von seiner eindrucksvollsten Seite. Der 3-Sterne-Event der WWT brachte knapp 100 Windsurfer:innen aus aller Welt in Marokko zusammen – und obwohl die Windvorhersage durchwachsen war, wurden die ersten beiden Tage zu einem echten Spektakel: masthohe Sets, starker Wind und eine Gemeinschaft, die das Event weit über den Wettkampf hinaus zu einem besonderen Erlebnis machte. Die Bilder erinnern an den PWA Frauen-Weltcup 2018, wo ebenfalls Swell und Wind passend harmonierten.
Die Moulay Wave Classics sind kein typischer Wettkampf. Es ist ein Herzensprojekt, initiiert von Sergio Alonso, dem Kopf der Marke F2, und getragen von der lokalen Windsurf-Community. Alle Einnahmen flossen direkt zurück – an die Kinder von Moulay, an Materialprojekte, an den Spot selbst. Abends wurde gemeinsam gegessen, gelacht und musiziert. Keine Partyzelte oder sonstige Standards die man von Weltcups gewohnt ist– dafür aber Lagerfeuer, selbstgekochte Tajinen und Gespräche mit Sand unter den Füßen. Genau das macht Moulay aus: Echtheit, Gemeinschaft und die Liebe zum Windsurfen.
Trotz schwieriger Vorhersage wurden die Heats der Profis zu einem echten Highlight. Masthohe Sets trafen auf druckvollen Wind – perfekte Bedingungen für stylische Airs, radikale Wellenritte und enge Battles.
Den Sieg holte sich Titouan Flechét, der mit Kontrolle und Kreativität das stark besetzte Feld dominierte. Der Franzose verbringt schon einige Jahre den Sommer im marokkanischen Fischerdorf und galt als Favorit für einen Podiumsplatz. Auf Platz zwei: Boujmaa Guilloul, der Moulay-Held und Local, frisch zurück aus Maui und in Bestform. Stylische Goiter und extrem hohe Backloops waren für ihn an diesem Tag keine Seltenheit. Julien Flechét sicherte sich Rang drei, Soufiane Sahili, ein weiterer starker Local, wurde Vierter. Ich konnte mich ins Viertelfinale kämpfen und bin dort dort denkbar knappausgeschieden - Platz 9 hieß es am Ende.
Besonders bemerkenswert: Zehn Frauen gingen an den Start – so viele wie noch nie bei den Moulay Wave Classics. Den ersten Platz belegte die Schweizerin Svenja Chudoba mit starker Wellenauswahl, klaren Manövern und viel Flow. Auf Rang zwei und drei Freude kamen die deutschen Nachwuchsfahrerinnen und Geschwister Frida (2. Platz) und Emma Miron (3. Platz) – gerade einmal 14 und 16 Jahre alt, fuhren mit beeindruckender Ruhe und Technik auf dem Wasser aufs Podium.
Vierte wurde Maria Schälin aus der Schweiz, welche das IWT Event in Margret River Anfang des Jahres gewann. Die Women's Division war nicht nur sportlich stark – sie zeigte, wie jung, vielfältig und zukunftsfähig die Generation von morgen ist.
Auch die Youth Division war in den Altersklassen U15 und U21 voll besetzt. Am ersten Tag fuhren die Nachwuchsfahrer:innen ihre Heats bei fantastischen Bedingungen. Das Niveau war hoch, der Spirit positiv – die Zukunft des Sports surft bereits mit. Besonders beeindruckend die Local Kids von Moulay. Sie sprangen Loops mit Segeln, die bei uns wahrscheinlich in der Mülltonne landen und zeigten, dass es nicht immer nur am Material liegt. Mehr zu den Moulay Kids lest ihr bald bei uns!
Gleichzeitig wurde im Rahmen der Moulay Wave Classics das Finale der Afrika-Meisterschaft der IWT ausgetragen. Für viele afrikanische Rider ein bedeutender Moment – sportlich wie emotional.
Der zweite Contest-Tag war den Amateuren gewidmet. Trotz schwächerem Wind und einer weiterhin kraftvollen Welle trauten sich alle aufs Wasser. Hier ging es nicht um Profistatus, sondern um Leidenschaft, Gemeinschaft und die Liebe zur Welle. Und genau das war in jeder Halse, jedem Wipeout und jedem Lächeln spürbar.
Die Eventleitung schaffte es, alle Heats – von Youth über Amateure bis Pro-Men – innerhalb von zwei Tagen sauber durchzuziehen. Eine logistische Meisterleistung bei begrenztem Windfenster. Die Stimmung war durchweg positiv, die Helfer:innen top organisiert – und jede:r, ob Pro oder Amateur, trug seinen Teil bei. Die Moulay Wave Classics waren mehr als ein Event – sie waren ein Erlebnis.
Die Einnahmen wurden gespendet, die Gemeinschaft ist gewachsen, und viele der teilnehmenden Rider verließen Moulay nicht nur mit neuen Erfahrungen, sondern auch mit einem Gefühl für das, worum es beim Windsurfen wirklich geht: Wellen, Wind – und Menschen.
Ein großes Dankeschön an Sergio Alonso, alle Helfer, die Locals – und natürlich an die Kids von Moulay, die uns täglich zum Staunen bringen!