FahrtechnikSo findest Du die richtige Leash zum Wingsurfen

Manuel Vogel

 · 27.08.2022

Fahrtechnik: So findest Du die richtige Leash zum WingsurfenFoto: Simon Crowther
Wingsurfen ist ganz ohne Leash nicht denkbar, sorgt sie doch dafür, dass man mit Wing und Board verbunden bleibt. Welche Systeme es gibt, welche Länge Sinn macht und wann man auf eine Boardleash verzichten sollte, erfährst du hier.

Sie nervt am Anfang ziemlich rum. Aber irgendwann stellt sich raus, dass sie doch ganz okay ist und es gut tut, sie zu haben. Gemeint ist natürlich die Leash, mit der viele Wingsurfer zunächst eine Zwangsehe eingehen, sich dann aber doch ganz gut arrangieren. Die folgende Paarberatung verrät dir, mit welcher Leash du eine Verbindung fürs Leben eingehen solltest – und wann eine dauerhafte Trennung vielleicht doch die bessere Entscheidung ist.

Die passende Wing-Leash

Eine sichere Verbindung zwischen Surfer und Wing ist essenziell. Der Wing würde, einmal losgelassen, sonst auf Nimmerwiedersehen verschwinden, ohne eine Chance, ihn schwimmend oder paddelnd jemals wieder einzuholen.

Die meisten Wings werden bereits mit einer passenden Handleash ausgeliefert, diese wird an der Fronttube des Wings angeknotet und in der Regel am Handgelenk fixiert. An welcher Hand man die Leine befestigt, ist in der Praxis egal, denn man wechselt die Hände beim Umdrehen ja ohnehin, wodurch die Leash mal an der vorderen und mal an der hinteren Hand hängt. Vor allem am Anfang kommt es immer wieder vor, dass man sich in Manövern durch die Leash gestört fühlt, weil sich diese zum Beispiel ums Handgelenk wickelt. Um das zu beheben, muss man im Anschluss an das Manöver für einen kurzen Moment die entsprechende Hand lösen und die Leash „ausdrehen” – für geübte Wingsurfer kein Problem, beim Lernen aber manchmal nervig.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Bei Leashes muss die Länge passenFoto: Marius GuggBei Leashes muss die Länge passen

Eine weitere Möglichkeit für alle, die die Hände gerne frei haben, ist daher die Hüftleash. Hier wird die Leine an einem Hüftgurt eingehakt. Der Vorteil: Man hat die Hände frei und verheddert sich in Manövern nicht. Allerdings kann es unter Umständen vorkommen, dass sich die Leash beim Schwimmen im Wasser oder beim Aufsteigen an Foil oder Board verhakt – was auch nicht jedermanns Sache ist.

Auch die Frage, ob man eine glatte oder gecoilte (aufgedrehte) Leash verwendet, stellt sich. Befürworter der glatten Variante argumentieren, dass man die glatten Varianten nahezu vergisst, da sie etwas leichter sind. Der Nachteil: Sie wickeln sich leichter ums Handgelenk. Aber auch Coiled Leashes haben Vor- und Nachteile: Die Gefahr des Verhedderns ist geringer, dafür ist die gedrehte Variante deutlich wuchtiger und manchmal auch im Weg. Welches System man letztlich am Wing wählt, ist also Geschmacksache und keine Frage von richtig oder falsch.

Die richtige Länge der Leash

Bleibt die Frage nach der passenden Länge: Generell sollte die Leash zum Wing lang genug sein, dass man um die Flügelspitze herum schwimmen kann.

Faustregel für Handleashes: Länge der Leash = halbe Spannweite des Wings

Ein durchschnittlicher Fünf-Quadratmeter-Wing hat eine Spannweite von etwa 340 Zentimetern. Eine Fünf-Fuß-Leash mit etwas Dehnfähigkeit passt daher meist ideal, bei sehr großen Wings (> 6 qm) mit entsprechend größerer Spannweite kann auch eine Leine mit sechs Fuß Sinn machen. Freestyler, die oft auch mit kleinen Wing-Größen unter fünf Quadratmeter unterwegs sind, greifen auch gerne zu kürzeren Leashes mit vier bis fünf Fuß Länge, damit diese bei Sprüngen und Rotationen nicht zu sehr schlagen.

Und wie fest sollte die Leash am Handgelenk sitzen? Nur so fest, dass sie sich noch ums Handgelenk drehen kann. Und keinesfalls so locker, dass sie über die Hand rutscht. Außerdem überlappt das Klett umso weniger, je lockerer sie fixiert ist. Reißt der Wing mal plötzlich an, kann der Klettverschluss aufgehen und der Wing verschwindet am Horizont.

Die Leash fürs Handgelenk ist meist die sinnvolle OptionFoto: Toby BromwichDie Leash fürs Handgelenk ist meist die sinnvolle Option

Die passende Leash fürs Board

Für Ein- und Aufsteiger gehört eine Boardleash zur Standardausrüstung. Worauf es hierbei ankommt, erfahrt ihr im Folgenden.

Fuß- oder Hüftleash – welche Verbindung zum Board macht Sinn?

Bei Wingsurfboards gehört eine Leash normalerweise nicht zum Lieferumfang dazu – sie muss extra zugekauft werden. Man hat auch hier wieder zwei Möglichkeiten: Die Fußleash ist am weitesten verbreitet und wird am Fußgelenk angeklettet. Auch hier ist die richtige Länge entscheidend. Ist die Leine zu lang, schleift sie störend im Wasser. Ist sie zu kurz, besteht Verletzungsgefahr, weil man bei Stürzen nicht weit genug vom Board weg kommt.

Faustregel für Fußleashes: Länge der Leash = Boardlänge

Ein guter Tipp für die Verbindung zum Board sind generell gedrehte Leashes ("coiled leashes"). Diese sind in aufgedrehtem Zustand kürzer und schleifen dann nicht so sehr im Wasser hinterher. Vor allem Neueinsteiger ins Wingsurfen stören sich aber oft daran, dass Fußleashes immer wieder zur Stolperfalle werden oder sich zwischen Fuß und Schlaufe einklemmen. In diesem Fall ist die Hüftleash eine sinnvolle Alternative.

Hüftleashes werden an einem Hüftgurt befestigt, wodurch die Leine keine Stolperfalle mehr darstelltFoto: Manuel VogelHüftleashes werden an einem Hüftgurt befestigt, wodurch die Leine keine Stolperfalle mehr darstellt

Die Hüftleash besteht aus einer normalen Coiled Leash, die an einem speziellen Hüftgurt (”Wingsurf Waist Belt”) eingehakt wird, wodurch die Leine nicht mehr auf dem Board liegend zur Stolperfalle wird. Auch das lästige Hinterherschleifen der Leash im Wasser ist damit Geschichte. Eine passende Coiled Leash für die Verwendung mit einem Hüftgurt misst 4-5 Fuß – in gestrecktem Zustand zieht sich die Leine dann auf 8-10 Fuß auseinander. Auch die gedrehte Variante hat allerdings ihre Schattenseiten: Beim Schwimmen neben dem Board hat man die Leash oft zwischen den Beinen. Auch ein Herumwickeln um Hüfte und Beine ist möglich. Daher unser Tipp: Der Hüftgurt sollte nicht ganz stramm am Körper sitzen. Ist die Leash mal um die Hüfte gewickelt, kannst du einfach den Gurt drehen und dich so entknoten.

Ohne Leash in die Welle und in die Luft

In bestimmten Fällen kann man als Wingfoiler auf die Verbindung zum Board verzichten, z.B. bei ambitionierten Freestyletricks oder in der Welle. Wer an Front- und Backflips übt oder in kraftvoller Brandung unterwegs ist, will sich kontrolliert vom Board (und dem scharfen Foil) entfernen können. Freestyle-Pro Balz Müller: “Bei den ersten Wingfoil-Versuchen ist die Leash unverzichtbar und je nach Bedienungen ist es auch für Profis fahrlässig, ohne Leash aufs Wasser zu gehen, da du deinem Board bei starkem Wind nie hinterher kommst. Aber ab dem Moment wo du planst, Überkopf-Manöver mit dem Wing zu Springen, wie z.B. Front- oder Backflips, rate ich dir von einer Leash ab, weil dein Brett sonst wie ein Boomerang zurückgeschleudert wird und du dich verletzen kannst. Voraussetzung ist dann aber, dass du mit jemandem gemeinsam surfst, der auf dein Board achten kann.”

Bei Überkopf-Rotationen sind Boardleashes eher ein RisikoFoto: Roger GruetterBei Überkopf-Rotationen sind Boardleashes eher ein Risiko

Fazit:

Tipp für Wing-Einsteiger:

  • Handleash zum Wing mit 5-6 Fuß Länge
  • Hüftgurt mit Coiled Leash als Verbindung zum Board; Länge (gestreckt) ca. 8-11 Fuß

Tipp für erfahrene Wingsurfer:

  • Systemwahl je nach persönlicher Präferenz
  • Länge der Fußleash = Boardlänge; Alternativ Hüftgurt mit Coiled Leash (gestreckt) 8-11 Fuß

Tipp für Freestyle und Welle:

  • Sobald Front- oder Backflips auf dem Programm stehen, kann auf eine Leash verzichtet werden
  • Voraussetzung ist, dass Mitstreiter das Board im Notfall sichern können und ein Abtreiben ausgeschlossen ist

Auch interessant:

Meistgelesen in der Rubrik Wingsurfen