Schnell fahren kann jeder Regattafahrer – mag sein, aber das reicht noch lange nicht zum Sieg im Slalom. Wer sich, egal ob national oder international, in die Siegerlisten eintragen will, braucht viel Training und Erfahrung. Die holen sich immer mehr Pros und Hobby-Racer im Winter auf Teneriffa.
Wer an Teneriffa denkt hat Bilder von hohen Wellen, fetten Backies und Wave-360er der besten Locals wie zum Beispiel Dany Bruch oder Alex Mussolini in seinem Kopf. Doch das kleine Örtchen El Medano im südlichsten Teil der Insel ist seit Jahren auch für Slalom-Pros aus ganz Europa ein beliebter Ort zum Überwintern. In diesem Winter jedoch waren es bedeutend mehr Racer als in den anderen Jahren zuvor. Grund dafür ist das professionelle Slalom-Training von Mark „Sparky“ Hosegood, der auch im Sommer für einen reibungslosen Ablauf auf dem Wasser bei den PWA- Slalom-Worldcups sorgt.
Top-Jungs wie Ben van der Steen, Ross Williams, Matteo Iachino, Andrea Cucchi und die Deutschen Gunnar Asmussen und Vincent Langer, um nur ein paar Namen zu nennen, trafen sich und zeigten den anderen Wassersportlern, was schnelles Windsurfen wirklich bedeutet. Lange ausschlafen, frühstücken, ab und zu ein bisschen heizen und viel Party – hört sich ganz nett an, entspricht aber in keinster Weise dem Tagesablauf der Trainingsgruppe auf Teneriffa. Morgens wird gejoggt und danach die Muskeln gedehnt. Ohne das könnten sich die steifen Slalom-Piloten sonst gar nicht mehr bewegen. Dann geht es, je nach Wind, an machen Tagen über sechs Stunden aufs Wasser mit den unterschiedlichsten Trainingsinhalten (Technik und Taktik, was ganz besonders im Slalom entscheidend ist). Danach wird ausgewertet und wer noch Power hat, geht ins Gym oder bastelt am Material. Der Erfolg gibt diesem Konzept recht. Matteo und Benni gehören im Worldcup in fast jedes Finale und Vinci fährt meist an der Spitze in Deutschland. Vincent hat sich für uns mit den Jungs zusammengesetzt und gibt uns einen Einblick hinter die Kulissen.
Sparky (Trainer/Organisator): Alles!! (lacht) Dieses Trainingskonzept ist einmalig auf der Welt. Hier können Profis und Amateure in simulierten Wettkampfbedingungen zusammen trainieren und sich auf Events vorbereiten.
Sparky: Es wird in zwei Heats mit bis zu zehn Personen trainiert und es läuft wie auf einer richtigen Regatta ab, nach dem Reglement der PWA. Es kommt auf die richtige Startpositionierung, Taktik, Speed und den Ehrgeiz an. In den Heats sind Amateure und Profis gleichermaßen verteilt. Nach den Rennen werden immer die Heats durchgemischt. Die letzten beiden aus Heat eins müssen in den zweiten Heat und die ersten beiden aus Heat zwei steigen auf.
Ben Van der Steen: Wir Worldcupper starten zuerst immer in Heat zwei und müssen uns dann hocharbeiten. So ist es fair und für uns besteht der Ehrgeiz, möglichst gut zu racen. Und jeder fährt mal gegen jeden.
Sparky: Um die 15 bis 20 Rennen. Durch diese hohe Intensität bekommen die Teilnehmer in einem Monat mehr Rennen zusammen als in einem ganzen Worldcup-Jahr und natürlich auch viel Erfahrung. Wir racen aber nicht nur, sondern legen auch Trainingseinheiten mit Schwerpunkten wie Halsen und Taktik ein.
Jordy Vonk: Man ist komplett kaputt und will nur noch ins Bett. Aber die gemachten Erfahrungen, ganz besonders für mich als jungen Fahrer, sind unbezahlbar.
Marco Lang: El Medano bietet perfekte Bedingungen für uns. Von Flachwasser bis Kabbelwelle, von acht bis 38 Knoten gibt es alles. Das ist sehr gut, denn die PWA-Events sind auch an den unterschiedlichsten Orten mit verschiedensten Bedingungen.
Matteo Iachino: Genau dieser Punkt ist wichtig für uns. Außerdem gibt es hier noch ’ne Menge andere Aktivitäten. Über Gym, Moutainbiking, Yoga, Wellenreiten bis Klettern kann man alles mögliche machen, wenn mal kein Wind sein sollte.
Sparky: Und vergesst nicht den Punkt der guten und günstigen Erreichbarkeit. Von Mitteleuropa kann man mit Ryanair schon für 150 Euro hin und zurück fliegen.
Andrea Cucchi: Und der Strand ist sandig, ohne Steine, und man kann schnell Material wechseln, was zum Racen, aber auch zum Testen dazu gehört.
Ben van der Steen: Leider diesen Winter schon mehr als ein paar Tage. Aber wir nutzen die Zeit sinvoll, zum Beispiel mit Videoanalyse. Sparky filmt eine ganze Reihe der Starts und Halsen auf dem Wasser. Auf Großleinwand sieht man seine eigenen Fehler und kann so an ihnen arbeiten.
Marco: Mein Timing ist schon so viel besser geworden, und ich habe jetzt schon ein viel besseres Gefühl als Ende der letzten Saison.
Jordy: Logo, obwohl es nur Trainings-Rennen sind, geben alle Vollgas. Es ist wie im richtigen Race. Stürze und Chrashes gehören bei uns dazu!
Alle lachen und gucken zu Malte Reuscher (ITA-777), der den Spitznamen „Kamikaze Malte“ nicht aus Spaß bekommen hat. (Drei kaputte Boards von Kontrahenten und von den eigenen ist kaum mehr als die Fußschlaufen übrig).
Ross Williams: Auf dem Wasser kommt es mal zu Stress. Doch an Land ist alles vergessen. Es ist eine sehr homogene Truppe und das macht das Training effektiv. Handshake und go!
Sparky: Jeder Hobby-Racer ist herzlich willkommen. Slalom-Material sollte vorhanden sein und die Halse sollte sitzen. Dies sind aus meiner Sicht die einzigen limitierenden Faktoren. Keiner braucht sich vor den Pros zu fürchten, außer vor Malte! (alle lachen).
Dieser Artikel erschien erstmals in surf 11-12/2014
Anmerkung der Redaktion: Inzwischen stehen beim TWS Slalomtraining natürlich auch Foil und Slalom X auf dem Programm, Rennleiter ist inzwischen Thijs van der Meer, der auch seit vielen Jahren zur PWA Race Crew gehört. Viele Teilnehmer wie Jordy Vonk oder Maciek Rutkowski bieten eigene Camps an, die Trainings-Rennen auf Teneriffa sind aber ein wichtiger Baustein in der Vorbereitung.