Drei Jahrzehnte surf-Test – da haben wir unzählige Boardbags kommen und gehen sehen. Aber von keiner mussten wir uns trennen, nur weil wir sie mal 200 Meter ohne Rollen über einen glatten Flughafenboden gezerrt haben. Viel entscheidender für die Lebensdauer eines Bags waren andere Dinge: aufgeschlitzter Stoff, korrodierte Reißverschlüsse, abgerissene Gurte. Klar, Rollen machen vieles einfacher, vor allem auf glattem Terrain. Aber: Sie machen das Bag auch deutlich schwerer. Und wer sein Bag öfter mal im Auto transportiert, kennt das Problem – mit etwas Pech ruiniert man sich mit fix montierten Rollen gleich noch die Innenverkleidung des Wagens. Deshalb lohnt es sich, vor dem Kauf gut zu überlegen, ob man Rollen wirklich benötigt – oder ob man das bisschen Schleppen in Kauf nimmt. Weil die Rollstrecken erfahrungsgemäß sehr kurz sind, haben wir bei dieser Auswahl auf Rollen verzichtet.
Die nächste Grundsatzfrage: Double Bag oder Quiverbag? Eine Double Bag ist praktisch, wenn man zwei Boards transportieren möchte – aber damit ist das Bag in der Regel auch schon ziemlich voll. Zwei Boards, Finnen, Fußschlaufen, eventuell noch ein bisschen Zubehör – und schon ist man am Limit von 30 oder 32 Kilo, das die meisten Airlines erlauben. Auch, weil die Bags selbst ohne Rollen schon zwischen vier und sechs Kilo wiegen.
Quiverbags bieten hier eine clevere Alternative für eine Surfausrüstung. Sie haben zwei getrennte Fächer – unten für das Board, oben für Zubehör. Das Gute: Man kann das Board unten rausziehen, ohne dass das ganze andere Zeug gleich mitkommt, denn die Fächer sind komplett voneinander getrennt. Die Quiverbags lassen sich hinten öffnen, vorne sind sie geschlossen – was bedeutet, dass es dort keine Schwachstellen durch Reißverschlüsse oder ungepolsterte Stellen gibt. Allerdings kommt man dann vorne auch nicht mehr dran. Wer hier zusätzlichen Schutz möchte, muss diesen direkt am Board befestigen. Apropos Polsterung: Wer noch die originalen Nose- und Tailschützer von seiner Boardverpackung hat, sollte die gut aufheben. Ansonsten ist Kreativität angesagt.
Wir haben zum Beispiel aus zwei Pappstücken eine Art Knautschzone gebaut – wie beim Auto. Funktioniert super. Bitte kein billiges Paketklebeband verwenden! Die Rückstände davon sind eine Katastrophe. Stabiles Malerkrepp funktioniert genauso und lässt sich problemlos und ohne Aceton-Orgie wieder entfernen. Manche Boards werden ab Werk in wabenförmiger Pappe verpackt – ein tolles Material. Wer solche Verpackung nachkaufen möchte, bekommt mittlerweile sogar stabilere Varianten, die dicker, robuster und leider auch schwerer sind (Beispiel: „Flexi-Hex“- Verpackung von Kanoa, kanoa-surfboards.com) Eine leichtere Alternative sind stabile Pappstreifen, die man um die Rails und oben wie unten am Board anbringt. Die schützen gut, ohne viel Gewicht mitzubringen. Auch Masten können als Schutz dienen – mehrere nebeneinander in gepolsterten Taschen bilden eine solide Basis für das daraufliegende Board. Surf-Tester Frank schwört auf eine leichte, große Boardbag, und das Board selbst kommt vorher in eine schlichte Single-Boardbag – die dann für Lagerung und Transport am Urlaubsort oft sehr sinnvoll zu verwenden ist.
Wichtig ist auch, wie man das Bag packt. Was nie lose ins Bag gehört: Finnen, Fußschlaufen (vor allem mit Schrauben), Mastverlängerungen oder andere harte Teile. Die rutschen garantiert unters Board (Murphy lässt grüßen) – wir mussten schon mal eine Finnenschraube aus dem Laminat holen. Solche Teile sollten einzeln in Pappe oder Schaumstoff verpackt und sicher mit Tape fixiert werden – zum Beispiel zwischen den Fußschlaufen. Auch Gabelbäume können gefährlich fürs Board werden. Hier sollte man darauf achten, dass genügend Abstand zum Board bleibt und nichts verrutschen kann – am besten, man legt zwei Segel als Schutz dazwischen und fixiert das Ganze mit Gurten oder Tape.
Reißverschlüsse sind übrigens die häufigste Schwachstelle an Boardbags. Wenn sie kaputtgehen, ist das oft das Ende des Bags. Daher unbedingt regelmäßig pflegen – vor allem nach Kontakt mit Salzwasser gründlich spülen und mit Reißverschluss-Pflegemittel geschmeidig halten. Besonders wichtig ist das bei Metallzippern.
Für den Autotransport bieten die Sessionbags eine gute Polsterung, für den Flug ist zumindest im unteren Boardabteil etwas zusätzliche Polsterung sinnvoll. Besonders solide wirkt in diesem Feld die Double Bag von MFC – mit dickem Schaumstoff, sehr robustem Reißverschluss und fest vernähten Polstern in den Seitenwangen, die nicht verrutschen können. Zwischen den Bags von GunSails und ION schneidet die GunSails vom Außenmaterial her etwas besser ab, auch die Polsterung im Deckelfach ist kräftiger. Bei beiden sind die Seitenwände dick genug gepolstert, allerdings ist der Schaumstoff nicht fix vernäht – da kann im unglücklichsten Falle eine kleine Polsterlücke nahe der Naht entstehen. Eine interessante Sonderform bietet die ProLimit-Doppelbag: außen robust wie GunSails, aber mit etwas dünnerer Seitenpolsterung. Dafür ist der Schaum hier rutschsicher vernäht.
Ein Tipp zur Passform: Lieber vorne und hinten ein paar Zentimeter Luft lassen, als das Board auf Anschlag in die Tasche stopfen. Zehn Zentimeter Puffer ermöglichen zusätzliches Polster – und verhindern, dass die Nose sich schon nach dem Packen durch den Schaum drückt.
Das ist die ultimative Motorradkombi unter den Boardbags. Die Ride Bag* besticht durch ihre äußerst robuste Verarbeitung und zusätzliche Verstärkungen. An beiden Enden prangen solide Gummilagen, die rundum Schutz bieten, während ein grober Reißverschluss mit beeindruckend großem Zipper sicheren Halt garantiert. Dick gepolstert, aber mit verschleißfestem, feinem Material überzogen, sorgt sie für Langlebigkeit und Ästhetik. Besonders clever sind die Kompressionsgurte, die um die Bag verlaufen, wodurch sie die Reißverschlüsse entlasten und keinen Zug auf die Nähte ausüben. Die geräumige Tasche mit zwei Zwischenlagen wiegt 5,75 Kilo. Mit einer Breite von 90 Zentimetern bietet sie viel Stauraum, ist aber auch in kleineren Größen erhältlich. Diese Bag ermöglicht rundum Zugriff für zusätzliche Polsterung und wirkt zuverlässig und hochwertig gefertigt.
Verstärkungen, Polsterung, Gurtführung
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Die Session Bag beeindruckt mit einem feinen, jedoch robusten Außenstoff. Das untere Abteil ist seitlich mittel gepolstert, das obere Abteil bietet gut gepolsterten Schutz für die verstauten Segel, besser als in ungepolsterten Segeltaschen. Ein sinnvolles Extra sind die Laschen für Spanngurte, die ein unnötig strammes Festzurren auf dem Auto überflüssig machen. In der getesteten Größe ist die Tasche sehr geräumig und bietet Platz für bis zu drei Segel, zwei Gabelbäume und ein großes Board. Praktische Details wie gut gepolsterte Griffe und ein seitlicher Schultergurt sorgen für hohen Tragekomfort. Ein auf der Unterseite angebrachtes Gummipad verringert den Verschleiß beim Ziehen der Tasche und ermöglicht die Montage einer Adapterplatte mit Rollen. Ursprünglich als Autodachtasche konzipiert, eignet sie sich bei zusätzlicher Polsterung des unteren Fachs auch für Flugreisen.
Pfiffige Aufteilung, Laschen für Spanngurte
Optionale Rollenplatte
Die ION Bag ist ein bemerkenswert leichtes Modell, das jedoch leichte Abstriche in Polsterung und Ausstattung macht. Sie bietet Platz für zwei 130-Liter-Freerideboards, getrennt durch eine fest eingenähte, dünne, aber gepolsterte Zwischenlage. Innenliegende Gurte ermöglichen das sichere Fixieren der Boards. Die seitliche Polsterung ist dick, aber nicht fest vernäht, was unter ungünstigen Bedingungen zu einem Verrutschen des Schaumstoffs führen kann. Acht Kompressionsgurte ermöglichen ein passgenaues Zusammenziehen der Bag, setzen jedoch unterhalb des Reißverschlusses an und sollten daher nicht übermäßig straff gezogen werden. Vorder- und rückseitige Tragegriffe ermöglichen einen bequemen Transport zu zweit, während ein seitlicher Griff dies auch für eine Person ermöglicht. Die Konstruktion der Bag ist gewichtsoptimiert, mit einer Unterseite aus verstärkter Kunststofffolie .
Sehr leicht
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Bezug am Boden lediglich verstärkte Folie
Die Doppelboardbag von ProLimit zählt zu den halb geschlossenen Modellen. Dies erschwert das zusätzliche Abpolstern an der Vorderseite der Boards. Die Polsterung ist etwas dünner als bei GunSails oder ION, jedoch bis in den Saum fest vernäht, wodurch das Polstermaterial nicht verrutscht und stets überall Schutz bietet. Ein integriertes dickes Polster am Heck schützt primär das obere Board, da es von oben heruntergeklappt wird, aber nicht das gesamte Heck abdeckt. Das Außenmaterial wirkt insgesamt dick und robust. Solide angenähte Tragegriffe befinden sich vorne und hinten, während ein Schultergurt an der Seite für bequemen Transport sorgt. Eine Belüftungsöffnung am hinteren Ende soll Feuchtigkeitsansammlungen verhindern. Zusätzlich gibt es einen Schlitz am Boden, der das Verstauen eines Boards mit montierter Finne ermöglicht.
Griffiges und robustes Außenmaterial
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Halb geschlossen
Die Sessionbag von Unifiber ist speziell als Auto-Transporttasche konzipiert und überzeugt mit durchdachtem Design. Sie verfügt über zwei Fächer, die Platz für ein Board sowie mehrere Segel, Gabelbäume, Masten und Kleinteile bieten. Dabei sind alle Fächer bequem von hinten zugänglich. Laschen an der Oberseite verhindern, dass das Board auch bei recht lockerer Gurtbespannung vom Autodach rutscht, was die Segel schont. Die Polsterung ist für den Auto-Transport optimal, bei Flugreisen jedoch ist zusätzliche Polsterung für das Board ratsam. Das obere Fach schützt Segel und Gabelbäume sehr gut, während die Polsterung des unteren Fachs dünner ausfällt. Der Boden der Tasche ist besonders robust gestaltet und im hinteren Bereich für eine Rollenplatte verstärkt. Zusätzlichen Komfort bieten zwei stabile Griffe vorne und hinten sowie ein Schultertragegurt an der Seite.
Sehr robust wirkend
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Öffnet nur im hinteren Teil
Die GunSails Bag ähnelt der ION in Form und Polsterung, bietet bei einem halben Kilo mehr jedoch robustere Materialien. Acht Kompressionsgurte schnüren den Inhalt zusammen. Großflächig angenähte Tragegriffe an Vorder- und Rückseite, ein seitlicher Griff und ein gepolsterter Schultergurt sorgen für bequemen Transport. Eine einzelne seitliche Belüftungsöffnung ist an einer Stelle vorhanden. Das seitliche Polster ist nicht vollständig vernäht, was leichte Verschiebungen ermöglichen könnte. Die Tasche öffnet sich weit und verfügt über eine fest eingenähte Trennlage. Innerhalb der Tasche können zusätzliche Gurte genutzt werden, um das Gepäck zu sichern. Obwohl die Gun-Bag leicht ist, besticht sie durch einen robusten Außenstoff. und bietet vor allem an den Enden eine solide Polsterung. Bei einer Breite von 75 Zentimetern passten 130-Liter-Freerider recht knapp hinein.
Günstig; robuster Stoffbezug
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*surf-Messung